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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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gedrückt, wobei der Anpreßdruck für die Rolle mit 5-8 kg und für den Bügel mit 3-6 kg gewählt wird.

Die Rolle ist besonders bei den amerikanischen Straßenbahnen in Anwendung und eignet sich mehr für gerade Strecken sowie für alle Bahnen mit kleineren Geschwindigkeiten. Der Bügel, dessen Schleifstück aus weichem Metall (Aluminium) hergestellt wird, kommt besonders für Bahnen, die viele Krümmungen aufweisen, in Anwendung; bei größeren Geschwindigkeiten (30 km und mehr in der Stunde) kommt er fast ausschließlich in Betracht. Schleifschuhe eignen sich für große Stromstärken (Bahnen mit "dritter Schiene"), dann auch für Grubenbahnen u. dgl. Die Abnutzung der Kontaktrolle, des Kontaktbügels u. s. w. ist von der Beschaffenheit des Oberbaues und der Fahrbetriebsmittel, von dem Zustande der Fahrdrahtleitung, von der spez. Stromstärke, von den in Verwendung stehenden Materialien, vom Anpressdruck, von der Federung u. s. w. abhängig.

An Stelle der früher als Schutz gegen zu große Stromstärken am Fahrzeuge in Verwendung gestandenen sogenannten Hauptsicherungen kommen in neuerer Zeit fast nur mehr Selbstschalter (Automaten) in Gebrauch, die zugleich auch von Hand betätigt werden können, also auch als sogenannte Notschalter dienen. Diese Selbstschalter müssen so gebaut sein, daß sie von den unvermeidlichen Erschütterungen des Fahrzeuges möglichst wenig beeinflußt werden. Man bringt sie auf oder unter dem Dache, oder an der Plattformschutzwand an. Die Kontakte der Selbstschalter dürfen auch bei häufiger Betätigung der letzteren nicht in schädigende Mitleidenschaft gezogen werden, weshalb die Anwendung von magnetischer Funkenlöschung vorteilhaft ist. Die Selbstschalter müssen entweder für die auftretenden maximalen Stromstärken eingestellt werden oder sie müssen mit Luftdämpfern u. dgl. versehen werden, um nicht schon bei belanglosen Stromstößen eine Auslösung zu erfahren.

Wenn Hauptsicherungen für den gesamten Stromkreis der Fahrzeugausrüstung in Anwendung kommen sollen, müssen diese - wenigstens bei Personenwagen - außerhalb des Fahrzeuges (auf dem Dache, unter dem Fußboden) angebracht werden. Die Sicherungen werden in einem feuersicheren Gehäuse untergebracht und häufig auch mit magnetischer Funkenlöschung ausgestattet.

Zum Schutze gegen Blitzschläge versieht man die Fahrzeuge mit Blitzschutzvorrichtungen (Hörnerblitzableitern auf dem Dache oder Vorrichtungen mit magnetischer Funkenlöschung, mit unterteilter Funkenstrecke), die an geschützten Stellen des Fahrzeuges untergebracht werden. Die Erdleitung der Blitzschutzvorrichtung wird öfters auch noch mit einem Erdleitungswiderstand versehen, damit beim Ansprechen des Blitzableiters der nachströmende Maschinenstrom nicht zu stark anwachsen kann.

Die auf dem Fahrzeuge angebrachten Fahrschalter (Kontroller) dienen zum Einstellen der Fahrtrichtung, zum Schließen und Öffnen des Stromkreises, zum stufenweisen Abschalten und Zuschalten der Vorschaltwiderstände, zum Schwächen oder Stärken des magnetischen Feldes, zum Anordnen der Motoren in Reihe oder nebeneinander, demnach zum Regeln der Fahrgeschwindigkeit überhaupt. Mittels der am Fahrschalter gewöhnlich vorhandenen zwei Vorrichtungen besorgt der Wagenführer:

1. Das Einstellen der Fahrtrichtung (Vorwärts, Rückwärts) mittels der sogenannten Nebenwalze (Umschaltwalze);

2. das Anlassen der zunächst in Reihe geschalteten Motoren und stufenweises Abschalten der Widerstände bis zur ersten eigentlichen Fahrtstellung;

3. das Schalten der Motoren nebeneinander, ohne jede Fahrtunterbrechung und Vorschalten von Widerständen;

4. das Abschalten der Widerstände bis zur zweiten eigentlichen Fahrtstellung.

