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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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Zylinder während des Leerlaufens der Lokomotive dient das Luftsaugeventil (Tellerventil) (Abb. 51) von Ricour. Während der Periode des Entstehens einer Luftverdünnung im Dampfzylinder und Schieber einer leerlaufenden Lokomotive öffnet der äußere Luftdruck das V. und Luft strömt ein und zerstört die sich bildende Luftverdünnung. Damit das V. beim Niedersetzen nicht zu heftig auf den Sitz aufschlägt, dient die unten angebrachte Feder, welche das V. im drucklosen Zustand schwebend erhält. Tritt Dampf in die Zylinder, dann wird das V. dauernd auf einen Sitz gepreßt.

Rihosek.


Verbandszüge auf Grund besonderer Vereinbarung zwischen den zu einem Verbande vereinigten Verwaltungen verkehrende Züge zur Bedienung des Verbands- oder Durchgangsverkehrs auf größere Entfernungen. Der Ausdruck findet heute kaum noch Anwendung. In Deutschland ist er nicht mehr üblich, seitdem die durch die Eisenbahnverbände (s. d.) getroffenen Vereinbarungen mehr und mehr Gemeingut aller Verwaltungen geworden sind. V. gab es früher sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Da auch innerhalb des Landes ein Obergang des Begleitpersonals über die Eigentumsgrenze der einzelnen Verwaltungen hinaus nicht stattfand, bei den V. aber ein solcher dringend erwünscht sein mußte, so wurden diese Züge z. T. von Beamten begleitet, die vom Verbände angestellt und besoldet wurden. Bei den Güterzügen pflegte ein Beamter - der Verbandspackmeister - den Zug auf der ganzen Fahrt zu begleiten. Für die Verbandsschnellzüge wurden in einzelnen Fällen auch die Wagen auf Kosten des Verbandes beschafft und unterhalten. Durch die Vereinigung der einzelnen Verwaltungsbezirke in der Hand des Staates oder durch die Vereinbarungen über den Wagen- und Personaldurchgang auf dem Wege des Naturalausgleichs entfielen im Laufe der Zeit die den V. anhaftenden Eigentümlichkeiten. Sie verkehren heute als Durchgangs- oder Fernzüge ohne Änderung ihrer früheren Verkehrsaufgabe.

In Deutschland war der älteste und bekannteste Verband der Norddeutsche Eisenbahnverband. Er hatte sich schon im Jahre 1848 zur Vermittlung des Verkehrs zwischen Köln, Hamburg, Berlin und Leipzig gebildet. Seine Bemühungen zur Herstellung ineinandergreifender Fahrpläne und direkter Tarife für den Personen- und Güterverkehr führten zur Einrichtung von Verbandsschnellzügen zwischen Berlin und Köln über Magdeburg - Börssum - Elberfeld, die aus Verbandswagen gebildet und vom Verbandspersonal begleitet wurden. Der Verband unterhielt ein gemeinsames Abrechnungsbureau. Die durch ähnliche Vereinbarungen geschaffenen Schnellzüge zwischen Hamburg und Stettin über Lübeck haben erst in neuerer Zeit ihre Eigentümlichkeit als V. verloren (s. Durchgangszug u. Zugbildung).

Breusing.


Verbindungsbahnen sind in der Regel kurze Bahnen, die dazu dienen, Bahnhöfe derselben Eisenbahnverwaltung oder verschiedener Verwaltungen miteinander zu verbinden oder Bahnhöfe zu umfahren. V. finden sich namentlich zur Verbindung zwischen Verschiebebahnhof und Ortsgüterbahnhof, Hafenbahnhof u. s. w. Ferner werden V. regelmäßig da, wo ein Personenbahnhof für zwei oder mehrere einlaufende Bahnlinien Kopfform besitzt, dazu angelegt, um den Güterzügen und etwaigen sonstigen direkten Zügen ein Durchfahren ohne Spitzkehre im Kopfbahnhof zu gestatten. An solche V. pflegt man den Verschiebebahnhof anzuschließen. Auch zwischen zwei, vor und hinter einem großen Personenbahnhof angelegten Verschiebebahnhöfen hat man häufig eine V. angelegt, um die Güterzüge ohne Berührung des Personenbahnhofs durchzuführen.

Wo in einer großen Stadt mehrere Bahnhöfe bestehen, dient eine, bisweilen ringförmig die Stadt umfahrende, V. dazu, die Bahnhöfe für den Güterverkehr, in manchen Fällen auch für den Personenverkehr in Verbindung zu setzen.

Cauer.


