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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914.

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Sie macht sich die Tatsache zu nutze, daß in den Maschinen - nicht wegen ihrer Unvollkommenheit, sondern aus theoretischen Gründen - nur ein kleiner Teil der im Dampf steckenden Wärme in Arbeit umgesetzt werden kann, so daß noch ein erheblicher Teil, nämlich etwa 70%, für Heizzwecke verfügbar bleibt.

Man kann eine Abdampfheizung als Niederdruckdampfheizung ausführen, indem man den Auspuffdampf der Maschinen in ein gewöhnliches Niederdruckdampfsystem eintreten läßt. Man kann aber auch eine Wasserheizung mit dem Abdampf betreiben, indem man einen Wasserwärmer statt mit frischem Dampf mit dem Abdampf der Maschine beheizen läßt. Welche von beiden Möglichkeiten man vorzieht, ist nach den Gesichtspunkten zu beurteilen, die für die Auswahl zwischen Warmwasser- und Niederdruckdampfheizung allgemein gelten. Doch ermöglicht die Wasserheizung insofern die Überwindung großer Entfernungen, als man künstlichen Umtrieb durch Pumpen anwenden kann (Druckwasserheizung, s. o.).

Gleichgültig, zu gunsten welches Systems man sich entscheidet, so ist jedenfalls sorgfältig zu erwägen, ob überhaupt die Abdampfausnutzung am Platze ist, insbesondere unter Beachtung der folgenden Gesichtspunkte.

Man kann im allgemeinen nur den Abdampf von Maschinen ausnutzen, die im Auspuffbetrieb arbeiten, deren Dampf also gegen Atmosphärenspannung ausbläst. Denn nur dann hat der Dampf eine für die Heizung noch genügende Temperatur (100°). Wollte man die Maschine, wie man es ohne Abdampfausnutzung meist tut, mit Kondensation laufen lassen, so würde zwar die für Heizung verfügbare Wärmemenge nur wenig geringer sein, aber sie würde bei so niederer Temperatur (etwa 50°) zur Verfügung gestellt werden, daß zur Beheizung allzu große wärmeübertragende Flächen erforderlich würden. Nun brauchen Maschinen im Auspuffbetrieb erheblich mehr Dampf als im Kondensationsbetrieb. Das ist belanglos, so lange der ganze von der Maschine hergegebene Dampf jederzeit zur Heizung ausgenutzt werden kann, so daß keine Wärme verloren geht. Wenn dagegen zu gewissen Zeiten der Maschinenbetrieb stark, der Heizbetrieb aber nur schwach ist, so wird man den Dampf, den die Maschine mehr herausgibt, als die Heizung verbrauchen kann, auspuffen lassen müssen. Für diesen Teil des Dampfes hat man dann weder den Vorteil des Kondensationsbetriebes, noch den Vorteil der Abdampfausnutzung. Es ist daher auf Grund des Bedarfes an Kraft und an Wärme zu den verschiedenen Zeiten des Jahres sorgfältig zu ermitteln, ob unter Berücksichtigung der Anlage- und der Betriebskosten die Trennung des Kraft- und des Lichtbetriebes unter Anwendung der Kondensation für die Maschinen vorteilhafter ist, oder ob man Abdampfheizung einrichtet, weil der Vorteil der Abdampfausnutzung größer ist, als der Nachteil, den man durch Nichtanwendung der Kondensation erleidet.

Für größere Empfangsgebäude wird die Niederdruckdampfheizung in erster Linie am Platze sein, da man bei diesen Gebäuden von meist großem Grundriß und geringer Höhenerstreckung nicht mit einem Warmwassersystem - es sei denn eine Druckwasserheizung - das ganze Gebäude versorgen könnte. Kleine Empfangsgebäude werden auch heute noch mit Ofenheizung versehen. Auf manchen Bahnhöfen sind Zweigleitungen zu den Gleisen zum Beheizen von Zügen vor der Abfahrt oder während eines längeren Aufenthaltes erwünscht (s. Abstellbahnhöfe).

Stellwerke sollten jedenfalls eine Zentralheizung erhalten, weil die empfindlichen feinmechanischen Teile weniger einstauben als bei Ofenheizung, bei der Kohle in den Raum kommt. Bei der großen Höhe und geringen Grundrißerstreckung der Gebäude kann eine Warmwasserheizung am Platze sein.

