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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921.

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Aufwärtsbewegung der Achse mit dem Exzenter hat eine gewisse wagrechte Verschiebung des andern Endes der Exzenterstange zur Folge, die um so größer und um so störender ist, je stärker das Exzenter gegen die Wagrechte geneigt ist. Dieser Hinweis genügt zur Beurteilung der Empfindlichkeit der einzelnen S. gegen das Federspiel. Bei der Stephenson-Steuerung der Abb. 195 z. B. liegt in der gezeichneten Stellung, d. h. bei ganz gesenkter Kulisse die obere Exzenterstange nahezu wagrecht. Der Endpunkt Z erleidet unter dem Einfluß des Federspiels nur sehr geringe Verschiebungen. Da nun bei ganz gesenkter Kulisse dieses Exzenter allein die Schieberbewegung hervorruft, so erleidet die Schieberbewegung bei dieser Kulissenstellung nur geringfügige Störungen durch das Federspiel. Ebenso, wenn die Kulisse ganz gehoben ist. Befindet sich die Kulisse in der Mittellage, so sind beide Exzenterstangen schräg gerichtet. Die Enden beider erleiden gewisse, gleich große, aber entgegengesetzte Verschiebungen. Beide Exzenter beeinflussen die Schieberbewegung bei dieser Kulissenstellung im gleichen Maße. Jene störenden Verschiebungen heben sich also in ihrer Wirkung auf den Schieber nahezu auf. Die Stephensonsche S. ist, wenn die Achse des Steuerungsgetriebes, wie in der betrachteten Abbildung, wagrecht liegt, wenig empfindlich gegen das Federspiel. Schlechter ist es, wenn, wie in Abb. 190, die Achse des Steuerungsantriebs schräg liegt. Ungünstiger fällt auch das Ergebnis einer solchen Untersuchung für die Gooch-Steuerung, selbst eine solche mit wagrechter Achse (Abb. 206) und am ungünstigsten für Gooch-Steuerung mit schräger Achse (Abb. 196) aus. Die Allan-Trick-Steuerung (Abb. 197) steht zwischen beiden. Wenn bei der Heusinger-Walschaert-Steuerung der Angriffspunkt D der Exzenterstange an der Kulisse so tief gelegt wird, daß die Exzenterstange gleich große Ausschläge nach unten und oben aus der Wagrechten macht, so ist sie für alle Füllungsgrade ziemlich unempfindlich gegen das Federspiel. Es ist das mit eine der Ursachen, die zu ihrer heutigen großen Verbreitung beigetragen hat.

Die Einwirkung des Federspiels ist auch von der Lage der S. innerhalb oder außerhalb des Rahmens abhängig. Im allgemeinen wird nicht die Welle als Ganzes, sondern nur eine Seite federnd angehoben oder gesenkt werden, wenn ein Rad eine Unebenheit überfährt. Diese Hebung oder Senkung überträgt sich mit verkleinernder Hebelübersetzung auf eine innen liegende S., zumal auf eine solche, die nach altem englischen Muster mit zwischen den Innenzylindern liegenden Schieberkästen der Lokomotivmitte nahe liegt. Vergrößernd wirkt die Hebelübersetzung auf Außensteuerungen.

Nach dem Gesagten werden die schlechten Erfahrungen verständlich, die man seinerzeit an außen liegenden Allan-Trick-Steuerungen mit Schrägantrieb gemacht hat, denn hier wirkten verschiedene Einflüsse im gleichen ungünstigen Sinn. Anderseits kann man die Heusinger-Steuerung unbesorgt guter Zugänglichkeit zuliebe nach außen legen, weil sie an und für sich gegen das Federspiel unempfindlich ist.

