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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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im Jahre 1869 eingeführt, u. zw. die Thamm-Rothmüllersche Heizung.

Bei dieser ist unter dem Wagengestell ein parallel zu den Wagenachsen liegender Ofen, der sog. Heizzylinder, aus Eisenblech angebracht, in dem konzentrisch ein aus Eisenstäben hergestellter Korb eingeschoben wird. Dieser eigenartige Korb bildet zugleich den Rost und wird mit dem Brennmaterial (einem Gemenge von trockenem Koks und Holzkohle) gefüllt. Die zum Verbrennen nötige Luft tritt durch den unten am Heizzylinder angenieteten Aschkasten zu dem Heizkorb; die Verbrennungsgase werden durch ein in das rückwärtige Ende des Heizzylinders mündendes Rauchrohr, das über das Dach des Wagens hinausragt, abgeleitet.


Abb. 84.

Der Heizzylinder wird von dem Wärmzylinder umhüllt; die äußere Luft wird in diesen durch die oberhalb der Heiztür angebrachten Luftsauger eingeführt, erhitzt und sodann durch Leitungskanäle in die Wagenabteilungen weitergeleitet.

Die Regelung der Temperatur im Wagen erfolgt durch die Aschkastenschieber, die Schieber hinter den Luftsaugern, durch die die atmosphärische Luft in den Wärmzylinder zutritt, und endlich durch die Absperrklappen (Schieber) an den Enden der Luftkanäle, die in die zu erwärmenden Wagenabteilungen ausmünden.

Bei niedriger Temperatur werden die Luftspalten im Aschkasten offen gelassen, dagegen die Luftsauger teilweise geschlossen.

Der ganze Heizapparat, sowie der Wärmzylinder sind mit doppelten Blechwänden versehen, deren Zwischenräume mit schlechten Wärmeleitern (Schlackenwolle) ausgefüllt werden, damit keine Teile des Heizapparats in unmittelbarer Verbindung mit den Holzteilen des Wagenkastens stehen und die Wärme nicht nutzlos ins Freie abgeht.

Die Maey-Papesche Heizeinrichtung unterscheidet sich von der vorgenannten hauptsächlich dadurch, daß an Stelle des horizontalen schmiedeisernen Heizzylinders ein vertikaler gußeiserner Füllofen verwendet ist und die Luftfänger besonders ausgebildet sind.

Diese Einrichtungen haben jedoch den Nachteil, daß durch einen oder den andern Luftkanal zuviel Wärme in den Wagen zuströmt und einzelne Wagenabteilungen überheizt werden, während andere Wagenabteilungen kalt bleiben. Dieser Übelstand wird bei dem in Abb. 84 dargestellten, bei Wagen der ehemaligen österr. Staatseisenbahngesellschaft noch immer in Verwendung stehenden Oehmeschen Apparat dadurch beseitigt, daß ein Hängeofen mit abgeteilten Heizkammern für die Luftheizung angebracht ist.

Der Füllofen ist ein gußeiserner, zylindrischer Rippenkörper, von dem die Verbrennungsgase durch ein rechteckiges Rohr (Luftwärmrohr) in den Schornstein abziehen. Über dem Ofen und Luftwärmrohr ist in entsprechenden Abständen ein Mantel aus Eisenblech angebracht, wodurch die Luftwärmräume gebildet werden.

Die Luftwärmräume sind durch Blechwände in vier Kammern geteilt: das Einströmen der frischen Luft erfolgt gleichfalls durch vier Kammern, die unterhalb des Aschkastens angebracht sind. Jede dieser vier Einströmungen ist mit je einer Wärmeluftkammerabteilung in Verbindung. Von den einzelnen Wärmekammern führen Luftleitungskanäle zu den einzelnen Wagenabteilungen; die nach der Fahrtrichtung hinten liegenden Klappen für die Luftsauger bleiben geschlossen, die vorderen hingegen geöffnet.

Die Regelung der Wärmeluftzuströmung in die Wagenabteilungen erfolgt durch Klappen, die in den Luftleitungskanälen angebracht sind und in den Abteilen durch Hebel und Gestänge derart gestellt werden können, daß bei geschlossenen Klappen die erwärmte Luft durch den vollen Querschnitt der Luftleitungskanäle in die Wagenabteilungen strömt, während bei ganz oder teilweise gehobener Klappe die erwärmte Luft ganz oder teilweise, ohne in die Wagenabteilungen zu gelangen, ins Freie abgeleitet wird.

