Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 10. Berlin, Wien, 1923.Gleise), sondern vor allem von der Größe des Verkehrs an der Unfallstelle ab. Während die Folgen eines Unfalls auf verkehrsarmen Strecken nach kürzerer Zeit überwunden sein können, schleppen sich ihre Wirkungen bei stark besetzter Strecke lange Zeit fort. Sehr nachteilige Folgen haben Unfälle auf wichtigen Verschiebebahnhöfen, besonders in den Spitzen der Ablaufgleise, durch die die Arbeitsmöglichkeit des Bahnhofs lahmgelegt wird. Da die Einfahrgleise häufig nur in beschränkter Zahl vorhanden sind, so ist schon bei mehrstündiger Unterbrechung des Ablaufens ein Auflaufen der Güterzüge die Folge und ein Rückstau oft auf lange Strecken hin bemerkbar. 2. Witterungseinflüsse und Naturereignisse. a) Starker Schneefall. Auch wenn derselbe zu keinen Sperrungen führt, wirkt er außerordentlich schädlich. Die häufigste Erscheinung ist eine Störung in der Bedienung der Sicherungsanlagen, auch bei elektrischen Stellwerken. Die Weichen können nur mit Mühe vom Schnee freigehalten werden. Ihre Umstellung erfordert längere Zeit. Das Ablaufgeschäft gerät in Rückstand und die Gesamtleistung wird beeinträchtigt. b) Ein ebenso schlimmer Feind wie der Schnee ist starker Frost. Er wirkt infolge seiner längeren Dauer häufig erschwerender als der Schnee. Sehr unangenehm machen sich die Verspätungen bemerkbar, die der Frost, besonders wenn er mit Schnee zusammentrifft, im Gefolge hat. Das Kuppeln der Fahrzeuge, das Unterbringen der Reisenden dauert länger, das Wiederauftauen der Heizung, die Verbindungen an den Faltenbälgen beanspruchen viel Zeit. Die Lokomotiven werden leicht schadhaft, besonders da, wo die Schuppenstände nicht ausreichen. Die Schmiermaterialien und Luftpumpen frieren ein, die Ausbesserurig von Schäden wird durch die Arbeit im Freien erschwert. Häufiger Lokomotivwechsel ist die Folge. Sehr ernste Behinderungen pflegen auf den Verschiebebahnhöfen einzutreten, wenn der Frost über 6-8° steigt. Frost und Schnee wirken auch mittelbar dadurch auf den Betrieb ein, daß der Fuhrwerkverkehr behindert wird; 2 Gespanne leisten dann nur soviel wie sonst eines. Das Entladen und Beladen der Wagen wird stark verzögert; es entstehen Wagenrückstände, die die Bahnhöfe verstopfen. Noch viel bedeutender sind diese mittelbaren Wirkungen durch Zufrieren der Wasserläufe. Die sonst durch die Schiffahrt bewältigten Massengüter werden plötzlich der Eisenbahn zugeführt und dadurch die vielleicht durch andere Ursachen im Keim vorhandenen V. zum Ausbruch gebracht. Die in solchem Falle der Bahn zufallenden Transportleistungen sind sehr große, denn auch die Güter, die vorher nur von der Zeche bis zur Umschlagstelle die Bahn benutzten, müssen nun auf große Entfernungen befördert werden. Die Ausschaltung der Wasserläufe kann auch bei langanhaltender Trockenheit eintreten. c) Dichter Nebel bringt ebenfalls eine starke Herabminderung der Leistungen im Verschiebedienst hervor. Die Hemmschuhleger sehen die Wagen nicht früh genug. Sie werden unsicher in ihren Bewegungen und versäumen das Auflegen der Hemmschuhe. Die Signale werden nicht so gut gesehen wie sonst; Pfeifen- oder Hornsignale häufen sich und werden nicht verstanden. d) Auch heftige Stürme können für den Betrieb schädlich werden, weil sie einmal die Telegraphen-, Licht- und Kraftleitungen zerstören und dadurch die Vorbedingungen für Unfälle schaffen, dann vor allem deshalb, weil sie die Leistungen der Ablaufberge durch Hemmung des Laufes der Fahrzeuge beeinträchtigen. e) Große Behinderungen für den Betrieb und schwerwiegende V. können Hochwasserschäden, Bergstürze, Tunneleinbrüche verursachen, wenn diese Naturereignisse auf Strecken mit starkem Zugverkehr vorkommen. f) Auch Massenerkrankungen (Epidemien) können Ursache von V. werden. Der hohe Krankenstand erzeugt dann gleichzeitig an vielen Stellen Personalmangel, besonders beim Zugpersonal. 