Verbleiung s. Plombierung.


Verbundlokomotiven (compound locomotives; locomotives compound; locomotive composite). Die zweifache Dampfdehnung ist im Lokomotivbau vielfach gebräuchlich, wenn sie auch nicht so große Verbreitung erlangt hat, als im Bau ortsfester Dampfmaschinen und im Schiffsmaschinenbau. Während ortsfeste Verbundmaschinen schon um das Jahr 1830 ausgeführt wurden, findet man die ersten Versuche mit V. erst 1876. Der Schweizer Ingenieur Anatole Mallet führte in diesem Jahre die erste kleine V. für die Nebenbahn Bayonne-Biarritz aus. Es war eine zweizylindrige Lokomotive mit einem Hoch- und einem Niederdruckzylinder. Um das Anfahren zu ermöglichen, war ein Wechselschieber vorgesehen, der vom Lokomotivführer verstellbar war und für das Anfahren die Lokomotive in eine solche mit einfacher Dampfdehnung umwandelte, so daß jeder Dampfzylinder Kesseldampf und besonderen Auspuff erhielt. Mallet führte an dieser ersten Lokomotive, der bald weitere folgten, zahlreiche Verbesserungen aus. Da eine Brennstoffersparnis von 25% gegenüber Lokomotiven mit einfacher Dampfdehnung festgestellt wurde, so erregten diese Versuche überall großes Aufsehen. Es folgten einige französische Eisenbahnen, die Kaiser Ferdinand-Nordbahn und die Russische Südostbahn.

Zylinder während des Leerlaufens der Lokomotive dient das Luftsaugeventil (Tellerventil) (Abb. 51) von Ricour. Während der Periode des Entstehens einer Luftverdünnung im Dampfzylinder und Schieber einer leerlaufenden Lokomotive öffnet der äußere Luftdruck das V. und Luft strömt ein und zerstört die sich bildende Luftverdünnung. Damit das V. beim Niedersetzen nicht zu heftig auf den Sitz aufschlägt, dient die unten angebrachte Feder, welche das V. im drucklosen Zustand schwebend erhält. Tritt Dampf in die Zylinder, dann wird das V. dauernd auf einen Sitz gepreßt.

Rihosek.


Verbandszüge auf Grund besonderer Vereinbarung zwischen den zu einem Verbande vereinigten Verwaltungen verkehrende Züge zur Bedienung des Verbands- oder Durchgangsverkehrs auf größere Entfernungen. Der Ausdruck findet heute kaum noch Anwendung. In Deutschland ist er nicht mehr üblich, seitdem die durch die Eisenbahnverbände (s. d.) getroffenen Vereinbarungen mehr und mehr Gemeingut aller Verwaltungen geworden sind. V. gab es früher sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Da auch innerhalb des Landes ein Obergang des Begleitpersonals über die Eigentumsgrenze der einzelnen Verwaltungen hinaus nicht stattfand, bei den V. aber ein solcher dringend erwünscht sein mußte, so wurden diese Züge z. T. von Beamten begleitet, die vom Verbände angestellt und besoldet wurden. Bei den Güterzügen pflegte ein Beamter – der Verbandspackmeister – den Zug auf der ganzen Fahrt zu begleiten. Für die Verbandsschnellzüge wurden in einzelnen Fällen auch die Wagen auf Kosten des Verbandes beschafft und unterhalten. Durch die Vereinigung der einzelnen Verwaltungsbezirke in der Hand des Staates oder durch die Vereinbarungen über den Wagen- und Personaldurchgang auf dem Wege des Naturalausgleichs entfielen im Laufe der Zeit die den V. anhaftenden Eigentümlichkeiten. Sie verkehren heute als Durchgangs- oder Fernzüge ohne Änderung ihrer früheren Verkehrsaufgabe.

In Deutschland war der älteste und bekannteste Verband der Norddeutsche Eisenbahnverband. Er hatte sich schon im Jahre 1848 zur Vermittlung des Verkehrs zwischen Köln, Hamburg, Berlin und Leipzig gebildet. Seine Bemühungen zur Herstellung ineinandergreifender Fahrpläne und direkter Tarife für den Personen- und Güterverkehr führten zur Einrichtung von Verbandsschnellzügen zwischen Berlin und Köln über Magdeburg – Börssum – Elberfeld, die aus Verbandswagen gebildet und vom Verbandspersonal begleitet wurden. Der Verband unterhielt ein gemeinsames Abrechnungsbureau. Die durch ähnliche Vereinbarungen geschaffenen Schnellzüge zwischen Hamburg und Stettin über Lübeck haben erst in neuerer Zeit ihre Eigentümlichkeit als V. verloren (s. Durchgangszug u. Zugbildung).

