Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

Bild:
<< vorherige Seite

Schnitt der Leibung mit einer Schildmauer Wandbogen. Die Gewölbstärke wird durch die Länge der Gewölbfugen an der Stirnfläche gemessen; diese Fugen stehen senkrecht auf den zugehörigen Bogenelementen und ihre Verlängerungen führen zu dem Mittelpunkt des Bogens.

Je nach der Form der inneren Stirnwölblinie eines G. unterscheidet man halbkreis- und segmentförmige, spitzbogige, elliptische (u. zw. überhöhte oder gedrückte), parabolische und scheitrechte G. Nach der Form der Gewölbflächen unterscheidet man zwischen: Tonnen- (Kappen-), Kreuz-, Kloster-, Mulden-, Spiegel-, konischen, Kuppel-, Platzel-Nischen- und Trichtergewölben. Über die Berechnung von G. siehe Steinbrücken.

Nowak.


Ghega, Karl Ritter von, geb. am 10. Januar 1802 in Venedig, gest. am 14. März 1860, studierte an der Hochschule zu Padua die mathematischen Wissenschaften, sowie Baukunde und Mechanik, und wandte sich, nachdem er 1819 das Diplom eines Doktors der Mathematik erhalten hatte, sofort dem praktischen Ingenieurwesen zu, indem er in den Dienst der Landesbaudirektion in Venedig trat. Siebzehn Jahre lang war er hier als Ingenieur tätig und führte bedeutende Straßen- und Wasserbauten, sowie größere Hochbauten aus. 1836 trat G. in den Dienst der Kaiser Ferdinands-Nordbahn ein und leitete den Bau mehrer Eisenbahnlinien. Als durch kaiserliche Entschließung vom 19. Dezember 1841 die Ausführung der Haupteisenbahnen auf Staatskosten verfügt wurde, wurde G. mit der Oberleitung des Baues der südlichen Staatseisenbahn von Wien nach Triest betraut. Diese Linie mußte, wenn der Umweg über ungarisches Gebiet vermieden werden sollte, über den Semmeringpaß geführt werden; hierbei ließen sich starke Steigungen und scharfe Krümmungen nicht vermeiden, und es entstand die Frage, ob nicht das Seil- oder atmosphärische Bahnsystem dem Lokomotivbahnsystem vorzuziehen wäre. G. sprach sich für das letztere aus und unternahm 1842 eine Studienreise nach Nordamerika; auf Grund der hier gesammelten Erfahrungen trat er nur noch entschiedener für eine Lokomotivbahn über den Semmering ein und setzte auch nach langjährigen, schwierigen Kämpfen gegen die hervorragendsten Fachgenossen und selbst gegen Stephenson die Genehmigung seines Entwurfes durch, dessen Ausführung 1848 begonnen und 1854 vollendet wurde. So muß G. als Schöpfer der Gebirgseisenbahnen in Europa betrachtet werden. In Anerkennung seiner Verdienste beim Bau der Semmeringbahn wurde G. in den österreichischen Adelstand erhoben. 1857 fand die Eröffnung der letzten Teilstrecke der Südbahn, von Laibach über den Karst nach Triest, statt. Als unter dem Ministerium Bach-Thun die Staatsbahnen verkauft wurden, beauftragte man G. mit der Trassierung von Eisenbahnen in Siebenbürgen und schließlich mit der Austragung älterer Staatsbahnangelegenheiten. G. war auch literarisch tätig; es erschienen von ihm: "Die Baltimore-Ohio-Eisenbahn über das Alleghany-Gebirge" (1844), in welchem Werk G. das Prinzip der virtuellen Länge aufstellt und deren praktische Anwendung an einem Beispiel erläutert; "Über nordamerikanischen Brückenbau und Berechnung des Tragvermögens der Howeschen Brücken" (1845), eines der ersten Werke über Eisenbahnbrücken; "Übersicht der Hauptfortschritte des Eisenbahnwesens von 1840-1850 und die Ergebnisse der Probefahrten auf einer Strecke der Eisenbahn über den Semmering" (1852).