VI. Gegenüberstellung der besprochenen S.

Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile der einzelnen S. gegeneinander darf man der Veränderlichkeit oder Nichtveränderlichkeit des Voreilens keine wesentliche Rolle zuerkennen. Noch heute sind die Meinungen, ob erstere oder letztere vorzuziehen sei, geteilt. Die Stephensonsche S. ist einfach und, wie oben gezeigt, bei wagrechter Anordnung der Steuerungsmittellinie gegen das Federspiel wenig empfindlich. Die aus der endlichen Stangenlänge sich ergebenden Fehlerglieder können klein gehalten werden, weil die Kulisse nahe an den Schieberkasten herangelegt, die Stangenlänge demnach groß gewählt werden kann. Man sah es früher als einen Mangel der S. an, daß der Kessel bei Innenlage dieser S. hoch gelegt werden mußte, um Platz für die Hebung der Kulisse zu schaffen. Heute gilt dieser Mangel nicht mehr als solcher, weil man die Scheu vor hoher Kessellage als unberechtigt erkannt hat. Auch die Notwendigkeit eines schweren Gegengewichts Q (Abb. 195) kann nicht gegen die Stephensonsche S. angeführt werden, denn es läßt sich durch eine Feder ersetzen. Ein Mangel der Stephensonschen S. ist, daß sie sich - wenigstens bei Außenlage der Zylinder - nicht so gut wie die Heusinger-Steuerung außen unterbringen läßt; denn diese Bauart führt zu schräger Anordnung der Steuerungsmittellinie (Abb. 190), somit zu größerer Empfindlichkeit gegenüber dem Federspiel oder zur Notwendigkeit, einen Doppelhebel nach Abb. 191 einzuschalten. Durch einen solchen Doppelhebel geht aber die Einfachheit verloren und die Exzenterstangen fallen kürzer aus. Die Vereinigung innen liegender Zylinder mit innen liegender Stephenson-Steuerung ist bei den heutigen Abmessungen der Lokomotiven kaum noch möglich, weil sich der Platz für 4 Exzenter neben den gekröpften Kurbeln auf der Welle nicht erübrigen läßt. Die einzige Zusammenstellung, für die

Aufwärtsbewegung der Achse mit dem Exzenter hat eine gewisse wagrechte Verschiebung des andern Endes der Exzenterstange zur Folge, die um so größer und um so störender ist, je stärker das Exzenter gegen die Wagrechte geneigt ist. Dieser Hinweis genügt zur Beurteilung der Empfindlichkeit der einzelnen S. gegen das Federspiel. Bei der Stephenson-Steuerung der Abb. 195 z. B. liegt in der gezeichneten Stellung, d. h. bei ganz gesenkter Kulisse die obere Exzenterstange nahezu wagrecht. Der Endpunkt Z erleidet unter dem Einfluß des Federspiels nur sehr geringe Verschiebungen. Da nun bei ganz gesenkter Kulisse dieses Exzenter allein die Schieberbewegung hervorruft, so erleidet die Schieberbewegung bei dieser Kulissenstellung nur geringfügige Störungen durch das Federspiel. Ebenso, wenn die Kulisse ganz gehoben ist. Befindet sich die Kulisse in der Mittellage, so sind beide Exzenterstangen schräg gerichtet. Die Enden beider erleiden gewisse, gleich große, aber entgegengesetzte Verschiebungen. Beide Exzenter beeinflussen die Schieberbewegung bei dieser Kulissenstellung im gleichen Maße. Jene störenden Verschiebungen heben sich also in ihrer Wirkung auf den Schieber nahezu auf. Die Stephensonsche S. ist, wenn die Achse des Steuerungsgetriebes, wie in der betrachteten Abbildung, wagrecht liegt, wenig empfindlich gegen das Federspiel. Schlechter ist es, wenn, wie in Abb. 190, die Achse des Steuerungsantriebs schräg liegt. Ungünstiger fällt auch das Ergebnis einer solchen Untersuchung für die Gooch-Steuerung, selbst eine solche mit wagrechter Achse (Abb. 206) und am ungünstigsten für Gooch-Steuerung mit schräger Achse (Abb. 196) aus. Die Allan-Trick-Steuerung (Abb. 197) steht zwischen beiden. Wenn bei der Heusinger-Walschaert-Steuerung der Angriffspunkt D der Exzenterstange an der Kulisse so tief gelegt wird, daß die Exzenterstange gleich große Ausschläge nach unten und oben aus der Wagrechten macht, so ist sie für alle Füllungsgrade ziemlich unempfindlich gegen das Federspiel. Es ist das mit eine der Ursachen, die zu ihrer heutigen großen Verbreitung beigetragen hat.

Die Einwirkung des Federspiels ist auch von der Lage der S. innerhalb oder außerhalb des Rahmens abhängig. Im allgemeinen wird nicht die Welle als Ganzes, sondern nur eine Seite federnd angehoben oder gesenkt werden, wenn ein Rad eine Unebenheit überfährt. Diese Hebung oder Senkung überträgt sich mit verkleinernder Hebelübersetzung auf eine innen liegende S., zumal auf eine solche, die nach altem englischen Muster mit zwischen den Innenzylindern liegenden Schieberkästen der Lokomotivmitte nahe liegt. Vergrößernd wirkt die Hebelübersetzung auf Außensteuerungen.

