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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915.

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sie blieben daher nur für sehr leichte Züge geeignet.

Auf der Weltausstellung in London 1851 war eine der 8 von Stephenson für die South Eastern-Eisenbahn gebauten Crampton-Lokomotiven "Folkestone" ausgestellt. Eine L. dieser Klasse beförderte 44 t mit 104·8 km/Std. und erreichte im Gefälle eine Geschwindigkeit von 117·6 km.

Die über das Ziel hinausschießenden Bestrebungen im Bau schwerer L. hatten den nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß der Oberbau beizeiten sich den schwersten Anstrengungen anpassen mußte.

W. B. Adams verfocht mit vielem Geschick die Anwendung leichterer Betriebsmittel; von ihm rührte die 1848 in Betrieb gesetzte, 2achsige, mit Sitzen für 7 Personen versehene Revisionslokomotive der Eastern Counties-Eisenbahn her, deren gute Bewährung Anlaß zur Einführung des Omnibusbetriebs mit ähnlichen L. und Dampfwagen leichtester Bauart auf kurzen Zweigbahnen gab.

Während in den Vierzigerjahren noch ein großer Teil der L. für das europäische Festland von England geliefert worden war, entwickelte sich hier der Lokomotivbau bald vollkommen selbständig, so daß nur noch einzelne Vorgänge Englands auf dem Gebiet der Gestaltung der Einzelteile einen namhaften Einfluß übten.

Bemerkenswert ist die 1860 von Ramsbottom angegebene Art, den Tenderwasserkasten durch Schöpfrohre während der Fahrt aus Wasserrinnen zu füllen, die in der Gleismitte angeordnet sind; dieses Mittel, den Aufenthalt schnellfahrender Züge zum Wassernehmen zu umgehen, fand auf dem Festland nur ganz vereinzelt, in Amerika häufiger Aufnahme; ganz allgemein werden dagegen die Sicherheitsventile desselben Erfinders benutzt.

Aus England stammt ferner die in den Siebzigerjahren in Aufnahme gekommene Joysche Steuerung, der Gresham-Dampfsandstreuer und die Feuerbrücke in der Feuerbüchse; auch die Anregungen zur Anwendung selbsttätiger Luftdruck- und Luftleerbremsen sind nicht zum geringsten Teil englischen Ursprungs.

Die weitere Entwicklung der Typen ist für England durch die allmähliche Vermehrung der gekuppelten Achsen, also bei den Personenzuglokomotiven etwa durch die Typenreihe: 1 A 1, 2 A 1, 2 B, 2 B 1, 2 C gekennzeichnet. In den übrigen Ländern ist meist die 2 A 1-Type fortgefallen, dagegen die 2 C 1-Type hinzugekommen.

Die bekannteste Vertreterin der älteren englischen 1 A 1-Lokomotiven ist die Jenny-Lind-Type (Abb. 182). Die erste L. dieser Bauart wurde im Jahre 1847 nach Entwürfen von Joy durch E. B. Wilson & Co. in Leeds für die London-Brighton-Bahn gebaut. Viele englische Bahnen haben diese und ähnliche Lokomotivtypen in großer Zahl beschafft. Auch auf dem Festlande ist sie später mehrfach nachgebaut