Auf Grund eines 1869 gefaßten Beschlusses errichtete der "Österreichische Ingenieur- und Architektenverein" aus den Ergebnissen einer Sammlung unter den Fachgenossen der Eisenbahnverwaltungen in der Station Semmering ein die Büste G. tragendes Monument und gründete eine Ghega-Stiftung für Studierende. Aus dieser Stiftung werden an Studierende Reisestipendien verliehen.

Im Jahre 1904 wurde anläßlich der Feier des 50jährigen Bestandes der Semmeringbahn vom österr. Ingenieur- und Architektenvereines in Wien eine G.-feier veranstaltet, in deren Verlauf die unvergänglichen Verdienste G. um das österr. Eisenbahnwesen gewürdigt wurden. Im Zusammenhange mit der G.-Feier wurde eine G.-Ausstellung veranstaltet, in der alle Erinnerungszeichen an G. und sein größtes Werk vereinigt waren.

Im Rahmen der Semmeringjubelfeier wurden zwei Gedenktafeln, die der Ingenieur- und Architektenverein an dem G.-Denkmal auf der Höhe des Semmerings anbringen ließ, enthüllt. Die Gedenktafeln tragen folgende Inschriften: "Durch die Eisenbahnen verschwinden die Distanzen, die materiellen Interessen werden gefördert, die Kultur gehoben und verbreitet. G. 1851" und "Segensreich hat sich erfüllt, was dein heller Geist erkannte, zum Ruhme unseres Vaterlandes, unserem Stande zur Ehre". Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein, Mai 1904.


Giovibahn, die von Novi nach Genua führende, zum Netz der italienischen Staatsbahnen gehörende Linie; sie wurde von dem belgischen Ingenieur Maus als Doppelseilrampe mit einer größten Steigung von 34·96%0 und

Schnitt der Leibung mit einer Schildmauer Wandbogen. Die Gewölbstärke wird durch die Länge der Gewölbfugen an der Stirnfläche gemessen; diese Fugen stehen senkrecht auf den zugehörigen Bogenelementen und ihre Verlängerungen führen zu dem Mittelpunkt des Bogens.

Je nach der Form der inneren Stirnwölblinie eines G. unterscheidet man halbkreis- und segmentförmige, spitzbogige, elliptische (u. zw. überhöhte oder gedrückte), parabolische und scheitrechte G. Nach der Form der Gewölbflächen unterscheidet man zwischen: Tonnen- (Kappen-), Kreuz-, Kloster-, Mulden-, Spiegel-, konischen, Kuppel-, Platzel-Nischen- und Trichtergewölben. Über die Berechnung von G. siehe Steinbrücken.

Nowak.


