Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917.Fahrgleise, in größeren Städten in der Regel besondere Personenbahnhöfe vorhanden. Die der Personenbeförderung dienenden Züge werden als Schnell-, Eil- und Personenzüge unterschieden. Vorzugsweise dienen Schnell- und Eilzüge dem Fernverkehr, Personenzüge dem Nahverkehr. Im Nahverkehr werden auf kürzeren Strecken mit geeigneten Verkehrsverhältnissen auch Triebwagen verwendet, sowie Güterzüge zur Personenbeförderung mitbenutzt. Solche Güterzüge heißen, ebenso wie Personenzüge, die zur Güterbeförderung mitbenutzt werden, "gemischte Züge" (s. d.). Zwischen P. und Güterverkehr bestehen auch wirtschaftlich auffallende Gegensätze. Wie sich aus der verschiedenen Durchschnittsentfernung, die im P. ein Reisender und im Güterverkehr eine Güter t zurücklegt, ergibt, überwiegt im P. der Nahverkehr, der im Güterverkehr weniger in Betracht kommt, weil der Güterumschlag auf kurze Entfernungen unter Benutzung der Eisenbahn umständlicher und teurer wäre als unter ausschließlicher Verwendung von Straßenfuhrwerk. Das Überwiegen des Nahverkehrs hat aber für die Eisenbahn den Nachteil, daß seine Bedienung zahlreiche Züge erfordert, die nur unvollkommen ausgenutzt werden, weil sich insbesondere der Vorortverkehr der Großstädte zu jeder Tageszeit meist nur in einer Richtung bewegt, so daß die Züge in der andern Richtung leer fahren, oder weil die Züge aus Betriebsrücksichten oder aus anderen Gründen über das Vorortgebiet hinaus gefahren werden müssen, wo die Stärke des Verkehrs je nach der Bevölkerungsdichtigkeit noch mehr, als dies schon im Vorortgebiet der Fall zu sein pflegt, mit der Entfernung von der Großstadt abnimmt. Der Güterverkehr dagegen kann, da es bei ihm auf Schnelligkeit der Beförderung weniger ankommt, auf eine geringere Zahl möglichst ausgenützter Züge zusammengedrängt werden. ![]() Auf den deutschen Bahnen wurden 1913 für den Fernverkehr (in Schnell- und Eilzügen) 24%, dagegen für den Nahverkehr (in Personenzügen) 76% der Zugkm des P. gefahren. Was die Ausnutzung der Wagen anbelangt, so ist die jährliche Durchschnittsleistung an Laufkm bei den Personenwagen bedeutend größer als bei den Güterwagen, dagegen stehen die Personenwagen den Güterwagen, obwohl auch diese beträchtliche (z. B. auf den preußisch-hessischen Staatsbahnen 30%) Leerläufe zurücklegen, in der Nutzleistung nach, wie nachstehende Tabelle (für 1913) ergibt: ![]() Fahrgleise, in größeren Städten in der Regel besondere Personenbahnhöfe vorhanden. Die der Personenbeförderung dienenden Züge werden als Schnell-, Eil- und Personenzüge unterschieden. Vorzugsweise dienen Schnell- und Eilzüge dem Fernverkehr, Personenzüge dem Nahverkehr. Im Nahverkehr werden auf kürzeren Strecken mit geeigneten Verkehrsverhältnissen auch Triebwagen verwendet, sowie Güterzüge zur Personenbeförderung mitbenutzt. Solche Güterzüge heißen, ebenso wie Personenzüge, die zur Güterbeförderung mitbenutzt werden, „gemischte Züge“ (s. d.). Zwischen P. und Güterverkehr bestehen auch wirtschaftlich auffallende Gegensätze. Wie sich aus der verschiedenen Durchschnittsentfernung, die im P. ein Reisender und im Güterverkehr eine Güter t zurücklegt, ergibt, überwiegt im P. der Nahverkehr, der im Güterverkehr weniger in Betracht kommt, weil der Güterumschlag auf kurze Entfernungen unter Benutzung der Eisenbahn umständlicher und teurer wäre als unter ausschließlicher Verwendung von Straßenfuhrwerk. Das Überwiegen des Nahverkehrs hat