Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

ersten deutschen Staatsbahn von Braunschweig nach Wolfenbüttel. I. J. 1839 kam die erste holländische Bahn von Amsterdam nach Harlem und die erste Lokomotiveisenbahn Italiens zwischen Neapel und Portici in Betrieb u. s. w. Fast gleichzeitig mit der Einführung des Lokomotivbetriebs in England wurde er in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingebürgert und bereits Ende 1830 auf der Baltimore-Ohioeisenbahn angewendet. So fand das neue Verkehrsmittel überall rasch die gebührende Würdigung. Die Hindernisse, die sich ihm anfangs unüberwindlich entgegenzustellen schienen, wurden infolge des energischen Vorgehens Englands und Amerikas und durch das von allen Seiten und in genügender Menge bereitgestellte Kapital bald behoben und die allgemeine Einführung dieses Verkehrsmittels nahm einen ungeahnt raschen Verlauf. Die Schienenwege, immer zahlreicher und ausgedehnter, fanden in ihren Hauptrichtungen, wenn nicht im gegenseitigen Anschluß oder an der Meeresküste, bald nur noch an hohen Gebirgswänden ihren Abschluß. Seitdem aber Österreich mit der Überschienung des Semmerings (vollendet 1854) das bis dahin für unmöglich gehaltene Problem steiler Gebirgsbahnen glücklich gelöst hatte, gab es auch in dieser Beziehung für die Verbreitung der E. kein Hindernis mehr.

Während nun in Europa und Amerika mit einem ungeheuren Aufwand von Kapital und Arbeit den großen Aufgaben des Weltverkehrs Rechnung getragen und durch die immer mehr zunehmende, planmäßige Ausdehnung der Eisenbahnnetze in den einzelnen Ländern neben den Handels- und industriellen Interessen auch militärischen und staatlichen Rücksichten anderer Art entsprochen wurde, hatten die Schienenstraßen auch in Asien (Ostindien i. J. 1852), Südamerika (Chile i. J. 1853), Australien (Viktoria i. J. 1854) und Afrika (Ägypten i. J. 1856), ja sogar auf verschiedenen Inselgruppen des atlantischen, indischen und großen Ozeans Eingang und den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechend überall so rasche Verbreitung gefunden, daß es heute kaum ein Gebiet der Erde von irgend welcher Bedeutung gibt, das nicht schon in den Strom des Eisenbahnverkehrs einbezogen wäre. Hinsichtlich des Entstehens der Bahnnetze, der Förderung und der Art der Bauten, der Kapitalsverhältnisse, des Verhaltens der Staatsregierungen und Privaten, der Konkurrenzen, des Einflusses und der politischen Lage und politischen Ereignisse haben die E. in den verschiedenen Ländern der Welt einen verschiedenen Entwicklungsgang genommen und auch einen verschiedenen Charakter erhalten (s. die Aufsätze über die E. der einzelnen Länder und Eisenbahnpolitik).

Die E. der Erde. Der großartige Aufschwung des Eisenbahnwesens hat sich in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum völligen. Acht Jahrzehnte sind seit der Eröffnung der E. Liverpool-Manchester vergangen. Seitdem sind bis Ende 1910 (1911) über eine Million km dem öffentlichen Verkehre dienende Lokomotiveisenbahnen gebaut worden. Diese verteilen sich auf die einzelnen Erdteile wie folgt:


1910:1911:
Europa333.848 km,338.880 km,
Amerika526.382 km541.028 km
Asien101.916 km105.011 km
Afrika36.854 km40.489 km
Australien31.014 km32.401 km

In diesen Zahlen sind die Kleinbahnen, also auch die Straßenbahnen, nicht inbegriffen.

Die Zahl der zurzeit benutzten Lokomotiven dürfte über 160.000, die der Personenwagen wohl an 300.000 und die der Güterwagen über 4 Millionen betragen. Der damit bewältigte Verkehr kann im Jahre auf 5000 Millionen Personen und 3000 Millionen t Frachten geschätzt werden, beträgt also täglich auf allen E. der Erde im Durchschnitt schätzungsweise nahezu 14 Millionen Personen und 8 Millionen t Güter.

