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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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nur der Abfahrt, das andere nur der Ankunft diente. Das Abfahrtsgebäude entsprach in seiner Raumanordnung einem gewöhnlichen E. in Seitenlage (Gleichlage), das Ankunftsgebäude bestand in der Hauptsache nur aus der Ausgangshalle mit Gepäckausgabe, einem Wartesaal für abholende Personen und den notwendigen Nebenräumen.

Solche Anlagen waren nur so lange zweckmäßig, als der Verkehr sich mit je einer Bahnsteigkante für Abfahrt und Ankunft begnügen konnte. Auch wurde durch die Trennung in zwei Gebäude der Betrieb erschwert und verteuert. Derartige Gebäude sind daher jetzt fast überall beseitigt worden.

2. Umschließungsgebäude.

Läßt man die Hauptgleise stumpf enden und verbindet die beiden seitlichen E. durch einen Querbau oder wenigstens durch eine Hallenabschlußwand, so erhält man die Umschließungsgebäude, die in der Geschichte des Eisenbahnempfangsgebäudes die nächste Stufe bilden; auch diese Anlagen sind nur zweckmäßig, wenn für Abfahrt und Ankunft je ein Gleis genügt; denn sobald man gezwungen ist, Zwischengleise durch Zungensteige an den Kopfbahnsteig anzuschließen, hat man den Nachteil, daß die Anlage unübersichtlich wird und für die auf den Zungensteigen abfahrenden und ankommenden Reisenden weite Wege von und zum Vorplatz entstehen. Derartige Bahnhöfe werden daher heute nur noch ganz vereinzelt ausgeführt.


Abb. 252. Hamburg (Hauptbahnhof).

Ein Beispiel aus neuerer Zeit zeigt der Staatsbahnhof in Triest, Abb. 4, Taf. VI, wo die Anlage durch die verhältnismäßig geringe Zugzahl gerechtfertigt erscheint.

Der linke, der Stadt zunächst gelegene Seitenflügel ist für die Abfahrt bestimmt. In der Mitte des Flügels befindet sich die Eingangshalle mit der Fahrkartenausgabe (rechts) und die Gepäckannahme (links). Hinter der Fahrkartenausgabe beginnt ein Gang, der zu den Wartesälen, dem Kaffeesalon und dem Speisesaal führt. Im Kopfbau liegt in Verlängerung des Ankunftsbahnsteigs die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung. Angrenzend daran im Seitenbau ist ein Raum für die Aufbewahrung von größeren Gepäckstücken. Der - wohl zur Vermeidung von Zugluft angeordnete

nur der Abfahrt, das andere nur der Ankunft diente. Das Abfahrtsgebäude entsprach in seiner Raumanordnung einem gewöhnlichen E. in Seitenlage (Gleichlage), das Ankunftsgebäude bestand in der Hauptsache nur aus der Ausgangshalle mit Gepäckausgabe, einem Wartesaal für abholende Personen und den notwendigen Nebenräumen.

Solche Anlagen waren nur so lange zweckmäßig, als der Verkehr sich mit je einer Bahnsteigkante für Abfahrt und Ankunft begnügen konnte. Auch wurde durch die Trennung in zwei Gebäude der Betrieb erschwert und verteuert. Derartige Gebäude sind daher jetzt fast überall beseitigt worden.

2. Umschließungsgebäude.

Läßt man die Hauptgleise stumpf enden und verbindet die beiden seitlichen E. durch einen Querbau oder wenigstens durch eine Hallenabschlußwand, so erhält man die Umschließungsgebäude, die in der Geschichte des Eisenbahnempfangsgebäudes die nächste Stufe bilden; auch diese Anlagen sind nur zweckmäßig, wenn für Abfahrt und Ankunft je ein Gleis genügt; denn sobald man gezwungen ist, Zwischengleise durch Zungensteige an den Kopfbahnsteig anzuschließen, hat man den Nachteil, daß die Anlage unübersichtlich wird und für die auf den Zungensteigen abfahrenden und ankommenden Reisenden weite Wege von und zum Vorplatz entstehen. Derartige Bahnhöfe werden daher heute nur noch ganz vereinzelt ausgeführt.


