Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

Bild:
<< vorherige Seite

Bestimmung zugeführt werden; die mit Salzlösungen dagegen müssen einem vorherigen mehrmonatlichen Trockenprozeß unterworfen werden.

Steinkohlenteeröl ist eine Mischung von verschiedenen schwer verdunstbaren Ölen. Man bezeichnet es als "schweres Steinkohlenteeröl", nach falschem Sprachgebrauch als Kreosot. Es wird hergestellt durch Destillation aus dem bei der Gas- oder Koksgewinnung entstandenen Steinkohlenteer. Hauptbezugsquellen für


Abb. 306. Volltränkung von buchenen Hölzern mit Teeröl.

Abb. 307. Volltränkung von eichenen Hölzern mit Teeröl.
Steinkohlenteeröl sind Deutschland und England. In Deutschland sind besonders die großen Kokereien in Westfalen und Oberschlesien ein bedeutendes Absatzgebiet für Steinkohlenteeröl. Konservierende Eigenschaften im Teeröl besitzen hauptsächlich seine hochsiedenden neutralen Bestandteile. Nach den Vorschriften für die preußischen Staatseisenbahnen soll das Öl so zusammengesetzt sein, daß bei der Destillation bis 150° C höchstens 3%, bis 200° höchstens 10%, bis 235° höchstens 25% überdestillieren. Zwischen 150 und 400° C soll das Teeröl sieden; doch muß der Siedepunkt von mindestens 75% über 235° C liegen. Der Gehalt an sauren Bestandteilen, die in Natronlauge vom spezifischen Gewicht 1·15 löslich sind, soll wenigstens 6% betragen. Das spezifische Gewicht des Öles bei 15° C muß zwischen 1·04 und 1·15 liegen. Bei + 40° C soll das Öl vollkommen klar sein; beim Vermischen mit gleichen Raumteilen Benzol muß der Tränkstoff klar bleiben und darf höchstens Spuren ungelöster Körper ausscheiden. Gießt man 2 Tropfen dieser Mischung und des unvermischten Öles auf mehrfach zusammengelegtes Filtrierpapier, so müssen diese vollkommen von dem Papier aufgesogen werden, und nur Spuren ungelöster Stoffe dürfen auf dem Papier zurückbleiben.

Das T. mit erhitztem Steinkohlenteeröl (nach Bethell) zerfällt in 2 Teile: 1. Trocknen des Holzes bzw. Entziehen des Wassers aus dem Holz durch das erhitzte Teeröl unter Mitwirkung der Luftpumpe, 2. Eindringen des Teeröls in das Holz mittels der Druckpumpe. Das lufttrockene Holz wird in einen eisernen Tränkkessel gebracht und nach luftdichtem Verschließen des Kessels die Luft in diesem mittels einer Luftpumpe verdünnt, bis der Druck auf 110 mm QS. gesunken ist, so daß den Poren der Hölzer weiter Luft und Saft entzogen wird. Hierauf wird unter fortgesetzter Tätigkeit der Luftpumpe die auf etwa 80° C vorgewärmte Tränkungsflüssigkeit in den Kessel eingelassen, bis das Öl beinahe bis zum Kesseldom gestiegen ist. Sodann wird die Luftpumpe außer Tätigkeit gesetzt und die Füllung des Kessels mit einer Druckpumpe beendet, indem mit ihr ein Druck von 5-8 Atm. ausgeübt und das Teeröl in die Holzzellen eingepreßt wird. Hat das Holz die nötige Ölmenge aufgenommen, so wird die Druckpumpe abgestellt, das noch im Kessel befindliche überflüssige Öl tritt in den Ölbehälter zurück, der Kesseldeckel wird geöffnet und die Wagen mit den getränkten Hölzern werden

Bestimmung zugeführt werden; die mit Salzlösungen dagegen müssen einem vorherigen mehrmonatlichen Trockenprozeß unterworfen werden.