3. Unterhaltung der baulichen Anlagen. Durch Schadhaftwerden von Bauwerken, vor allem von Kunstbauten, wie Brücken, Viadukten, Tunnel u. s. w. infolge mangelhafter oder zu spät begonnener Ausbesserungsarbeiten können leicht V. größeren Umfangs herbeigeführt werden. 4. Mängel der Bahnanlagen. Als besonders störend treten hervor: a) auf den Bahnhöfen: Unzureichende Ladegleise, Schuppenanlagen, Bekohlungs- und Ausschlackanlagen, zu geringe Zahl der Einfahr-, Richtungs- und Ausfahrgleise, zu starke Belastung einzelner Gleise oder Gleiskreuzungen durch Zug-, Lokomotiv- und Verschubfahrten, Fehlen von Bahnsteigtunneln oder -brücken; b) auf der Strecke: Geringe Zahl der Kreuzungs- und Überholungsgleise, zu große Entfernung dieser Anlagen, schließlich für Bahnhof und Strecke unzureichender Ausbau der Telegraphen- und Fernsprechanlagen. 5. Zu geringe Zahl leistungsfähiger Zugkräfte. Die Ursachen können in ungenügender Beschaffung liegen, in dem schlechten Unterhaltungszustand infolge Versagens der Werkstätten Gleise), sondern vor allem von der Größe des Verkehrs an der Unfallstelle ab. Während die Folgen eines Unfalls auf verkehrsarmen Strecken nach kürzerer Zeit überwunden sein können, schleppen sich ihre Wirkungen bei stark besetzter Strecke lange Zeit fort. Sehr nachteilige Folgen haben Unfälle auf wichtigen Verschiebebahnhöfen, besonders in den Spitzen der Ablaufgleise, durch die die Arbeitsmöglichkeit des Bahnhofs lahmgelegt wird. Da die Einfahrgleise häufig nur in beschränkter Zahl vorhanden sind, so ist schon bei mehrstündiger Unterbrechung des Ablaufens ein Auflaufen der Güterzüge die Folge und ein Rückstau oft auf lange Strecken hin bemerkbar. 2. Witterungseinflüsse und Naturereignisse. a) Starker Schneefall. Auch wenn derselbe zu keinen Sperrungen führt, wirkt er außerordentlich schädlich. Die häufigste Erscheinung ist eine Störung in der Bedienung der Sicherungsanlagen, auch bei elektrischen Stellwerken. Die Weichen können nur mit Mühe vom Schnee freigehalten werden. Ihre Umstellung erfordert längere Zeit. Das Ablaufgeschäft gerät in Rückstand und die Gesamtleistung wird beeinträchtigt. b) Ein ebenso schlimmer Feind wie der Schnee ist starker Frost. Er wirkt infolge seiner längeren Dauer häufig erschwerender als der Schnee. Sehr unangenehm machen sich die Verspätungen bemerkbar, die der Frost, besonders wenn er mit Schnee zusammentrifft, im Gefolge hat. Das Kuppeln der Fahrzeuge, das Unterbringen der Reisenden dauert länger, das Wiederauftauen der Heizung, die Verbindungen an den Faltenbälgen beanspruchen viel Zeit. Die Lokomotiven werden leicht schadhaft, besonders da, wo die Schuppenstände nicht ausreichen. Die Schmiermaterialien und Luftpumpen frieren ein, die Ausbesserurig von Schäden wird durch die Arbeit im Freien erschwert. Häufiger Lokomotivwechsel ist die Folge. Sehr ernste Behinderungen pflegen auf den Verschiebebahnhöfen einzutreten, wenn der Frost über 6–8° steigt. Frost und Schnee wirken auch mittelbar dadurch auf den Betrieb ein, daß der Fuhrwerkverkehr behindert wird; 2 Gespanne leisten dann nur soviel wie sonst eines. Das Entladen und Beladen der Wagen wird stark verzögert; es entstehen Wagenrückstände, die die Bahnhöfe verstopfen. Noch viel bedeutender sind diese mittelbaren Wirkungen durch Zufrieren der Wasserläufe. Die sonst durch die Schiffahrt bewältigten Massengüter werden plötzlich der Eisenbahn zugeführt