aber für die Eisenbahn den Nachteil, daß seine Bedienung zahlreiche Züge erfordert, die nur unvollkommen ausgenutzt werden, weil sich insbesondere der Vorortverkehr der Großstädte zu jeder Tageszeit meist nur in einer Richtung bewegt, so daß die Züge in der andern Richtung leer fahren, oder weil die Züge aus Betriebsrücksichten oder aus anderen Gründen über das Vorortgebiet hinaus gefahren werden müssen, wo die Stärke des Verkehrs je nach der Bevölkerungsdichtigkeit noch mehr, als dies schon im Vorortgebiet der Fall zu sein pflegt, mit der Entfernung von der Großstadt abnimmt. Der Güterverkehr dagegen kann, da es bei ihm auf Schnelligkeit der Beförderung weniger ankommt, auf eine geringere Zahl möglichst ausgenützter Züge zusammengedrängt werden. ![]() Auf den deutschen Bahnen wurden 1913 für den Fernverkehr (in Schnell- und Eilzügen) 24%, dagegen für den Nahverkehr (in Personenzügen) 76% der Zugkm des P. gefahren. Was die Ausnutzung der Wagen anbelangt, so ist die jährliche Durchschnittsleistung an Laufkm bei den Personenwagen bedeutend größer als bei den Güterwagen, dagegen stehen die Personenwagen den Güterwagen, obwohl auch diese beträchtliche (z. B. auf den preußisch-hessischen Staatsbahnen 30%) Leerläufe zurücklegen, in der Nutzleistung nach, wie nachstehende Tabelle (für 1913) ergibt: ![]() <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0014" n="6"/> Fahrgleise, in größeren Städten in der Regel besondere Personenbahnhöfe vorhanden.</p><lb/> <p>Die der Personenbeförderung dienenden Züge werden als Schnell-, Eil- und Personenzüge unterschieden. Vorzugsweise dienen Schnell- und Eilzüge dem Fernverkehr, Personenzüge dem Nahverkehr. Im Nahverkehr werden auf kürzeren Strecken mit geeigneten Verkehrsverhältnissen auch Triebwagen verwendet, sowie Güterzüge zur Personenbeförderung mitbenutzt. 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Zwischen P. und Güterverkehr bestehen auch wirtschaftlich auffallende Gegensätze. Wie sich aus der verschiedenen Durchschnittsentfernung, die im P. ein Reisender und im Güterverkehr eine Güter t zurücklegt, ergibt, überwiegt im P. der Nahverkehr, der im Güterverkehr weniger in Betracht kommt, weil der Güterumschlag auf kurze Entfernungen unter Benutzung der Eisenbahn umständlicher und teurer wäre als unter ausschließlicher Verwendung von Straßenfuhrwerk. Das Überwiegen des Nahverkehrs hat aber für die Eisenbahn den Nachteil, daß seine Bedienung zahlreiche Züge erfordert, die nur unvollkommen ausgenutzt werden, weil sich insbesondere der Vorortverkehr der Großstädte zu jeder Tageszeit meist nur in einer Richtung bewegt, so daß die Züge in der andern Richtung leer fahren, oder weil die Züge aus Betriebsrücksichten oder aus anderen Gründen über das Vorortgebiet hinaus gefahren werden müssen, wo die Stärke des Verkehrs je nach der Bevölkerungsdichtigkeit noch mehr, als dies schon im Vorortgebiet der Fall zu sein pflegt, mit der Entfernung von der Großstadt abnimmt. Der Güterverkehr dagegen kann, da es bei ihm auf Schnelligkeit der Beförderung weniger ankommt, auf eine geringere Zahl möglichst ausgenützter Züge zusammengedrängt werden.
Auf den deutschen Bahnen wurden 1913 für den Fernverkehr (in Schnell- und Eilzügen) 24%, dagegen für den Nahverkehr (in Personenzügen) 76% der Zugkm des P. gefahren.
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 8. Berlin, Wien, 1917, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen08_1917/14>, abgerufen am 16.02.2025. |