Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

Bild:
<< vorherige Seite

Risse freigelegten Eiseneinlagen führten. Auf diesen Umstand muß im Eisenbahnbau insbesondere bei Überfahrtsbrücken, Hallen und dergleichen Eisenbetontragwerken besonders Rücksicht genommen werden.

Das Schwinden kann durch geeignete Wahl des Z. und der Zuschlagstoffe sowie deren Mischung, ferner durch richtige Verarbeitung wohl auf ein Mindestmaß herabgesetzt, aber nicht ganz vermieden werden. Es würde einen großen Fortschritt für die Bauwelt bedeuten, wenn der Portlandzement durch besondere Zusammensetzung oder nachträgliche Zusätze weniger schwindend gemacht werden könnte.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der Portlandzement seinen ausgezeichneten Ruf in erster Linie der Eigenschaft verdankt, schon nach kurzer Zeit verhältnismäßig hohe Festigkeiten zu erreichen. Nichtsdestoweniger können wir heute bei eiligen und wichtigen Bauherstellungen mit einem Portlandzement, der nur die Normenfestigkeiten erreicht, nicht mehr das Auslangen finden. Viele Handelsportlandzemente übertreffen zwar mehr oder weniger die Normenfestigkeiten, doch ist dies nur äußerst selten in dem für Sonderzwecke erforderlichen Maße der Fall. Für Bauherstellungen, die in möglichst kurzer Zeit in Benützung genommen oder besonders stark beansprucht werden müssen, also naturgemäß vornehmlich bei Bauten auf im Betrieb befindlichen Eisenbahnen, wird man den hochwertigen Sonderportlandzement verwenden müssen.

Es empfiehlt sich, über den Erhärtungsfortschritt des Portlandzements auf der Baustelle unterrichtet zu sein. Falls zuverlässige Prüfungsergebnisse nicht bekannt sind, kann der Erhärtungsfortschritt mit der Kugeldruckprobe festgestellt werden, welcher Prüfungsvorgang (mit einem kleinen Taschenapparat) von Spindel beim Bau der Fleimstalbahn in Südtirol mit gutem Erfolg eingeführt worden ist.

Von großem Einfluß auf die mit Portlandzement erzielten Festigkeiten ist natürlich auch die Art der Verarbeitung und die Güte der Zuschlagstoffe.

Eine Erörterung hierüber würde über den Rahmen dieser Mitteilungen allzuweit hinausgehen.

Hydraulische Zuschläge (Puzzolane).

Hydraulische Zuschläge sind natürliche oder künstliche Stoffe, die die Eigenschaft besitzen, in Berührung mit Ätzkalk hydraulisch zu erhärten. Zu den hydraulischen Zuschlägen gehören eine Reihe jüngerer Eruptivgesteine, so der aus Traßstein erzeugte Traß, die Puzzolan- und Santorinerde, ferner gebrannte Tone (Ziegelmehl) und andere, zumeist als Abfälle vorkommende Tonerde- und Kieselsäurepräparate (Kohlenasche, gepulvertes Glas, Si-Stoff u. s. w.) sowie schließlich die ebenfalls als Abfallstoffe gewonnenen granulierten Hochofenschlacken. Wir unterscheiden zwischen Puzzolanen, die infolge ihres Gehaltes an Stoffen, die mit Ätzkalk hydraulisch erhärten, in erster Linie als Zuschlagstoffe (zum Kalk oder auch Portlandzement) verwendet werden und zwischen Puzzolanen, deren Eigenerhärtung durch verhältnismäßig geringe Zusätze an ätzenden Mitteln (Kalk, Portlandzement u. s. w.) ausgelöst wird und die nach Kühl als latente Bindemittel bezeichnet werden. Zu den letzteren gehören die basischen Hochofenschlacken, die eine dem Z. ähnliche Zusammensetzung haben, doch für sich allein, d. h. ohne fremde Zusätze, nicht erhärten können.

