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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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Quebec-Brücke) Anwendung gefunden hat. Das System wird durch die schematische Abb. 74 veranschaulicht. Es besteht aus den auf den Pfeilern B, C, F, G gelagerten Kragträgern A D, E G und den dazwischen eingehängten, auf die Kragarme gestützten Koppel- oder Schwebeträgern D E. Die Anordnung


Abb. 74.
kann sich auf beliebig viele Felder erstrecken, es wird aber jeder Kragträger nur von den auf ihn und auf die beiden angrenzenden Koppelträger einwirkenden Lasten beansprucht, wogegen die Belastung der übrigen Teile ohne Einfluß ist. Bei Brücken mit drei Feldern wird nach Abb. 75 der Koppelträger gewöhnlich ins Mittelfeld gelegt; es kann aber auch,

Abb. 75.

Abb. 76.
besonders bei gleichen oder größeren Seitenfeldern (nach Abb. 76) ein mittlerer Kragträger beiderseits durch Koppelträger an die Widerlager angeschlossen werden.

In der Konstruktion der Träger sind zwei Ausführungsarten zu unterscheiden, nämlich vollwandige Träger und gegliederte oder Fachwerksträger. Die ersteren bestehen aus einem einzigen vollen Stück oder aus verschiedenen so miteinander verbundenen Teilen, daß sie hinsichtlich der Beanspruchung als ein einziges Stück angesehen werden können. Hierher gehören die gegossenen und gewalzten Träger sowie auch die Blechträger. Die Träger der zweiten Art, die gegliederten Träger, bestehen aus einzelnen, an ihren Enden miteinander verbundenen, stabförmigen Teilen. Man nennt sie Fachwerks- oder Gitterträger und wendet die letztere Bezeichnung im besonderen auf solche gegliederte Träger an, deren Stäbe dichter gruppiert sind, sich mehrfach kreuzen und dementsprechend verhältnismäßig enge Zwischenräume, Maschen, einschließen, während unter Fachwerk die weitmaschigen gegliederten Systeme verstanden werden.

Von diesen Konstruktionssystemen der Hauptträger werden nachstehend die Balkenträger etwas näher besprochen, wogegen bezüglich der "Bogenbrücken" und "Hängebrücken" auf die betreffenden besonderen Artikel verwiesen wird.

1. Träger mit vollen Wandungen.

Die Balkenbrücken, die heutzutage weitaus das wichtigste und häufigst angewandte Konstruktionssystem der E. darstellen, bezeichnen keineswegs die älteste Anwendungsform des Eisens im Brückenbau; die Hängebrücken sowie auch die gußeisernen Bogenbrücken sind ihnen vielmehr vorausgegangen. Es verdient aber bemerkt zu werden, daß das Auftreten der eisernen Balkenträger mit dem Entstehen der Eisenbahnen zusammenfällt. Abgesehen von der Gleiskonstruktion, die die Schienenstränge aus gußeisernen, zwischen Unterlagen frei gelagerten Barren zusammensetzte, kamen bereits bei den ersten englischen Bahnen gußeiserne Balken in Längen bis zu 14 m zur Überbrückung der Durchfahrten in Anwendung. Die ungünstigen Eigenschaften des Gußeisens, seine niedrige Zugfestigkeit, seine Sprödigkeit und infolgedessen auch die geringe Widerstandsfähigkeit gegen Bruchbeanspruchung und gegen Stoß Wirkungen lassen dieses Material zu Brückenträgern aber wenig geeignet erscheinen. Nach Erfindung des Walzprozesses (1820) trat auch bald das Schmiedeeisen bei den Brückenkonstruktionen an Stelle des Gußeisens und statt den gegossenen Barrenträgern kamen zunächst die gewalzten I-Träger und zur Bewältigung größerer Spannweiten bald auch die aus Winkeleisen und Blechen zusammengesetzten Träger, u. zw. in ziemlich großen Abmessungen zur Anwendung.

Solche Vollwandträger mit zellenförmigen Druckgurten oder mit doppelten Wänden (Kastenträger) wurden auf den ersten französischen und von Fairbairn u. a. auf den ersten englischen Eisenbahnen mit Spannweiten bis zu 70 m (Brücke über den Spey Abb. 77.

in der Bahn von Inverness nach Aberdeen) ausgeführt. Noch größere Spannweiten erzielte Stephenson mit dem System der Röhrenbrücken, das zu Ende der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei drei hervorragenden Brückenbauwerken, der Conway-Brücke mit rund 122 m, der Britannia-Brücke (Abb. 77) mit bis 140 m und der Viktoria-Brücke in Kanada mit 100 m, zur Anwendung gelangte. Mit dem Auftreten der Gitter- und Fachwerksträger mußte sich aber der viel schwerere und unwirtschaftlichere Vollwandträger auf die kleineren Spannweiten beschränken und heute werden Blechträger