Die unter 2-4 genannten Verrichtungen werden mit der sogenannten Hauptwalze vorgenommen, indem man entweder einen Widerstand parallel zur Magnetwicklung der Motoren schaltet oder einen Teil derselben kurzschließt. Abb. 163 zeigt die verschiedenen Schaltungen und Anordnungen, die mittels eines normal ausgeführten Fahrschalters für Straßenbahnwagen u. dgl. vorgenommen werden können. Die Nebenwalze wird zweckmäßig so eingerichtet, daß mit ihr auch noch die Abschaltung eines beschädigten Motors durchgeführt werden kann. Die Fahrschalter werden häufig auch derart eingerichtet, daß elektrisches Abbremsen der Fahrzeuge ermöglicht ist. Zu diesem Zwecke werden beim Rückwärtsdrehen der Fahrschalterkurbel über die Nullstellung hinaus die Motoren, welche hierbei von der Fahrleitung losgetrennt werden, als Generatoren geschaltet. Sie arbeiten nun im geschlossenen Stromkreise auf die Anlaßwiderstände, die sodann stufenweise abgeschaltet werden, bis die Motoren im Kurzschlußstromkreise arbeiten.

gedrückt, wobei der Anpreßdruck für die Rolle mit 5–8 kg und für den Bügel mit 3–6 kg gewählt wird.

Die Rolle ist besonders bei den amerikanischen Straßenbahnen in Anwendung und eignet sich mehr für gerade Strecken sowie für alle Bahnen mit kleineren Geschwindigkeiten. Der Bügel, dessen Schleifstück aus weichem Metall (Aluminium) hergestellt wird, kommt besonders für Bahnen, die viele Krümmungen aufweisen, in Anwendung; bei größeren Geschwindigkeiten (30 km und mehr in der Stunde) kommt er fast ausschließlich in Betracht. Schleifschuhe eignen sich für große Stromstärken (Bahnen mit „dritter Schiene“), dann auch für Grubenbahnen u. dgl. Die Abnutzung der Kontaktrolle, des Kontaktbügels u. s. w. ist von der Beschaffenheit des Oberbaues und der Fahrbetriebsmittel, von dem Zustande der Fahrdrahtleitung, von der spez. Stromstärke, von den in Verwendung stehenden Materialien, vom Anpressdruck, von der Federung u. s. w. abhängig.

An Stelle der früher als Schutz gegen zu große Stromstärken am Fahrzeuge in Verwendung gestandenen sogenannten Hauptsicherungen kommen in neuerer Zeit fast nur mehr Selbstschalter (Automaten) in Gebrauch, die zugleich auch von Hand betätigt werden können, also auch als sogenannte Notschalter dienen. Diese Selbstschalter müssen so gebaut sein, daß sie von den unvermeidlichen Erschütterungen des Fahrzeuges möglichst wenig beeinflußt werden. Man bringt sie auf oder unter dem Dache, oder an der Plattformschutzwand an. Die Kontakte der Selbstschalter dürfen auch bei häufiger Betätigung der letzteren nicht in schädigende Mitleidenschaft gezogen werden, weshalb die Anwendung von magnetischer Funkenlöschung vorteilhaft ist. Die Selbstschalter müssen entweder für die auftretenden maximalen Stromstärken eingestellt werden oder sie müssen mit Luftdämpfern u. dgl. versehen werden, um nicht schon bei belanglosen Stromstößen eine Auslösung zu erfahren.

Wenn Hauptsicherungen für den gesamten Stromkreis der Fahrzeugausrüstung in Anwendung kommen sollen, müssen diese – wenigstens bei Personenwagen – außerhalb des Fahrzeuges (auf dem Dache, unter dem Fußboden) angebracht werden. Die Sicherungen werden in einem feuersicheren Gehäuse untergebracht und häufig auch mit magnetischer Funkenlöschung ausgestattet.