Abb. 182. Jenny-Lind-Type der London-Brighton- und South Coast-Bahn (1847).
Tr = 381/508/1829; 8·4 at; H = 67.
worden, so bis zu Anfang der Siebzigerjahre von Egestorff, später Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft, Hannover-Linden für die Altona-Kieler- und die Braunschweigische Bahn. Noch im Jahre 1891/92 baute Dean für die Great Western-Bahn 30 L. der Type 1 A 1, die jedoch sehr bald durch Einbau eines vorderen Drehgestelles in die 2 A 1-Type umgebaut wurden. Auch die 2 A 1-Lokomotive kann schon auf eine lange Reihe von Jahren zurückblicken, denn im Jahre 1847 baute die Great Western-Bahn in ihren Werkstätten in Swindon eine solche L. mit Namen "Iron Duke". Bekannter ist diese Type durch die 1851 in London ausgestellte genau gleiche L. "Lord of the Isles" der Great Western-Bahn. Ähnliche L. sind, wenn auch natürlich in immer mehr verstärkter Ausführung, bis zum Schluß des vorigen Jahrhunderts in England gebaut worden. Sie haben ausgedehnte Verwendung gefunden auf der North Eastern-, Great Eastern-, Midland- (vgl. Abb. 1, Taf. II), Great Western- und Great Northern-Bahn. Letztere hat unter Ivatt noch im Jahre 1895 solche L. mit Tr 483/660/2337 gebaut1. Vielfach wurden Außenzylinder angewendet, um die Kessellage namentlich bei hohen Treibraddurchmessern nicht zu groß werden zu lassen.

Für Personen- und schwerere Schnellzüge wurden zunächst durchweg 1 B-Lokomotiven meist mit Innenzylindern verwendet. Nur auf der London-Brighton- und South Coast-Bahn hat die Anordnung B 1, u. zw. gerade für Schnellzugverkehr, ausgedehnte Verwendung gefunden in der bekannten "Gladstone"-Type

1 Vgl. Lake, The Worlds Locomotives, S. 99.

sie blieben daher nur für sehr leichte Züge geeignet.

Auf der Weltausstellung in London 1851 war eine der 8 von Stephenson für die South Eastern-Eisenbahn gebauten Crampton-Lokomotiven „Folkestone“ ausgestellt. Eine L. dieser Klasse beförderte 44 t mit 104·8 km/Std. und erreichte im Gefälle eine Geschwindigkeit von 117·6 km.

Die über das Ziel hinausschießenden Bestrebungen im Bau schwerer L. hatten den nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß der Oberbau beizeiten sich den schwersten Anstrengungen anpassen mußte.

W. B. Adams verfocht mit vielem Geschick die Anwendung leichterer Betriebsmittel; von ihm rührte die 1848 in Betrieb gesetzte, 2achsige, mit Sitzen für 7 Personen versehene Revisionslokomotive der Eastern Counties-Eisenbahn her, deren gute Bewährung Anlaß zur Einführung des Omnibusbetriebs mit ähnlichen L. und Dampfwagen leichtester Bauart auf kurzen Zweigbahnen gab.

Während in den Vierzigerjahren noch ein großer Teil der L. für das europäische Festland von England geliefert worden war, entwickelte sich hier der Lokomotivbau bald vollkommen selbständig, so daß nur noch einzelne Vorgänge Englands auf dem Gebiet der Gestaltung der Einzelteile einen namhaften Einfluß übten.

Bemerkenswert ist die 1860 von Ramsbottom angegebene Art, den Tenderwasserkasten durch Schöpfrohre während der Fahrt aus Wasserrinnen zu füllen, die in der Gleismitte angeordnet sind; dieses Mittel, den Aufenthalt schnellfahrender Züge zum Wassernehmen zu umgehen, fand auf dem Festland nur ganz vereinzelt, in Amerika häufiger Aufnahme; ganz allgemein werden dagegen die Sicherheitsventile desselben Erfinders benutzt.

Aus England stammt ferner die in den Siebzigerjahren in Aufnahme gekommene Joysche Steuerung, der Gresham-Dampfsandstreuer und die Feuerbrücke in der Feuerbüchse; auch die Anregungen zur Anwendung selbsttätiger Luftdruck- und Luftleerbremsen sind nicht zum geringsten Teil englischen Ursprungs.

Die weitere Entwicklung der Typen ist für England durch die allmähliche Vermehrung der gekuppelten Achsen, also bei den Personenzuglokomotiven etwa durch die Typenreihe: 1 A 1, 2 A 1, 2 B, 2 B 1, 2 C gekennzeichnet. In den übrigen Ländern ist meist die 2 A 1-Type fortgefallen, dagegen die 2 C 1-Type hinzugekommen.