Die Warmluftheizung ist in Schweden und Norwegen, in Rußland und vereinzelt auch in Deutschland und Österreich, in den letztgenannten Ländern meist nur mehr als Reserveheizung neben anderen zweckmäßigeren Heizsystemen, in Verwendung. Ihre Vorteile liegen in der Beheizung sämtlicher Abteile von einer einzigen, unterhalb des Wagens befindlichen Feuerstelle, in der Unabhängigkeit der Fahrbetriebsmittel voneinander und in dem durch sie hervorgerufenen regen Luftwechsel; ihr Nachteil besteht in der Feuersgefahr, den erheblichen Anlagekosten, der notwendigen aufmerksamen Bedienung und schließlich in der Verbauung der Untergestelle der Wagen.

Zu 5. Gasheizung.

Dieses Heizungssystem ist nur in äußerst geringem Umfang, u. zw. bei den belgischen Staatsbahnen für Postwagen, in Verwendung.

Die Brenner sind in einem gußeisernen Gehäuse, das ein Abzugsrohr für die Verbrennungsgase besitzt, untergebracht; als Brennstoff wird Olgas, das dem Behälter für die Beleuchtung des Wagens entnommen wird, verwendet.

Die Betriebskosten sind hoch, und die Luft in den Wagen sehr trocken; außerdem besteht Feuersgefahr.

im Jahre 1869 eingeführt, u. zw. die Thamm-Rothmüllersche Heizung.

Bei dieser ist unter dem Wagengestell ein parallel zu den Wagenachsen liegender Ofen, der sog. Heizzylinder, aus Eisenblech angebracht, in dem konzentrisch ein aus Eisenstäben hergestellter Korb eingeschoben wird. Dieser eigenartige Korb bildet zugleich den Rost und wird mit dem Brennmaterial (einem Gemenge von trockenem Koks und Holzkohle) gefüllt. Die zum Verbrennen nötige Luft tritt durch den unten am Heizzylinder angenieteten Aschkasten zu dem Heizkorb; die Verbrennungsgase werden durch ein in das rückwärtige Ende des Heizzylinders mündendes Rauchrohr, das über das Dach des Wagens hinausragt, abgeleitet.


Abb. 84.

Der Heizzylinder wird von dem Wärmzylinder umhüllt; die äußere Luft wird in diesen durch die oberhalb der Heiztür angebrachten Luftsauger eingeführt, erhitzt und sodann durch Leitungskanäle in die Wagenabteilungen weitergeleitet.

Die Regelung der Temperatur im Wagen erfolgt durch die Aschkastenschieber, die Schieber hinter den Luftsaugern, durch die die atmosphärische Luft in den Wärmzylinder zutritt, und endlich durch die Absperrklappen (Schieber) an den Enden der Luftkanäle, die in die zu erwärmenden Wagenabteilungen ausmünden.

Bei niedriger Temperatur werden die Luftspalten im Aschkasten offen gelassen, dagegen die Luftsauger teilweise geschlossen.

Der ganze Heizapparat, sowie der Wärmzylinder sind mit doppelten Blechwänden versehen, deren Zwischenräume mit schlechten Wärmeleitern (Schlackenwolle) ausgefüllt werden, damit keine Teile des Heizapparats in unmittelbarer Verbindung mit den Holzteilen des Wagenkastens stehen und die Wärme nicht nutzlos ins Freie abgeht.

Die Maey-Papesche Heizeinrichtung unterscheidet sich von der vorgenannten hauptsächlich dadurch, daß an Stelle des horizontalen schmiedeisernen Heizzylinders ein vertikaler gußeiserner Füllofen verwendet ist und die Luftfänger besonders ausgebildet sind.

Diese Einrichtungen haben jedoch den Nachteil, daß durch einen oder den andern Luftkanal zuviel Wärme in den Wagen zuströmt und einzelne Wagenabteilungen überheizt werden, während andere Wagenabteilungen kalt bleiben. Dieser Übelstand wird bei dem in Abb. 84 dargestellten, bei Wagen der ehemaligen österr. Staatseisenbahngesellschaft noch immer in Verwendung stehenden Oehmeschen Apparat dadurch beseitigt, daß ein Hängeofen mit abgeteilten Heizkammern für die Luftheizung angebracht ist.

