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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.

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1 Zeitsekunde, p den Auflagedruck auf 1 cm2 in kg, f den Reibungskoeffizienten und v die sekundliche Umfangsgeschwindigkeit des Zapfens in m bedeutet) in den Grenzen von 2-2·5 bei Lastwagen, 2-2·2 bei Personenwagen, 1·7-2·4 bei Tendern und 1·8-3 bei Lokomotiven. Nach obiger Formel kann sich der spezifische Auflagedruck im allgemeinen je nach den Zapfenabmessungen und in der Art der Belastung in den nachstehend verzeichneten Grenzen bewegen: von 30-50 kg bei Lastwagen, 12-35 kg bei Personenwagen, 20-30 kg bei Tendern, 10-23 kg bei Treib- und Kuppelachsen, 13-20 kg bei Drehgestellen, 120 bis 180 kg bei Treibstangenlagern, 280-320 kg bei Kreuzkopflagern und 60-90 kg bei Kuppelstangenlagern der Lokomotiven.

Ist der spezifische Auflagedruck nach dem anzunehmenden Größtwert der Reibungsarbeit bestimmt und das Lager bzw. der Stummel darnach bemessen worden, so ist vorzusorgen, daß dieser Auflagedruck während der Bewegung des Fahrzeugs durch äußere und innere Kräfteeinwirkungen, wie solche durch einseitigen Bremsdruck, geänderte Lage des Fahrzeugs durch Befahren von Bahnkrümmungen, ungleichmäßige Gewichtsverteilung, Übertragen des Kolbendrucks auf die Achsen u. s. w. hervorgerufen werden, nicht irgendwelche schädliche Änderungen erfahren könne, was sich nur durch genaue Montierung und Bearbeitung des Lagers erzielen läßt. Namentlich ist die richtige Messung des Kreuz- und Stichmaßes, bzw. die mit letzerem zusammenhängende Ausmessung der Treib- und Kuppelstangen, eine gleichmäßige Achsbelastung von großer Bedeutung. Das Lager selbst muß nicht nur auf den Stummel vollkommen aufgepaßt, sondern auch in das Lagergehäuse selbst genauestens eingepaßt werden. Jedes Hohl- und Schiefliegen des Lagers, sei es am Stummel oder im Lagergehäuse, ist zu vermeiden. Das Einpassen der Lager in die Oberteile richtet sich übrigens nach der Bauart der letzteren, doch muß für alle Fälle die genaue Montierung selbst den anscheinend unbedeutendsten Einzelheiten der jeweiligen Bauart vollkommen Rechnung tragen. Besondere Aufmerksamkeit und äußerste Genauigkeit können nicht genug empfohlen werden, weil jeder begangene Montierungsfehler sich meistens durch W. rächt, dessen Grund mitunter nicht leicht auffindbar und dessen Behebung daher auch nur mit Schwierigkeiten und großen Zeitverlusten zu erreichen ist.

Ein wichtiges Moment bildet auch das Einpassen der Lager in die Hohlkehlen der Stummel. Das Maß des Spielraums zwischen Hohlkehle und Lagerschale richtet sich zwar nach der Bauart des Fahrzeugs und den Richtungsverhältnissen der Strecke, für alle Fälle aber muß eine übermäßige Reibung der Lagerschalen an den Hohlkehlen verhindert werden, weil an letzteren Stellen die Schmierung erfahrungsgemäß erschwert ist.

Nicht minder wichtig ist das Bearbeiten der Lagerschalen und Stummel, deren reibende Teile vollkommen glatte Oberflächen haben müssen.

Die Achsstummel, Achshälse oder Zapfen werden glatt gedreht und häufig poliert. Die Lagerschalen werden mit Zuhilfenahme von Schabern satt aufgepaßt.

Was die Stummel ferner betrifft, so müssen diese genau zylindrisch und mit dem Radumfang konzentrisch sein. Ein Nachregulieren von Zeit zu Zeit muß empfohlen werden, weil sich erfahrungsgemäß die Stummel exzentrisch abnutzen und dadurch W. verursachen.

Bezüglich der Beschaffenheit des Baustoffes der Berührungsflächen sind nur geringe Abänderungen möglich, da alle Stummel aus Feinstahl, die Zapfen aus Feineisen oder Stahl, die Lager zumeist aus Rotguß mit Weißmetall (Ausguß) hergestellt werden. Es kommen aber auch eiserne Lagerschalen mit Weißmetall ausgegossen vor. Lager von Rotguß mit aus Weißmetall ausgegossenen Auflageflächen haben sich bisher sowohl bei Lokomotiven, als auch bei Wagen bestens bewährt.