Lokomotivschuppen wurden früher mit eisernen Öfen oder Heißwasserheizung versehen. Heute zieht man meist eine Dampfheizung vor, die zumeist in der Art betrieben wird, daß der Dampf der noch mit Druck in den Schuppen kommenden Lokomotiven in die Heizleitung eingeführt und so nutzbar gemacht wird. Die Heizleitungen liegen nicht am Umfange des Schuppens, sondern umziehen die Arbeitsgrube, um ein schnelles Abtauen des Eises von den Triebwerkstellen zu erreichen. Wo in heute üblicher Weise eine gemeinsame Rauchabführung vorhanden ist und die einzelnen Zuleitungen zu ihr frei durch den Raum gehen und absperrbar sind, genügt auch die von ihnen abgegebene Wärme. Die in Amerika übliche Luftheizung ist für das Abtauen unpraktisch. Auch den Umfang der Drehscheibe vor dem Schuppen hat man mit einem Abtaurohr versehen.

Lokomotiv- und Wagenwerkstätten werden so wie andere Werkstätten beheizt, nämlich meist mit Dampf - Hochdruck-, Niederdruck- oder Abdampf - wobei die Heizkörper oft aus Rippenrohren bestehen und vielfach über den Werkbänken aufgehängt werden, weil sie unter ihnen sehr einschmutzen.

Sie macht sich die Tatsache zu nutze, daß in den Maschinen – nicht wegen ihrer Unvollkommenheit, sondern aus theoretischen Gründen – nur ein kleiner Teil der im Dampf steckenden Wärme in Arbeit umgesetzt werden kann, so daß noch ein erheblicher Teil, nämlich etwa 70%, für Heizzwecke verfügbar bleibt.

Man kann eine Abdampfheizung als Niederdruckdampfheizung ausführen, indem man den Auspuffdampf der Maschinen in ein gewöhnliches Niederdruckdampfsystem eintreten läßt. Man kann aber auch eine Wasserheizung mit dem Abdampf betreiben, indem man einen Wasserwärmer statt mit frischem Dampf mit dem Abdampf der Maschine beheizen läßt. Welche von beiden Möglichkeiten man vorzieht, ist nach den Gesichtspunkten zu beurteilen, die für die Auswahl zwischen Warmwasser- und Niederdruckdampfheizung allgemein gelten. Doch ermöglicht die Wasserheizung insofern die Überwindung großer Entfernungen, als man künstlichen Umtrieb durch Pumpen anwenden kann (Druckwasserheizung, s. o.).

Gleichgültig, zu gunsten welches Systems man sich entscheidet, so ist jedenfalls sorgfältig zu erwägen, ob überhaupt die Abdampfausnutzung am Platze ist, insbesondere unter Beachtung der folgenden Gesichtspunkte.

Man kann im allgemeinen nur den Abdampf von Maschinen ausnutzen, die im Auspuffbetrieb arbeiten, deren Dampf also gegen Atmosphärenspannung ausbläst. Denn nur dann hat der Dampf eine für die Heizung noch genügende Temperatur (100°). Wollte man die Maschine, wie man es ohne Abdampfausnutzung meist tut, mit Kondensation laufen lassen, so würde zwar die für Heizung verfügbare Wärmemenge nur wenig geringer sein, aber sie würde bei so niederer Temperatur (etwa 50°) zur Verfügung gestellt werden, daß zur Beheizung allzu große wärmeübertragende Flächen erforderlich würden. Nun brauchen Maschinen im Auspuffbetrieb erheblich mehr Dampf als im Kondensationsbetrieb. Das ist belanglos, so lange der ganze von der Maschine hergegebene Dampf jederzeit zur Heizung ausgenutzt werden kann, so daß keine Wärme verloren geht. Wenn dagegen zu gewissen Zeiten der Maschinenbetrieb stark, der Heizbetrieb aber nur schwach ist, so wird man den Dampf, den die Maschine mehr herausgibt, als die Heizung verbrauchen kann, auspuffen lassen müssen. Für diesen Teil des Dampfes hat man dann weder den Vorteil des Kondensationsbetriebes, noch den Vorteil der Abdampfausnutzung. Es ist daher auf Grund des Bedarfes an Kraft und an Wärme zu den verschiedenen Zeiten des Jahres sorgfältig zu ermitteln, ob unter Berücksichtigung der Anlage- und der Betriebskosten die Trennung des Kraft- und des Lichtbetriebes unter Anwendung der Kondensation für die Maschinen vorteilhafter ist, oder ob man Abdampfheizung einrichtet, weil der Vorteil der Abdampfausnutzung größer ist, als der Nachteil, den man durch Nichtanwendung der Kondensation erleidet.

