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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

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Stoffe werden dadurch sehr geschädigt, während anderseits harte Stoffe leicht zu Klemmungen und Brüchen Anlaß geben. Für gröbere und härtere Stoffe als Nußkohle sind daher Schnecken mit Vorsicht zu verwenden. Bei geringen Förderlängen und geringen Leistungen spielen Schnecken dagegen zur Förderung von Getreide, Sägespänen, Mahlprodukten aller Art, kleiner Kohle u. s. w. eine bedeutende Rolle.

Ähnlich wie Schnecken arbeiten Förderrohre, bei denen die Spiralwindungen am Troge befestigt sind, der sich mit dreht, so daß die Achse fortfällt und auch keine Zwischenlager vorhanden sind. Das Material wird an einem Ende des Rohres durch eine zentrisch gelegene Öffnung eingefüllt und an beliebiger Stelle durch Öffnungen im Rohrmantel abgezogen. Verstopfungen sind, da keine zwangläufige Bewegung stattfindet, nicht zu befürchten. Selbstverständlich wird das Material sehr stark durcheinander geschüttelt. Der Kraftverbrauch ist ziemlich hoch.

V. Schwinge-Förderrinnen.

Das Fördergut befindet sich in einer Rinne, die hin- und herbewegt wird, u. zw. ist die Bewegung der Rinne so geregelt, daß das Fördergut bei jedem Hub infolge seiner Trägheit in der Förderrichtung vorwärtsschießt - unter Überwindung der Reibung gegenüber dem Rinnenboden - während es in umgekehrter Richtung von der Rinne nicht oder nur wenig zurückgenommen wird.

Am bekanntesten ist die sog. Schüttelrinne, die mit sehr hohen Hubzahlen - etwa 350 bis 450 in der Minute - arbeitet. Die Rinne stützt sich auf schrägstehende Stäbe und wird durch eine Kurbel mit Pleuelstange angetrieben. Beim Vorwärtsgang erhält die Rinne eine starke Beschleunigung nach oben, so daß das Fördergut stärker gegen die Rinne drückt. Hierdurch wird die Reibung erhöht und vermag die Rinne dem Fördergut eine starke Beschleunigung in der Förderrichtung zu erteilen. Beim Rückgange der Rinne ist umgekehrt die Reibung gering, so daß das Material weiterschießt, ohne erheblich mit zurückgenommen zu werden.

Auf einem anderen Gedanken beruhen die Propellerrinne von Hermann Marcus, Köln, und die Torpedorinne von Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig. Eine Änderung des Auflagedruckes findet hier nicht statt, vielmehr wird die Rinne angenähert wagrecht mit der größten zulässigen Beschleunigung vorwärts bewegt, ohne daß das Material gleitet, dann rasch verzögert - was entweder durch geeignete Ausbildung des Antriebes oder durch einen Luftpuffer oder eine Feder geschieht - und nun so rasch zurückgezogen, daß die Rinne sich wieder in der Anfangsstellung befindet, wenn das Material zur Ruhe kommt, worauf das Spiel von neuem beginnt. Diese Rinnen können mit weit geringeren Hubzahlen - etwa 40 bis 50 in der Minute - arbeiten. Ähnlich wirken übrigens auch die mit Druckluft angetriebenen Förderrinnen, wie sie beispielsweise von der Carlshütte hergestellt werden.

Schwingeförderrinnen sind einfache und nicht teuere F., die nur geringe Bedienungs- und Unterhaltungkosten verursachen und bei richtiger Ausführung sehr betriebssicher sind. Sie können in engen, unzugänglichen Räumen, beispielsweise in Kanälen, verlegt werden. Die "Schüttelrinnen" verlangen wegen der hohen Umlaufzahl eine sehr kräftige Lagerung der Antriebswelle und verursachen bei weniger sorgfältiger Lagerung leicht Erschütterungen des Gebäudes, ein Fehler, der bei den langsamlaufenden Rinnen wegfällt. Der Kraftbedarf ist im allgemeinen geringer als bei Kratzern und selbstverständlich weit niedriger als bei Schnecken. Das Material wird ruhig fortbewegt und nicht erheblich geschädigt.