Nach dem Gesagten werden die schlechten Erfahrungen verständlich, die man seinerzeit an außen liegenden Allan-Trick-Steuerungen mit Schrägantrieb gemacht hat, denn hier wirkten verschiedene Einflüsse im gleichen ungünstigen Sinn. Anderseits kann man die Heusinger-Steuerung unbesorgt guter Zugänglichkeit zuliebe nach außen legen, weil sie an und für sich gegen das Federspiel unempfindlich ist.

VI. Gegenüberstellung der besprochenen S.

Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile der einzelnen S. gegeneinander darf man der Veränderlichkeit oder Nichtveränderlichkeit des Voreilens keine wesentliche Rolle zuerkennen. Noch heute sind die Meinungen, ob erstere oder letztere vorzuziehen sei, geteilt. Die Stephensonsche S. ist einfach und, wie oben gezeigt, bei wagrechter Anordnung der Steuerungsmittellinie gegen das Federspiel wenig empfindlich. Die aus der endlichen Stangenlänge sich ergebenden Fehlerglieder können klein gehalten werden, weil die Kulisse nahe an den Schieberkasten herangelegt, die Stangenlänge demnach groß gewählt werden kann. Man sah es früher als einen Mangel der S. an, daß der Kessel bei Innenlage dieser S. hoch gelegt werden mußte, um Platz für die Hebung der Kulisse zu schaffen. Heute gilt dieser Mangel nicht mehr als solcher, weil man die Scheu vor hoher Kessellage als unberechtigt erkannt hat. Auch die Notwendigkeit eines schweren Gegengewichts Q (Abb. 195) kann nicht gegen die Stephensonsche S. angeführt werden, denn es läßt sich durch eine Feder ersetzen. Ein Mangel der Stephensonschen S. ist, daß sie sich – wenigstens bei Außenlage der Zylinder – nicht so gut wie die Heusinger-Steuerung außen unterbringen läßt; denn diese Bauart führt zu schräger Anordnung der Steuerungsmittellinie (Abb. 190), somit zu größerer Empfindlichkeit gegenüber dem Federspiel oder zur Notwendigkeit, einen Doppelhebel nach Abb. 191 einzuschalten. Durch einen solchen Doppelhebel geht aber die Einfachheit verloren und die Exzenterstangen fallen kürzer aus. Die Vereinigung innen liegender Zylinder mit innen liegender Stephenson-Steuerung ist bei den heutigen Abmessungen der Lokomotiven kaum noch möglich, weil sich der Platz für 4 Exzenter neben den gekröpften Kurbeln auf der Welle nicht erübrigen läßt. Die einzige Zusammenstellung, für die