Breusing.


Verbindungsbahnen sind in der Regel kurze Bahnen, die dazu dienen, Bahnhöfe derselben Eisenbahnverwaltung oder verschiedener Verwaltungen miteinander zu verbinden oder Bahnhöfe zu umfahren. V. finden sich namentlich zur Verbindung zwischen Verschiebebahnhof und Ortsgüterbahnhof, Hafenbahnhof u. s. w. Ferner werden V. regelmäßig da, wo ein Personenbahnhof für zwei oder mehrere einlaufende Bahnlinien Kopfform besitzt, dazu angelegt, um den Güterzügen und etwaigen sonstigen direkten Zügen ein Durchfahren ohne Spitzkehre im Kopfbahnhof zu gestatten. An solche V. pflegt man den Verschiebebahnhof anzuschließen. Auch zwischen zwei, vor und hinter einem großen Personenbahnhof angelegten Verschiebebahnhöfen hat man häufig eine V. angelegt, um die Güterzüge ohne Berührung des Personenbahnhofs durchzuführen.

Wo in einer großen Stadt mehrere Bahnhöfe bestehen, dient eine, bisweilen ringförmig die Stadt umfahrende, V. dazu, die Bahnhöfe für den Güterverkehr, in manchen Fällen auch für den Personenverkehr in Verbindung zu setzen.

Cauer.


Verbleiung s. Plombierung.


Verbundlokomotiven (compound locomotives; locomotives compound; locomotive composite). Die zweifache Dampfdehnung ist im Lokomotivbau vielfach gebräuchlich, wenn sie auch nicht so große Verbreitung erlangt hat, als im Bau ortsfester Dampfmaschinen und im Schiffsmaschinenbau. Während ortsfeste Verbundmaschinen schon um das Jahr 1830 ausgeführt wurden, findet man die ersten Versuche mit V. erst 1876. Der Schweizer Ingenieur Anatole Mallet führte in diesem Jahre die erste kleine V. für die Nebenbahn Bayonne-Biarritz aus. Es war eine zweizylindrige Lokomotive mit einem Hoch- und einem Niederdruckzylinder. Um das Anfahren zu ermöglichen, war ein Wechselschieber vorgesehen, der vom Lokomotivführer verstellbar war und für das Anfahren die Lokomotive in eine solche mit einfacher Dampfdehnung umwandelte, so daß jeder Dampfzylinder Kesseldampf und besonderen Auspuff erhielt. Mallet führte an dieser ersten Lokomotive, der bald weitere folgten, zahlreiche Verbesserungen aus. Da eine Brennstoffersparnis von 25% gegenüber Lokomotiven mit einfacher Dampfdehnung festgestellt wurde, so erregten diese Versuche überall großes Aufsehen. Es folgten einige französische Eisenbahnen, die Kaiser Ferdinand-Nordbahn und die Russische Südostbahn.