VI. Rollenförderer.

Rollenförderer (Abb. 114) werden hauptsächlich zum Transport von Holzbalken, Brettern u. dgl. benutzt. Die nebeneinander gelagerten Rollen werden von einer durchgehenden Welle aus durch Kegelräder oder auch mittels


Abb. 114.
einer Kette angetrieben, die in Räder, die auf den Rollenachsen sitzen, eingreift. Die Arbeitsgeschwindigkeit kann etwa 1 m/Sek. betragen.

Die Rollenförderer sind teuerer als eine Schleppanlage, in anderer Beziehung aber vorteilhafter, namentlich hinsichtlich des Kraftverbrauches. Es ist möglich, die Bahn in Bogen mit großem Halbmesser zu führen.

Auch als Schwerkraftförderer werden Rollengänge benutzt, insbesondere zur Förderung von Kisten in Fabrikationsräumen. Bei Ausführung der Rollen in Holz und sorgfältiger Lagerung der Achsen kann die Bahn unter etwa 5% geneigt liegen. Die Kisten bewegen sich dann gleichmäßig langsam die Bahn hinunter und nehmen auch Bogen mit voller Sicherheit. Durch ein Geländer werden die Kisten am Herunterfallen gehindert. Zweckmäßig erhalten die Rollen Kugellagerung, da bei einfachen Zapfen die Schmierungsverhältnisse eine zu große Rolle spielen und die Gleichmäßigkeit des Ganges beeinträchtigen.

VII. Förderung mit Hilfe von Wasser und Luft.

Das Material wird bei dieser Art der Förderung in einen Strom von Wasser oder

Stoffe werden dadurch sehr geschädigt, während anderseits harte Stoffe leicht zu Klemmungen und Brüchen Anlaß geben. Für gröbere und härtere Stoffe als Nußkohle sind daher Schnecken mit Vorsicht zu verwenden. Bei geringen Förderlängen und geringen Leistungen spielen Schnecken dagegen zur Förderung von Getreide, Sägespänen, Mahlprodukten aller Art, kleiner Kohle u. s. w. eine bedeutende Rolle.

Ähnlich wie Schnecken arbeiten Förderrohre, bei denen die Spiralwindungen am Troge befestigt sind, der sich mit dreht, so daß die Achse fortfällt und auch keine Zwischenlager vorhanden sind. Das Material wird an einem Ende des Rohres durch eine zentrisch gelegene Öffnung eingefüllt und an beliebiger Stelle durch Öffnungen im Rohrmantel abgezogen. Verstopfungen sind, da keine zwangläufige Bewegung stattfindet, nicht zu befürchten. Selbstverständlich wird das Material sehr stark durcheinander geschüttelt. Der Kraftverbrauch ist ziemlich hoch.

V. Schwinge-Förderrinnen.

Das Fördergut befindet sich in einer Rinne, die hin- und herbewegt wird, u. zw. ist die Bewegung der Rinne so geregelt, daß das Fördergut bei jedem Hub infolge seiner Trägheit in der Förderrichtung vorwärtsschießt – unter Überwindung der Reibung gegenüber dem Rinnenboden – während es in umgekehrter Richtung von der Rinne nicht oder nur wenig zurückgenommen wird.

Am bekanntesten ist die sog. Schüttelrinne, die mit sehr hohen Hubzahlen – etwa 350 bis 450 in der Minute – arbeitet. Die Rinne stützt sich auf schrägstehende Stäbe und wird durch eine Kurbel mit Pleuelstange angetrieben. Beim Vorwärtsgang erhält die Rinne eine starke Beschleunigung nach oben, so daß das Fördergut stärker gegen die Rinne drückt. Hierdurch wird die Reibung erhöht und vermag die Rinne dem Fördergut eine starke Beschleunigung in der Förderrichtung zu erteilen. Beim Rückgange der Rinne ist umgekehrt die Reibung gering, so daß das Material weiterschießt, ohne erheblich mit zurückgenommen zu werden.

Auf einem anderen Gedanken beruhen die Propellerrinne von Hermann Marcus, Köln, und die Torpedorinne von Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig. Eine Änderung des Auflagedruckes findet hier nicht statt, vielmehr wird die Rinne angenähert wagrecht mit der größten zulässigen Beschleunigung vorwärts bewegt, ohne daß das Material gleitet, dann rasch verzögert – was entweder durch geeignete Ausbildung des Antriebes oder durch einen Luftpuffer oder eine Feder geschieht – und nun so rasch zurückgezogen, daß die Rinne sich wieder in der Anfangsstellung befindet, wenn das Material zur Ruhe kommt, worauf das Spiel von neuem beginnt. Diese Rinnen können mit weit geringeren Hubzahlen – etwa 40 bis 50 in der Minute – arbeiten. Ähnlich wirken übrigens auch die mit Druckluft angetriebenen Förderrinnen, wie sie beispielsweise von der Carlshütte hergestellt werden.