Quebec-Brücke) Anwendung gefunden hat. Das System wird durch die schematische Abb. 74 veranschaulicht. Es besteht aus den auf den Pfeilern B, C, F, G gelagerten Kragträgern A D, E G und den dazwischen eingehängten, auf die Kragarme gestützten Koppel- oder Schwebeträgern D E. Die Anordnung


Abb. 74.
kann sich auf beliebig viele Felder erstrecken, es wird aber jeder Kragträger nur von den auf ihn und auf die beiden angrenzenden Koppelträger einwirkenden Lasten beansprucht, wogegen die Belastung der übrigen Teile ohne Einfluß ist. Bei Brücken mit drei Feldern wird nach Abb. 75 der Koppelträger gewöhnlich ins Mittelfeld gelegt; es kann aber auch,

Abb. 75.

Abb. 76.
besonders bei gleichen oder größeren Seitenfeldern (nach Abb. 76) ein mittlerer Kragträger beiderseits durch Koppelträger an die Widerlager angeschlossen werden.

In der Konstruktion der Träger sind zwei Ausführungsarten zu unterscheiden, nämlich vollwandige Träger und gegliederte oder Fachwerksträger. Die ersteren bestehen aus einem einzigen vollen Stück oder aus verschiedenen so miteinander verbundenen Teilen, daß sie hinsichtlich der Beanspruchung als ein einziges Stück angesehen werden können. Hierher gehören die gegossenen und gewalzten Träger sowie auch die Blechträger. Die Träger der zweiten Art, die gegliederten Träger, bestehen aus einzelnen, an ihren Enden miteinander verbundenen, stabförmigen Teilen. Man nennt sie Fachwerks- oder Gitterträger und wendet die letztere Bezeichnung im besonderen auf solche gegliederte Träger an, deren Stäbe dichter gruppiert sind, sich mehrfach kreuzen und dementsprechend verhältnismäßig enge Zwischenräume, Maschen, einschließen, während unter Fachwerk die weitmaschigen gegliederten Systeme verstanden werden.

Von diesen Konstruktionssystemen der Hauptträger werden nachstehend die Balkenträger etwas näher besprochen, wogegen bezüglich der „Bogenbrücken“ und „Hängebrücken“ auf die betreffenden besonderen Artikel verwiesen wird.

1. Träger mit vollen Wandungen.

Die Balkenbrücken, die heutzutage weitaus das wichtigste und häufigst angewandte Konstruktionssystem der E. darstellen, bezeichnen keineswegs die älteste Anwendungsform des Eisens im Brückenbau; die Hängebrücken sowie auch die gußeisernen Bogenbrücken sind ihnen vielmehr vorausgegangen. Es verdient aber bemerkt zu werden, daß das Auftreten der eisernen Balkenträger mit dem Entstehen der Eisenbahnen zusammenfällt. Abgesehen von der Gleiskonstruktion, die die Schienenstränge aus gußeisernen, zwischen Unterlagen frei gelagerten Barren zusammensetzte, kamen bereits bei den ersten englischen Bahnen gußeiserne Balken in Längen bis zu 14 m zur Überbrückung der Durchfahrten in Anwendung. Die ungünstigen Eigenschaften des Gußeisens, seine niedrige Zugfestigkeit, seine Sprödigkeit und infolgedessen auch die geringe Widerstandsfähigkeit gegen Bruchbeanspruchung und gegen Stoß Wirkungen lassen dieses Material zu Brückenträgern aber wenig geeignet erscheinen. Nach Erfindung des Walzprozesses (1820) trat auch bald das Schmiedeeisen bei den Brückenkonstruktionen an Stelle des Gußeisens und statt den gegossenen Barrenträgern kamen zunächst die gewalzten I-Träger und zur Bewältigung größerer Spannweiten bald auch die aus Winkeleisen und Blechen zusammengesetzten Träger, u. zw. in ziemlich großen Abmessungen zur Anwendung.

Solche Vollwandträger mit zellenförmigen Druckgurten oder mit doppelten Wänden (Kastenträger) wurden auf den ersten französischen und von Fairbairn u. a. auf den ersten englischen Eisenbahnen mit Spannweiten bis zu 70 m (Brücke über den Spey Abb. 77.

in der Bahn von Inverness nach Aberdeen) ausgeführt. Noch größere Spannweiten erzielte Stephenson mit dem System der Röhrenbrücken, das zu Ende der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei drei hervorragenden Brückenbauwerken, der Conway-Brücke mit rund 122 m, der Britannia-Brücke (Abb. 77) mit bis 140 m und der Viktoria-Brücke in Kanada mit 100 m, zur Anwendung gelangte. Mit dem Auftreten der Gitter- und Fachwerksträger mußte sich aber der viel schwerere und unwirtschaftlichere Vollwandträger auf die kleineren Spannweiten beschränken und heute werden Blechträger