Ghega, Karl Ritter von, geb. am 10. Januar 1802 in Venedig, gest. am 14. März 1860, studierte an der Hochschule zu Padua die mathematischen Wissenschaften, sowie Baukunde und Mechanik, und wandte sich, nachdem er 1819 das Diplom eines Doktors der Mathematik erhalten hatte, sofort dem praktischen Ingenieurwesen zu, indem er in den Dienst der Landesbaudirektion in Venedig trat. Siebzehn Jahre lang war er hier als Ingenieur tätig und führte bedeutende Straßen- und Wasserbauten, sowie größere Hochbauten aus. 1836 trat G. in den Dienst der Kaiser Ferdinands-Nordbahn ein und leitete den Bau mehrer Eisenbahnlinien. Als durch kaiserliche Entschließung vom 19. Dezember 1841 die Ausführung der Haupteisenbahnen auf Staatskosten verfügt wurde, wurde G. mit der Oberleitung des Baues der südlichen Staatseisenbahn von Wien nach Triest betraut. Diese Linie mußte, wenn der Umweg über ungarisches Gebiet vermieden werden sollte, über den Semmeringpaß geführt werden; hierbei ließen sich starke Steigungen und scharfe Krümmungen nicht vermeiden, und es entstand die Frage, ob nicht das Seil- oder atmosphärische Bahnsystem dem Lokomotivbahnsystem vorzuziehen wäre. G. sprach sich für das letztere aus und unternahm 1842 eine Studienreise nach Nordamerika; auf Grund der hier gesammelten Erfahrungen trat er nur noch entschiedener für eine Lokomotivbahn über den Semmering ein und setzte auch nach langjährigen, schwierigen Kämpfen gegen die hervorragendsten Fachgenossen und selbst gegen Stephenson die Genehmigung seines Entwurfes durch, dessen Ausführung 1848 begonnen und 1854 vollendet wurde. So muß G. als Schöpfer der Gebirgseisenbahnen in Europa betrachtet werden. In Anerkennung seiner Verdienste beim Bau der Semmeringbahn wurde G. in den österreichischen Adelstand erhoben. 1857 fand die Eröffnung der letzten Teilstrecke der Südbahn, von Laibach über den Karst nach Triest, statt. Als unter dem Ministerium Bach-Thun die Staatsbahnen verkauft wurden, beauftragte man G. mit der Trassierung von Eisenbahnen in Siebenbürgen und schließlich mit der Austragung älterer Staatsbahnangelegenheiten. G. war auch literarisch tätig; es erschienen von ihm: „Die Baltimore-Ohio-Eisenbahn über das Alleghany-Gebirge“ (1844), in welchem Werk G. das Prinzip der virtuellen Länge aufstellt und deren praktische Anwendung an einem Beispiel erläutert; „Über nordamerikanischen Brückenbau und Berechnung des Tragvermögens der Howeschen Brücken“ (1845), eines der ersten Werke über Eisenbahnbrücken; „Übersicht der Hauptfortschritte des Eisenbahnwesens von 1840–1850 und die Ergebnisse der Probefahrten auf einer Strecke der Eisenbahn über den Semmering“ (1852).

Auf Grund eines 1869 gefaßten Beschlusses errichtete der „Österreichische Ingenieur- und Architektenverein“ aus den Ergebnissen einer Sammlung unter den Fachgenossen der Eisenbahnverwaltungen in der Station Semmering ein die Büste G. tragendes Monument und gründete eine Ghega-Stiftung für Studierende. Aus dieser Stiftung werden an Studierende Reisestipendien verliehen.

Im Jahre 1904 wurde anläßlich der Feier des 50jährigen Bestandes der Semmeringbahn vom österr. Ingenieur- und Architektenvereines in Wien eine G.-feier veranstaltet, in deren Verlauf die unvergänglichen Verdienste G. um das österr. Eisenbahnwesen gewürdigt wurden. Im Zusammenhange mit der G.-Feier wurde eine G.-Ausstellung veranstaltet, in der alle Erinnerungszeichen an G. und sein größtes Werk vereinigt waren.

Im Rahmen der Semmeringjubelfeier wurden zwei Gedenktafeln, die der Ingenieur- und Architektenverein an dem G.-Denkmal auf der Höhe des Semmerings anbringen ließ, enthüllt. Die Gedenktafeln tragen folgende Inschriften: „Durch die Eisenbahnen verschwinden die Distanzen, die materiellen Interessen werden gefördert, die Kultur gehoben und verbreitet. G. 1851“ und „Segensreich hat sich erfüllt, was dein heller Geist erkannte, zum Ruhme unseres Vaterlandes, unserem Stande zur Ehre“. Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein, Mai 1904.


