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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Einfach gestaltet sich die zeichnerische Untersuchung des zunächst nach den vorstehenden Anhalten anzunehmenden Mauerquerschnitts. Vorausgesetzt sei, daß der angreifende Erddruck E (s. d.) auf die irgendwie gestaltete Rückwand nach Größe, Richtung und Angriffspunkt gegeben sei. Dann setzt sich dieser (Taf. IX, Abb. 17) mit dem Gewicht P der Mauer zu einer Mittelkraft R zusammen, deren Richtung die Bodenfuge des Mauerquerschnitts bei I schneidet.

Die Standsicherheit der Mauer ist alsdann an die Bedingungen geknüpft, daß

1. der durch die lotrechte Seitenkraft V der Mittelkraft R erzeugte Bodendruck in der Sohle die zulässigen Grenzen nicht überschreiten darf;

2. die wagrechte Seitenkraft H der Mittelkraft R bei frei, ohne Mörtelverbindung u. dgl. in der Sohle gestützter Mauer so viel kleiner sein muß als der durch V erzeugte Reibungswiderstand V Bullet tg ph, daß die Sicherheit der Mauer gegen Verschieben mindestens 11/2-2fach wird;

3. in keinem Punkt des Mauerquerschnitts die zulässige Fugenspannung überschritten wird, auch dann nicht, wenn die Mauer noch nicht hinterfüllt ist, damit sie auch ohne Erddruckwirkung standfähig ist.

4. der Angriffspunkt der Mittelkraft im allgemeinen nicht aus dem mittleren Drittel der Fugenbreite heraustritt, demnach Zugspannungen im Mauerwerk in der Regel nicht auftreten. Ausnahmen sind zur Erzielung einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Mauervorderfläche und einer ausreichenden Unterstützung des Mauerschwerpunktes nicht immer zu vermeiden, namentlich nicht in der Bodenfuge, aber möglichst zu beschränken.

Werden für eine Reihe aufeinanderfolgender Fugen die Erddrücke auf die Hinterflächen der einzelnen Mauerabschnitte ermittelt und mit den Gewichten der Mauerkörper zwischen diesen Fugen mittels eines Krafteckes zusammengesetzt, so findet sich die Mittelkraftlinie für die Stützmauer (Taf. IX, Abb. 23), mit deren Hilfe die Mauerwerksspannungen und der Bodendruck in den Kantenpunkten der einzelnen Fugen nach der Gleichung berechnet werden können (b = Fugenbreite).

Statisch würde unter sonst gleichen Umständen diejenige Form die günstigste sein, bei der die Mittelkraftlinie für die maßgebende Belastung durch die Mitte aller Fugen verläuft. Das würde im allgemeinen einen Querschnitt mit gekrümmten Begrenzungen ergeben, der zwar die geringste Mauerwerksmasse erfordern würde, aber deshalb noch nicht die wirtschaftlich richtigste Form darzustellen brauchte, weil die Herstellung krummer Wände mehr Arbeitslohn kostet als die gerader oder gebrochener Wände.

Das Mauerwerk der Stützmauern ist gleichmäßig herzustellen; Lagerfugen senkrecht zur Vorderfläche, bei starken Mauern allmählich in die Wagrechte übergehend. Möglichst großes spezifisches Gewicht, guter Verband und gutes Lager der Steine, kräftige Binder, große Kopfsteine in der Ansichtsfläche, guter Schluß der Fugen in der Vorderfläche mit Zementmörtel. Das Fundament - in Erde 0·8-1·0 m unter Bodenfläche - ist sorgfältig gegen Gleiten und Unterspülen zu sichern. Zur Abführung des sich hinter der Mauer ansammelnden Wassers sind Entwässerungskanäle von etwa 10 x 15 cm Querschnitt oder Röhren von wenigstens 5 cm Durchmesser an richtiger Stelle vorzusehen und an der Rückseite mit wasserdurchlässigem Geröll zu umpacken. Bei zu erwartender größerer Feuchtigkeit 50-90 cm starke Steinpackung hinter der Mauer mit einer Sickerrinne längs des Fußes. Hinterfüllung sorgfältig und gleichmäßig in nahe wagrechten, nicht zu starken, gut anzustampfenden, keinesfalls gegen die Mauer abfallenden Schichten mit Massen, die möglichst wenig Druck verursachen - Sand, Kies, Gerölle, Geschiebe. Kopf der Mauer möglichst widerstandsfähig, am besten aus einer kräftigen Rollschicht von ausgesuchten Steinen zu bilden, bei Backsteinen wohl auch, wenn Rollschichten und kräftige Platten aus natürlichen Steinen schwer zu beschaffen sind, aus Backsteinrollschichten. Schwächere Platten leisten nicht genügenden Widerstand gegen das Abschieben.