Bei den natürlichen, wie bei den künstlichen Puzzolanen (also auch bei Hochofenschlacken) ist sowohl hinsichtlich ihrer Eignung, wie auch ihrer Güte der Gehalt an wirksamen Stoffen und die Art der Verarbeitung maßgebend. In den gleichen Gewinnungsstellen findet man nebst brauchbarem auch mehr oder weniger unwirksamen Traß und aus den gleichen Hochöfen wird nebst vorzüglicher auch mehr oder weniger nur als Sand wirkende Hochofenschlacke gewonnen.

Von der Güte der Puzzolane hängen denn auch die Eigenschaften der mit diesen an den Baustellen oder in den Fabriken erzeugten Puzzolanzemente und der Mischportlandzemente ab.

Für die Lieferung und Prüfung der wichtigsten natürlichen Puzzolane, des Trasses, hat der Verband für die Materialprüfung der Technik besondere Vorschriften herausgegeben, die in ähnlicher Weise wie die Normen für die Prüfung der Z. gehalten sind. Zum Vergleich der Festigkeiten sei hier nur angeführt, daß Mörtelkörper aus 1 Raumteil Traß, 1 Raumteil Kalkteig (Normenkalk) und 1 Raumteil Normensand nachstehende Mindestfestigkeiten aufweisen müssen:

nach 3 Tagen Luft- und 25 Tagen Wassererhärtung:


Zugfestigkeit14 kg/cm2
Druckfestigkeit70 kg/cm2

Für die künstlichen Puzzolane sind Normenvorschriften für einheitliche Lieferung und Prüfung nicht allgemein eingeführt.

Vermischte hydraulische Bindemittel.

Es sollen die Bindemittel, die aus der Mischung eines unvermischten Bindemittels

Risse freigelegten Eiseneinlagen führten. Auf diesen Umstand muß im Eisenbahnbau insbesondere bei Überfahrtsbrücken, Hallen und dergleichen Eisenbetontragwerken besonders Rücksicht genommen werden.

Das Schwinden kann durch geeignete Wahl des Z. und der Zuschlagstoffe sowie deren Mischung, ferner durch richtige Verarbeitung wohl auf ein Mindestmaß herabgesetzt, aber nicht ganz vermieden werden. Es würde einen großen Fortschritt für die Bauwelt bedeuten, wenn der Portlandzement durch besondere Zusammensetzung oder nachträgliche Zusätze weniger schwindend gemacht werden könnte.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der Portlandzement seinen ausgezeichneten Ruf in erster Linie der Eigenschaft verdankt, schon nach kurzer Zeit verhältnismäßig hohe Festigkeiten zu erreichen. Nichtsdestoweniger können wir heute bei eiligen und wichtigen Bauherstellungen mit einem Portlandzement, der nur die Normenfestigkeiten erreicht, nicht mehr das Auslangen finden. Viele Handelsportlandzemente übertreffen zwar mehr oder weniger die Normenfestigkeiten, doch ist dies nur äußerst selten in dem für Sonderzwecke erforderlichen Maße der Fall. Für Bauherstellungen, die in möglichst kurzer Zeit in Benützung genommen oder besonders stark beansprucht werden müssen, also naturgemäß vornehmlich bei Bauten auf im Betrieb befindlichen Eisenbahnen, wird man den hochwertigen Sonderportlandzement verwenden müssen.

Es empfiehlt sich, über den Erhärtungsfortschritt des Portlandzements auf der Baustelle unterrichtet zu sein. Falls zuverlässige Prüfungsergebnisse nicht bekannt sind, kann der Erhärtungsfortschritt mit der Kugeldruckprobe festgestellt werden, welcher Prüfungsvorgang (mit einem kleinen Taschenapparat) von Spindel beim Bau der Fleimstalbahn in Südtirol mit gutem Erfolg eingeführt worden ist.