Die Gesamtanlagekosten der E. der Welt werden mit Ende des Jahres 1910 auf rund 227 Milliarden Mark veranschlagt.

Die Zahl der beim Betrieb aller E. der Erde beschäftigten Menschen beträgt- 10 Personen f. 1 km gerechnet - rund 10 Millionen.

Wie rasch nun das Wachstum der E. der Welt und in den einzelnen Erdteilen und Ländern vorgeschritten ist, zeigt die nachfolgende Übersicht, die nach den Veröffentlichungen im Arch. f. Ebw. (1912) zusammengestellt ist. Hiernach gestaltete sich das absolute Steigerungsverhältnis der Entwicklung der E. der Erde


von 1835bis 1845wie 1 : 8·1
von 1845bis 1855wie 1 : 4·2
von 1855bis 1865wie 1 : 2·2
von 1865bis 1875wie 1 : 2·0
von 1875bis 1885wie 1 : 1·7
von 1885bis 1895wie 1 : 1·4
von 1895bis 1905wie 1 : 1·3

Schärfer noch tritt die Entwicklung der E. hervor, wenn ihre Verbreitung und ihr Anwachsen in den einzelnen Weltteilen und innerhalb dieser in den verschiedenen Ländern verglichen wird. Da die in dieser Übersicht nachgewiesenen absoluten Längen ein richtiges Bild von der Entwicklung des Eisenbahnnetzes in den einzelnen Ländern nur dann geben, wenn sie im Verhältnis zur Flächengröße und der Bevölkerungszahl der einzelnen Länder betrachtet werden, so sind

ersten deutschen Staatsbahn von Braunschweig nach Wolfenbüttel. I. J. 1839 kam die erste holländische Bahn von Amsterdam nach Harlem und die erste Lokomotiveisenbahn Italiens zwischen Neapel und Portici in Betrieb u. s. w. Fast gleichzeitig mit der Einführung des Lokomotivbetriebs in England wurde er in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingebürgert und bereits Ende 1830 auf der Baltimore-Ohioeisenbahn angewendet. So fand das neue Verkehrsmittel überall rasch die gebührende Würdigung. Die Hindernisse, die sich ihm anfangs unüberwindlich entgegenzustellen schienen, wurden infolge des energischen Vorgehens Englands und Amerikas und durch das von allen Seiten und in genügender Menge bereitgestellte Kapital bald behoben und die allgemeine Einführung dieses Verkehrsmittels nahm einen ungeahnt raschen Verlauf. Die Schienenwege, immer zahlreicher und ausgedehnter, fanden in ihren Hauptrichtungen, wenn nicht im gegenseitigen Anschluß oder an der Meeresküste, bald nur noch an hohen Gebirgswänden ihren Abschluß. Seitdem aber Österreich mit der Überschienung des Semmerings (vollendet 1854) das bis dahin für unmöglich gehaltene Problem steiler Gebirgsbahnen glücklich gelöst hatte, gab es auch in dieser Beziehung für die Verbreitung der E. kein Hindernis mehr.

Während nun in Europa und Amerika mit einem ungeheuren Aufwand von Kapital und Arbeit den großen Aufgaben des Weltverkehrs Rechnung getragen und durch die immer mehr zunehmende, planmäßige Ausdehnung der Eisenbahnnetze in den einzelnen Ländern neben den Handels- und industriellen Interessen auch militärischen und staatlichen Rücksichten anderer Art entsprochen wurde, hatten die Schienenstraßen auch in Asien (Ostindien i. J. 1852), Südamerika (Chile i. J. 1853), Australien (Viktoria i. J. 1854) und Afrika (Ägypten i. J. 1856), ja sogar auf verschiedenen Inselgruppen des atlantischen, indischen und großen Ozeans Eingang und den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechend überall so rasche Verbreitung gefunden, daß es heute kaum ein Gebiet der Erde von irgend welcher Bedeutung gibt, das nicht schon in den Strom des Eisenbahnverkehrs einbezogen wäre. Hinsichtlich des Entstehens der Bahnnetze, der Förderung und der Art der Bauten, der Kapitalsverhältnisse, des Verhaltens der Staatsregierungen und Privaten, der Konkurrenzen, des Einflusses und der politischen Lage und politischen Ereignisse haben die E. in den verschiedenen Ländern der Welt einen verschiedenen Entwicklungsgang genommen und auch einen verschiedenen Charakter erhalten (s. die Aufsätze über die E. der einzelnen Länder und Eisenbahnpolitik).