Bei österreichischen Bahnen werden folgende Legierungen mit gutem Erfolg angewendet:

1. Für Lagerschalen aus Rotguß: Zinn 12%, Kupfer 86%, Zink 1%, Blei 1% mit Zusatz von 0·3% Phosphorkupfer;

2. für den Weißmetallausguß: Zinn 78·1%, Kupfer 9·4%, Antimon 12·5%, außerdem ein Zusatz von 0·2% Phosphorkupfer.

Für das W. besonders empfindliche Lager können manchmal durch Anwendung von Rotgußlagerschalen ohne Weißmetallausguß, jedoch mit einem dünnen Zinnüberzug zum Kaltlaufen gebracht werden.

Die Rotgußlagerschalen werden vorher sorgfältigst (zuletzt ohne Minium, nur trocken) aufgepaßt. Das Lager ist darauf auf Koks- oder Holzkohlenfeuer zu legen und mit Salmiak metallisch rein zu beizen. Die Erwärmung ist so weit zu treiben, daß das an die Lagerschale angehaltene Lagerzinn (gewöhnliches Weichlot) schmilzt. Einige Tropfen flüssigen Zinns reichen hin, mit einem Ballen Putzwerg der Lagerschale einen gleichmäßigen Überzug zu geben, der vermöge seiner Weichheit die unvermeidlichen kleinen Unebenheiten des Stummels

1 Zeitsekunde, p den Auflagedruck auf 1 cm2 in kg, f den Reibungskoeffizienten und v die sekundliche Umfangsgeschwindigkeit des Zapfens in m bedeutet) in den Grenzen von 2–2·5 bei Lastwagen, 2–2·2 bei Personenwagen, 1·7–2·4 bei Tendern und 1·8–3 bei Lokomotiven. Nach obiger Formel kann sich der spezifische Auflagedruck im allgemeinen je nach den Zapfenabmessungen und in der Art der Belastung in den nachstehend verzeichneten Grenzen bewegen: von 30–50 kg bei Lastwagen, 12–35 kg bei Personenwagen, 20–30 kg bei Tendern, 10–23 kg bei Treib- und Kuppelachsen, 13–20 kg bei Drehgestellen, 120 bis 180 kg bei Treibstangenlagern, 280–320 kg bei Kreuzkopflagern und 60–90 kg bei Kuppelstangenlagern der Lokomotiven.

Ist der spezifische Auflagedruck nach dem anzunehmenden Größtwert der Reibungsarbeit bestimmt und das Lager bzw. der Stummel darnach bemessen worden, so ist vorzusorgen, daß dieser Auflagedruck während der Bewegung des Fahrzeugs durch äußere und innere Kräfteeinwirkungen, wie solche durch einseitigen Bremsdruck, geänderte Lage des Fahrzeugs durch Befahren von Bahnkrümmungen, ungleichmäßige Gewichtsverteilung, Übertragen des Kolbendrucks auf die Achsen u. s. w. hervorgerufen werden, nicht irgendwelche schädliche Änderungen erfahren könne, was sich nur durch genaue Montierung und Bearbeitung des Lagers erzielen läßt. Namentlich ist die richtige Messung des Kreuz- und Stichmaßes, bzw. die mit letzerem zusammenhängende Ausmessung der Treib- und Kuppelstangen, eine gleichmäßige Achsbelastung von großer Bedeutung. Das Lager selbst muß nicht nur auf den Stummel vollkommen aufgepaßt, sondern auch in das Lagergehäuse selbst genauestens eingepaßt werden. Jedes Hohl- und Schiefliegen des Lagers, sei es am Stummel oder im Lagergehäuse, ist zu vermeiden. Das Einpassen der Lager in die Oberteile richtet sich übrigens nach der Bauart der letzteren, doch muß für alle Fälle die genaue Montierung selbst den anscheinend unbedeutendsten Einzelheiten der jeweiligen Bauart vollkommen Rechnung tragen. Besondere Aufmerksamkeit und äußerste Genauigkeit können nicht genug empfohlen werden, weil jeder begangene Montierungsfehler sich meistens durch W. rächt, dessen Grund mitunter nicht leicht auffindbar und dessen Behebung daher auch nur mit Schwierigkeiten und großen Zeitverlusten zu erreichen ist.