Von großem Einfluß auf die mit Portlandzement erzielten Festigkeiten ist natürlich auch die Art der Verarbeitung und die Güte der Zuschlagstoffe.

Eine Erörterung hierüber würde über den Rahmen dieser Mitteilungen allzuweit hinausgehen.

Hydraulische Zuschläge (Puzzolane).

Hydraulische Zuschläge sind natürliche oder künstliche Stoffe, die die Eigenschaft besitzen, in Berührung mit Ätzkalk hydraulisch zu erhärten. Zu den hydraulischen Zuschlägen gehören eine Reihe jüngerer Eruptivgesteine, so der aus Traßstein erzeugte Traß, die Puzzolan- und Santorinerde, ferner gebrannte Tone (Ziegelmehl) und andere, zumeist als Abfälle vorkommende Tonerde- und Kieselsäurepräparate (Kohlenasche, gepulvertes Glas, Si-Stoff u. s. w.) sowie schließlich die ebenfalls als Abfallstoffe gewonnenen granulierten Hochofenschlacken. Wir unterscheiden zwischen Puzzolanen, die infolge ihres Gehaltes an Stoffen, die mit Ätzkalk hydraulisch erhärten, in erster Linie als Zuschlagstoffe (zum Kalk oder auch Portlandzement) verwendet werden und zwischen Puzzolanen, deren Eigenerhärtung durch verhältnismäßig geringe Zusätze an ätzenden Mitteln (Kalk, Portlandzement u. s. w.) ausgelöst wird und die nach Kühl als latente Bindemittel bezeichnet werden. Zu den letzteren gehören die basischen Hochofenschlacken, die eine dem Z. ähnliche Zusammensetzung haben, doch für sich allein, d. h. ohne fremde Zusätze, nicht erhärten können.

Bei den natürlichen, wie bei den künstlichen Puzzolanen (also auch bei Hochofenschlacken) ist sowohl hinsichtlich ihrer Eignung, wie auch ihrer Güte der Gehalt an wirksamen Stoffen und die Art der Verarbeitung maßgebend. In den gleichen Gewinnungsstellen findet man nebst brauchbarem auch mehr oder weniger unwirksamen Traß und aus den gleichen Hochöfen wird nebst vorzüglicher auch mehr oder weniger nur als Sand wirkende Hochofenschlacke gewonnen.

Von der Güte der Puzzolane hängen denn auch die Eigenschaften der mit diesen an den Baustellen oder in den Fabriken erzeugten Puzzolanzemente und der Mischportlandzemente ab.

Für die Lieferung und Prüfung der wichtigsten natürlichen Puzzolane, des Trasses, hat der Verband für die Materialprüfung der Technik besondere Vorschriften herausgegeben, die in ähnlicher Weise wie die Normen für die Prüfung der Z. gehalten sind. Zum Vergleich der Festigkeiten sei hier nur angeführt, daß Mörtelkörper aus 1 Raumteil Traß, 1 Raumteil Kalkteig (Normenkalk) und 1 Raumteil Normensand nachstehende Mindestfestigkeiten aufweisen müssen:

nach 3 Tagen Luft- und 25 Tagen Wassererhärtung:


Zugfestigkeit14 kg/cm2
Druckfestigkeit70 kg/cm2

Für die künstlichen Puzzolane sind Normenvorschriften für einheitliche Lieferung und Prüfung nicht allgemein eingeführt.

Vermischte hydraulische Bindemittel.