Die E. der Erde. Der großartige Aufschwung des Eisenbahnwesens hat sich in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum völligen. Acht Jahrzehnte sind seit der Eröffnung der E. Liverpool-Manchester vergangen. Seitdem sind bis Ende 1910 (1911) über eine Million km dem öffentlichen Verkehre dienende Lokomotiveisenbahnen gebaut worden. Diese verteilen sich auf die einzelnen Erdteile wie folgt:


1910:1911:
Europa333.848 km,338.880 km,
Amerika526.382 km541.028 km
Asien101.916 km105.011 km
Afrika36.854 km40.489 km
Australien31.014 km32.401 km

In diesen Zahlen sind die Kleinbahnen, also auch die Straßenbahnen, nicht inbegriffen.

Die Zahl der zurzeit benutzten Lokomotiven dürfte über 160.000, die der Personenwagen wohl an 300.000 und die der Güterwagen über 4 Millionen betragen. Der damit bewältigte Verkehr kann im Jahre auf 5000 Millionen Personen und 3000 Millionen t Frachten geschätzt werden, beträgt also täglich auf allen E. der Erde im Durchschnitt schätzungsweise nahezu 14 Millionen Personen und 8 Millionen t Güter.

Die Gesamtanlagekosten der E. der Welt werden mit Ende des Jahres 1910 auf rund 227 Milliarden Mark veranschlagt.

Die Zahl der beim Betrieb aller E. der Erde beschäftigten Menschen beträgt- 10 Personen f. 1 km gerechnet – rund 10 Millionen.

Wie rasch nun das Wachstum der E. der Welt und in den einzelnen Erdteilen und Ländern vorgeschritten ist, zeigt die nachfolgende Übersicht, die nach den Veröffentlichungen im Arch. f. Ebw. (1912) zusammengestellt ist. Hiernach gestaltete sich das absolute Steigerungsverhältnis der Entwicklung der E. der Erde


von 1835bis 1845wie 1 : 8·1
von 1845bis 1855wie 1 : 4·2
von 1855bis 1865wie 1 : 2·2
von 1865bis 1875wie 1 : 2·0
von 1875bis 1885wie 1 : 1·7
von 1885bis 1895wie 1 : 1·4
von 1895bis 1905wie 1 : 1·3

Schärfer noch tritt die Entwicklung der E. hervor, wenn ihre Verbreitung und ihr Anwachsen in den einzelnen Weltteilen und innerhalb dieser in den verschiedenen Ländern verglichen wird. Da die in dieser Übersicht nachgewiesenen absoluten Längen ein richtiges Bild von der Entwicklung des Eisenbahnnetzes in den einzelnen Ländern nur dann geben, wenn sie im Verhältnis zur Flächengröße und der Bevölkerungszahl der einzelnen Länder betrachtet werden, so sind