Die Hinterfläche der Mauer ist mit Mörtel auszuschweißen und mit einem Anstrich von Teer und Asphalt zu versehen, bei Betonmauern auch wohl durch 2-3 Lagen von aufzuklebendem Asphaltfilz oder von Asphaltpappe gegen das Eindringen der Bodenfeuchtigkeit zu schützen.

Bei in Kalkmörtel hergestellten Mauern ist zu. empfehlen, das Mauerwerk einige Wochen unverfüllt stehen zu lassen, damit es genügend austrocknen kann.

Bei rutschenden, gefährlichen Lehnen kann es zweckmäßig sein, etwa nötig werdende Einschnittsstützmauern vor der Aushebung der Einschnittsmassen aus einzelnen Schäften zu bilden, die in bergmännisch abzusenkenden Schächten aufgemauert werden.

b) Aufgelöste (gegliederte) Mauern können durch Schwierigkeiten der Gründung veranlaßt sein, die es wünschenswert erscheinen lassen, nur einzelne Pfeiler entsprechend zu gründen und die Mauer entweder auf Grundbögen zu stellen oder den Raum zwischen den hochgeführten

Einfach gestaltet sich die zeichnerische Untersuchung des zunächst nach den vorstehenden Anhalten anzunehmenden Mauerquerschnitts. Vorausgesetzt sei, daß der angreifende Erddruck E (s. d.) auf die irgendwie gestaltete Rückwand nach Größe, Richtung und Angriffspunkt gegeben sei. Dann setzt sich dieser (Taf. IX, Abb. 17) mit dem Gewicht P der Mauer zu einer Mittelkraft R zusammen, deren Richtung die Bodenfuge des Mauerquerschnitts bei I schneidet.

Die Standsicherheit der Mauer ist alsdann an die Bedingungen geknüpft, daß

1. der durch die lotrechte Seitenkraft V der Mittelkraft R erzeugte Bodendruck in der Sohle die zulässigen Grenzen nicht überschreiten darf;

2. die wagrechte Seitenkraft H der Mittelkraft R bei frei, ohne Mörtelverbindung u. dgl. in der Sohle gestützter Mauer so viel kleiner sein muß als der durch V erzeugte Reibungswiderstand V ∙ tg φ, daß die Sicherheit der Mauer gegen Verschieben mindestens 11/2–2fach wird;

3. in keinem Punkt des Mauerquerschnitts die zulässige Fugenspannung überschritten wird, auch dann nicht, wenn die Mauer noch nicht hinterfüllt ist, damit sie auch ohne Erddruckwirkung standfähig ist.

4. der Angriffspunkt der Mittelkraft im allgemeinen nicht aus dem mittleren Drittel der Fugenbreite heraustritt, demnach Zugspannungen im Mauerwerk in der Regel nicht auftreten. Ausnahmen sind zur Erzielung einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Mauervorderfläche und einer ausreichenden Unterstützung des Mauerschwerpunktes nicht immer zu vermeiden, namentlich nicht in der Bodenfuge, aber möglichst zu beschränken.

Werden für eine Reihe aufeinanderfolgender Fugen die Erddrücke auf die Hinterflächen der einzelnen Mauerabschnitte ermittelt und mit den Gewichten der Mauerkörper zwischen diesen Fugen mittels eines Krafteckes zusammengesetzt, so findet sich die Mittelkraftlinie für die Stützmauer (Taf. IX, Abb. 23), mit deren Hilfe die Mauerwerksspannungen und der Bodendruck in den Kantenpunkten der einzelnen Fugen nach der Gleichung berechnet werden können (b = Fugenbreite).

Statisch würde unter sonst gleichen Umständen diejenige Form die günstigste sein, bei der die Mittelkraftlinie für die maßgebende Belastung durch die Mitte aller Fugen verläuft. Das würde im allgemeinen einen Querschnitt mit gekrümmten Begrenzungen ergeben, der zwar die geringste Mauerwerksmasse erfordern würde, aber deshalb noch nicht die wirtschaftlich richtigste Form darzustellen brauchte, weil die Herstellung krummer Wände mehr Arbeitslohn kostet als die gerader oder gebrochener Wände.