Giovibahn, die von Novi nach Genua führende, zum Netz der italienischen Staatsbahnen gehörende Linie; sie wurde von dem belgischen Ingenieur Maus als Doppelseilrampe mit einer größten Steigung von 34·96 und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0337" n="327"/>
Schnitt der Leibung mit einer Schildmauer <hi rendition="#g">Wandbogen</hi>. Die <hi rendition="#g">Gewölbstärke</hi> wird durch die Länge der Gewölbfugen an der Stirnfläche gemessen; diese Fugen stehen senkrecht auf den zugehörigen Bogenelementen und ihre Verlängerungen führen zu dem Mittelpunkt des Bogens.</p><lb/>
          <p>Je nach der Form der inneren Stirnwölblinie eines G. unterscheidet man halbkreis- und segmentförmige, spitzbogige, elliptische (u. zw. überhöhte oder gedrückte), parabolische und scheitrechte G. Nach der Form der Gewölbflächen unterscheidet man zwischen: Tonnen- (Kappen-), Kreuz-, Kloster-, Mulden-, Spiegel-, konischen, Kuppel-, Platzel-Nischen- und Trichtergewölben. Über die Berechnung von G. siehe Steinbrücken.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Nowak.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ghega,</hi> Karl Ritter von, geb. am 10. Januar 1802 in Venedig, gest. am 14. März 1860, studierte an der Hochschule zu Padua die mathematischen Wissenschaften, sowie Baukunde und Mechanik, und wandte sich, nachdem er 1819 das Diplom eines Doktors der Mathematik erhalten hatte, sofort dem praktischen Ingenieurwesen zu, indem er in den Dienst der Landesbaudirektion in Venedig trat. Siebzehn Jahre lang war er hier als Ingenieur tätig und führte bedeutende Straßen- und Wasserbauten, sowie größere Hochbauten aus. 1836 trat G. in den Dienst der Kaiser Ferdinands-Nordbahn ein und leitete den Bau mehrer Eisenbahnlinien. Als durch kaiserliche Entschließung vom 19. Dezember 1841 die Ausführung der Haupteisenbahnen auf Staatskosten verfügt wurde, wurde G. mit der Oberleitung des Baues der südlichen Staatseisenbahn von Wien nach Triest betraut. Diese Linie mußte, wenn der Umweg über ungarisches Gebiet vermieden werden sollte, über den Semmeringpaß geführt werden; hierbei ließen sich starke Steigungen und scharfe Krümmungen nicht vermeiden, und es entstand die Frage, ob nicht das Seil- oder atmosphärische Bahnsystem dem Lokomotivbahnsystem vorzuziehen wäre. G. sprach sich für das letztere aus und unternahm 1842 eine Studienreise nach Nordamerika; auf Grund der hier gesammelten Erfahrungen trat er nur noch entschiedener für eine Lokomotivbahn über den Semmering ein und setzte auch nach langjährigen, schwierigen Kämpfen gegen die hervorragendsten Fachgenossen und selbst gegen Stephenson die Genehmigung seines Entwurfes durch, dessen Ausführung 1848 begonnen und 1854 vollendet wurde. So muß G. als Schöpfer der Gebirgseisenbahnen in Europa betrachtet werden. In Anerkennung seiner Verdienste beim Bau der Semmeringbahn wurde G. in den österreichischen Adelstand erhoben. 1857 fand die Eröffnung der letzten Teilstrecke der Südbahn, von Laibach über den Karst nach Triest, statt. Als unter dem Ministerium Bach-Thun die Staatsbahnen verkauft wurden, beauftragte man G. mit der Trassierung von Eisenbahnen in Siebenbürgen und schließlich mit der Austragung älterer Staatsbahnangelegenheiten. G. war auch literarisch tätig; es erschienen von ihm: &#x201E;Die Baltimore-Ohio-Eisenbahn über das Alleghany-Gebirge&#x201C; (1844), in welchem Werk G. das Prinzip der virtuellen Länge aufstellt und deren praktische Anwendung an einem Beispiel erläutert; &#x201E;Über nordamerikanischen Brückenbau und Berechnung des Tragvermögens der Howeschen Brücken&#x201C; (1845), eines der ersten Werke über Eisenbahnbrücken; &#x201E;Übersicht der Hauptfortschritte des Eisenbahnwesens von 1840&#x2013;1850 und die Ergebnisse der Probefahrten auf einer Strecke der Eisenbahn über den Semmering&#x201C; (1852).</p><lb/>