Schwingeförderrinnen sind einfache und nicht teuere F., die nur geringe Bedienungs- und Unterhaltungkosten verursachen und bei richtiger Ausführung sehr betriebssicher sind. Sie können in engen, unzugänglichen Räumen, beispielsweise in Kanälen, verlegt werden. Die „Schüttelrinnen“ verlangen wegen der hohen Umlaufzahl eine sehr kräftige Lagerung der Antriebswelle und verursachen bei weniger sorgfältiger Lagerung leicht Erschütterungen des Gebäudes, ein Fehler, der bei den langsamlaufenden Rinnen wegfällt. Der Kraftbedarf ist im allgemeinen geringer als bei Kratzern und selbstverständlich weit niedriger als bei Schnecken. Das Material wird ruhig fortbewegt und nicht erheblich geschädigt.

VI. Rollenförderer.

Rollenförderer (Abb. 114) werden hauptsächlich zum Transport von Holzbalken, Brettern u. dgl. benutzt. Die nebeneinander gelagerten Rollen werden von einer durchgehenden Welle aus durch Kegelräder oder auch mittels


Abb. 114.
einer Kette angetrieben, die in Räder, die auf den Rollenachsen sitzen, eingreift. Die Arbeitsgeschwindigkeit kann etwa 1 m/Sek. betragen.

Die Rollenförderer sind teuerer als eine Schleppanlage, in anderer Beziehung aber vorteilhafter, namentlich hinsichtlich des Kraftverbrauches. Es ist möglich, die Bahn in Bogen mit großem Halbmesser zu führen.

Auch als Schwerkraftförderer werden Rollengänge benutzt, insbesondere zur Förderung von Kisten in Fabrikationsräumen. Bei Ausführung der Rollen in Holz und sorgfältiger Lagerung der Achsen kann die Bahn unter etwa 5% geneigt liegen. Die Kisten bewegen sich dann gleichmäßig langsam die Bahn hinunter und nehmen auch Bogen mit voller Sicherheit. Durch ein Geländer werden die Kisten am Herunterfallen gehindert. Zweckmäßig erhalten die Rollen Kugellagerung, da bei einfachen Zapfen die Schmierungsverhältnisse eine zu große Rolle spielen und die Gleichmäßigkeit des Ganges beeinträchtigen.