Steinkohlenteeröl ist eine Mischung von verschiedenen schwer verdunstbaren Ölen. Man bezeichnet es als „schweres Steinkohlenteeröl“, nach falschem Sprachgebrauch als Kreosot. Es wird hergestellt durch Destillation aus dem bei der Gas- oder Koksgewinnung entstandenen Steinkohlenteer. Hauptbezugsquellen für


Abb. 306. Volltränkung von buchenen Hölzern mit Teeröl.

Abb. 307. Volltränkung von eichenen Hölzern mit Teeröl.
Steinkohlenteeröl sind Deutschland und England. In Deutschland sind besonders die großen Kokereien in Westfalen und Oberschlesien ein bedeutendes Absatzgebiet für Steinkohlenteeröl. Konservierende Eigenschaften im Teeröl besitzen hauptsächlich seine hochsiedenden neutralen Bestandteile. Nach den Vorschriften für die preußischen Staatseisenbahnen soll das Öl so zusammengesetzt sein, daß bei der Destillation bis 150° C höchstens 3%, bis 200° höchstens 10%, bis 235° höchstens 25% überdestillieren. Zwischen 150 und 400° C soll das Teeröl sieden; doch muß der Siedepunkt von mindestens 75% über 235° C liegen. Der Gehalt an sauren Bestandteilen, die in Natronlauge vom spezifischen Gewicht 1·15 löslich sind, soll wenigstens 6% betragen. Das spezifische Gewicht des Öles bei 15° C muß zwischen 1·04 und 1·15 liegen. Bei + 40° C soll das Öl vollkommen klar sein; beim Vermischen mit gleichen Raumteilen Benzol muß der Tränkstoff klar bleiben und darf höchstens Spuren ungelöster Körper ausscheiden. Gießt man 2 Tropfen dieser Mischung und des unvermischten Öles auf mehrfach zusammengelegtes Filtrierpapier, so müssen diese vollkommen von dem Papier aufgesogen werden, und nur Spuren ungelöster Stoffe dürfen auf dem Papier zurückbleiben.