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[213/0223] Aufwärtsbewegung der Achse mit dem Exzenter hat eine gewisse wagrechte Verschiebung des andern Endes der Exzenterstange zur Folge, die um so größer und um so störender ist, je stärker das Exzenter gegen die Wagrechte geneigt ist. Dieser Hinweis genügt zur Beurteilung der Empfindlichkeit der einzelnen S. gegen das Federspiel. Bei der Stephenson-Steuerung der Abb. 195 z. B. liegt in der gezeichneten Stellung, d. h. bei ganz gesenkter Kulisse die obere Exzenterstange nahezu wagrecht. Der Endpunkt Z erleidet unter dem Einfluß des Federspiels nur sehr geringe Verschiebungen. Da nun bei ganz gesenkter Kulisse dieses Exzenter allein die Schieberbewegung hervorruft, so erleidet die Schieberbewegung bei dieser Kulissenstellung nur geringfügige Störungen durch das Federspiel. Ebenso, wenn die Kulisse ganz gehoben ist. Befindet sich die Kulisse in der Mittellage, so sind beide Exzenterstangen schräg gerichtet. Die Enden beider erleiden gewisse, gleich große, aber entgegengesetzte Verschiebungen. Beide Exzenter beeinflussen die Schieberbewegung bei dieser Kulissenstellung im gleichen Maße. Jene störenden Verschiebungen heben sich also in ihrer Wirkung auf den Schieber nahezu auf. Die Stephensonsche S. ist, wenn die Achse des Steuerungsgetriebes, wie in der betrachteten Abbildung, wagrecht liegt, wenig empfindlich gegen das Federspiel. Schlechter ist es, wenn, wie in Abb. 190, die Achse des Steuerungsantriebs schräg liegt. Ungünstiger fällt auch das Ergebnis einer solchen Untersuchung für die Gooch-Steuerung, selbst eine solche mit wagrechter Achse (Abb. 206) und am ungünstigsten für Gooch-Steuerung mit schräger Achse (Abb. 196) aus. Die Allan-Trick-Steuerung (Abb. 197) steht zwischen beiden. Wenn bei der Heusinger-Walschaert-Steuerung der Angriffspunkt D der Exzenterstange an der Kulisse so tief gelegt wird, daß die Exzenterstange gleich große Ausschläge nach unten und oben aus der Wagrechten macht, so ist sie für alle Füllungsgrade ziemlich unempfindlich gegen das Federspiel. Es ist das mit eine der Ursachen, die zu ihrer heutigen großen Verbreitung beigetragen hat. Die Einwirkung des Federspiels ist auch von der Lage der S. innerhalb oder außerhalb des Rahmens abhängig. Im allgemeinen wird nicht die Welle als Ganzes, sondern nur eine Seite federnd angehoben oder gesenkt werden, wenn ein Rad eine Unebenheit überfährt. Diese Hebung oder Senkung überträgt sich mit verkleinernder Hebelübersetzung auf eine innen liegende S., zumal auf eine solche, die nach altem englischen Muster mit zwischen den Innenzylindern liegenden Schieberkästen der Lokomotivmitte nahe liegt. Vergrößernd wirkt die Hebelübersetzung auf Außensteuerungen. Nach dem Gesagten werden die schlechten Erfahrungen verständlich, die man seinerzeit an außen liegenden Allan-Trick-Steuerungen mit Schrägantrieb gemacht hat, denn hier wirkten verschiedene Einflüsse im gleichen ungünstigen Sinn. Anderseits kann man die Heusinger-Steuerung unbesorgt guter Zugänglichkeit zuliebe nach außen legen, weil sie an und für sich gegen das Federspiel unempfindlich ist. VI. Gegenüberstellung der besprochenen S. Bei der Abwägung der Vor- und Nachteile der einzelnen S. gegeneinander darf man der Veränderlichkeit oder Nichtveränderlichkeit des Voreilens keine wesentliche Rolle zuerkennen. Noch heute sind die Meinungen, ob erstere oder letztere vorzuziehen sei, geteilt. Die Stephensonsche S. ist einfach und, wie oben gezeigt, bei wagrechter Anordnung der Steuerungsmittellinie gegen das Federspiel wenig empfindlich. Die aus der endlichen Stangenlänge sich ergebenden Fehlerglieder können klein gehalten werden, weil die Kulisse nahe an den Schieberkasten herangelegt, die Stangenlänge demnach groß gewählt werden kann. Man sah es früher als einen Mangel der S. an, daß der Kessel bei Innenlage dieser S. hoch gelegt werden mußte, um Platz für die Hebung der Kulisse zu schaffen. Heute gilt dieser Mangel nicht mehr als solcher, weil man die Scheu vor hoher Kessellage als unberechtigt erkannt hat. Auch die Notwendigkeit eines schweren Gegengewichts Q (Abb. 195) kann nicht gegen die Stephensonsche S. angeführt werden, denn es läßt sich durch eine Feder ersetzen. Ein Mangel der Stephensonschen S. ist, daß sie sich – wenigstens bei Außenlage der Zylinder – nicht so gut wie die Heusinger-Steuerung außen unterbringen läßt; denn diese Bauart führt zu schräger Anordnung der Steuerungsmittellinie (Abb. 190), somit zu größerer Empfindlichkeit gegenüber dem Federspiel oder zur Notwendigkeit, einen Doppelhebel nach Abb. 191 einzuschalten. Durch einen solchen Doppelhebel geht aber die Einfachheit verloren und die Exzenterstangen fallen kürzer aus. Die Vereinigung innen liegender Zylinder mit innen liegender Stephenson-Steuerung ist bei den heutigen Abmessungen der Lokomotiven kaum noch möglich, weil sich der Platz für 4 Exzenter neben den gekröpften Kurbeln auf der Welle nicht erübrigen läßt. Die einzige Zusammenstellung, für die

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 9. Berlin, Wien, 1921, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen09_1921/223>, abgerufen am 22.11.2024.