Es sollen die Bindemittel, die aus der Mischung eines unvermischten Bindemittels

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0507" n="474"/>
Risse freigelegten Eiseneinlagen führten. Auf diesen Umstand muß im Eisenbahnbau insbesondere bei Überfahrtsbrücken, Hallen und dergleichen Eisenbetontragwerken besonders Rücksicht genommen werden.</p><lb/>
          <p>Das Schwinden kann durch geeignete Wahl des Z. und der Zuschlagstoffe sowie deren Mischung, ferner durch richtige Verarbeitung wohl auf ein Mindestmaß herabgesetzt, aber nicht ganz vermieden werden. Es würde einen großen Fortschritt für die Bauwelt bedeuten, wenn der Portlandzement durch besondere Zusammensetzung oder nachträgliche Zusätze weniger schwindend gemacht werden könnte.</p><lb/>
          <p>Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der Portlandzement seinen ausgezeichneten Ruf in erster Linie der Eigenschaft verdankt, schon nach kurzer Zeit verhältnismäßig hohe Festigkeiten zu erreichen. Nichtsdestoweniger können wir heute bei eiligen und wichtigen Bauherstellungen mit einem Portlandzement, der nur die Normenfestigkeiten erreicht, nicht mehr das Auslangen finden. Viele Handelsportlandzemente übertreffen zwar mehr oder weniger die Normenfestigkeiten, doch ist dies nur äußerst selten in dem für Sonderzwecke erforderlichen Maße der Fall. Für Bauherstellungen, die in <hi rendition="#g">möglichst kurzer Zeit in Benützung</hi> genommen oder <hi rendition="#g">besonders stark beansprucht</hi> werden müssen, also naturgemäß vornehmlich bei Bauten auf im Betrieb befindlichen Eisenbahnen, wird man den hochwertigen Sonderportlandzement verwenden müssen.</p><lb/>
          <p>Es empfiehlt sich, über den Erhärtungsfortschritt des Portlandzements auf der Baustelle unterrichtet zu sein. Falls zuverlässige Prüfungsergebnisse nicht bekannt sind, kann der Erhärtungsfortschritt mit der Kugeldruckprobe festgestellt werden, welcher Prüfungsvorgang (mit einem kleinen Taschenapparat) von Spindel beim Bau der Fleimstalbahn in Südtirol mit gutem Erfolg eingeführt worden ist.</p><lb/>
          <p>Von großem Einfluß auf die mit Portlandzement erzielten Festigkeiten ist natürlich auch die Art der Verarbeitung und die Güte der Zuschlagstoffe.</p><lb/>
          <p>Eine Erörterung hierüber würde über den Rahmen dieser Mitteilungen allzuweit hinausgehen.</p><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Hydraulische Zuschläge</hi> (Puzzolane).</p><lb/>
          <p>Hydraulische Zuschläge sind natürliche oder künstliche Stoffe, die die Eigenschaft besitzen, in Berührung mit Ätzkalk hydraulisch zu erhärten. Zu den hydraulischen Zuschlägen gehören eine Reihe jüngerer Eruptivgesteine, so der aus Traßstein erzeugte Traß, die Puzzolan- und Santorinerde, ferner gebrannte Tone (Ziegelmehl) und andere, zumeist als Abfälle vorkommende Tonerde- und Kieselsäurepräparate (Kohlenasche, gepulvertes Glas, <hi rendition="#i">Si-</hi>Stoff u. s. w.) sowie schließlich die ebenfalls als Abfallstoffe gewonnenen granulierten Hochofenschlacken. Wir unterscheiden zwischen Puzzolanen, die infolge ihres Gehaltes an Stoffen, die mit Ätzkalk hydraulisch erhärten, in erster Linie als <hi rendition="#g">Zuschlagstoffe</hi> (zum Kalk oder auch Portlandzement) verwendet werden und zwischen Puzzolanen, deren Eigenerhärtung durch verhältnismäßig geringe Zusätze an ätzenden Mitteln (Kalk, Portlandzement u. s. w.) ausgelöst wird und die nach Kühl als <hi rendition="#g">latente Bindemittel</hi> bezeichnet werden. Zu den letzteren gehören die basischen Hochofenschlacken, die eine dem Z. ähnliche Zusammensetzung haben, doch für sich allein, d. h. ohne fremde Zusätze, nicht erhärten können.</p><lb/>