und dadurch die vielleicht durch andere Ursachen im Keim vorhandenen V. zum Ausbruch gebracht. Die in solchem Falle der Bahn zufallenden Transportleistungen sind sehr große, denn auch die Güter, die vorher nur von der Zeche bis zur Umschlagstelle die Bahn benutzten, müssen nun auf große Entfernungen befördert werden. Die Ausschaltung der Wasserläufe kann auch bei langanhaltender Trockenheit eintreten. c) Dichter Nebel bringt ebenfalls eine starke Herabminderung der Leistungen im Verschiebedienst hervor. Die Hemmschuhleger sehen die Wagen nicht früh genug. Sie werden unsicher in ihren Bewegungen und versäumen das Auflegen der Hemmschuhe. Die Signale werden nicht so gut gesehen wie sonst; Pfeifen- oder Hornsignale häufen sich und werden nicht verstanden. d) Auch heftige Stürme können für den Betrieb schädlich werden, weil sie einmal die Telegraphen-, Licht- und Kraftleitungen zerstören und dadurch die Vorbedingungen für Unfälle schaffen, dann vor allem deshalb, weil sie die Leistungen der Ablaufberge durch Hemmung des Laufes der Fahrzeuge beeinträchtigen. e) Große Behinderungen für den Betrieb und schwerwiegende V. können Hochwasserschäden, Bergstürze, Tunneleinbrüche verursachen, wenn diese Naturereignisse auf Strecken mit starkem Zugverkehr vorkommen. f) Auch Massenerkrankungen (Epidemien) können Ursache von V. werden. Der hohe Krankenstand erzeugt dann gleichzeitig an vielen Stellen Personalmangel, besonders beim Zugpersonal. 3. Unterhaltung der baulichen Anlagen. Durch Schadhaftwerden von Bauwerken, vor allem von Kunstbauten, wie Brücken, Viadukten, Tunnel u. s. w. infolge mangelhafter oder zu spät begonnener Ausbesserungsarbeiten können leicht V. größeren Umfangs herbeigeführt werden. 4. Mängel der Bahnanlagen. Als besonders störend treten hervor: a) auf den Bahnhöfen: Unzureichende Ladegleise, Schuppenanlagen, Bekohlungs- und Ausschlackanlagen, zu geringe Zahl der Einfahr-, Richtungs- und Ausfahrgleise, zu starke Belastung einzelner Gleise oder Gleiskreuzungen durch Zug-, Lokomotiv- und Verschubfahrten, Fehlen von Bahnsteigtunneln oder -brücken; b) auf der Strecke: Geringe Zahl der Kreuzungs- und Überholungsgleise, zu große Entfernung dieser Anlagen, schließlich für Bahnhof und Strecke unzureichender Ausbau der Telegraphen- und Fernsprechanlagen. 5. Zu geringe Zahl leistungsfähiger Zugkräfte. 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Gleise), sondern vor allem von der Größe des Verkehrs an der Unfallstelle ab. Während die Folgen eines Unfalls auf verkehrsarmen Strecken nach kürzerer Zeit überwunden sein können, schleppen sich ihre Wirkungen bei stark besetzter Strecke lange Zeit fort. Sehr nachteilige Folgen haben Unfälle auf wichtigen Verschiebebahnhöfen, besonders in den Spitzen der Ablaufgleise, durch die die Arbeitsmöglichkeit des Bahnhofs lahmgelegt wird. Da die Einfahrgleise häufig nur in beschränkter Zahl vorhanden sind, so ist schon bei mehrstündiger Unterbrechung des Ablaufens ein Auflaufen der Güterzüge die Folge und ein Rückstau oft auf lange Strecken hin bemerkbar.
2. Witterungseinflüsse und Naturereignisse.
a) Starker Schneefall. Auch wenn derselbe zu keinen Sperrungen führt, wirkt er außerordentlich schädlich. Die häufigste Erscheinung ist eine Störung in der Bedienung der Sicherungsanlagen, auch bei elektrischen Stellwerken. Die Weichen können nur mit Mühe vom Schnee freigehalten werden. Ihre Umstellung erfordert längere Zeit. Das Ablaufgeschäft gerät in Rückstand und die Gesamtleistung wird beeinträchtigt.
b) Ein ebenso schlimmer Feind wie der Schnee ist starker Frost. Er wirkt infolge seiner längeren Dauer häufig erschwerender als der Schnee.