VII. Förderung mit Hilfe von Wasser und Luft.

Das Material wird bei dieser Art der Förderung in einen Strom von Wasser oder

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[113/0121] Stoffe werden dadurch sehr geschädigt, während anderseits harte Stoffe leicht zu Klemmungen und Brüchen Anlaß geben. Für gröbere und härtere Stoffe als Nußkohle sind daher Schnecken mit Vorsicht zu verwenden. Bei geringen Förderlängen und geringen Leistungen spielen Schnecken dagegen zur Förderung von Getreide, Sägespänen, Mahlprodukten aller Art, kleiner Kohle u. s. w. eine bedeutende Rolle. Ähnlich wie Schnecken arbeiten Förderrohre, bei denen die Spiralwindungen am Troge befestigt sind, der sich mit dreht, so daß die Achse fortfällt und auch keine Zwischenlager vorhanden sind. Das Material wird an einem Ende des Rohres durch eine zentrisch gelegene Öffnung eingefüllt und an beliebiger Stelle durch Öffnungen im Rohrmantel abgezogen. Verstopfungen sind, da keine zwangläufige Bewegung stattfindet, nicht zu befürchten. Selbstverständlich wird das Material sehr stark durcheinander geschüttelt. Der Kraftverbrauch ist ziemlich hoch. V. Schwinge-Förderrinnen. Das Fördergut befindet sich in einer Rinne, die hin- und herbewegt wird, u. zw. ist die Bewegung der Rinne so geregelt, daß das Fördergut bei jedem Hub infolge seiner Trägheit in der Förderrichtung vorwärtsschießt – unter Überwindung der Reibung gegenüber dem Rinnenboden – während es in umgekehrter Richtung von der Rinne nicht oder nur wenig zurückgenommen wird. Am bekanntesten ist die sog. Schüttelrinne, die mit sehr hohen Hubzahlen – etwa 350 bis 450 in der Minute – arbeitet. Die Rinne stützt sich auf schrägstehende Stäbe und wird durch eine Kurbel mit Pleuelstange angetrieben. Beim Vorwärtsgang erhält die Rinne eine starke Beschleunigung nach oben, so daß das Fördergut stärker gegen die Rinne drückt. Hierdurch wird die Reibung erhöht und vermag die Rinne dem Fördergut eine starke Beschleunigung in der Förderrichtung zu erteilen. Beim Rückgange der Rinne ist umgekehrt die Reibung gering, so daß das Material weiterschießt, ohne erheblich mit zurückgenommen zu werden. Auf einem anderen Gedanken beruhen die Propellerrinne von Hermann Marcus, Köln, und die Torpedorinne von Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig. Eine Änderung des Auflagedruckes findet hier nicht statt, vielmehr wird die Rinne angenähert wagrecht mit der größten zulässigen Beschleunigung vorwärts bewegt, ohne daß das Material gleitet, dann rasch verzögert – was entweder durch geeignete Ausbildung des Antriebes oder durch einen Luftpuffer oder eine Feder geschieht – und nun so rasch zurückgezogen, daß die Rinne sich wieder in der Anfangsstellung befindet, wenn das Material zur Ruhe kommt, worauf das Spiel von neuem beginnt. Diese Rinnen können mit weit geringeren Hubzahlen – etwa 40 bis 50 in der Minute – arbeiten. Ähnlich wirken übrigens auch die mit Druckluft angetriebenen Förderrinnen, wie sie beispielsweise von der Carlshütte hergestellt werden. Schwingeförderrinnen sind einfache und nicht teuere F., die nur geringe Bedienungs- und Unterhaltungkosten verursachen und bei richtiger Ausführung sehr betriebssicher sind. Sie können in engen, unzugänglichen Räumen, beispielsweise in Kanälen, verlegt werden. Die „Schüttelrinnen“ verlangen wegen der hohen Umlaufzahl eine sehr kräftige Lagerung der Antriebswelle und verursachen bei weniger sorgfältiger Lagerung leicht Erschütterungen des Gebäudes, ein Fehler, der bei den langsamlaufenden Rinnen wegfällt. Der Kraftbedarf ist im allgemeinen geringer als bei Kratzern und selbstverständlich weit niedriger als bei Schnecken. Das Material wird ruhig fortbewegt und nicht erheblich geschädigt. VI. Rollenförderer. Rollenförderer (Abb. 114) werden hauptsächlich zum Transport von Holzbalken, Brettern u. dgl. benutzt. Die nebeneinander gelagerten Rollen werden von einer durchgehenden Welle aus durch Kegelräder oder auch mittels [Abbildung Abb. 114. ] einer Kette angetrieben, die in Räder, die auf den Rollenachsen sitzen, eingreift. Die Arbeitsgeschwindigkeit kann etwa 1 m/Sek. betragen. Die Rollenförderer sind teuerer als eine Schleppanlage, in anderer Beziehung aber vorteilhafter, namentlich hinsichtlich des Kraftverbrauches. Es ist möglich, die Bahn in Bogen mit großem Halbmesser zu führen. Auch als Schwerkraftförderer werden Rollengänge benutzt, insbesondere zur Förderung von Kisten in Fabrikationsräumen. Bei Ausführung der Rollen in Holz und sorgfältiger Lagerung der Achsen kann die Bahn unter etwa 5% geneigt liegen. Die Kisten bewegen sich dann gleichmäßig langsam die Bahn hinunter und nehmen auch Bogen mit voller Sicherheit. Durch ein Geländer werden die Kisten am Herunterfallen gehindert. Zweckmäßig erhalten die Rollen Kugellagerung, da bei einfachen Zapfen die Schmierungsverhältnisse eine zu große Rolle spielen und die Gleichmäßigkeit des Ganges beeinträchtigen. VII. Förderung mit Hilfe von Wasser und Luft. Das Material wird bei dieser Art der Förderung in einen Strom von Wasser oder

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/121>, abgerufen am 25.08.2024.