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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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Automobilmaterialien sind derlei Proben sehr wichtig. Wie empfindlich die Metalle sind, geht daraus hervor, daß polierte Stäbe gegenüber wiederholten Beanspruchungen widerstandsfähiger sind als nur glatt gedrehte.

Während die Maschinen von Wöhler den Belastungswechsel relativ langsam vornahmen, hat man in neuerer Zeit solche für sehr rasche Spannungsänderungen gebaut. So erlaubt die freilich nur für geringe Belastungen verwendbare, elektrisch betriebene Maschine von Knapp in Birmingham bei Benutzung eines Wechselstroms von 50 Perioden, die Belastungen in einer Stunde 360.000mal zu wechseln.

Zur Untersuchung des inneren Aufbaues der Metalle, also zur optischen Diagnostik (Metallographie) dienen Mikroskope eigener Bauart. Da bei Metallen nicht wie bei Gesteinen Dünnschliffe hergestellt werden können, sondern im auffallenden Licht gearbeitet werden muß, findet die Lichtzuführung durch das (kurzgefaßte) Objektiv statt; derartige Konstruktionen stammen von Martens (Zeiß, Jena) und Le Chatelier (Dujardin & Co., Düsseldorf).

Größere Eisenbahnverwaltungen haben vielfach besondere Versuchsanstalten für die Durchführung von Materialproben eingerichtet. So besitzt die preußische Staatseisenbahnverwaltung eine Eisenbahnversuchsanstalt in Berlin zur Vornahme chemischer Untersuchung von Stoffen zum Bau der Fahrzeuge sowie von Oberbau- und Betriebsmaterialien u. s. w.

Bei den österreichischen Staatsbahnen ist für umfangreichere Materialproben ein Laboratorium bei der Nordbahndirektion in Wien eingerichtet.

Größere Versuchsanstalten besitzen ferner die französische Ostbahn in Paris, die russischen Eisenbahnen (insbesondere die Südwestbahn in Kiew) u. s. w.

Literatur: Beschlüsse der Konferenzen zu München, Dresden, Berlin und Wien über einheitliche Untersuchungsmethoden bei der Prüfung von Bau- und Konstruktionsmaterialien auf ihre mechanischen Eigenschaften. München 1893.

Leon.


Materialverwaltung (economat; economato), die Beschaffung der im Eisenbahnwesen erforderlichen Materialien, sowie die Gebarung mit diesen (Materialverwaltung im engeren Sinn), d. i. die Übernahme der eingelieferten Materialien, ihre Verwahrung, Evidenzhaltung, Ausfolgung und Verrechnung, der Verkauf von für Betriebszwecke unbrauchbaren Materialien u. s. w.

I. Allgemeines. Die Materialien, die zur Anlage, Instandhaltung und Betriebführung der Eisenbahnen nötig sind, pflegen in 3 große Gruppen: Oberbau- und Baumaterialien, Werkstättenmaterialien und Betriebsmaterialien eingeteilt zu werden. (Wegen der Bau- und Werkstättenmaterialien vgl. die besonderen Artikel.) Das Betriebsmaterialienwesen der Eisenbahnen ist ungemein vielseitig, weil die Art und der Umfang des Betriebs nicht nur große Mengen selbst an sich unbedeutenderer Stoffe und Waren erfordert, sondern auch in ganz besonderem Maße eine planmäßige Unterhaltung fast aller Materialiensorten erheischt.

Bei den österreichischen Staatsbahnen werden die Materialien in 15 Gruppen (die Inventargegenstände in 6 Gruppen) eingeteilt, u. zw. erfolgt die Gruppierung einesteils nach dem Verwendungszweck, andernteils nach der Gattung der Materialien. Innerhalb jeder Gruppe werden die einzelnen Materialgattungen nach Nummern geführt, worüber das Material-Rubrikenschema (bzw. das Inventar-Rubrikenschema) die näheren Bestimmungen enthält.

Zu den Materialien, die in großen Massen für den Betrieb zu beschaffen sind, gehören Brenn-, Beleuchtungs-, Dichtungs-, Putz- und Schmiermaterialien, Färb- und Kittmaterialien, Signal- und Telegraphenmaterialien, Schreib-, Zeichen- und Druckereimaterialien, Stoffe zu den Dienstkleidern u. dgl.