Abb. 252. Hamburg (Hauptbahnhof).

Ein Beispiel aus neuerer Zeit zeigt der Staatsbahnhof in Triest, Abb. 4, Taf. VI, wo die Anlage durch die verhältnismäßig geringe Zugzahl gerechtfertigt erscheint.

Der linke, der Stadt zunächst gelegene Seitenflügel ist für die Abfahrt bestimmt. In der Mitte des Flügels befindet sich die Eingangshalle mit der Fahrkartenausgabe (rechts) und die Gepäckannahme (links). Hinter der Fahrkartenausgabe beginnt ein Gang, der zu den Wartesälen, dem Kaffeesalon und dem Speisesaal führt. Im Kopfbau liegt in Verlängerung des Ankunftsbahnsteigs die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung. Angrenzend daran im Seitenbau ist ein Raum für die Aufbewahrung von größeren Gepäckstücken. Der – wohl zur Vermeidung von Zugluft angeordnete

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[326/0341] nur der Abfahrt, das andere nur der Ankunft diente. Das Abfahrtsgebäude entsprach in seiner Raumanordnung einem gewöhnlichen E. in Seitenlage (Gleichlage), das Ankunftsgebäude bestand in der Hauptsache nur aus der Ausgangshalle mit Gepäckausgabe, einem Wartesaal für abholende Personen und den notwendigen Nebenräumen. Solche Anlagen waren nur so lange zweckmäßig, als der Verkehr sich mit je einer Bahnsteigkante für Abfahrt und Ankunft begnügen konnte. Auch wurde durch die Trennung in zwei Gebäude der Betrieb erschwert und verteuert. Derartige Gebäude sind daher jetzt fast überall beseitigt worden. 2. Umschließungsgebäude. Läßt man die Hauptgleise stumpf enden und verbindet die beiden seitlichen E. durch einen Querbau oder wenigstens durch eine Hallenabschlußwand, so erhält man die Umschließungsgebäude, die in der Geschichte des Eisenbahnempfangsgebäudes die nächste Stufe bilden; auch diese Anlagen sind nur zweckmäßig, wenn für Abfahrt und Ankunft je ein Gleis genügt; denn sobald man gezwungen ist, Zwischengleise durch Zungensteige an den Kopfbahnsteig anzuschließen, hat man den Nachteil, daß die Anlage unübersichtlich wird und für die auf den Zungensteigen abfahrenden und ankommenden Reisenden weite Wege von und zum Vorplatz entstehen. Derartige Bahnhöfe werden daher heute nur noch ganz vereinzelt ausgeführt. [Abbildung Abb. 252. Hamburg (Hauptbahnhof). ] Ein Beispiel aus neuerer Zeit zeigt der Staatsbahnhof in Triest, Abb. 4, Taf. VI, wo die Anlage durch die verhältnismäßig geringe Zugzahl gerechtfertigt erscheint. Der linke, der Stadt zunächst gelegene Seitenflügel ist für die Abfahrt bestimmt. In der Mitte des Flügels befindet sich die Eingangshalle mit der Fahrkartenausgabe (rechts) und die Gepäckannahme (links). Hinter der Fahrkartenausgabe beginnt ein Gang, der zu den Wartesälen, dem Kaffeesalon und dem Speisesaal führt. Im Kopfbau liegt in Verlängerung des Ankunftsbahnsteigs die Ausgangshalle mit der Gepäckausgabe und der Handgepäckaufbewahrung. Angrenzend daran im Seitenbau ist ein Raum für die Aufbewahrung von größeren Gepäckstücken. Der – wohl zur Vermeidung von Zugluft angeordnete

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/341>, abgerufen am 26.08.2024.