Für größere Empfangsgebäude wird die Niederdruckdampfheizung in erster Linie am Platze sein, da man bei diesen Gebäuden von meist großem Grundriß und geringer Höhenerstreckung nicht mit einem Warmwassersystem – es sei denn eine Druckwasserheizung – das ganze Gebäude versorgen könnte. Kleine Empfangsgebäude werden auch heute noch mit Ofenheizung versehen. Auf manchen Bahnhöfen sind Zweigleitungen zu den Gleisen zum Beheizen von Zügen vor der Abfahrt oder während eines längeren Aufenthaltes erwünscht (s. Abstellbahnhöfe).

Stellwerke sollten jedenfalls eine Zentralheizung erhalten, weil die empfindlichen feinmechanischen Teile weniger einstauben als bei Ofenheizung, bei der Kohle in den Raum kommt. Bei der großen Höhe und geringen Grundrißerstreckung der Gebäude kann eine Warmwasserheizung am Platze sein.

Lokomotivschuppen wurden früher mit eisernen Öfen oder Heißwasserheizung versehen. Heute zieht man meist eine Dampfheizung vor, die zumeist in der Art betrieben wird, daß der Dampf der noch mit Druck in den Schuppen kommenden Lokomotiven in die Heizleitung eingeführt und so nutzbar gemacht wird. Die Heizleitungen liegen nicht am Umfange des Schuppens, sondern umziehen die Arbeitsgrube, um ein schnelles Abtauen des Eises von den Triebwerkstellen zu erreichen. Wo in heute üblicher Weise eine gemeinsame Rauchabführung vorhanden ist und die einzelnen Zuleitungen zu ihr frei durch den Raum gehen und absperrbar sind, genügt auch die von ihnen abgegebene Wärme. Die in Amerika übliche Luftheizung ist für das Abtauen unpraktisch. Auch den Umfang der Drehscheibe vor dem Schuppen hat man mit einem Abtaurohr versehen.

Lokomotiv- und Wagenwerkstätten werden so wie andere Werkstätten beheizt, nämlich meist mit Dampf – Hochdruck-, Niederdruck- oder Abdampf – wobei die Heizkörper oft aus Rippenrohren bestehen und vielfach über den Werkbänken aufgehängt werden, weil sie unter ihnen sehr einschmutzen.