Der Füllofen ist ein gußeiserner, zylindrischer Rippenkörper, von dem die Verbrennungsgase durch ein rechteckiges Rohr (Luftwärmrohr) in den Schornstein abziehen. Über dem Ofen und Luftwärmrohr ist in entsprechenden Abständen ein Mantel aus Eisenblech angebracht, wodurch die Luftwärmräume gebildet werden.

Die Luftwärmräume sind durch Blechwände in vier Kammern geteilt: das Einströmen der frischen Luft erfolgt gleichfalls durch vier Kammern, die unterhalb des Aschkastens angebracht sind. Jede dieser vier Einströmungen ist mit je einer Wärmeluftkammerabteilung in Verbindung. Von den einzelnen Wärmekammern führen Luftleitungskanäle zu den einzelnen Wagenabteilungen; die nach der Fahrtrichtung hinten liegenden Klappen für die Luftsauger bleiben geschlossen, die vorderen hingegen geöffnet.

Die Regelung der Wärmeluftzuströmung in die Wagenabteilungen erfolgt durch Klappen, die in den Luftleitungskanälen angebracht sind und in den Abteilen durch Hebel und Gestänge derart gestellt werden können, daß bei geschlossenen Klappen die erwärmte Luft durch den vollen Querschnitt der Luftleitungskanäle in die Wagenabteilungen strömt, während bei ganz oder teilweise gehobener Klappe die erwärmte Luft ganz oder teilweise, ohne in die Wagenabteilungen zu gelangen, ins Freie abgeleitet wird.

Die Warmluftheizung ist in Schweden und Norwegen, in Rußland und vereinzelt auch in Deutschland und Österreich, in den letztgenannten Ländern meist nur mehr als Reserveheizung neben anderen zweckmäßigeren Heizsystemen, in Verwendung. Ihre Vorteile liegen in der Beheizung sämtlicher Abteile von einer einzigen, unterhalb des Wagens befindlichen Feuerstelle, in der Unabhängigkeit der Fahrbetriebsmittel voneinander und in dem durch sie hervorgerufenen regen Luftwechsel; ihr Nachteil besteht in der Feuersgefahr, den erheblichen Anlagekosten, der notwendigen aufmerksamen Bedienung und schließlich in der Verbauung der Untergestelle der Wagen.

Zu 5. Gasheizung.

Dieses Heizungssystem ist nur in äußerst geringem Umfang, u. zw. bei den belgischen Staatsbahnen für Postwagen, in Verwendung.

Die Brenner sind in einem gußeisernen Gehäuse, das ein Abzugsrohr für die Verbrennungsgase besitzt, untergebracht; als Brennstoff wird Olgas, das dem Behälter für die Beleuchtung des Wagens entnommen wird, verwendet.

Die Betriebskosten sind hoch, und die Luft in den Wagen sehr trocken; außerdem besteht Feuersgefahr.