Sehr unangenehm machen sich die Verspätungen bemerkbar, die der Frost, besonders wenn er mit Schnee zusammentrifft, im Gefolge hat. Das Kuppeln der Fahrzeuge, das Unterbringen der Reisenden dauert länger, das Wiederauftauen der Heizung, die Verbindungen an den Faltenbälgen beanspruchen viel Zeit. Die Lokomotiven werden leicht schadhaft, besonders da, wo die Schuppenstände nicht ausreichen. Die Schmiermaterialien und Luftpumpen frieren ein, die Ausbesserurig von Schäden wird durch die Arbeit im Freien erschwert. Häufiger Lokomotivwechsel ist die Folge. Sehr ernste Behinderungen pflegen auf den Verschiebebahnhöfen einzutreten, wenn der Frost über 6–8° steigt.
Frost und Schnee wirken auch mittelbar dadurch auf den Betrieb ein, daß der Fuhrwerkverkehr behindert wird; 2 Gespanne leisten dann nur soviel wie sonst eines. Das Entladen und Beladen der Wagen wird stark verzögert; es entstehen Wagenrückstände, die die Bahnhöfe verstopfen.
Noch viel bedeutender sind diese mittelbaren Wirkungen durch Zufrieren der Wasserläufe. Die sonst durch die Schiffahrt bewältigten Massengüter werden plötzlich der Eisenbahn zugeführt und dadurch die vielleicht durch andere Ursachen im Keim vorhandenen V. zum Ausbruch gebracht. Die in solchem Falle der Bahn zufallenden Transportleistungen sind sehr große, denn auch die Güter, die vorher nur von der Zeche bis zur Umschlagstelle die Bahn benutzten, müssen nun auf große Entfernungen befördert werden.
Die Ausschaltung der Wasserläufe kann auch bei langanhaltender Trockenheit eintreten.
c) Dichter Nebel bringt ebenfalls eine starke Herabminderung der Leistungen im Verschiebedienst hervor. Die Hemmschuhleger sehen die Wagen nicht früh genug. Sie werden unsicher in ihren Bewegungen und versäumen das Auflegen der Hemmschuhe. Die Signale werden nicht so gut gesehen wie sonst; Pfeifen- oder Hornsignale häufen sich und werden nicht verstanden.
d) Auch heftige Stürme können für den Betrieb schädlich werden, weil sie einmal die Telegraphen-, Licht- und Kraftleitungen zerstören und dadurch die Vorbedingungen für Unfälle schaffen, dann vor allem deshalb, weil sie die Leistungen der Ablaufberge durch Hemmung des Laufes der Fahrzeuge beeinträchtigen.
e) Große Behinderungen für den Betrieb und schwerwiegende V. können Hochwasserschäden, Bergstürze, Tunneleinbrüche verursachen, wenn diese Naturereignisse auf Strecken mit starkem Zugverkehr vorkommen.
f) Auch Massenerkrankungen (Epidemien) können Ursache von V. werden. Der hohe Krankenstand erzeugt dann gleichzeitig an vielen Stellen Personalmangel, besonders beim Zugpersonal.
3. Unterhaltung der baulichen Anlagen.
Durch Schadhaftwerden von Bauwerken, vor allem von Kunstbauten, wie Brücken, Viadukten, Tunnel u. s. w. infolge mangelhafter oder zu spät begonnener Ausbesserungsarbeiten können leicht V. größeren Umfangs herbeigeführt werden.
4. Mängel der Bahnanlagen.
Als besonders störend treten hervor:
a) auf den Bahnhöfen: Unzureichende Ladegleise, Schuppenanlagen, Bekohlungs- und Ausschlackanlagen, zu geringe Zahl der Einfahr-, Richtungs- und Ausfahrgleise, zu starke Belastung einzelner Gleise oder Gleiskreuzungen durch Zug-, Lokomotiv- und Verschubfahrten, Fehlen von Bahnsteigtunneln oder -brücken;
b) auf der Strecke: Geringe Zahl der Kreuzungs- und Überholungsgleise, zu große Entfernung dieser Anlagen, schließlich für Bahnhof und Strecke unzureichender Ausbau der Telegraphen- und Fernsprechanlagen.
5. Zu geringe Zahl leistungsfähiger Zugkräfte.
Die Ursachen können in ungenügender Beschaffung liegen, in dem schlechten Unterhaltungszustand infolge Versagens der Werkstätten
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