Zum Schutze gegen Blitzschläge versieht man die Fahrzeuge mit Blitzschutzvorrichtungen (Hörnerblitzableitern auf dem Dache oder Vorrichtungen mit magnetischer Funkenlöschung, mit unterteilter Funkenstrecke), die an geschützten Stellen des Fahrzeuges untergebracht werden. Die Erdleitung der Blitzschutzvorrichtung wird öfters auch noch mit einem Erdleitungswiderstand versehen, damit beim Ansprechen des Blitzableiters der nachströmende Maschinenstrom nicht zu stark anwachsen kann.

Die auf dem Fahrzeuge angebrachten Fahrschalter (Kontroller) dienen zum Einstellen der Fahrtrichtung, zum Schließen und Öffnen des Stromkreises, zum stufenweisen Abschalten und Zuschalten der Vorschaltwiderstände, zum Schwächen oder Stärken des magnetischen Feldes, zum Anordnen der Motoren in Reihe oder nebeneinander, demnach zum Regeln der Fahrgeschwindigkeit überhaupt. Mittels der am Fahrschalter gewöhnlich vorhandenen zwei Vorrichtungen besorgt der Wagenführer:

1. Das Einstellen der Fahrtrichtung (Vorwärts, Rückwärts) mittels der sogenannten Nebenwalze (Umschaltwalze);

2. das Anlassen der zunächst in Reihe geschalteten Motoren und stufenweises Abschalten der Widerstände bis zur ersten eigentlichen Fahrtstellung;

3. das Schalten der Motoren nebeneinander, ohne jede Fahrtunterbrechung und Vorschalten von Widerständen;

4. das Abschalten der Widerstände bis zur zweiten eigentlichen Fahrtstellung.

Die unter 2–4 genannten Verrichtungen werden mit der sogenannten Hauptwalze vorgenommen, indem man entweder einen Widerstand parallel zur Magnetwicklung der Motoren schaltet oder einen Teil derselben kurzschließt. Abb. 163 zeigt die verschiedenen Schaltungen und Anordnungen, die mittels eines normal ausgeführten Fahrschalters für Straßenbahnwagen u. dgl. vorgenommen werden können. Die Nebenwalze wird zweckmäßig so eingerichtet, daß mit ihr auch noch die Abschaltung eines beschädigten Motors durchgeführt werden kann. Die Fahrschalter werden häufig auch derart eingerichtet, daß elektrisches Abbremsen der Fahrzeuge ermöglicht ist. Zu diesem Zwecke werden beim Rückwärtsdrehen der Fahrschalterkurbel über die Nullstellung hinaus die Motoren, welche hierbei von der Fahrleitung losgetrennt werden, als Generatoren geschaltet. Sie arbeiten nun im geschlossenen Stromkreise auf die Anlaßwiderstände, die sodann stufenweise abgeschaltet werden, bis die Motoren im Kurzschlußstromkreise arbeiten.