Ein wichtiges Moment bildet auch das Einpassen der Lager in die Hohlkehlen der Stummel. Das Maß des Spielraums zwischen Hohlkehle und Lagerschale richtet sich zwar nach der Bauart des Fahrzeugs und den Richtungsverhältnissen der Strecke, für alle Fälle aber muß eine übermäßige Reibung der Lagerschalen an den Hohlkehlen verhindert werden, weil an letzteren Stellen die Schmierung erfahrungsgemäß erschwert ist.

Nicht minder wichtig ist das Bearbeiten der Lagerschalen und Stummel, deren reibende Teile vollkommen glatte Oberflächen haben müssen.

Die Achsstummel, Achshälse oder Zapfen werden glatt gedreht und häufig poliert. Die Lagerschalen werden mit Zuhilfenahme von Schabern satt aufgepaßt.

Was die Stummel ferner betrifft, so müssen diese genau zylindrisch und mit dem Radumfang konzentrisch sein. Ein Nachregulieren von Zeit zu Zeit muß empfohlen werden, weil sich erfahrungsgemäß die Stummel exzentrisch abnutzen und dadurch W. verursachen.

Bezüglich der Beschaffenheit des Baustoffes der Berührungsflächen sind nur geringe Abänderungen möglich, da alle Stummel aus Feinstahl, die Zapfen aus Feineisen oder Stahl, die Lager zumeist aus Rotguß mit Weißmetall (Ausguß) hergestellt werden. Es kommen aber auch eiserne Lagerschalen mit Weißmetall ausgegossen vor. Lager von Rotguß mit aus Weißmetall ausgegossenen Auflageflächen haben sich bisher sowohl bei Lokomotiven, als auch bei Wagen bestens bewährt.

Bei österreichischen Bahnen werden folgende Legierungen mit gutem Erfolg angewendet:

1. Für Lagerschalen aus Rotguß: Zinn 12%, Kupfer 86%, Zink 1%, Blei 1% mit Zusatz von 0·3% Phosphorkupfer;

2. für den Weißmetallausguß: Zinn 78·1%, Kupfer 9·4%, Antimon 12·5%, außerdem ein Zusatz von 0·2% Phosphorkupfer.

Für das W. besonders empfindliche Lager können manchmal durch Anwendung von Rotgußlagerschalen ohne Weißmetallausguß, jedoch mit einem dünnen Zinnüberzug zum Kaltlaufen gebracht werden.

Die Rotgußlagerschalen werden vorher sorgfältigst (zuletzt ohne Minium, nur trocken) aufgepaßt. Das Lager ist darauf auf Koks- oder Holzkohlenfeuer zu legen und mit Salmiak metallisch rein zu beizen. Die Erwärmung ist so weit zu treiben, daß das an die Lagerschale angehaltene Lagerzinn (gewöhnliches Weichlot) schmilzt. Einige Tropfen flüssigen Zinns reichen hin, mit einem Ballen Putzwerg der Lagerschale einen gleichmäßigen Überzug zu geben, der vermöge seiner Weichheit die unvermeidlichen kleinen Unebenheiten des Stummels