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[82/0095] Zylinder während des Leerlaufens der Lokomotive dient das Luftsaugeventil (Tellerventil) (Abb. 51) von Ricour. Während der Periode des Entstehens einer Luftverdünnung im Dampfzylinder und Schieber einer leerlaufenden Lokomotive öffnet der äußere Luftdruck das V. und Luft strömt ein und zerstört die sich bildende Luftverdünnung. Damit das V. beim Niedersetzen nicht zu heftig auf den Sitz aufschlägt, dient die unten angebrachte Feder, welche das V. im drucklosen Zustand schwebend erhält. Tritt Dampf in die Zylinder, dann wird das V. dauernd auf einen Sitz gepreßt. Rihosek. Verbandszüge auf Grund besonderer Vereinbarung zwischen den zu einem Verbande vereinigten Verwaltungen verkehrende Züge zur Bedienung des Verbands- oder Durchgangsverkehrs auf größere Entfernungen. Der Ausdruck findet heute kaum noch Anwendung. In Deutschland ist er nicht mehr üblich, seitdem die durch die Eisenbahnverbände (s. d.) getroffenen Vereinbarungen mehr und mehr Gemeingut aller Verwaltungen geworden sind. V. gab es früher sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Da auch innerhalb des Landes ein Obergang des Begleitpersonals über die Eigentumsgrenze der einzelnen Verwaltungen hinaus nicht stattfand, bei den V. aber ein solcher dringend erwünscht sein mußte, so wurden diese Züge z. T. von Beamten begleitet, die vom Verbände angestellt und besoldet wurden. Bei den Güterzügen pflegte ein Beamter – der Verbandspackmeister – den Zug auf der ganzen Fahrt zu begleiten. Für die Verbandsschnellzüge wurden in einzelnen Fällen auch die Wagen auf Kosten des Verbandes beschafft und unterhalten. Durch die Vereinigung der einzelnen Verwaltungsbezirke in der Hand des Staates oder durch die Vereinbarungen über den Wagen- und Personaldurchgang auf dem Wege des Naturalausgleichs entfielen im Laufe der Zeit die den V. anhaftenden Eigentümlichkeiten. Sie verkehren heute als Durchgangs- oder Fernzüge ohne Änderung ihrer früheren Verkehrsaufgabe. In Deutschland war der älteste und bekannteste Verband der Norddeutsche Eisenbahnverband. Er hatte sich schon im Jahre 1848 zur Vermittlung des Verkehrs zwischen Köln, Hamburg, Berlin und Leipzig gebildet. Seine Bemühungen zur Herstellung ineinandergreifender Fahrpläne und direkter Tarife für den Personen- und Güterverkehr führten zur Einrichtung von Verbandsschnellzügen zwischen Berlin und Köln über Magdeburg – Börssum – Elberfeld, die aus Verbandswagen gebildet und vom Verbandspersonal begleitet wurden. Der Verband unterhielt ein gemeinsames Abrechnungsbureau. Die durch ähnliche Vereinbarungen geschaffenen Schnellzüge zwischen Hamburg und Stettin über Lübeck haben erst in neuerer Zeit ihre Eigentümlichkeit als V. verloren (s. Durchgangszug u. Zugbildung). Breusing. Verbindungsbahnen sind in der Regel kurze Bahnen, die dazu dienen, Bahnhöfe derselben Eisenbahnverwaltung oder verschiedener Verwaltungen miteinander zu verbinden oder Bahnhöfe zu umfahren. V. finden sich namentlich zur Verbindung zwischen Verschiebebahnhof und Ortsgüterbahnhof, Hafenbahnhof u. s. w. Ferner werden V. regelmäßig da, wo ein Personenbahnhof für zwei oder mehrere einlaufende Bahnlinien Kopfform besitzt, dazu angelegt, um den Güterzügen und etwaigen sonstigen direkten Zügen ein Durchfahren ohne Spitzkehre im Kopfbahnhof zu gestatten. An solche V. pflegt man den Verschiebebahnhof anzuschließen. Auch zwischen zwei, vor und hinter einem großen Personenbahnhof angelegten Verschiebebahnhöfen hat man häufig eine V. angelegt, um die Güterzüge ohne Berührung des Personenbahnhofs durchzuführen. Wo in einer großen Stadt mehrere Bahnhöfe bestehen, dient eine, bisweilen ringförmig die Stadt umfahrende, V. dazu, die Bahnhöfe für den Güterverkehr, in manchen Fällen auch für den Personenverkehr in Verbindung zu setzen. Cauer. Verbleiung s. Plombierung. Verbundlokomotiven (compound locomotives; locomotives compound; locomotive composite). Die zweifache Dampfdehnung ist im Lokomotivbau vielfach gebräuchlich, wenn sie auch nicht so große Verbreitung erlangt hat, als im Bau ortsfester Dampfmaschinen und im Schiffsmaschinenbau. Während ortsfeste Verbundmaschinen schon um das Jahr 1830 ausgeführt wurden, findet man die ersten Versuche mit V. erst 1876. Der Schweizer Ingenieur Anatole Mallet führte in diesem Jahre die erste kleine V. für die Nebenbahn Bayonne-Biarritz aus. Es war eine zweizylindrige Lokomotive mit einem Hoch- und einem Niederdruckzylinder. Um das Anfahren zu ermöglichen, war ein Wechselschieber vorgesehen, der vom Lokomotivführer verstellbar war und für das Anfahren die Lokomotive in eine solche mit einfacher Dampfdehnung umwandelte, so daß jeder Dampfzylinder Kesseldampf und besonderen Auspuff erhielt. Mallet führte an dieser ersten Lokomotive, der bald weitere folgten, zahlreiche Verbesserungen aus. Da eine Brennstoffersparnis von 25% gegenüber Lokomotiven mit einfacher Dampfdehnung festgestellt wurde, so erregten diese Versuche überall großes Aufsehen. Es folgten einige französische Eisenbahnen, die Kaiser Ferdinand-Nordbahn und die Russische Südostbahn.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/95>, abgerufen am 23.11.2024.