Unter den Betriebsmaterialien nehmen die Stoffe, die zur Lokomotivfeuerung dienen, nach ihrer Menge und ihrem Geldwert den ersten Platz ein (vgl. Brennstoffe und Brennstoffverbrauch der Lokomotiven).

Die Aufwendungen der deutschen Eisenbahnen für den Ankauf von Betriebsmaterialien aller Art erreichten für das Jahr 1910 in runder Summe 220 Mill. M., d. i. 9% der gesamten Betriebsausgaben. Zur Lokomotivfeuerung allein wurden 9·6 Mill. t Steinkohlen, Briketts und Koks im Werte von mehr als 122 Mill. M. verwendet. Außerdem werden auf den deutschen Bahnen in einem Jahre mehr als 100.000 t Erdöle zur Beleuchtung sowie als Schmieröl, Gasöl und zur Krafterzeugung im Gesamtwert von etwa 14 Mill. M. verbraucht.

Die österreichischen Eisenbahnen verbrauchen für die Lokomotivfeuerung jährlich etwa 4·3 Mill. t Brennstoff im Werte von rd. 63 Mill. K. Bei den österreichischen Staatsbahnen wurden im Jahre 1912 Materialien und Inventargegenstände im Werte von rd. 190 Mill. K für Betriebszwecke verwendet.

II. Ankauf der Betriebsmaterialien, Lieferungsbedingnisse. Für den Ankauf ist, soweit es sich um große Mengen oder Geldwerte handelt, in der Regel eine Stelle - Ministerium, Generaldirektion oder Eisenbahndirektion, Beschaffungsamt - zuständig. Sonstige Materialien werden von den Eisenbahndirektionen oder von den Verbrauchstellen meistens nach vorher festgelegtem Plan beschafft.

In Preußen besorgt das Eisenbahnzentralamt (s. d.) die Beschaffung von Kohle, Oberbau- und anderen wichtigen Materialien einschließlich Abnahme und der Übernahme aus den Werken, ferner den Ausgleich und die Verwertung der Altmaterialien.

Die Beschaffung der übrigen Materialien erfolgt durch die Eisenbahndirektionen.

Bei den bayerischen Staatsbahnen werden Oberbaumaterialien durch das Baukonstruktionsamt, die wichtigeren Betriebs- und Werkstättenmaterialien durch das Maschinenkonstruktionsamt beschafft.

In Baden, Sachsen und Württemberg erfolgt die Beschaffung der Materialien im allgemeinen durch die Direktionen.

Bei den österreichischen Staatsbahnen unterliegen die Materiallieferungen, deren Geldwert gewisse

Automobilmaterialien sind derlei Proben sehr wichtig. Wie empfindlich die Metalle sind, geht daraus hervor, daß polierte Stäbe gegenüber wiederholten Beanspruchungen widerstandsfähiger sind als nur glatt gedrehte.

Während die Maschinen von Wöhler den Belastungswechsel relativ langsam vornahmen, hat man in neuerer Zeit solche für sehr rasche Spannungsänderungen gebaut. So erlaubt die freilich nur für geringe Belastungen verwendbare, elektrisch betriebene Maschine von Knapp in Birmingham bei Benutzung eines Wechselstroms von 50 Perioden, die Belastungen in einer Stunde 360.000mal zu wechseln.

Zur Untersuchung des inneren Aufbaues der Metalle, also zur optischen Diagnostik (Metallographie) dienen Mikroskope eigener Bauart. Da bei Metallen nicht wie bei Gesteinen Dünnschliffe hergestellt werden können, sondern im auffallenden Licht gearbeitet werden muß, findet die Lichtzuführung durch das (kurzgefaßte) Objektiv statt; derartige Konstruktionen stammen von Martens (Zeiß, Jena) und Le Chatelier (Dujardin & Co., Düsseldorf).