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="36"/>
ersten deutschen Staatsbahn von Braunschweig nach Wolfenbüttel. I. J. 1839 kam die erste holländische Bahn von Amsterdam nach Harlem und die erste Lokomotiveisenbahn Italiens zwischen Neapel und Portici in Betrieb u. s. w. Fast gleichzeitig mit der Einführung des Lokomotivbetriebs in England wurde er in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingebürgert und bereits Ende 1830 auf der Baltimore-Ohioeisenbahn angewendet. So fand das neue Verkehrsmittel überall rasch die gebührende Würdigung. Die Hindernisse, die sich ihm anfangs unüberwindlich entgegenzustellen schienen, wurden infolge des energischen Vorgehens Englands und Amerikas und durch das von allen Seiten und in genügender Menge bereitgestellte Kapital bald behoben und die allgemeine Einführung dieses Verkehrsmittels nahm einen ungeahnt raschen Verlauf. Die Schienenwege, immer zahlreicher und ausgedehnter, fanden in ihren Hauptrichtungen, wenn nicht im gegenseitigen Anschluß oder an der Meeresküste, bald nur noch an hohen Gebirgswänden ihren Abschluß. Seitdem aber Österreich mit der Überschienung des Semmerings (vollendet 1854) das bis dahin für unmöglich gehaltene Problem steiler Gebirgsbahnen glücklich gelöst hatte, gab es auch in dieser Beziehung für die Verbreitung der E. kein Hindernis mehr.</p><lb/>
          <p>Während nun in Europa und Amerika mit einem ungeheuren Aufwand von Kapital und Arbeit den großen Aufgaben des Weltverkehrs Rechnung getragen und durch die immer mehr zunehmende, planmäßige Ausdehnung der Eisenbahnnetze in den einzelnen Ländern neben den Handels- und industriellen Interessen auch militärischen und staatlichen Rücksichten anderer Art entsprochen wurde, hatten die Schienenstraßen auch in Asien (Ostindien i. J. 1852), Südamerika (Chile i. J. 1853), Australien (Viktoria i. J. 1854) und Afrika (Ägypten i. J. 1856), ja sogar auf verschiedenen Inselgruppen des atlantischen, indischen und großen Ozeans Eingang und den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechend überall so rasche Verbreitung gefunden, daß es heute kaum ein Gebiet der Erde von irgend welcher Bedeutung gibt, das nicht schon in den Strom des Eisenbahnverkehrs einbezogen wäre. Hinsichtlich des Entstehens der Bahnnetze, der Förderung und der Art der Bauten, der Kapitalsverhältnisse, des Verhaltens der Staatsregierungen und Privaten, der Konkurrenzen, des Einflusses und der politischen Lage und politischen Ereignisse haben die E. in den verschiedenen Ländern der Welt einen verschiedenen Entwicklungsgang genommen und auch einen verschiedenen Charakter erhalten (s. die Aufsätze über die E. der einzelnen Länder und Eisenbahnpolitik).</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Die E. der Erde</hi>. Der großartige Aufschwung des Eisenbahnwesens hat sich in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum völligen. Acht Jahrzehnte sind seit der Eröffnung der E. Liverpool-Manchester vergangen. Seitdem sind bis Ende 1910 (1911) über eine Million <hi rendition="#i">km</hi> dem öffentlichen Verkehre dienende Lokomotiveisenbahnen gebaut worden. Diese verteilen sich auf die einzelnen Erdteile wie folgt:</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
              <cell>1910:</cell>
              <cell>1911:</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Europa</cell>
              <cell>333.848 <hi rendition="#i">km,</hi></cell>
              <cell>338.880 <hi rendition="#i">km,</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Amerika</cell>
              <cell>526.382 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>541.028 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Asien</cell>
              <cell>101.916 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>105.011 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Afrika</cell>
              <cell>36.854 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>40.489 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>Australien</cell>
