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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.

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In Abb. 301 ist eine von der Firma Henschel & Sohn in Kassel für die Gotthardbahn gebaute


Abb. 300 a-c. Pfluganordnung Bauart Leslie.
Dampfschneeschleudermaschine Bauart Leslie dargestellt, die sich sowohl auf der genannten Bahn

Abb. 301. Dampfschneeschleudermaschine, Bauart Leslie der Gotthardbahn.
als auch bei den preußischen Staatsbahnen bewährt hat.

Die Schneeschleudermaschine besteht aus einem auf 4 bzw. 6 Achsen ruhenden Wagenkasten, der an seiner Vorderseite ein Schleuderrad trägt, und aus einem Tender gewöhnlicher Bauart.

Das Schleuderrad von etwa 3 m Durchmesser wird gebildet aus einer Anzahl strahlenförmig angeordneter Messerschneiden. Es sitzt auf einer in der Längsmittellinie der Maschine gelagerten Achse, der die Drehbewegung von der Antriebsmaschine durch Kegelräder mitgeteilt wird. Diese Übertragung erfolgt in einem Lagerbock aus Stahlguß, der auf den beiden Längsträgern der Maschine ruht.

Die Bewegung des Schleuderrades, das sich quer zur Fahrtrichtung dreht, erfolgt durch eine im Innern des Gehäuses befindliche 2zylindrige Dampfmaschine von 700 eff. PS., die befähigt ist, dem Schleuderrad bis zu 150 Umdrehungen in der Minute zu verleihen.

Der erforderliche Dampf wird in einem ebenfalls im Innern des Wagenkastens befindlichen Kessel erzeugt.

Der Vorgang des Schneeräumens findet in folgender Weise statt:

Durch die Antriebsmaschiene wird das vordere Schleuderrad in schnelle Umdrehungen (etwa 150 f. d. Min.) versetzt. Es faßt dann mit den an seiner Vorderseite befindlichen Messerschneiden den Schnee schichtenweise, ihn zunächst in die einzelnen Fächer des Schleuderrades werfend. Durch die schnelle Umdrehung wird der Schnee hinausgewirbelt und rechtwinklig zur Fahrtrichtung in hohem Bogen bis zu 60 m weit seitwärts fortgeschleudert.

Je nach den Verhältnissen der Strecke oder nach der herrschenden Windrichtung ist es möglich, durch Änderung der Gangrichtung des Rades den Schnee rechts oder links von der Strecke fortzuschleudern. Dem gleichen Zweck dient eine über dem Schleuderrad befindliche Leitschaufel, die von dem am vorderen Ende der Maschine befindlichen Führer der Schneeschleuder gesteuert wird.

Die Messer an der Vorderseite des Schleuderrades sind derartig eingerichtet, daß sie je nach der Gangrichtung des Schleuderndes sich von selbst umsteuern, also stets mit der scharfen Kante voran in den Schnee eindringen.

Das Schleuderrad ist in einem das Bahnprofil möglichst ausfüllenden Gehäuse eingebaut, so daß also beim Vorwärtsgang der Maschine ungefähr das freie Bahnprofil ausgeschnitten wird.

In Abb. 301 ist eine von der Firma Henschel & Sohn in Kassel für die Gotthardbahn gebaute


Abb. 300 a–c. Pfluganordnung Bauart Leslie.
Dampfschneeschleudermaschine Bauart Leslie dargestellt, die sich sowohl auf der genannten Bahn

Abb. 301. Dampfschneeschleudermaschine, Bauart Leslie der Gotthardbahn.
als auch bei den preußischen Staatsbahnen bewährt hat.

Die Schneeschleudermaschine besteht aus einem auf 4 bzw. 6 Achsen ruhenden Wagenkasten, der an seiner Vorderseite ein Schleuderrad trägt, und aus einem Tender gewöhnlicher Bauart.

Das Schleuderrad von etwa 3 m Durchmesser wird gebildet aus einer Anzahl strahlenförmig angeordneter Messerschneiden. Es sitzt auf einer in der Längsmittellinie der Maschine gelagerten Achse, der die Drehbewegung von der Antriebsmaschine durch Kegelräder mitgeteilt wird. Diese Übertragung erfolgt in einem Lagerbock aus Stahlguß, der auf den beiden Längsträgern der Maschine ruht.

Die Bewegung des Schleuderrades, das sich quer zur Fahrtrichtung dreht, erfolgt durch eine im Innern des Gehäuses befindliche 2zylindrige Dampfmaschine von 700 eff. PS., die befähigt ist, dem Schleuderrad bis zu 150 Umdrehungen in der Minute zu verleihen.

Der erforderliche Dampf wird in einem ebenfalls im Innern des Wagenkastens befindlichen Kessel erzeugt.