Größere Eisenbahnverwaltungen haben vielfach besondere Versuchsanstalten für die Durchführung von Materialproben eingerichtet. So besitzt die preußische Staatseisenbahnverwaltung eine Eisenbahnversuchsanstalt in Berlin zur Vornahme chemischer Untersuchung von Stoffen zum Bau der Fahrzeuge sowie von Oberbau- und Betriebsmaterialien u. s. w.

Bei den österreichischen Staatsbahnen ist für umfangreichere Materialproben ein Laboratorium bei der Nordbahndirektion in Wien eingerichtet.

Größere Versuchsanstalten besitzen ferner die französische Ostbahn in Paris, die russischen Eisenbahnen (insbesondere die Südwestbahn in Kiew) u. s. w.

Literatur: Beschlüsse der Konferenzen zu München, Dresden, Berlin und Wien über einheitliche Untersuchungsmethoden bei der Prüfung von Bau- und Konstruktionsmaterialien auf ihre mechanischen Eigenschaften. München 1893.

Leon.


Materialverwaltung (économat; economato), die Beschaffung der im Eisenbahnwesen erforderlichen Materialien, sowie die Gebarung mit diesen (Materialverwaltung im engeren Sinn), d. i. die Übernahme der eingelieferten Materialien, ihre Verwahrung, Evidenzhaltung, Ausfolgung und Verrechnung, der Verkauf von für Betriebszwecke unbrauchbaren Materialien u. s. w.

I. Allgemeines. Die Materialien, die zur Anlage, Instandhaltung und Betriebführung der Eisenbahnen nötig sind, pflegen in 3 große Gruppen: Oberbau- und Baumaterialien, Werkstättenmaterialien und Betriebsmaterialien eingeteilt zu werden. (Wegen der Bau- und Werkstättenmaterialien vgl. die besonderen Artikel.) Das Betriebsmaterialienwesen der Eisenbahnen ist ungemein vielseitig, weil die Art und der Umfang des Betriebs nicht nur große Mengen selbst an sich unbedeutenderer Stoffe und Waren erfordert, sondern auch in ganz besonderem Maße eine planmäßige Unterhaltung fast aller Materialiensorten erheischt.

Bei den österreichischen Staatsbahnen werden die Materialien in 15 Gruppen (die Inventargegenstände in 6 Gruppen) eingeteilt, u. zw. erfolgt die Gruppierung einesteils nach dem Verwendungszweck, andernteils nach der Gattung der Materialien. Innerhalb jeder Gruppe werden die einzelnen Materialgattungen nach Nummern geführt, worüber das Material-Rubrikenschema (bzw. das Inventar-Rubrikenschema) die näheren Bestimmungen enthält.

Zu den Materialien, die in großen Massen für den Betrieb zu beschaffen sind, gehören Brenn-, Beleuchtungs-, Dichtungs-, Putz- und Schmiermaterialien, Färb- und Kittmaterialien, Signal- und Telegraphenmaterialien, Schreib-, Zeichen- und Druckereimaterialien, Stoffe zu den Dienstkleidern u. dgl.

Unter den Betriebsmaterialien nehmen die Stoffe, die zur Lokomotivfeuerung dienen, nach ihrer Menge und ihrem Geldwert den ersten Platz ein (vgl. Brennstoffe und Brennstoffverbrauch der Lokomotiven).

Die Aufwendungen der deutschen Eisenbahnen für den Ankauf von Betriebsmaterialien aller Art erreichten für das Jahr 1910 in runder Summe 220 Mill. M., d. i. 9% der gesamten Betriebsausgaben. Zur Lokomotivfeuerung allein wurden 9·6 Mill. t Steinkohlen, Briketts und Koks im Werte von mehr als 122 Mill. M. verwendet. Außerdem werden auf den deutschen Bahnen in einem Jahre mehr als 100.000 t Erdöle zur Beleuchtung sowie als Schmieröl, Gasöl und zur Krafterzeugung im Gesamtwert von etwa 14 Mill. M. verbraucht.

Die österreichischen Eisenbahnen verbrauchen für die Lokomotivfeuerung jährlich etwa 4·3 Mill. t Brennstoff im Werte von rd. 63 Mill. K. Bei den österreichischen Staatsbahnen wurden im Jahre 1912 Materialien und Inventargegenstände im Werte von rd. 190 Mill. K für Betriebszwecke verwendet.

