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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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an den Motorwagen geschieht entweder an der Brustwand (Abb. 191, Fender, life guard) oder vor den Triebrädern am Untergestell (Abb. 192, wheel guard.)

Da bei den Straßenbahnen der Verkehr durch zahlreiche kleine Einheiten, die sich in kurzen Abständen auf der Strecke folgen, bewältigt wird, machen sich Stockungen des Betriebes besonders unangenehm bemerkbar, und es muß der raschen Behebung von Betriebsstörungen große Sorgfalt zugewendet werden.


Abb. 193.
Behinderungen des Betriebes erfolgen häufig durch beschädigtes Fuhrwerk, das in der Gleiszone niedergeht, dann durch schadhafte Bahnwagen, Schäden an der Oberleitung oder am Gleis und schließlich durch Witterungseinflüsse (Schneefall).

Die Straßenbahnverwaltungen sind daher bei größerem Netzumfang gezwungen, einen regelrechten Rettungsdienst einzurichten, der im allgemeinen aus vom Gleis unabhängigen Wagen, die mit Hilfsmitteln zur Beseitigung von Hindernissen ausgerüstet sind, besteht. Vorzusehen sind kräftige Winden, Hebebäume, Schlosserwerkzeuge und genügende Arbeitsmannschaft. Diese Wagen (Rüstwagen, emergency cars) waren früher meist mit Pferden bespannt, jetzt wird der motorische Antrieb bevorzugt.

Für die Behebung von Schäden an der Stromzuleitung werden besonders ausgebildete, vom Gleis unabhängige Rettungswagen verwendet, die mit Oberleitungsmaterial und Leitern ausgerüstet sind. Für größere Arbeiten an der Stromzuleitung und periodische Untersuchungen dienen Fahrzeuge mit turmartigem Aufbau und drehbaren Plattformen, die neben den Gleisen fahren und das Arbeiten am Fahrdraht auch während des Betriebes gestatten. (Abb. 193). Um den Wirkungsbereich von Störungen der Stromzuleitung einzuschränken ist es üblich, eine weitgehende Unterteilung der Fahrleitung in Stromsektionen (Länge rd. 500 m) vorzunehmen. Die einzelnen Sektionen können durch Öffnen eigener Schalter stromlos gemacht werden.

Schäden am Oberbau kommen wegen der geschützten Lage seltener vor und beschränken sich zumeist auf die Weichen. Häufiger wird das Gleis durch Straßenaufgrabungen (Kanalbau), oder Schäden von Einbauten im Untergrund (Rohrbrüche) unfahrbar, und es muß daher möglich sein, Streckenteile rasch auszuschalten. Beim Bau des Netzes ist darauf zu achten und auf passende Ausweichen und


Abb. 194.
Verbindungskurven Bedacht zu nehmen, um den Verkehr leicht ablenken zu können. Sonst dienen dazu Gleisverbindungen (Kletterweichen, Gewicht etwa 2500 kg), die auf die Straßenoberfläche aufgelegt werden.

Die Erhaltung der Pflasterung innerhalb der Gleiszone obliegt zumeist den Straßenbahnverwaltungen und verursacht große Kosten, da sie zur Vermeidung von Störungen durch Fuhrwerk und Beschädigungen am Oberbaumaterial sorgfältig erfolgen soll. Die Reinigung der Gleiszone erfolgt gleichzeitig mit der Straßensäuberung, bedarf aber einer Ergänzung, da die Schienenrillen sehr starker

an den Motorwagen geschieht entweder an der Brustwand (Abb. 191, Fender, life guard) oder vor den Triebrädern am Untergestell (Abb. 192, wheel guard.)

Da bei den Straßenbahnen der Verkehr durch zahlreiche kleine Einheiten, die sich in kurzen Abständen auf der Strecke folgen, bewältigt wird, machen sich Stockungen des Betriebes besonders unangenehm bemerkbar, und es muß der raschen Behebung von Betriebsstörungen große Sorgfalt zugewendet werden.


Abb. 193.
Behinderungen des Betriebes erfolgen häufig durch beschädigtes Fuhrwerk, das in der Gleiszone niedergeht, dann durch schadhafte Bahnwagen, Schäden an der Oberleitung oder am Gleis und schließlich durch Witterungseinflüsse (Schneefall).

Die Straßenbahnverwaltungen sind daher bei größerem Netzumfang gezwungen, einen regelrechten Rettungsdienst einzurichten, der im allgemeinen aus vom Gleis unabhängigen Wagen, die mit Hilfsmitteln zur Beseitigung von Hindernissen ausgerüstet sind, besteht. Vorzusehen sind kräftige Winden, Hebebäume, Schlosserwerkzeuge und genügende Arbeitsmannschaft. Diese Wagen (Rüstwagen, emergency cars) waren früher meist mit Pferden bespannt, jetzt wird der motorische Antrieb bevorzugt.