Das T. mit erhitztem Steinkohlenteeröl (nach Bethell) zerfällt in 2 Teile: 1. Trocknen des Holzes bzw. Entziehen des Wassers aus dem Holz durch das erhitzte Teeröl unter Mitwirkung der Luftpumpe, 2. Eindringen des Teeröls in das Holz mittels der Druckpumpe. Das lufttrockene Holz wird in einen eisernen Tränkkessel gebracht und nach luftdichtem Verschließen des Kessels die Luft in diesem mittels einer Luftpumpe verdünnt, bis der Druck auf 110 mm QS. gesunken ist, so daß den Poren der Hölzer weiter Luft und Saft entzogen wird. Hierauf wird unter fortgesetzter Tätigkeit der Luftpumpe die auf etwa 80° C vorgewärmte Tränkungsflüssigkeit in den Kessel eingelassen, bis das Öl beinahe bis zum Kesseldom gestiegen ist. Sodann wird die Luftpumpe außer Tätigkeit gesetzt und die Füllung des Kessels mit einer Druckpumpe beendet, indem mit ihr ein Druck von 5–8 Atm. ausgeübt und das Teeröl in die Holzzellen eingepreßt wird. Hat das Holz die nötige Ölmenge aufgenommen, so wird die Druckpumpe abgestellt, das noch im Kessel befindliche überflüssige Öl tritt in den Ölbehälter zurück, der Kesseldeckel wird geöffnet und die Wagen mit den getränkten Hölzern werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0353" n="340"/>
Bestimmung zugeführt werden; die mit Salzlösungen dagegen müssen einem vorherigen mehrmonatlichen Trockenprozeß unterworfen werden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Steinkohlenteeröl</hi> ist eine Mischung von verschiedenen schwer verdunstbaren Ölen. Man bezeichnet es als &#x201E;schweres Steinkohlenteeröl&#x201C;, nach falschem Sprachgebrauch als Kreosot. Es wird hergestellt durch Destillation aus dem bei der Gas- oder Koksgewinnung entstandenen Steinkohlenteer. Hauptbezugsquellen für<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen09_1921/figures/roell_eisenbahnwesen09_1921_figure-0421.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 306. Volltränkung von buchenen Hölzern mit Teeröl.</head><lb/></figure><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen09_1921/figures/roell_eisenbahnwesen09_1921_figure-0422.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 307. Volltränkung von eichenen Hölzern mit Teeröl.</head><lb/></figure><lb/>
Steinkohlenteeröl sind Deutschland und England. In Deutschland sind besonders die großen Kokereien in Westfalen und Oberschlesien ein bedeutendes Absatzgebiet für Steinkohlenteeröl. Konservierende Eigenschaften im Teeröl besitzen hauptsächlich seine hochsiedenden neutralen Bestandteile. Nach den Vorschriften für die <hi rendition="#g">preußischen Staatseisenbahnen</hi> soll das Öl so zusammengesetzt sein, daß bei der Destillation bis 150° C höchstens 3<hi rendition="#i">%,</hi> bis 200° höchstens 10<hi rendition="#i">%,</hi> bis 235° höchstens 25<hi rendition="#i">%</hi> überdestillieren. Zwischen 150 und 400° C soll das Teeröl sieden; doch muß der Siedepunkt von mindestens 75<hi rendition="#i">%</hi> über 235° C liegen. Der Gehalt an sauren Bestandteilen, die in Natronlauge vom spezifischen Gewicht 1·15 löslich sind, soll wenigstens 6<hi rendition="#i">%</hi> betragen. Das spezifische Gewicht des Öles bei 15° C muß zwischen 1·04 und 1·15 liegen. Bei + 40° C soll das Öl vollkommen klar sein; beim Vermischen mit gleichen Raumteilen Benzol muß der Tränkstoff klar bleiben und darf höchstens Spuren ungelöster Körper ausscheiden. Gießt man 2 Tropfen dieser Mischung und des unvermischten Öles auf mehrfach zusammengelegtes Filtrierpapier, so müssen diese vollkommen von dem Papier aufgesogen werden, und nur Spuren ungelöster Stoffe dürfen auf dem Papier zurückbleiben.</p><lb/>