          <p>Bei den natürlichen, wie bei den künstlichen Puzzolanen (also auch bei Hochofenschlacken) ist sowohl hinsichtlich ihrer Eignung, wie auch ihrer Güte der Gehalt an wirksamen Stoffen und die Art der Verarbeitung maßgebend. In den gleichen Gewinnungsstellen findet man nebst brauchbarem auch mehr oder weniger unwirksamen Traß und aus den gleichen Hochöfen wird nebst vorzüglicher auch mehr oder weniger nur als Sand wirkende Hochofenschlacke gewonnen.</p><lb/>
          <p>Von der Güte der Puzzolane hängen denn auch die Eigenschaften der mit diesen an den Baustellen oder in den Fabriken erzeugten Puzzolanzemente und der Mischportlandzemente ab.</p><lb/>
          <p>Für die Lieferung und Prüfung der wichtigsten natürlichen Puzzolane, des Trasses, hat der Verband für die Materialprüfung der Technik besondere Vorschriften herausgegeben, die in ähnlicher Weise wie die Normen für die Prüfung der Z. gehalten sind. Zum Vergleich der Festigkeiten sei hier nur angeführt, daß Mörtelkörper aus 1 Raumteil Traß, 1 Raumteil Kalkteig (Normenkalk) und 1 Raumteil Normensand nachstehende Mindestfestigkeiten aufweisen müssen:</p><lb/>
          <p>nach 3 Tagen Luft- und 25 Tagen Wassererhärtung:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>Zugfestigkeit</cell>
              <cell>14 <hi rendition="#i">kg/cm</hi><hi rendition="#sup">2</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Druckfestigkeit</cell>
              <cell>70 <hi rendition="#i">kg/cm</hi><hi rendition="#sup">2</hi></cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <p>Für die künstlichen Puzzolane sind Normenvorschriften für einheitliche Lieferung und Prüfung nicht allgemein eingeführt.</p><lb/>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Vermischte hydraulische Bindemittel</hi>.</p><lb/>
          <p>Es sollen die Bindemittel, die aus der Mischung eines unvermischten Bindemittels
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474/0507] Risse freigelegten Eiseneinlagen führten. Auf diesen Umstand muß im Eisenbahnbau insbesondere bei Überfahrtsbrücken, Hallen und dergleichen Eisenbetontragwerken besonders Rücksicht genommen werden. Das Schwinden kann durch geeignete Wahl des Z. und der Zuschlagstoffe sowie deren Mischung, ferner durch richtige Verarbeitung wohl auf ein Mindestmaß herabgesetzt, aber nicht ganz vermieden werden. Es würde einen großen Fortschritt für die Bauwelt bedeuten, wenn der Portlandzement durch besondere Zusammensetzung oder nachträgliche Zusätze weniger schwindend gemacht werden könnte. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß der Portlandzement seinen ausgezeichneten Ruf in erster Linie der Eigenschaft verdankt, schon nach kurzer Zeit verhältnismäßig hohe Festigkeiten zu erreichen. Nichtsdestoweniger können wir heute bei eiligen und wichtigen Bauherstellungen mit einem Portlandzement, der nur die Normenfestigkeiten erreicht, nicht mehr das Auslangen finden. Viele Handelsportlandzemente übertreffen zwar mehr oder weniger die Normenfestigkeiten, doch ist dies nur äußerst selten in dem für Sonderzwecke erforderlichen Maße der Fall. Für Bauherstellungen, die in möglichst kurzer Zeit in Benützung genommen oder besonders stark beansprucht werden müssen, also naturgemäß vornehmlich bei Bauten auf im Betrieb befindlichen Eisenbahnen, wird man den hochwertigen