Die bekannteste Vertreterin der älteren englischen 1 A 1-Lokomotiven ist die Jenny-Lind-Type (Abb. 182). Die erste L. dieser Bauart wurde im Jahre 1847 nach Entwürfen von Joy durch E. B. Wilson & Co. in Leeds für die London-Brighton-Bahn gebaut. Viele englische Bahnen haben diese und ähnliche Lokomotivtypen in großer Zahl beschafft. Auch auf dem Festlande ist sie später mehrfach nachgebaut


Abb. 182. Jenny-Lind-Type der London-Brighton- und South Coast-Bahn (1847).
Tr = 381/508/1829; 8·4 at; H = 67.
worden, so bis zu Anfang der Siebzigerjahre von Egestorff, später Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft, Hannover-Linden für die Altona-Kieler- und die Braunschweigische Bahn. Noch im Jahre 1891/92 baute Dean für die Great Western-Bahn 30 L. der Type 1 A 1, die jedoch sehr bald durch Einbau eines vorderen Drehgestelles in die 2 A 1-Type umgebaut wurden. Auch die 2 A 1-Lokomotive kann schon auf eine lange Reihe von Jahren zurückblicken, denn im Jahre 1847 baute die Great Western-Bahn in ihren Werkstätten in Swindon eine solche L. mit Namen „Iron Duke“. Bekannter ist diese Type durch die 1851 in London ausgestellte genau gleiche L. „Lord of the Isles“ der Great Western-Bahn. Ähnliche L. sind, wenn auch natürlich in immer mehr verstärkter Ausführung, bis zum Schluß des vorigen Jahrhunderts in England gebaut worden. Sie haben ausgedehnte Verwendung gefunden auf der North Eastern-, Great Eastern-, Midland- (vgl. Abb. 1, Taf. II), Great Western- und Great Northern-Bahn. Letztere hat unter Ivatt noch im Jahre 1895 solche L. mit Tr 483/660/2337 gebaut1. Vielfach wurden Außenzylinder angewendet, um die Kessellage namentlich bei hohen Treibraddurchmessern nicht zu groß werden zu lassen.

Für Personen- und schwerere Schnellzüge wurden zunächst durchweg 1 B-Lokomotiven meist mit Innenzylindern verwendet. Nur auf der London-Brighton- und South Coast-Bahn hat die Anordnung B 1, u. zw. gerade für Schnellzugverkehr, ausgedehnte Verwendung gefunden in der bekannten „Gladstone“-Type