Für die Behebung von Schäden an der Stromzuleitung werden besonders ausgebildete, vom Gleis unabhängige Rettungswagen verwendet, die mit Oberleitungsmaterial und Leitern ausgerüstet sind. Für größere Arbeiten an der Stromzuleitung und periodische Untersuchungen dienen Fahrzeuge mit turmartigem Aufbau und drehbaren Plattformen, die neben den Gleisen fahren und das Arbeiten am Fahrdraht auch während des Betriebes gestatten. (Abb. 193). Um den Wirkungsbereich von Störungen der Stromzuleitung einzuschränken ist es üblich, eine weitgehende Unterteilung der Fahrleitung in Stromsektionen (Länge rd. 500 m) vorzunehmen. Die einzelnen Sektionen können durch Öffnen eigener Schalter stromlos gemacht werden.

Schäden am Oberbau kommen wegen der geschützten Lage seltener vor und beschränken sich zumeist auf die Weichen. Häufiger wird das Gleis durch Straßenaufgrabungen (Kanalbau), oder Schäden von Einbauten im Untergrund (Rohrbrüche) unfahrbar, und es muß daher möglich sein, Streckenteile rasch auszuschalten. Beim Bau des Netzes ist darauf zu achten und auf passende Ausweichen und


Abb. 194.
Verbindungskurven Bedacht zu nehmen, um den Verkehr leicht ablenken zu können. Sonst dienen dazu Gleisverbindungen (Kletterweichen, Gewicht etwa 2500 kg), die auf die Straßenoberfläche aufgelegt werden.

Die Erhaltung der Pflasterung innerhalb der Gleiszone obliegt zumeist den Straßenbahnverwaltungen und verursacht große Kosten, da sie zur Vermeidung von Störungen durch Fuhrwerk und Beschädigungen am Oberbaumaterial sorgfältig erfolgen soll. Die Reinigung der Gleiszone erfolgt gleichzeitig mit der Straßensäuberung, bedarf aber einer Ergänzung, da die Schienenrillen sehr starker

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[272/0284] an den Motorwagen geschieht entweder an der Brustwand (Abb. 191, Fender, life guard) oder vor den Triebrädern am Untergestell (Abb. 192, wheel guard.) Da bei den Straßenbahnen der Verkehr durch zahlreiche kleine Einheiten, die sich in kurzen Abständen auf der Strecke folgen, bewältigt wird, machen sich Stockungen des Betriebes besonders unangenehm bemerkbar, und es muß der raschen Behebung von Betriebsstörungen große Sorgfalt zugewendet werden. [Abbildung Abb. 193. ] Behinderungen des Betriebes erfolgen häufig durch beschädigtes Fuhrwerk, das in der Gleiszone niedergeht, dann durch schadhafte Bahnwagen, Schäden an der Oberleitung oder am Gleis und schließlich durch Witterungseinflüsse (Schneefall). Die Straßenbahnverwaltungen sind daher bei größerem Netzumfang gezwungen, einen regelrechten Rettungsdienst einzurichten, der im allgemeinen aus vom Gleis unabhängigen Wagen, die mit Hilfsmitteln zur Beseitigung von Hindernissen ausgerüstet sind, besteht. Vorzusehen sind kräftige Winden, Hebebäume, Schlosserwerkzeuge und genügende Arbeitsmannschaft. Diese Wagen (Rüstwagen, emergency cars) waren früher meist mit Pferden bespannt, jetzt wird der motorische Antrieb bevorzugt. Für die Behebung von Schäden an der Stromzuleitung werden besonders ausgebildete, vom Gleis unabhängige Rettungswagen verwendet, die mit Oberleitungsmaterial und Leitern ausgerüstet sind. Für größere Arbeiten an der Stromzuleitung und periodische Untersuchungen dienen Fahrzeuge mit turmartigem Aufbau und drehbaren Plattformen, die neben den Gleisen fahren und das Arbeiten am Fahrdraht auch während des Betriebes gestatten. (Abb. 193). Um den Wirkungsbereich von Störungen der Stromzuleitung einzuschränken ist es üblich, eine weitgehende Unterteilung der Fahrleitung in Stromsektionen (Länge rd. 500 m) vorzunehmen. Die einzelnen Sektionen können durch Öffnen eigener Schalter stromlos gemacht werden. Schäden am Oberbau kommen wegen der geschützten Lage seltener vor und beschränken sich zumeist auf die Weichen. Häufiger wird das Gleis durch Straßenaufgrabungen (Kanalbau), oder Schäden von Einbauten im Untergrund (Rohrbrüche) unfahrbar, und es muß daher möglich sein, Streckenteile rasch auszuschalten. Beim Bau des Netzes ist darauf zu achten und auf passende Ausweichen und [Abbildung Abb. 194. ] Verbindungskurven Bedacht zu nehmen, um den Verkehr leicht ablenken zu können. Sonst dienen dazu Gleisverbindungen (Kletterweichen, Gewicht etwa 2500 kg), die auf die Straßenoberfläche aufgelegt werden. Die Erhaltung der Pflasterung innerhalb der Gleiszone obliegt zumeist den Straßenbahnverwaltungen und verursacht große Kosten, da sie zur Vermeidung von Störungen durch Fuhrwerk und Beschädigungen am Oberbaumaterial sorgfältig erfolgen soll. Die Reinigung der Gleiszone erfolgt gleichzeitig mit der Straßensäuberung, bedarf aber einer Ergänzung, da die Schienenrillen sehr starker

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/284>, abgerufen am 27.11.2024.