Das Mauerwerk der Stützmauern ist gleichmäßig herzustellen; Lagerfugen senkrecht zur Vorderfläche, bei starken Mauern allmählich in die Wagrechte übergehend. Möglichst großes spezifisches Gewicht, guter Verband und gutes Lager der Steine, kräftige Binder, große Kopfsteine in der Ansichtsfläche, guter Schluß der Fugen in der Vorderfläche mit Zementmörtel. Das Fundament – in Erde 0·8–1·0 m unter Bodenfläche – ist sorgfältig gegen Gleiten und Unterspülen zu sichern. Zur Abführung des sich hinter der Mauer ansammelnden Wassers sind Entwässerungskanäle von etwa 10 × 15 cm Querschnitt oder Röhren von wenigstens 5 cm Durchmesser an richtiger Stelle vorzusehen und an der Rückseite mit wasserdurchlässigem Geröll zu umpacken. Bei zu erwartender größerer Feuchtigkeit 50–90 cm starke Steinpackung hinter der Mauer mit einer Sickerrinne längs des Fußes. Hinterfüllung sorgfältig und gleichmäßig in nahe wagrechten, nicht zu starken, gut anzustampfenden, keinesfalls gegen die Mauer abfallenden Schichten mit Massen, die möglichst wenig Druck verursachen – Sand, Kies, Gerölle, Geschiebe. Kopf der Mauer möglichst widerstandsfähig, am besten aus einer kräftigen Rollschicht von ausgesuchten Steinen zu bilden, bei Backsteinen wohl auch, wenn Rollschichten und kräftige Platten aus natürlichen Steinen schwer zu beschaffen sind, aus Backsteinrollschichten. Schwächere Platten leisten nicht genügenden Widerstand gegen das Abschieben.

Die Hinterfläche der Mauer ist mit Mörtel auszuschweißen und mit einem Anstrich von Teer und Asphalt zu versehen, bei Betonmauern auch wohl durch 2–3 Lagen von aufzuklebendem Asphaltfilz oder von Asphaltpappe gegen das Eindringen der Bodenfeuchtigkeit zu schützen.

Bei in Kalkmörtel hergestellten Mauern ist zu. empfehlen, das Mauerwerk einige Wochen unverfüllt stehen zu lassen, damit es genügend austrocknen kann.

Bei rutschenden, gefährlichen Lehnen kann es zweckmäßig sein, etwa nötig werdende Einschnittsstützmauern vor der Aushebung der Einschnittsmassen aus einzelnen Schäften zu bilden, die in bergmännisch abzusenkenden Schächten aufgemauert werden.

b) Aufgelöste (gegliederte) Mauern können durch Schwierigkeiten der Gründung veranlaßt sein, die es wünschenswert erscheinen lassen, nur einzelne Pfeiler entsprechend zu gründen und die Mauer entweder auf Grundbögen zu stellen oder den Raum zwischen den hochgeführten

