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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.

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III. Bogenbrücken sind jene Tragwerkskonstruktionen mit nach der Stützlinie gekrümmter Stabachse, bei denen durch senkrecht wirkende Lasten auf die Stützen schiefe Auflagerdrücke hervorgerufen werden.

Im Gegensatz zu den Stein- und Stampfbetonbogenbrücken (s. dort) sind Eisenbetonbogen im stände, größere Biegungsspannungen aufzunehmen, die Stützlinie braucht daher nicht in der Kernfigur des Querschnittes zu verlaufen; bei der Wahl der Bogenform ist man ziemlich unabhängig und die Stärke des Bogens kann gegenüber den früher genannten Konstruktionen herabgemindert werden. Da


Abb. 67. Viadukt Chauderon-Montbenon in Lausanne.
dieser Baustoff Zugspannungen aufnehmen kann, werden solche Brücken in der Regel als eingespannte Bogen ausgebildet und berechnet. Zwischengelenke werden seltener als bei Stampfbetonbogen angewendet. Die Anordnung von drei Gelenken verfolgt daselbst nur den Zweck, die unangenehmen und rechnerisch auch nicht leicht zu ermittelnden Einflüsse infolge der Formveränderungen der Lehrgerüste, der Widerlagerbewegungen, des Schwindens des Betons u. dgl. unschädlich zu machen, Umstände, die bei größeren Spannweiten immerhin in Erwägung gezogen werden sollten. Die Berechnung der eingespannten Bogen und Widerlagerausführung erfolgt genau so wie bei den Steinbrücken (s. d.). Über die Ausbildung der Gelenke s. Betonbrücken. Bezüglich der Art der Bewehrung verwendet man sowohl schlaffe (Rund-, Quadrateisen), als auch steife Eiseneinlagen (Melan, Möller). Die schlaffen Eiseneinlagen werden in der Regel sowohl in der Nähe des Innen- und Außenrandes angeordnet und bestehen aus den Trageisen (Ph 10 bis Ph 30), die parallel zur Brückenachse laufen und den dazu senkrecht stehenden, mit Bindedraht an die Trageisen befestigten schwächeren Verteilungseisen. Beide Netze werden in vielen Fällen noch durch bügelartige Quereinlagen verbunden, obwohl die Schubkräfte daselbst eine untergeordnete Rolle spielen. Bei steifer Bewehrung werden in den Stampfbetonbogen eiserne Bogenrippen eingebettet, die bei kleineren Spannweiten aus gewalzten -Trägern, bei größeren Spannweiten aus genieteten Gitterträgern bestehen. Die einzelnen Eisenrippen werden nach der Bogenachse gekrümmt, in Entfernungen von 0·7 bis 1·2 m verlegt und allseitig mit Beton umstampft. Gerade im Bogenbrückenbau sind die steifen Profile gegenüber den schlaffen Eiseneinlagen sehr im Vorteil, da sie es ermöglichen, einen großen Teil des Schalungsgewichtes und etwa 1/3 des Bogeneigengewichtes zu tragen, daher viel schwächere Lehrgerüste zulassen.

Der Querschnitt kann ausgebildet werden:

1. als volles über die ganze oder über einen Teil der Brückenbreite reichendes Rechteck mit gestützter Fahrbahn (Abb. 59 und 60);

III. Bogenbrücken sind jene Tragwerkskonstruktionen mit nach der Stützlinie gekrümmter Stabachse, bei denen durch senkrecht wirkende Lasten auf die Stützen schiefe Auflagerdrücke hervorgerufen werden.

Im Gegensatz zu den Stein- und Stampfbetonbogenbrücken (s. dort) sind Eisenbetonbogen im stände, größere Biegungsspannungen aufzunehmen, die Stützlinie braucht daher nicht in der Kernfigur des Querschnittes zu verlaufen; bei der Wahl der Bogenform ist man ziemlich unabhängig und die Stärke des Bogens kann gegenüber den früher genannten Konstruktionen herabgemindert werden. Da