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[245/0256] gedrückt, wobei der Anpreßdruck für die Rolle mit 5–8 kg und für den Bügel mit 3–6 kg gewählt wird. Die Rolle ist besonders bei den amerikanischen Straßenbahnen in Anwendung und eignet sich mehr für gerade Strecken sowie für alle Bahnen mit kleineren Geschwindigkeiten. Der Bügel, dessen Schleifstück aus weichem Metall (Aluminium) hergestellt wird, kommt besonders für Bahnen, die viele Krümmungen aufweisen, in Anwendung; bei größeren Geschwindigkeiten (30 km und mehr in der Stunde) kommt er fast ausschließlich in Betracht. Schleifschuhe eignen sich für große Stromstärken (Bahnen mit „dritter Schiene“), dann auch für Grubenbahnen u. dgl. Die Abnutzung der Kontaktrolle, des Kontaktbügels u. s. w. ist von der Beschaffenheit des Oberbaues und der Fahrbetriebsmittel, von dem Zustande der Fahrdrahtleitung, von der spez. Stromstärke, von den in Verwendung stehenden Materialien, vom Anpressdruck, von der Federung u. s. w. abhängig. An Stelle der früher als Schutz gegen zu große Stromstärken am Fahrzeuge in Verwendung gestandenen sogenannten Hauptsicherungen kommen in neuerer Zeit fast nur mehr Selbstschalter (Automaten) in Gebrauch, die zugleich auch von Hand betätigt werden können, also auch als sogenannte Notschalter dienen. Diese Selbstschalter müssen so gebaut sein, daß sie von den unvermeidlichen Erschütterungen des Fahrzeuges möglichst wenig beeinflußt werden. Man bringt sie auf oder unter dem Dache, oder an der Plattformschutzwand an. Die Kontakte der Selbstschalter dürfen auch bei häufiger Betätigung der letzteren nicht in schädigende Mitleidenschaft gezogen werden, weshalb die Anwendung von magnetischer Funkenlöschung vorteilhaft ist. Die Selbstschalter müssen entweder für die auftretenden maximalen Stromstärken eingestellt werden oder sie müssen mit Luftdämpfern u. dgl. versehen werden, um nicht schon bei belanglosen Stromstößen eine Auslösung zu erfahren. Wenn Hauptsicherungen für den gesamten Stromkreis der Fahrzeugausrüstung in Anwendung kommen sollen, müssen diese – wenigstens bei Personenwagen – außerhalb des Fahrzeuges (auf dem Dache, unter dem Fußboden) angebracht werden. Die Sicherungen werden in einem feuersicheren Gehäuse untergebracht und häufig auch mit magnetischer Funkenlöschung ausgestattet. Zum Schutze gegen Blitzschläge versieht man die Fahrzeuge mit Blitzschutzvorrichtungen (Hörnerblitzableitern auf dem Dache oder Vorrichtungen mit magnetischer Funkenlöschung, mit unterteilter Funkenstrecke), die an geschützten Stellen des Fahrzeuges untergebracht werden. Die Erdleitung der Blitzschutzvorrichtung wird öfters auch noch mit einem Erdleitungswiderstand versehen, damit beim Ansprechen des Blitzableiters der nachströmende Maschinenstrom nicht zu stark anwachsen kann. Die auf dem Fahrzeuge angebrachten Fahrschalter (Kontroller) dienen zum Einstellen der Fahrtrichtung, zum Schließen und Öffnen des Stromkreises, zum stufenweisen Abschalten und Zuschalten der Vorschaltwiderstände, zum Schwächen oder Stärken des magnetischen Feldes, zum Anordnen der Motoren in Reihe oder nebeneinander, demnach zum Regeln der Fahrgeschwindigkeit überhaupt. Mittels der am Fahrschalter gewöhnlich vorhandenen zwei Vorrichtungen besorgt der Wagenführer: 1. Das Einstellen der Fahrtrichtung (Vorwärts, Rückwärts) mittels der sogenannten Nebenwalze (Umschaltwalze); 2. das Anlassen der zunächst in Reihe geschalteten Motoren und stufenweises Abschalten der Widerstände bis zur ersten eigentlichen Fahrtstellung; 3. das Schalten der Motoren nebeneinander, ohne jede Fahrtunterbrechung und Vorschalten von Widerständen; 4. das Abschalten der Widerstände bis zur zweiten eigentlichen Fahrtstellung. Die unter 2–4 genannten Verrichtungen werden mit der sogenannten Hauptwalze vorgenommen, indem man entweder einen Widerstand parallel zur Magnetwicklung der Motoren schaltet oder einen Teil derselben kurzschließt. Abb. 163 zeigt die verschiedenen Schaltungen und Anordnungen, die mittels eines normal ausgeführten Fahrschalters für Straßenbahnwagen u. dgl. vorgenommen werden können. Die Nebenwalze wird zweckmäßig so eingerichtet, daß mit ihr auch noch die Abschaltung eines beschädigten Motors durchgeführt werden kann. Die Fahrschalter werden häufig auch derart eingerichtet, daß elektrisches Abbremsen der Fahrzeuge ermöglicht ist. Zu diesem Zwecke werden beim Rückwärtsdrehen der Fahrschalterkurbel über die Nullstellung hinaus die Motoren, welche hierbei von der Fahrleitung losgetrennt werden, als Generatoren geschaltet. Sie arbeiten nun im geschlossenen Stromkreise auf die Anlaßwiderstände, die sodann stufenweise abgeschaltet werden, bis die Motoren im Kurzschlußstromkreise arbeiten.

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/256>, abgerufen am 24.11.2024.