Der Vorgang des Schneeräumens findet in folgender Weise statt:

Durch die Antriebsmaschiene wird das vordere Schleuderrad in schnelle Umdrehungen (etwa 150 f. d. Min.) versetzt. Es faßt dann mit den an seiner Vorderseite befindlichen Messerschneiden den Schnee schichtenweise, ihn zunächst in die einzelnen Fächer des Schleuderrades werfend. Durch die schnelle Umdrehung wird der Schnee hinausgewirbelt und rechtwinklig zur Fahrtrichtung in hohem Bogen bis zu 60 m weit seitwärts fortgeschleudert.

Je nach den Verhältnissen der Strecke oder nach der herrschenden Windrichtung ist es möglich, durch Änderung der Gangrichtung des Rades den Schnee rechts oder links von der Strecke fortzuschleudern. Dem gleichen Zweck dient eine über dem Schleuderrad befindliche Leitschaufel, die von dem am vorderen Ende der Maschine befindlichen Führer der Schneeschleuder gesteuert wird.

Die Messer an der Vorderseite des Schleuderrades sind derartig eingerichtet, daß sie je nach der Gangrichtung des Schleuderndes sich von selbst umsteuern, also stets mit der scharfen Kante voran in den Schnee eindringen.

Das Schleuderrad ist in einem das Bahnprofil möglichst ausfüllenden Gehäuse eingebaut, so daß also beim Vorwärtsgang der Maschine ungefähr das freie Bahnprofil ausgeschnitten wird.

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[413/0433] In Abb. 301 ist eine von der Firma Henschel & Sohn in Kassel für die Gotthardbahn gebaute [Abbildung Abb. 300 a–c. Pfluganordnung Bauart Leslie. ] Dampfschneeschleudermaschine Bauart Leslie dargestellt, die sich sowohl auf der genannten Bahn [Abbildung Abb. 301. Dampfschneeschleudermaschine, Bauart Leslie der Gotthardbahn. ] als auch bei den preußischen Staatsbahnen bewährt hat. Die Schneeschleudermaschine besteht aus einem auf 4 bzw. 6 Achsen ruhenden Wagenkasten, der an seiner Vorderseite ein Schleuderrad trägt, und aus einem Tender gewöhnlicher Bauart. Das Schleuderrad von etwa 3 m Durchmesser wird gebildet aus einer Anzahl strahlenförmig angeordneter Messerschneiden. Es sitzt auf einer in der Längsmittellinie der Maschine gelagerten Achse, der die Drehbewegung von der Antriebsmaschine durch Kegelräder mitgeteilt wird. Diese Übertragung erfolgt in einem Lagerbock aus Stahlguß, der auf den beiden Längsträgern der Maschine ruht. Die Bewegung des Schleuderrades, das sich quer zur Fahrtrichtung dreht, erfolgt durch eine im Innern des Gehäuses befindliche 2zylindrige Dampfmaschine von 700 eff. PS., die befähigt ist, dem Schleuderrad bis zu 150 Umdrehungen in der Minute zu verleihen. Der erforderliche Dampf wird in einem ebenfalls im Innern des Wagenkastens befindlichen Kessel erzeugt. Der Vorgang des Schneeräumens findet in folgender Weise statt: Durch die Antriebsmaschiene wird das vordere Schleuderrad in schnelle Umdrehungen (etwa 150 f. d. Min.) versetzt. Es faßt dann mit den an seiner Vorderseite befindlichen Messerschneiden den Schnee schichtenweise, ihn zunächst in die einzelnen Fächer des Schleuderrades werfend. Durch die schnelle Umdrehung wird der Schnee hinausgewirbelt und rechtwinklig zur Fahrtrichtung in hohem Bogen bis zu 60 m weit seitwärts fortgeschleudert. Je nach den Verhältnissen der Strecke oder nach der herrschenden Windrichtung ist es möglich, durch Änderung der Gangrichtung des Rades den Schnee rechts oder links von der Strecke fortzuschleudern. Dem gleichen Zweck dient eine über dem Schleuderrad befindliche Leitschaufel, die von dem am vorderen Ende der Maschine befindlichen Führer der Schneeschleuder gesteuert wird. Die Messer an der Vorderseite des Schleuderrades sind derartig eingerichtet, daß sie je nach der Gangrichtung des Schleuderndes sich von selbst umsteuern, also stets mit der scharfen Kante voran in den Schnee eindringen. Das Schleuderrad ist in einem das Bahnprofil möglichst ausfüllenden Gehäuse eingebaut, so daß also beim Vorwärtsgang der Maschine ungefähr das freie Bahnprofil ausgeschnitten wird.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/433>, abgerufen am 25.08.2024.