              <cell>31.014 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
              <cell>32.401 <hi rendition="#i">km</hi></cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <p>In diesen Zahlen sind die Kleinbahnen, also auch die Straßenbahnen, nicht inbegriffen.</p><lb/>
          <p>Die Zahl der zurzeit benutzten Lokomotiven dürfte über 160.000, die der Personenwagen wohl an 300.000 und die der Güterwagen über 4 Millionen betragen. Der damit bewältigte Verkehr kann im Jahre auf 5000 Millionen Personen und 3000 Millionen <hi rendition="#i">t</hi> Frachten geschätzt werden, beträgt also täglich auf allen E. der Erde im Durchschnitt schätzungsweise nahezu 14 Millionen Personen und 8 Millionen <hi rendition="#i">t</hi> Güter.</p><lb/>
          <p>Die Gesamtanlagekosten der E. der Welt werden mit Ende des Jahres 1910 auf rund 227 Milliarden Mark veranschlagt.</p><lb/>
          <p>Die Zahl der beim Betrieb aller E. der Erde beschäftigten Menschen beträgt- 10 Personen f. 1 <hi rendition="#i">km</hi> gerechnet &#x2013; rund 10 Millionen.</p><lb/>
          <p>Wie rasch nun das Wachstum der E. der Welt und in den einzelnen Erdteilen und Ländern vorgeschritten ist, zeigt die nachfolgende Übersicht, die nach den Veröffentlichungen im Arch. f. Ebw. (1912) zusammengestellt ist. Hiernach gestaltete sich das absolute Steigerungsverhältnis der Entwicklung der E. der Erde</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>von 1835</cell>
              <cell>bis 1845</cell>
              <cell>wie 1 : 8·1</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>von 1845</cell>
              <cell>bis 1855</cell>
              <cell>wie 1 : 4·2</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>von 1855</cell>
              <cell>bis 1865</cell>
              <cell>wie 1 : 2·2</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>von 1865</cell>
              <cell>bis 1875</cell>
              <cell>wie 1 : 2·0</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>von 1875</cell>
              <cell>bis 1885</cell>
              <cell>wie 1 : 1·7</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>von 1885</cell>
              <cell>bis 1895</cell>
              <cell>wie 1 : 1·4</cell>
            </row><lb/>
            <row>
              <cell>von 1895</cell>
              <cell>bis 1905</cell>
              <cell>wie 1 : 1·3</cell>
            </row><lb/>
          </table>
          <p>Schärfer noch tritt die Entwicklung der E. hervor, wenn ihre Verbreitung und ihr Anwachsen in den einzelnen Weltteilen und innerhalb dieser in den verschiedenen Ländern verglichen wird. Da die in dieser Übersicht nachgewiesenen absoluten Längen ein richtiges Bild von der Entwicklung des Eisenbahnnetzes in den einzelnen Ländern nur dann geben, wenn sie im Verhältnis zur Flächengröße und der Bevölkerungszahl der einzelnen Länder betrachtet werden, so sind
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0045] ersten deutschen Staatsbahn von Braunschweig nach Wolfenbüttel. I. J. 1839 kam die erste holländische Bahn von Amsterdam nach Harlem und die erste Lokomotiveisenbahn Italiens zwischen Neapel und Portici in Betrieb u. s. w. Fast gleichzeitig mit der Einführung des Lokomotivbetriebs in England wurde er in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eingebürgert und bereits Ende 1830 auf der Baltimore-Ohioeisenbahn angewendet. So fand das neue Verkehrsmittel überall rasch die gebührende Würdigung. Die Hindernisse, die sich ihm anfangs unüberwindlich entgegenzustellen schienen, wurden infolge des energischen Vorgehens Englands und Amerikas und durch das von allen Seiten und in genügender Menge bereitgestellte Kapital bald behoben und die allgemeine Einführung dieses Verkehrsmittels nahm einen ungeahnt raschen Verlauf. Die Schienenwege, immer zahlreicher und ausgedehnter, fanden in ihren Hauptrichtungen, wenn nicht im gegenseitigen Anschluß oder an der Meeresküste, bald nur noch an hohen Gebirgswänden ihren Abschluß. Seitdem aber Österreich mit der Überschienung des Semmerings (vollendet 1854) das bis dahin für unmöglich gehaltene Problem steiler Gebirgsbahnen glücklich gelöst hatte, gab es auch in dieser Beziehung für die Verbreitung der E. kein Hindernis mehr. Während nun in Europa und Amerika mit einem ungeheuren Aufwand von Kapital und Arbeit den großen Aufgaben des Weltverkehrs Rechnung getragen und durch die immer mehr zunehmende, planmäßige Ausdehnung der Eisenbahnnetze in den einzelnen Ländern neben den Handels- und industriellen Interessen auch militärischen und staatlichen Rücksichten anderer Art entsprochen wurde, hatten die Schienenstraßen auch in Asien (Ostindien i. J. 1852), Südamerika (Chile i. J. 1853), Australien (Viktoria i. J. 1854) und Afrika (Ägypten i. J. 1856), ja sogar auf verschiedenen Inselgruppen des atlantischen, indischen und großen Ozeans Eingang und den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechend überall so rasche Verbreitung gefunden, daß es heute kaum ein Gebiet der Erde von irgend welcher Bedeutung gibt, das nicht schon in den Strom des Eisenbahnverkehrs einbezogen wäre. Hinsichtlich des Entstehens der Bahnnetze, der Förderung und der Art der Bauten, der Kapitalsverhältnisse, des Verhaltens der Staatsregierungen und Privaten, der Konkurrenzen, des Einflusses und der politischen Lage und politischen Ereignisse haben die E. in den verschiedenen Ländern der Welt einen verschiedenen Entwicklungsgang genommen und auch einen verschiedenen Charakter erhalten (s. die Aufsätze über die E. der einzelnen Länder und Eisenbahnpolitik). Die E. der Erde. Der großartige Aufschwung des Eisenbahnwesens hat sich in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum völligen. Acht Jahrzehnte sind seit der Eröffnung der E. Liverpool-Manchester vergangen. Seitdem sind bis Ende 1910 (1911) über eine Million km dem öffentlichen Verkehre dienende Lokomotiveisenbahnen gebaut worden. Diese verteilen sich auf die einzelnen Erdteile wie folgt: 1910: 1911: Europa 333.848 km, 338.880 km, Amerika 526.382 km 541.028 km Asien 101.916 km 105.011 km Afrika 36.854 km 40.489 km Australien 31.014 km 32.401 km In diesen Zahlen sind die Kleinbahnen, also auch die Straßenbahnen, nicht inbegriffen. Die Zahl der zurzeit benutzten Lokomotiven dürfte über 160.000, die der Personenwagen wohl an 300.000 und die der Güterwagen über 4 Millionen betragen. Der damit bewältigte Verkehr kann im Jahre auf 5000 Millionen Personen und 3000 Millionen t Frachten geschätzt werden, beträgt also täglich auf allen E. der Erde im Durchschnitt schätzungsweise nahezu 14 Millionen Personen und 8 Millionen t Güter. Die Gesamtanlagekosten der E. der Welt werden mit Ende des Jahres 1910 auf rund 227 Milliarden Mark veranschlagt. Die Zahl der beim Betrieb aller E. der Erde beschäftigten Menschen beträgt- 10 Personen f. 1 km gerechnet – rund 10 Millionen. Wie rasch nun das Wachstum der E. der Welt und in den einzelnen Erdteilen und Ländern vorgeschritten ist, zeigt die nachfolgende Übersicht, die nach den Veröffentlichungen im Arch. f. Ebw. (1912) zusammengestellt ist. Hiernach gestaltete sich das absolute Steigerungsverhältnis der Entwicklung der E. der Erde von 1835 bis 1845 wie 1 : 8·1 von 1845 bis 1855 wie 1 : 4·2 von 1855 bis 1865 wie 1 : 2·2 von 1865 bis 1875 wie 1 : 2·0 von 1875 bis 1885 wie 1 : 1·7 von 1885 bis 1895 wie 1 : 1·4 von 1895 bis 1905 wie 1 : 1·3 Schärfer noch tritt die Entwicklung der E. hervor, wenn ihre Verbreitung und ihr Anwachsen in den einzelnen Weltteilen und innerhalb dieser in den verschiedenen Ländern verglichen wird. Da die in dieser Übersicht nachgewiesenen absoluten Längen ein richtiges Bild von der Entwicklung des Eisenbahnnetzes in den einzelnen Ländern nur dann geben, wenn sie im Verhältnis zur Flächengröße und der Bevölkerungszahl der einzelnen Länder betrachtet werden, so sind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:48Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:48Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/45
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/45>, abgerufen am 22.07.2024.