II. Ankauf der Betriebsmaterialien, Lieferungsbedingnisse. Für den Ankauf ist, soweit es sich um große Mengen oder Geldwerte handelt, in der Regel eine Stelle – Ministerium, Generaldirektion oder Eisenbahndirektion, Beschaffungsamt – zuständig. Sonstige Materialien werden von den Eisenbahndirektionen oder von den Verbrauchstellen meistens nach vorher festgelegtem Plan beschafft.

In Preußen besorgt das Eisenbahnzentralamt (s. d.) die Beschaffung von Kohle, Oberbau- und anderen wichtigen Materialien einschließlich Abnahme und der Übernahme aus den Werken, ferner den Ausgleich und die Verwertung der Altmaterialien.

Die Beschaffung der übrigen Materialien erfolgt durch die Eisenbahndirektionen.

Bei den bayerischen Staatsbahnen werden Oberbaumaterialien durch das Baukonstruktionsamt, die wichtigeren Betriebs- und Werkstättenmaterialien durch das Maschinenkonstruktionsamt beschafft.

In Baden, Sachsen und Württemberg erfolgt die Beschaffung der Materialien im allgemeinen durch die Direktionen.

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[252/0267] Automobilmaterialien sind derlei Proben sehr wichtig. Wie empfindlich die Metalle sind, geht daraus hervor, daß polierte Stäbe gegenüber wiederholten Beanspruchungen widerstandsfähiger sind als nur glatt gedrehte. Während die Maschinen von Wöhler den Belastungswechsel relativ langsam vornahmen, hat man in neuerer Zeit solche für sehr rasche Spannungsänderungen gebaut. So erlaubt die freilich nur für geringe Belastungen verwendbare, elektrisch betriebene Maschine von Knapp in Birmingham bei Benutzung eines Wechselstroms von 50 Perioden, die Belastungen in einer Stunde 360.000mal zu wechseln. Zur Untersuchung des inneren Aufbaues der Metalle, also zur optischen Diagnostik (Metallographie) dienen Mikroskope eigener Bauart. Da bei Metallen nicht wie bei Gesteinen Dünnschliffe hergestellt werden können, sondern im auffallenden Licht gearbeitet werden muß, findet die Lichtzuführung durch das (kurzgefaßte) Objektiv statt; derartige Konstruktionen stammen von Martens (Zeiß, Jena) und Le Chatelier (Dujardin & Co., Düsseldorf). Größere Eisenbahnverwaltungen haben vielfach besondere Versuchsanstalten für die Durchführung von Materialproben eingerichtet. So besitzt die preußische Staatseisenbahnverwaltung eine Eisenbahnversuchsanstalt in Berlin zur Vornahme chemischer Untersuchung von Stoffen zum Bau der Fahrzeuge sowie von Oberbau- und Betriebsmaterialien u. s. w. Bei den österreichischen Staatsbahnen ist für umfangreichere Materialproben ein Laboratorium bei der Nordbahndirektion in Wien eingerichtet. Größere Versuchsanstalten besitzen ferner die französische Ostbahn in Paris, die russischen Eisenbahnen (insbesondere die Südwestbahn in Kiew) u. s. w. Literatur: Beschlüsse der Konferenzen zu München, Dresden, Berlin und Wien über einheitliche Untersuchungsmethoden bei der Prüfung von Bau- und Konstruktionsmaterialien auf ihre mechanischen Eigenschaften. München 1893. Leon. Materialverwaltung (économat; economato), die Beschaffung der im Eisenbahnwesen erforderlichen Materialien, sowie die Gebarung mit diesen (Materialverwaltung im engeren Sinn), d. i. die Übernahme der eingelieferten Materialien, ihre Verwahrung, Evidenzhaltung, Ausfolgung und Verrechnung, der Verkauf von für Betriebszwecke unbrauchbaren Materialien u. s. w. I. Allgemeines. Die Materialien, die zur Anlage, Instandhaltung und Betriebführung der Eisenbahnen