          <p>Auf Grund eines 1869 gefaßten Beschlusses errichtete der &#x201E;Österreichische Ingenieur- und Architektenverein&#x201C; aus den Ergebnissen einer Sammlung unter den Fachgenossen der Eisenbahnverwaltungen in der Station Semmering ein die Büste G. tragendes Monument und gründete eine Ghega-Stiftung für Studierende. Aus dieser Stiftung werden an Studierende Reisestipendien verliehen.</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1904 wurde anläßlich der Feier des 50jährigen Bestandes der Semmeringbahn vom österr. Ingenieur- und Architektenvereines in Wien eine G.-feier veranstaltet, in deren Verlauf die unvergänglichen Verdienste G. um das österr. Eisenbahnwesen gewürdigt wurden. Im Zusammenhange mit der G.-Feier wurde eine G.-Ausstellung veranstaltet, in der alle Erinnerungszeichen an G. und sein größtes Werk vereinigt waren.</p><lb/>
          <p>Im Rahmen der Semmeringjubelfeier wurden zwei Gedenktafeln, die der Ingenieur- und Architektenverein an dem G.-Denkmal auf der Höhe des Semmerings anbringen ließ, enthüllt. Die Gedenktafeln tragen folgende Inschriften: &#x201E;Durch die Eisenbahnen verschwinden die Distanzen, die materiellen Interessen werden gefördert, die Kultur gehoben und verbreitet. G. 1851&#x201C; und &#x201E;Segensreich hat sich erfüllt, was dein heller Geist erkannte, zum Ruhme unseres Vaterlandes, unserem Stande zur Ehre&#x201C;. Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein, Mai 1904.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Giovibahn,</hi> die von Novi nach Genua führende, zum Netz der italienischen Staatsbahnen gehörende Linie; sie wurde von dem belgischen Ingenieur Maus als Doppelseilrampe mit einer größten Steigung von 34·96<hi rendition="#i">&#x2030;</hi> und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0337] Schnitt der Leibung mit einer Schildmauer Wandbogen. Die Gewölbstärke wird durch die Länge der Gewölbfugen an der Stirnfläche gemessen; diese Fugen stehen senkrecht auf den zugehörigen Bogenelementen und ihre Verlängerungen führen zu dem Mittelpunkt des Bogens. Je nach der Form der inneren Stirnwölblinie eines G. unterscheidet man halbkreis- und segmentförmige, spitzbogige, elliptische (u. zw. überhöhte oder gedrückte), parabolische und scheitrechte G. Nach der Form der Gewölbflächen unterscheidet man zwischen: Tonnen- (Kappen-), Kreuz-, Kloster-, Mulden-, Spiegel-, konischen, Kuppel-, Platzel-Nischen- und Trichtergewölben. Über die Berechnung von G. siehe Steinbrücken. Nowak. Ghega, Karl Ritter von, geb. am 10. Januar 1802 in Venedig, gest. am 14. März 1860, studierte an der Hochschule zu Padua die mathematischen Wissenschaften, sowie Baukunde und Mechanik, und wandte sich, nachdem er 1819 das Diplom eines Doktors der Mathematik erhalten hatte, sofort dem praktischen Ingenieurwesen zu, indem er in den Dienst der Landesbaudirektion in Venedig trat. Siebzehn Jahre lang war er hier als Ingenieur tätig und führte bedeutende Straßen- und Wasserbauten, sowie größere Hochbauten aus. 1836 trat G. in den Dienst der Kaiser Ferdinands-Nordbahn ein und leitete den Bau mehrer Eisenbahnlinien. Als durch kaiserliche Entschließung vom 19. Dezember 1841 die Ausführung der Haupteisenbahnen auf Staatskosten verfügt wurde, wurde G. mit der Oberleitung des Baues der südlichen Staatseisenbahn