Abb. 67. Viadukt Chauderon-Montbenon in Lausanne.
dieser Baustoff Zugspannungen aufnehmen kann, werden solche Brücken in der Regel als eingespannte Bogen ausgebildet und berechnet. Zwischengelenke werden seltener als bei Stampfbetonbogen angewendet. Die Anordnung von drei Gelenken verfolgt daselbst nur den Zweck, die unangenehmen und rechnerisch auch nicht leicht zu ermittelnden Einflüsse infolge der Formveränderungen der Lehrgerüste, der Widerlagerbewegungen, des Schwindens des Betons u. dgl. unschädlich zu machen, Umstände, die bei größeren Spannweiten immerhin in Erwägung gezogen werden sollten. Die Berechnung der eingespannten Bogen und Widerlagerausführung erfolgt genau so wie bei den Steinbrücken (s. d.). Über die Ausbildung der Gelenke s. Betonbrücken. Bezüglich der Art der Bewehrung verwendet man sowohl schlaffe (Rund-, Quadrateisen), als auch steife Eiseneinlagen (Melan, Möller). Die schlaffen Eiseneinlagen werden in der Regel sowohl in der Nähe des Innen- und Außenrandes angeordnet und bestehen aus den Trageisen (Φ 10 bis Φ 30), die parallel zur Brückenachse laufen und den dazu senkrecht stehenden, mit Bindedraht an die Trageisen befestigten schwächeren Verteilungseisen. Beide Netze werden in vielen Fällen noch durch bügelartige Quereinlagen verbunden, obwohl die Schubkräfte daselbst eine untergeordnete Rolle spielen. Bei steifer Bewehrung werden in den Stampfbetonbogen eiserne Bogenrippen eingebettet, die bei kleineren Spannweiten aus gewalzten -Trägern, bei größeren Spannweiten aus genieteten Gitterträgern bestehen. Die einzelnen Eisenrippen werden nach der Bogenachse gekrümmt, in Entfernungen von 0·7 bis 1·2 m verlegt und allseitig mit Beton umstampft. Gerade im Bogenbrückenbau sind die steifen Profile gegenüber den schlaffen Eiseneinlagen sehr im Vorteil, da sie es ermöglichen, einen großen Teil des Schalungsgewichtes und etwa 1/3 des Bogeneigengewichtes zu tragen, daher viel schwächere Lehrgerüste zulassen.

Der Querschnitt kann ausgebildet werden:

1. als volles über die ganze oder über einen Teil der Brückenbreite reichendes Rechteck mit gestützter Fahrbahn (Abb. 59 und 60);

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[165/0174] III. Bogenbrücken sind jene Tragwerkskonstruktionen mit nach der Stützlinie gekrümmter Stabachse, bei denen durch senkrecht wirkende Lasten auf die Stützen schiefe Auflagerdrücke hervorgerufen werden. Im Gegensatz zu den Stein- und Stampfbetonbogenbrücken (s. dort) sind Eisenbetonbogen im stände, größere Biegungsspannungen aufzunehmen, die Stützlinie braucht daher nicht in der Kernfigur des Querschnittes zu verlaufen; bei der Wahl der Bogenform ist man ziemlich unabhängig und die Stärke des Bogens kann gegenüber den früher genannten Konstruktionen herabgemindert werden. Da [Abbildung Abb. 67. Viadukt Chauderon-Montbenon in Lausanne. ] dieser Baustoff Zugspannungen aufnehmen kann, werden solche Brücken in der Regel als eingespannte Bogen ausgebildet und berechnet. Zwischengelenke werden seltener als bei Stampfbetonbogen angewendet. Die Anordnung von drei Gelenken verfolgt daselbst nur den Zweck, die unangenehmen und rechnerisch auch nicht leicht zu ermittelnden Einflüsse infolge der Formveränderungen der Lehrgerüste, der Widerlagerbewegungen, des Schwindens des Betons u. dgl. unschädlich zu machen, Umstände, die bei größeren Spannweiten immerhin in Erwägung gezogen werden sollten. Die Berechnung der eingespannten Bogen und Widerlagerausführung erfolgt genau so wie bei den Steinbrücken (s. d.). Über die Ausbildung der Gelenke s. Betonbrücken. Bezüglich der Art der Bewehrung verwendet man sowohl schlaffe (Rund-, Quadrateisen), als auch steife Eiseneinlagen (Melan, Möller). Die schlaffen Eiseneinlagen werden in der Regel sowohl in der Nähe des Innen- und Außenrandes angeordnet und bestehen aus den Trageisen (Φ 10 bis Φ 30), die parallel zur Brückenachse laufen und den dazu senkrecht stehenden, mit Bindedraht an die Trageisen befestigten schwächeren Verteilungseisen. Beide Netze werden in vielen Fällen noch durch bügelartige Quereinlagen verbunden, obwohl die Schubkräfte daselbst eine untergeordnete Rolle spielen. Bei steifer Bewehrung werden in den Stampfbetonbogen eiserne Bogenrippen eingebettet, die bei kleineren Spannweiten aus gewalzten [Abbildung] -Trägern, bei größeren Spannweiten aus genieteten Gitterträgern bestehen. Die einzelnen Eisenrippen werden nach der Bogenachse gekrümmt, in Entfernungen von 0·7 bis 1·2 m verlegt und allseitig mit Beton umstampft. Gerade im Bogenbrückenbau sind die steifen Profile gegenüber den schlaffen Eiseneinlagen sehr im Vorteil, da sie es ermöglichen, einen großen Teil des Schalungsgewichtes und etwa 1/3 des Bogeneigengewichtes zu tragen, daher viel schwächere Lehrgerüste zulassen. Der Querschnitt kann ausgebildet werden: 1. als volles über die ganze oder über einen Teil der Brückenbreite reichendes Rechteck mit gestützter Fahrbahn (Abb. 59 und 60);

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/174>, abgerufen am 23.11.2024.