Sonderportlandzement verwenden müssen. Es empfiehlt sich, über den Erhärtungsfortschritt des Portlandzements auf der Baustelle unterrichtet zu sein. Falls zuverlässige Prüfungsergebnisse nicht bekannt sind, kann der Erhärtungsfortschritt mit der Kugeldruckprobe festgestellt werden, welcher Prüfungsvorgang (mit einem kleinen Taschenapparat) von Spindel beim Bau der Fleimstalbahn in Südtirol mit gutem Erfolg eingeführt worden ist. Von großem Einfluß auf die mit Portlandzement erzielten Festigkeiten ist natürlich auch die Art der Verarbeitung und die Güte der Zuschlagstoffe. Eine Erörterung hierüber würde über den Rahmen dieser Mitteilungen allzuweit hinausgehen. Hydraulische Zuschläge (Puzzolane). Hydraulische Zuschläge sind natürliche oder künstliche Stoffe, die die Eigenschaft besitzen, in Berührung mit Ätzkalk hydraulisch zu erhärten. Zu den hydraulischen Zuschlägen gehören eine Reihe jüngerer Eruptivgesteine, so der aus Traßstein erzeugte Traß, die Puzzolan- und Santorinerde, ferner gebrannte Tone (Ziegelmehl) und andere, zumeist als Abfälle vorkommende Tonerde- und Kieselsäurepräparate (Kohlenasche, gepulvertes Glas, Si-Stoff u. s. w.) sowie schließlich die ebenfalls als Abfallstoffe gewonnenen granulierten Hochofenschlacken. Wir unterscheiden zwischen Puzzolanen, die infolge ihres Gehaltes an Stoffen, die mit Ätzkalk hydraulisch erhärten, in erster Linie als Zuschlagstoffe (zum Kalk oder auch Portlandzement) verwendet werden und zwischen Puzzolanen, deren Eigenerhärtung durch verhältnismäßig geringe Zusätze an ätzenden Mitteln (Kalk, Portlandzement u. s. w.) ausgelöst wird und die nach Kühl als latente Bindemittel bezeichnet werden. Zu den letzteren gehören die basischen Hochofenschlacken, die eine dem Z. ähnliche Zusammensetzung haben, doch für sich allein, d. h. ohne fremde Zusätze, nicht erhärten können. Bei den natürlichen, wie bei den künstlichen Puzzolanen (also auch bei Hochofenschlacken) ist sowohl hinsichtlich ihrer Eignung, wie auch ihrer Güte der Gehalt an wirksamen Stoffen und die Art der Verarbeitung maßgebend. In den gleichen Gewinnungsstellen findet man nebst brauchbarem auch mehr oder weniger unwirksamen Traß und aus den gleichen Hochöfen wird nebst vorzüglicher auch mehr oder weniger nur als Sand wirkende Hochofenschlacke gewonnen. Von der Güte der Puzzolane hängen denn auch die Eigenschaften der mit diesen an den Baustellen oder in den Fabriken erzeugten Puzzolanzemente und der Mischportlandzemente ab. Für die Lieferung und Prüfung der wichtigsten natürlichen Puzzolane, des Trasses, hat der Verband für die Materialprüfung der Technik besondere Vorschriften herausgegeben, die in ähnlicher Weise wie die Normen für die Prüfung der Z. gehalten sind. Zum Vergleich der Festigkeiten sei hier nur angeführt, daß Mörtelkörper aus 1 Raumteil Traß, 1 Raumteil Kalkteig (Normenkalk) und 1 Raumteil Normensand nachstehende Mindestfestigkeiten aufweisen müssen: nach 3 Tagen Luft- und 25 Tagen Wassererhärtung: Zugfestigkeit 14 kg/cm2 Druckfestigkeit 70 kg/cm2 Für die künstlichen Puzzolane sind Normenvorschriften für einheitliche Lieferung und Prüfung nicht allgemein eingeführt. Vermischte hydraulische Bindemittel. Es sollen die Bindemittel, die aus der Mischung eines unvermischten Bindemittels

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:41Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:41Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/507
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/507>, abgerufen am 22.11.2024.