nötig sind, pflegen in 3 große Gruppen: Oberbau- und Baumaterialien, Werkstättenmaterialien und Betriebsmaterialien eingeteilt zu werden. (Wegen der Bau- und Werkstättenmaterialien vgl. die besonderen Artikel.) Das Betriebsmaterialienwesen der Eisenbahnen ist ungemein vielseitig, weil die Art und der Umfang des Betriebs nicht nur große Mengen selbst an sich unbedeutenderer Stoffe und Waren erfordert, sondern auch in ganz besonderem Maße eine planmäßige Unterhaltung fast aller Materialiensorten erheischt. Bei den österreichischen Staatsbahnen werden die Materialien in 15 Gruppen (die Inventargegenstände in 6 Gruppen) eingeteilt, u. zw. erfolgt die Gruppierung einesteils nach dem Verwendungszweck, andernteils nach der Gattung der Materialien. Innerhalb jeder Gruppe werden die einzelnen Materialgattungen nach Nummern geführt, worüber das Material-Rubrikenschema (bzw. das Inventar-Rubrikenschema) die näheren Bestimmungen enthält. Zu den Materialien, die in großen Massen für den Betrieb zu beschaffen sind, gehören Brenn-, Beleuchtungs-, Dichtungs-, Putz- und Schmiermaterialien, Färb- und Kittmaterialien, Signal- und Telegraphenmaterialien, Schreib-, Zeichen- und Druckereimaterialien, Stoffe zu den Dienstkleidern u. dgl. Unter den Betriebsmaterialien nehmen die Stoffe, die zur Lokomotivfeuerung dienen, nach ihrer Menge und ihrem Geldwert den ersten Platz ein (vgl. Brennstoffe und Brennstoffverbrauch der Lokomotiven). Die Aufwendungen der deutschen Eisenbahnen für den Ankauf von Betriebsmaterialien aller Art erreichten für das Jahr 1910 in runder Summe 220 Mill. M., d. i. 9% der gesamten Betriebsausgaben. Zur Lokomotivfeuerung allein wurden 9·6 Mill. t Steinkohlen, Briketts und Koks im Werte von mehr als 122 Mill. M. verwendet. Außerdem werden auf den deutschen Bahnen in einem Jahre mehr als 100.000 t Erdöle zur Beleuchtung sowie als Schmieröl, Gasöl und zur Krafterzeugung im Gesamtwert von etwa 14 Mill. M. verbraucht. Die österreichischen Eisenbahnen verbrauchen für die Lokomotivfeuerung jährlich etwa 4·3 Mill. t Brennstoff im Werte von rd. 63 Mill. K. Bei den österreichischen Staatsbahnen wurden im Jahre 1912 Materialien und Inventargegenstände im Werte von rd. 190 Mill. K für Betriebszwecke verwendet. II. Ankauf der Betriebsmaterialien, Lieferungsbedingnisse. Für den Ankauf ist, soweit es sich um große Mengen oder Geldwerte handelt, in der Regel eine Stelle – Ministerium, Generaldirektion oder Eisenbahndirektion, Beschaffungsamt – zuständig. Sonstige Materialien werden von den Eisenbahndirektionen oder von den Verbrauchstellen meistens nach vorher festgelegtem Plan beschafft. In Preußen besorgt das Eisenbahnzentralamt (s. d.) die Beschaffung von Kohle, Oberbau- und anderen wichtigen Materialien einschließlich Abnahme und der Übernahme aus den Werken, ferner den Ausgleich und die Verwertung der Altmaterialien. Die Beschaffung der übrigen Materialien erfolgt durch die Eisenbahndirektionen. Bei den bayerischen Staatsbahnen werden Oberbaumaterialien durch das Baukonstruktionsamt, die wichtigeren Betriebs- und Werkstättenmaterialien durch das Maschinenkonstruktionsamt beschafft. In Baden, Sachsen und Württemberg erfolgt die Beschaffung der Materialien im allgemeinen durch die Direktionen. Bei den österreichischen Staatsbahnen unterliegen die Materiallieferungen, deren Geldwert gewisse

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/267>, abgerufen am 22.11.2024.