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[180/0189] Quebec-Brücke) Anwendung gefunden hat. Das System wird durch die schematische Abb. 74 veranschaulicht. Es besteht aus den auf den Pfeilern B, C, F, G gelagerten Kragträgern A D, E G und den dazwischen eingehängten, auf die Kragarme gestützten Koppel- oder Schwebeträgern D E. Die Anordnung [Abbildung Abb. 74. ] kann sich auf beliebig viele Felder erstrecken, es wird aber jeder Kragträger nur von den auf ihn und auf die beiden angrenzenden Koppelträger einwirkenden Lasten beansprucht, wogegen die Belastung der übrigen Teile ohne Einfluß ist. Bei Brücken mit drei Feldern wird nach Abb. 75 der Koppelträger gewöhnlich ins Mittelfeld gelegt; es kann aber auch, [Abbildung Abb. 75. ] [Abbildung Abb. 76. ] besonders bei gleichen oder größeren Seitenfeldern (nach Abb. 76) ein mittlerer Kragträger beiderseits durch Koppelträger an die Widerlager angeschlossen werden. In der Konstruktion der Träger sind zwei Ausführungsarten zu unterscheiden, nämlich vollwandige Träger und gegliederte oder Fachwerksträger. Die ersteren bestehen aus einem einzigen vollen Stück oder aus verschiedenen so miteinander verbundenen Teilen, daß sie hinsichtlich der Beanspruchung als ein einziges Stück angesehen werden können. Hierher gehören die gegossenen und gewalzten Träger sowie auch die Blechträger. Die Träger der zweiten Art, die gegliederten Träger, bestehen aus einzelnen, an ihren Enden miteinander verbundenen, stabförmigen Teilen. Man nennt sie Fachwerks- oder Gitterträger und wendet die letztere Bezeichnung im besonderen auf solche gegliederte Träger an, deren Stäbe dichter gruppiert sind, sich mehrfach kreuzen und dementsprechend verhältnismäßig enge Zwischenräume, Maschen, einschließen, während unter Fachwerk die weitmaschigen gegliederten Systeme verstanden werden. Von diesen Konstruktionssystemen der Hauptträger werden nachstehend die Balkenträger etwas näher besprochen, wogegen bezüglich der „Bogenbrücken“ und „Hängebrücken“ auf die betreffenden besonderen Artikel verwiesen wird. 1. Träger mit vollen Wandungen. Die Balkenbrücken, die heutzutage weitaus das wichtigste und häufigst angewandte Konstruktionssystem der E. darstellen, bezeichnen keineswegs die älteste Anwendungsform des Eisens im Brückenbau; die Hängebrücken sowie auch die gußeisernen Bogenbrücken sind ihnen vielmehr vorausgegangen. Es verdient aber bemerkt zu werden, daß das Auftreten der eisernen Balkenträger mit dem Entstehen der Eisenbahnen zusammenfällt. Abgesehen von der Gleiskonstruktion, die die Schienenstränge aus gußeisernen, zwischen Unterlagen frei gelagerten Barren zusammensetzte, kamen bereits bei den ersten englischen Bahnen gußeiserne Balken in Längen bis zu 14 m zur Überbrückung der Durchfahrten in Anwendung. Die ungünstigen Eigenschaften des Gußeisens, seine niedrige Zugfestigkeit, seine Sprödigkeit und infolgedessen auch die geringe Widerstandsfähigkeit gegen Bruchbeanspruchung und gegen Stoß Wirkungen lassen dieses Material zu Brückenträgern aber wenig geeignet erscheinen. Nach Erfindung des Walzprozesses (1820) trat auch bald das Schmiedeeisen bei den Brückenkonstruktionen an Stelle des Gußeisens und statt den gegossenen Barrenträgern kamen zunächst die gewalzten I-Träger und zur Bewältigung größerer Spannweiten bald auch die aus Winkeleisen und Blechen zusammengesetzten Träger, u. zw. in ziemlich großen Abmessungen zur Anwendung. Solche Vollwandträger mit zellenförmigen Druckgurten oder mit doppelten Wänden (Kastenträger) wurden auf den ersten französischen und von Fairbairn u. a. auf den ersten englischen Eisenbahnen mit Spannweiten bis zu 70 m (Brücke über den Spey [Abbildung Abb. 77. ] in der Bahn von Inverness nach Aberdeen) ausgeführt. Noch größere Spannweiten erzielte Stephenson mit dem System der Röhrenbrücken, das zu Ende der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei drei hervorragenden Brückenbauwerken, der Conway-Brücke mit rund 122 m, der Britannia-Brücke (Abb. 77) mit bis 140 m und der Viktoria-Brücke in Kanada mit 100 m, zur Anwendung gelangte. Mit dem Auftreten der Gitter- und Fachwerksträger mußte sich aber der viel schwerere und unwirtschaftlichere Vollwandträger auf die kleineren Spannweiten beschränken und heute werden Blechträger

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/189>, abgerufen am 22.11.2024.