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[272/0287] 1 Zeitsekunde, p den Auflagedruck auf 1 cm2 in kg, f den Reibungskoeffizienten und v die sekundliche Umfangsgeschwindigkeit des Zapfens in m bedeutet) in den Grenzen von 2–2·5 bei Lastwagen, 2–2·2 bei Personenwagen, 1·7–2·4 bei Tendern und 1·8–3 bei Lokomotiven. Nach obiger Formel kann sich der spezifische Auflagedruck im allgemeinen je nach den Zapfenabmessungen und in der Art der Belastung in den nachstehend verzeichneten Grenzen bewegen: von 30–50 kg bei Lastwagen, 12–35 kg bei Personenwagen, 20–30 kg bei Tendern, 10–23 kg bei Treib- und Kuppelachsen, 13–20 kg bei Drehgestellen, 120 bis 180 kg bei Treibstangenlagern, 280–320 kg bei Kreuzkopflagern und 60–90 kg bei Kuppelstangenlagern der Lokomotiven. Ist der spezifische Auflagedruck nach dem anzunehmenden Größtwert der Reibungsarbeit bestimmt und das Lager bzw. der Stummel darnach bemessen worden, so ist vorzusorgen, daß dieser Auflagedruck während der Bewegung des Fahrzeugs durch äußere und innere Kräfteeinwirkungen, wie solche durch einseitigen Bremsdruck, geänderte Lage des Fahrzeugs durch Befahren von Bahnkrümmungen, ungleichmäßige Gewichtsverteilung, Übertragen des Kolbendrucks auf die Achsen u. s. w. hervorgerufen werden, nicht irgendwelche schädliche Änderungen erfahren könne, was sich nur durch genaue Montierung und Bearbeitung des Lagers erzielen läßt. Namentlich ist die richtige Messung des Kreuz- und Stichmaßes, bzw. die mit letzerem zusammenhängende Ausmessung der Treib- und Kuppelstangen, eine gleichmäßige Achsbelastung von großer Bedeutung. Das Lager selbst muß nicht nur auf den Stummel vollkommen aufgepaßt, sondern auch in das Lagergehäuse selbst genauestens eingepaßt werden. Jedes Hohl- und Schiefliegen des Lagers, sei es am Stummel oder im Lagergehäuse, ist zu vermeiden. Das Einpassen der Lager in die Oberteile richtet sich übrigens nach der Bauart der letzteren, doch muß für alle Fälle die genaue Montierung selbst den anscheinend unbedeutendsten Einzelheiten der jeweiligen Bauart vollkommen Rechnung tragen. Besondere Aufmerksamkeit und äußerste Genauigkeit können nicht genug empfohlen werden, weil jeder begangene Montierungsfehler sich meistens durch W. rächt, dessen Grund mitunter nicht leicht auffindbar und dessen Behebung daher auch nur mit Schwierigkeiten und großen Zeitverlusten zu erreichen ist. Ein wichtiges Moment bildet auch das Einpassen der Lager in die Hohlkehlen der Stummel. Das Maß des Spielraums zwischen Hohlkehle und Lagerschale richtet sich zwar nach der Bauart des Fahrzeugs und den Richtungsverhältnissen der Strecke, für alle Fälle aber muß eine übermäßige Reibung der Lagerschalen an den Hohlkehlen verhindert werden, weil an letzteren Stellen die Schmierung erfahrungsgemäß erschwert ist. Nicht minder wichtig ist das Bearbeiten der Lagerschalen und Stummel, deren reibende Teile vollkommen glatte Oberflächen haben müssen. Die Achsstummel, Achshälse oder Zapfen werden glatt gedreht und häufig poliert. Die Lagerschalen werden mit Zuhilfenahme von Schabern satt aufgepaßt. Was die Stummel ferner betrifft, so müssen diese genau zylindrisch und mit dem Radumfang konzentrisch sein. Ein Nachregulieren von Zeit zu Zeit muß empfohlen werden, weil sich erfahrungsgemäß die Stummel exzentrisch abnutzen und dadurch W. verursachen. Bezüglich der Beschaffenheit des Baustoffes der Berührungsflächen sind nur geringe Abänderungen möglich, da alle Stummel aus Feinstahl, die Zapfen aus Feineisen oder Stahl, die Lager zumeist aus Rotguß mit Weißmetall (Ausguß) hergestellt werden. Es kommen aber auch eiserne Lagerschalen mit Weißmetall ausgegossen vor. Lager von Rotguß mit aus Weißmetall ausgegossenen Auflageflächen haben sich bisher sowohl bei Lokomotiven, als auch bei Wagen bestens bewährt. Bei österreichischen Bahnen werden folgende Legierungen mit gutem Erfolg angewendet: 1. Für Lagerschalen aus Rotguß: Zinn 12%, Kupfer 86%, Zink 1%, Blei 1% mit Zusatz von 0·3% Phosphorkupfer; 2. für den Weißmetallausguß: Zinn 78·1%, Kupfer 9·4%, Antimon 12·5%, außerdem ein Zusatz von 0·2% Phosphorkupfer. Für das W. besonders empfindliche Lager können manchmal durch Anwendung von Rotgußlagerschalen ohne Weißmetallausguß, jedoch mit einem dünnen Zinnüberzug zum Kaltlaufen gebracht werden. Die Rotgußlagerschalen werden vorher sorgfältigst (zuletzt ohne Minium, nur trocken) aufgepaßt. Das Lager ist darauf auf Koks- oder Holzkohlenfeuer zu legen und mit Salmiak metallisch rein zu beizen. Die Erwärmung ist so weit zu treiben, daß das an die Lagerschale angehaltene Lagerzinn (gewöhnliches Weichlot) schmilzt. Einige Tropfen flüssigen Zinns reichen hin, mit einem Ballen Putzwerg der Lagerschale einen gleichmäßigen Überzug zu geben, der vermöge seiner Weichheit die unvermeidlichen kleinen Unebenheiten des Stummels

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen10_1923/287>, abgerufen am 22.11.2024.