1 Vgl. Lake, The Worlds Locomotives, S. 99.
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[152/0161] sie blieben daher nur für sehr leichte Züge geeignet. Auf der Weltausstellung in London 1851 war eine der 8 von Stephenson für die South Eastern-Eisenbahn gebauten Crampton-Lokomotiven „Folkestone“ ausgestellt. Eine L. dieser Klasse beförderte 44 t mit 104·8 km/Std. und erreichte im Gefälle eine Geschwindigkeit von 117·6 km. Die über das Ziel hinausschießenden Bestrebungen im Bau schwerer L. hatten den nicht zu unterschätzenden Vorteil, daß der Oberbau beizeiten sich den schwersten Anstrengungen anpassen mußte. W. B. Adams verfocht mit vielem Geschick die Anwendung leichterer Betriebsmittel; von ihm rührte die 1848 in Betrieb gesetzte, 2achsige, mit Sitzen für 7 Personen versehene Revisionslokomotive der Eastern Counties-Eisenbahn her, deren gute Bewährung Anlaß zur Einführung des Omnibusbetriebs mit ähnlichen L. und Dampfwagen leichtester Bauart auf kurzen Zweigbahnen gab. Während in den Vierzigerjahren noch ein großer Teil der L. für das europäische Festland von England geliefert worden war, entwickelte sich hier der Lokomotivbau bald vollkommen selbständig, so daß nur noch einzelne Vorgänge Englands auf dem Gebiet der Gestaltung der Einzelteile einen namhaften Einfluß übten. Bemerkenswert ist die 1860 von Ramsbottom angegebene Art, den Tenderwasserkasten durch Schöpfrohre während der Fahrt aus Wasserrinnen zu füllen, die in der Gleismitte angeordnet sind; dieses Mittel, den Aufenthalt schnellfahrender Züge zum Wassernehmen zu umgehen, fand auf dem Festland nur ganz vereinzelt, in Amerika häufiger Aufnahme; ganz allgemein werden dagegen die Sicherheitsventile desselben Erfinders benutzt. Aus England stammt ferner die in den Siebzigerjahren in Aufnahme gekommene Joysche Steuerung, der Gresham-Dampfsandstreuer und die Feuerbrücke in der Feuerbüchse; auch die Anregungen zur Anwendung selbsttätiger Luftdruck- und Luftleerbremsen sind nicht zum geringsten Teil englischen Ursprungs. Die weitere Entwicklung der Typen ist für England durch die allmähliche Vermehrung der gekuppelten Achsen, also bei den Personenzuglokomotiven etwa durch die Typenreihe: 1 A 1, 2 A 1, 2 B, 2 B 1, 2 C gekennzeichnet. In den übrigen Ländern ist meist die 2 A 1-Type fortgefallen, dagegen die 2 C 1-Type hinzugekommen. Die bekannteste Vertreterin der älteren englischen 1 A 1-Lokomotiven ist die Jenny-Lind-Type (Abb. 182). Die erste L. dieser Bauart wurde im Jahre 1847 nach Entwürfen von Joy durch E. B. Wilson & Co. in Leeds für die London-Brighton-Bahn gebaut. Viele englische Bahnen haben diese und ähnliche Lokomotivtypen in großer Zahl beschafft. Auch auf dem Festlande ist sie später mehrfach nachgebaut [Abbildung Abb. 182. Jenny-Lind-Type der London-Brighton- und South Coast-Bahn (1847). Tr = 381/508/1829; 8·4 at; H = 67. ] worden, so bis zu Anfang der Siebzigerjahre von Egestorff, später Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft, Hannover-Linden für die Altona-Kieler- und die Braunschweigische Bahn. Noch im Jahre 1891/92 baute Dean für die Great Western-Bahn 30 L. der Type 1 A 1, die jedoch sehr bald durch Einbau eines vorderen Drehgestelles in die 2 A 1-Type umgebaut wurden. Auch die 2 A 1-Lokomotive kann schon auf eine lange Reihe von Jahren zurückblicken, denn im Jahre 1847 baute die Great Western-Bahn in ihren Werkstätten in Swindon eine solche L. mit Namen „Iron Duke“. Bekannter ist diese Type durch die 1851 in London ausgestellte genau gleiche L. „Lord of the Isles“ der Great Western-Bahn. Ähnliche L. sind, wenn auch natürlich in immer mehr verstärkter Ausführung, bis zum Schluß des vorigen Jahrhunderts in England gebaut worden. Sie haben ausgedehnte Verwendung gefunden auf der North Eastern-, Great Eastern-, Midland- (vgl. Abb. 1, Taf. II), Great Western- und Great Northern-Bahn. Letztere hat unter Ivatt noch im Jahre 1895 solche L. mit Tr 483/660/2337 gebaut 1. Vielfach wurden Außenzylinder angewendet, um die Kessellage namentlich bei hohen Treibraddurchmessern nicht zu groß werden zu lassen. Für Personen- und schwerere Schnellzüge wurden zunächst durchweg 1 B-Lokomotiven meist mit Innenzylindern verwendet. Nur auf der London-Brighton- und South Coast-Bahn hat die Anordnung B 1, u. zw. gerade für Schnellzugverkehr, ausgedehnte Verwendung gefunden in der bekannten „Gladstone“-Type 1 Vgl. Lake, The Worlds Locomotives, S. 99.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 7. Berlin, Wien, 1915, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen07_1915/161>, abgerufen am 26.07.2024.