von Wien nach Triest betraut. Diese Linie mußte, wenn der Umweg über ungarisches Gebiet vermieden werden sollte, über den Semmeringpaß geführt werden; hierbei ließen sich starke Steigungen und scharfe Krümmungen nicht vermeiden, und es entstand die Frage, ob nicht das Seil- oder atmosphärische Bahnsystem dem Lokomotivbahnsystem vorzuziehen wäre. G. sprach sich für das letztere aus und unternahm 1842 eine Studienreise nach Nordamerika; auf Grund der hier gesammelten Erfahrungen trat er nur noch entschiedener für eine Lokomotivbahn über den Semmering ein und setzte auch nach langjährigen, schwierigen Kämpfen gegen die hervorragendsten Fachgenossen und selbst gegen Stephenson die Genehmigung seines Entwurfes durch, dessen Ausführung 1848 begonnen und 1854 vollendet wurde. So muß G. als Schöpfer der Gebirgseisenbahnen in Europa betrachtet werden. In Anerkennung seiner Verdienste beim Bau der Semmeringbahn wurde G. in den österreichischen Adelstand erhoben. 1857 fand die Eröffnung der letzten Teilstrecke der Südbahn, von Laibach über den Karst nach Triest, statt. Als unter dem Ministerium Bach-Thun die Staatsbahnen verkauft wurden, beauftragte man G. mit der Trassierung von Eisenbahnen in Siebenbürgen und schließlich mit der Austragung älterer Staatsbahnangelegenheiten. G. war auch literarisch tätig; es erschienen von ihm: „Die Baltimore-Ohio-Eisenbahn über das Alleghany-Gebirge“ (1844), in welchem Werk G. das Prinzip der virtuellen Länge aufstellt und deren praktische Anwendung an einem Beispiel erläutert; „Über nordamerikanischen Brückenbau und Berechnung des Tragvermögens der Howeschen Brücken“ (1845), eines der ersten Werke über Eisenbahnbrücken; „Übersicht der Hauptfortschritte des Eisenbahnwesens von 1840–1850 und die Ergebnisse der Probefahrten auf einer Strecke der Eisenbahn über den Semmering“ (1852). Auf Grund eines 1869 gefaßten Beschlusses errichtete der „Österreichische Ingenieur- und Architektenverein“ aus den Ergebnissen einer Sammlung unter den Fachgenossen der Eisenbahnverwaltungen in der Station Semmering ein die Büste G. tragendes Monument und gründete eine Ghega-Stiftung für Studierende. Aus dieser Stiftung werden an Studierende Reisestipendien verliehen. Im Jahre 1904 wurde anläßlich der Feier des 50jährigen Bestandes der Semmeringbahn vom österr. Ingenieur- und Architektenvereines in Wien eine G.-feier veranstaltet, in deren Verlauf die unvergänglichen Verdienste G. um das österr. Eisenbahnwesen gewürdigt wurden. Im Zusammenhange mit der G.-Feier wurde eine G.-Ausstellung veranstaltet, in der alle Erinnerungszeichen an G. und sein größtes Werk vereinigt waren. Im Rahmen der Semmeringjubelfeier wurden zwei Gedenktafeln, die der Ingenieur- und Architektenverein an dem G.-Denkmal auf der Höhe des Semmerings anbringen ließ, enthüllt. Die Gedenktafeln tragen folgende Inschriften: „Durch die Eisenbahnen verschwinden die Distanzen, die materiellen Interessen werden gefördert, die Kultur gehoben und verbreitet. G. 1851“ und „Segensreich hat sich erfüllt, was dein heller Geist erkannte, zum Ruhme unseres Vaterlandes, unserem Stande zur Ehre“. Österreichischer Ingenieur- und Architektenverein, Mai 1904. Giovibahn, die von Novi nach Genua führende, zum Netz der italienischen Staatsbahnen gehörende Linie; sie wurde von dem belgischen Ingenieur Maus als Doppelseilrampe mit einer größten Steigung von 34·96‰ und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:45Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/337
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/337>, abgerufen am 22.07.2024.