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[168/0182] im Jahre 1869 eingeführt, u. zw. die Thamm-Rothmüllersche Heizung. Bei dieser ist unter dem Wagengestell ein parallel zu den Wagenachsen liegender Ofen, der sog. Heizzylinder, aus Eisenblech angebracht, in dem konzentrisch ein aus Eisenstäben hergestellter Korb eingeschoben wird. Dieser eigenartige Korb bildet zugleich den Rost und wird mit dem Brennmaterial (einem Gemenge von trockenem Koks und Holzkohle) gefüllt. Die zum Verbrennen nötige Luft tritt durch den unten am Heizzylinder angenieteten Aschkasten zu dem Heizkorb; die Verbrennungsgase werden durch ein in das rückwärtige Ende des Heizzylinders mündendes Rauchrohr, das über das Dach des Wagens hinausragt, abgeleitet. [Abbildung Abb. 84. ] Der Heizzylinder wird von dem Wärmzylinder umhüllt; die äußere Luft wird in diesen durch die oberhalb der Heiztür angebrachten Luftsauger eingeführt, erhitzt und sodann durch Leitungskanäle in die Wagenabteilungen weitergeleitet. Die Regelung der Temperatur im Wagen erfolgt durch die Aschkastenschieber, die Schieber hinter den Luftsaugern, durch die die atmosphärische Luft in den Wärmzylinder zutritt, und endlich durch die Absperrklappen (Schieber) an den Enden der Luftkanäle, die in die zu erwärmenden Wagenabteilungen ausmünden. Bei niedriger Temperatur werden die Luftspalten im Aschkasten offen gelassen, dagegen die Luftsauger teilweise geschlossen. Der ganze Heizapparat, sowie der Wärmzylinder sind mit doppelten Blechwänden versehen, deren Zwischenräume mit schlechten Wärmeleitern (Schlackenwolle) ausgefüllt werden, damit keine Teile des Heizapparats in unmittelbarer Verbindung mit den Holzteilen des Wagenkastens stehen und die Wärme nicht nutzlos ins Freie abgeht. Die Maey-Papesche Heizeinrichtung unterscheidet sich von der vorgenannten hauptsächlich dadurch, daß an Stelle des horizontalen schmiedeisernen Heizzylinders ein vertikaler gußeiserner Füllofen verwendet ist und die Luftfänger besonders ausgebildet sind. Diese Einrichtungen haben jedoch den Nachteil, daß durch einen oder den andern Luftkanal zuviel Wärme in den Wagen zuströmt und einzelne Wagenabteilungen überheizt werden, während andere Wagenabteilungen kalt bleiben. Dieser Übelstand wird bei dem in Abb. 84 dargestellten, bei Wagen der ehemaligen österr. Staatseisenbahngesellschaft noch immer in Verwendung stehenden Oehmeschen Apparat dadurch beseitigt, daß ein Hängeofen mit abgeteilten Heizkammern für die Luftheizung angebracht ist. Der Füllofen ist ein gußeiserner, zylindrischer Rippenkörper, von dem die Verbrennungsgase durch ein rechteckiges Rohr (Luftwärmrohr) in den Schornstein abziehen. Über dem Ofen und Luftwärmrohr ist in entsprechenden Abständen ein Mantel aus Eisenblech angebracht, wodurch die Luftwärmräume gebildet werden. Die Luftwärmräume sind durch Blechwände in vier Kammern geteilt: das Einströmen der frischen Luft erfolgt gleichfalls durch vier Kammern, die unterhalb des Aschkastens angebracht sind. Jede dieser vier Einströmungen ist mit je einer Wärmeluftkammerabteilung in Verbindung. Von den einzelnen Wärmekammern führen Luftleitungskanäle zu den einzelnen Wagenabteilungen; die nach der Fahrtrichtung hinten liegenden Klappen für die Luftsauger bleiben geschlossen, die vorderen hingegen geöffnet. Die Regelung der Wärmeluftzuströmung in die Wagenabteilungen erfolgt durch Klappen, die in den Luftleitungskanälen angebracht sind und in den Abteilen durch Hebel und Gestänge derart gestellt werden können, daß bei geschlossenen Klappen die erwärmte Luft durch den vollen Querschnitt der Luftleitungskanäle in die Wagenabteilungen strömt, während bei ganz oder teilweise gehobener Klappe die erwärmte Luft ganz oder teilweise, ohne in die Wagenabteilungen zu gelangen, ins Freie abgeleitet wird. Die Warmluftheizung ist in Schweden und Norwegen, in Rußland und vereinzelt auch in Deutschland und Österreich, in den letztgenannten Ländern meist nur mehr als Reserveheizung neben anderen zweckmäßigeren Heizsystemen, in Verwendung. Ihre Vorteile liegen in der Beheizung sämtlicher Abteile von einer einzigen, unterhalb des Wagens befindlichen Feuerstelle, in der Unabhängigkeit der Fahrbetriebsmittel voneinander und in dem durch sie hervorgerufenen regen Luftwechsel; ihr Nachteil besteht in der Feuersgefahr, den erheblichen Anlagekosten, der notwendigen aufmerksamen Bedienung und schließlich in der Verbauung der Untergestelle der Wagen. Zu 5. Gasheizung. Dieses Heizungssystem ist nur in äußerst geringem Umfang, u. zw. bei den belgischen Staatsbahnen für Postwagen, in Verwendung. Die Brenner sind in einem gußeisernen Gehäuse, das ein Abzugsrohr für die Verbrennungsgase besitzt, untergebracht; als Brennstoff wird Olgas, das dem Behälter für die Beleuchtung des Wagens entnommen wird, verwendet. Die Betriebskosten sind hoch, und die Luft in den Wagen sehr trocken; außerdem besteht Feuersgefahr.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/182>, abgerufen am 25.08.2024.