          <p>Das T. mit erhitztem <hi rendition="#g">Steinkohlenteeröl</hi> (nach <hi rendition="#g">Bethell</hi>) zerfällt in 2 Teile: 1. Trocknen des Holzes bzw. Entziehen des Wassers aus dem Holz durch das erhitzte Teeröl unter Mitwirkung der Luftpumpe, 2. Eindringen des Teeröls in das Holz mittels der Druckpumpe. Das lufttrockene Holz wird in einen eisernen Tränkkessel gebracht und nach luftdichtem Verschließen des Kessels die Luft in diesem mittels einer Luftpumpe verdünnt, bis der Druck auf 110 <hi rendition="#i">mm</hi> QS. gesunken ist, so daß den Poren der Hölzer weiter Luft und Saft entzogen wird. Hierauf wird unter fortgesetzter Tätigkeit der Luftpumpe die auf etwa 80° C vorgewärmte Tränkungsflüssigkeit in den Kessel eingelassen, bis das Öl beinahe bis zum Kesseldom gestiegen ist. Sodann wird die Luftpumpe außer Tätigkeit gesetzt und die Füllung des Kessels mit einer Druckpumpe beendet, indem mit ihr ein Druck von 5&#x2013;8 Atm. ausgeübt und das Teeröl in die Holzzellen eingepreßt wird. Hat das Holz die nötige Ölmenge aufgenommen, so wird die Druckpumpe abgestellt, das noch im Kessel befindliche überflüssige Öl tritt in den Ölbehälter zurück, der Kesseldeckel wird geöffnet und die Wagen mit den getränkten Hölzern werden
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0353] Bestimmung zugeführt werden; die mit Salzlösungen dagegen müssen einem vorherigen mehrmonatlichen Trockenprozeß unterworfen werden. Steinkohlenteeröl ist eine Mischung von verschiedenen schwer verdunstbaren Ölen. Man bezeichnet es als „schweres Steinkohlenteeröl“, nach falschem Sprachgebrauch als Kreosot. Es wird hergestellt durch Destillation aus dem bei der Gas- oder Koksgewinnung entstandenen Steinkohlenteer. Hauptbezugsquellen für [Abbildung Abb. 306. Volltränkung von buchenen Hölzern mit Teeröl. ] [Abbildung Abb. 307. Volltränkung von eichenen Hölzern mit Teeröl. ] Steinkohlenteeröl sind Deutschland und England. In Deutschland sind besonders die großen Kokereien in Westfalen und Oberschlesien ein bedeutendes Absatzgebiet für Steinkohlenteeröl. Konservierende Eigenschaften im Teeröl besitzen hauptsächlich seine hochsiedenden neutralen Bestandteile. Nach den Vorschriften für die preußischen Staatseisenbahnen soll das Öl so zusammengesetzt sein, daß bei der Destillation bis 150° C höchstens 3%, bis 200° höchstens 10%, bis 235° höchstens 25% überdestillieren. Zwischen 150 und 400° C soll das Teeröl sieden; doch muß der Siedepunkt von mindestens 75% über 235° C liegen. Der Gehalt an sauren Bestandteilen, die in Natronlauge vom spezifischen Gewicht 1·15 löslich sind, soll wenigstens 6% betragen. Das spezifische Gewicht des Öles bei 15° C muß zwischen 1·04 und 1·15 liegen. Bei + 40° C soll das Öl vollkommen klar sein; beim Vermischen mit gleichen Raumteilen Benzol muß der Tränkstoff klar bleiben und darf höchstens Spuren ungelöster Körper ausscheiden. Gießt man 2 Tropfen dieser Mischung und des unvermischten Öles auf mehrfach zusammengelegtes Filtrierpapier, so müssen diese vollkommen von dem Papier aufgesogen werden, und nur Spuren ungelöster Stoffe dürfen auf dem Papier zurückbleiben. Das T. mit erhitztem Steinkohlenteeröl (nach Bethell) zerfällt in 2 Teile: 1. Trocknen des Holzes bzw. Entziehen des Wassers aus dem Holz durch das erhitzte Teeröl unter Mitwirkung der Luftpumpe, 2. Eindringen des Teeröls in das Holz mittels der Druckpumpe. Das lufttrockene Holz wird in einen eisernen Tränkkessel gebracht und nach luftdichtem Verschließen des Kessels die Luft in diesem mittels einer Luftpumpe verdünnt, bis der Druck auf 110 mm QS. gesunken ist, so daß den Poren der Hölzer weiter Luft und Saft entzogen wird. Hierauf wird unter fortgesetzter Tätigkeit der Luftpumpe die auf etwa 80° C vorgewärmte Tränkungsflüssigkeit in den Kessel eingelassen, bis das Öl beinahe bis zum Kesseldom gestiegen ist. Sodann wird die Luftpumpe außer Tätigkeit gesetzt und die Füllung des Kessels mit einer Druckpumpe beendet, indem mit ihr ein Druck von 5–8 Atm. ausgeübt und das Teeröl in die Holzzellen eingepreßt wird. Hat das Holz die nötige Ölmenge aufgenommen, so wird die Druckpumpe abgestellt, das noch im Kessel befindliche überflüssige Öl tritt in den Ölbehälter zurück, der Kesseldeckel wird geöffnet und die Wagen mit den getränkten Hölzern werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:52Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/353
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/353>, abgerufen am 22.11.2024.