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[163/0177] Sie macht sich die Tatsache zu nutze, daß in den Maschinen – nicht wegen ihrer Unvollkommenheit, sondern aus theoretischen Gründen – nur ein kleiner Teil der im Dampf steckenden Wärme in Arbeit umgesetzt werden kann, so daß noch ein erheblicher Teil, nämlich etwa 70%, für Heizzwecke verfügbar bleibt. Man kann eine Abdampfheizung als Niederdruckdampfheizung ausführen, indem man den Auspuffdampf der Maschinen in ein gewöhnliches Niederdruckdampfsystem eintreten läßt. Man kann aber auch eine Wasserheizung mit dem Abdampf betreiben, indem man einen Wasserwärmer statt mit frischem Dampf mit dem Abdampf der Maschine beheizen läßt. Welche von beiden Möglichkeiten man vorzieht, ist nach den Gesichtspunkten zu beurteilen, die für die Auswahl zwischen Warmwasser- und Niederdruckdampfheizung allgemein gelten. Doch ermöglicht die Wasserheizung insofern die Überwindung großer Entfernungen, als man künstlichen Umtrieb durch Pumpen anwenden kann (Druckwasserheizung, s. o.). Gleichgültig, zu gunsten welches Systems man sich entscheidet, so ist jedenfalls sorgfältig zu erwägen, ob überhaupt die Abdampfausnutzung am Platze ist, insbesondere unter Beachtung der folgenden Gesichtspunkte. Man kann im allgemeinen nur den Abdampf von Maschinen ausnutzen, die im Auspuffbetrieb arbeiten, deren Dampf also gegen Atmosphärenspannung ausbläst. Denn nur dann hat der Dampf eine für die Heizung noch genügende Temperatur (100°). Wollte man die Maschine, wie man es ohne Abdampfausnutzung meist tut, mit Kondensation laufen lassen, so würde zwar die für Heizung verfügbare Wärmemenge nur wenig geringer sein, aber sie würde bei so niederer Temperatur (etwa 50°) zur Verfügung gestellt werden, daß zur Beheizung allzu große wärmeübertragende Flächen erforderlich würden. Nun brauchen Maschinen im Auspuffbetrieb erheblich mehr Dampf als im Kondensationsbetrieb. Das ist belanglos, so lange der ganze von der Maschine hergegebene Dampf jederzeit zur Heizung ausgenutzt werden kann, so daß keine Wärme verloren geht. Wenn dagegen zu gewissen Zeiten der Maschinenbetrieb stark, der Heizbetrieb aber nur schwach ist, so wird man den Dampf, den die Maschine mehr herausgibt, als die Heizung verbrauchen kann, auspuffen lassen müssen. Für diesen Teil des Dampfes hat man dann weder den Vorteil des Kondensationsbetriebes, noch den Vorteil der Abdampfausnutzung. Es ist daher auf Grund des Bedarfes an Kraft und an Wärme zu den verschiedenen Zeiten des Jahres sorgfältig zu ermitteln, ob unter Berücksichtigung der Anlage- und der Betriebskosten die Trennung des Kraft- und des Lichtbetriebes unter Anwendung der Kondensation für die Maschinen vorteilhafter ist, oder ob man Abdampfheizung einrichtet, weil der Vorteil der Abdampfausnutzung größer ist, als der Nachteil, den man durch Nichtanwendung der Kondensation erleidet. Für größere Empfangsgebäude wird die Niederdruckdampfheizung in erster Linie am Platze sein, da man bei diesen Gebäuden von meist großem Grundriß und geringer Höhenerstreckung nicht mit einem Warmwassersystem – es sei denn eine Druckwasserheizung – das ganze Gebäude versorgen könnte. Kleine Empfangsgebäude werden auch heute noch mit Ofenheizung versehen. Auf manchen Bahnhöfen sind Zweigleitungen zu den Gleisen zum Beheizen von Zügen vor der Abfahrt oder während eines längeren Aufenthaltes erwünscht (s. Abstellbahnhöfe). Stellwerke sollten jedenfalls eine Zentralheizung erhalten, weil die empfindlichen feinmechanischen Teile weniger einstauben als bei Ofenheizung, bei der Kohle in den Raum kommt. Bei der großen Höhe und geringen Grundrißerstreckung der Gebäude kann eine Warmwasserheizung am Platze sein. Lokomotivschuppen wurden früher mit eisernen Öfen oder Heißwasserheizung versehen. Heute zieht man meist eine Dampfheizung vor, die zumeist in der Art betrieben wird, daß der Dampf der noch mit Druck in den Schuppen kommenden Lokomotiven in die Heizleitung eingeführt und so nutzbar gemacht wird. Die Heizleitungen liegen nicht am Umfange des Schuppens, sondern umziehen die Arbeitsgrube, um ein schnelles Abtauen des Eises von den Triebwerkstellen zu erreichen. Wo in heute üblicher Weise eine gemeinsame Rauchabführung vorhanden ist und die einzelnen Zuleitungen zu ihr frei durch den Raum gehen und absperrbar sind, genügt auch die von ihnen abgegebene Wärme. Die in Amerika übliche Luftheizung ist für das Abtauen unpraktisch. Auch den Umfang der Drehscheibe vor dem Schuppen hat man mit einem Abtaurohr versehen. Lokomotiv- und Wagenwerkstätten werden so wie andere Werkstätten beheizt, nämlich meist mit Dampf – Hochdruck-, Niederdruck- oder Abdampf – wobei die Heizkörper oft aus Rippenrohren bestehen und vielfach über den Werkbänken aufgehängt werden, weil sie unter ihnen sehr einschmutzen.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 6. Berlin, Wien, 1914, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen06_1914/177>, abgerufen am 22.11.2024.