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[249/0261] Einfach gestaltet sich die zeichnerische Untersuchung des zunächst nach den vorstehenden Anhalten anzunehmenden Mauerquerschnitts. Vorausgesetzt sei, daß der angreifende Erddruck E (s. d.) auf die irgendwie gestaltete Rückwand nach Größe, Richtung und Angriffspunkt gegeben sei. Dann setzt sich dieser (Taf. IX, Abb. 17) mit dem Gewicht P der Mauer zu einer Mittelkraft R zusammen, deren Richtung die Bodenfuge des Mauerquerschnitts bei I schneidet. Die Standsicherheit der Mauer ist alsdann an die Bedingungen geknüpft, daß 1. der durch die lotrechte Seitenkraft V der Mittelkraft R erzeugte Bodendruck in der Sohle die zulässigen Grenzen nicht überschreiten darf; 2. die wagrechte Seitenkraft H der Mittelkraft R bei frei, ohne Mörtelverbindung u. dgl. in der Sohle gestützter Mauer so viel kleiner sein muß als der durch V erzeugte Reibungswiderstand V ∙ tg φ, daß die Sicherheit der Mauer gegen Verschieben mindestens 11/2–2fach wird; 3. in keinem Punkt des Mauerquerschnitts die zulässige Fugenspannung überschritten wird, auch dann nicht, wenn die Mauer noch nicht hinterfüllt ist, damit sie auch ohne Erddruckwirkung standfähig ist. 4. der Angriffspunkt der Mittelkraft im allgemeinen nicht aus dem mittleren Drittel der Fugenbreite heraustritt, demnach Zugspannungen im Mauerwerk in der Regel nicht auftreten. Ausnahmen sind zur Erzielung einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Mauervorderfläche und einer ausreichenden Unterstützung des Mauerschwerpunktes nicht immer zu vermeiden, namentlich nicht in der Bodenfuge, aber möglichst zu beschränken. Werden für eine Reihe aufeinanderfolgender Fugen die Erddrücke auf die Hinterflächen der einzelnen Mauerabschnitte ermittelt und mit den Gewichten der Mauerkörper zwischen diesen Fugen mittels eines Krafteckes zusammengesetzt, so findet sich die Mittelkraftlinie für die Stützmauer (Taf. IX, Abb. 23), mit deren Hilfe die Mauerwerksspannungen und der Bodendruck in den Kantenpunkten der einzelnen Fugen nach der Gleichung [FORMEL] berechnet werden können (b = Fugenbreite). Statisch würde unter sonst gleichen Umständen diejenige Form die günstigste sein, bei der die Mittelkraftlinie für die maßgebende Belastung durch die Mitte aller Fugen verläuft. Das würde im allgemeinen einen Querschnitt mit gekrümmten Begrenzungen ergeben, der zwar die geringste Mauerwerksmasse erfordern würde, aber deshalb noch nicht die wirtschaftlich richtigste Form darzustellen brauchte, weil die Herstellung krummer Wände mehr Arbeitslohn kostet als die gerader oder gebrochener Wände. Das Mauerwerk der Stützmauern ist gleichmäßig herzustellen; Lagerfugen senkrecht zur Vorderfläche, bei starken Mauern allmählich in die Wagrechte übergehend. Möglichst großes spezifisches Gewicht, guter Verband und gutes Lager der Steine, kräftige Binder, große Kopfsteine in der Ansichtsfläche, guter Schluß der Fugen in der Vorderfläche mit Zementmörtel. Das Fundament – in Erde 0·8–1·0 m unter Bodenfläche – ist sorgfältig gegen Gleiten und Unterspülen zu sichern. Zur Abführung des sich hinter der Mauer ansammelnden Wassers sind Entwässerungskanäle von etwa 10 × 15 cm Querschnitt oder Röhren von wenigstens 5 cm Durchmesser an richtiger Stelle vorzusehen und an der Rückseite mit wasserdurchlässigem Geröll zu umpacken. Bei zu erwartender größerer Feuchtigkeit 50–90 cm starke Steinpackung hinter der Mauer mit einer Sickerrinne längs des Fußes. Hinterfüllung sorgfältig und gleichmäßig in nahe wagrechten, nicht zu starken, gut anzustampfenden, keinesfalls gegen die Mauer abfallenden Schichten mit Massen, die möglichst wenig Druck verursachen – Sand, Kies, Gerölle, Geschiebe. Kopf der Mauer möglichst widerstandsfähig, am besten aus einer kräftigen Rollschicht von ausgesuchten Steinen zu bilden, bei Backsteinen wohl auch, wenn Rollschichten und kräftige Platten aus natürlichen Steinen schwer zu beschaffen sind, aus Backsteinrollschichten. Schwächere Platten leisten nicht genügenden Widerstand gegen das Abschieben. Die Hinterfläche der Mauer ist mit Mörtel auszuschweißen und mit einem Anstrich von Teer und Asphalt zu versehen, bei Betonmauern auch wohl durch 2–3 Lagen von aufzuklebendem Asphaltfilz oder von Asphaltpappe gegen das Eindringen der Bodenfeuchtigkeit zu schützen. Bei in Kalkmörtel hergestellten Mauern ist zu. empfehlen, das Mauerwerk einige Wochen unverfüllt stehen zu lassen, damit es genügend austrocknen kann. Bei rutschenden, gefährlichen Lehnen kann es zweckmäßig sein, etwa nötig werdende Einschnittsstützmauern vor der Aushebung der Einschnittsmassen aus einzelnen Schäften zu bilden, die in bergmännisch abzusenkenden Schächten aufgemauert werden. b) Aufgelöste (gegliederte) Mauern können durch Schwierigkeiten der Gründung veranlaßt sein, die es wünschenswert erscheinen lassen, nur einzelne Pfeiler entsprechend zu gründen und die Mauer entweder auf Grundbögen zu stellen oder den Raum zwischen den hochgeführten

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/261>, abgerufen am 28.09.2024.