Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913.durch kilometrische Zuschüsse der Eisenbahnverwaltungen gedeckt. Heute beträgt die Zahl dieser Schulen 41. Im Jahre 1910 wurden sie von 4021 Schülern besucht; im ganzen sind seit ihrem Bestehen 19300 Eisenbahnangestellte aus den Schulen hervorgegangen. Gegenwärtig wird eine Erweiterung dieses Schulsystems geplant. Das Ministerium der Verkehrswege hat der Reichsduma ein Projekt vorgelegt, nach dem neben den genannten technischen Schulen, die vorwiegend die Ausbildung von Beamten des Bau- und Beförderungsdienstes zum Zwecke haben, eine größere Zahl von Anstalten mit gleicher Organisation zum Zwecke der Ausbildung von Beamten des Betriebsdienstes ins Leben gerufen werden soll. Ihr Lehrplan soll folgende Fächer umfassen: Russische Sprache, Arithmetik, Geometrie, Physik, Chemie, Zeichnen, kommerzielle Geographie, Signalwesen, Betrieb, Telegraphie, Handelsfächer, Eisenbahnrecht, Wagendienst, Warenkunde, Eisenbahnökonomie, Eisenbahnhygiene, Buchführung, Abrechnungs- und Kassenwesen u. s. w. Endlich sind neben diesen besonderen E. noch die zahlreichen, den Ministerien für Volksaufklärung und für Handel und Industrie unterstellten staatlichen und privaten technischen Lehranstalten, Gewerbeschulen und Schulen für Handwerker zu erwähnen, die auch vielfach zur Ausbildung für mittlere und untere Eisenbahnangestellte dienen. Speziell zur Fortbildung tüchtiger Schaffner wurde im Januar 1907 eine besondere Schaffnerschule in Charkow eingerichtet, auf der junge Bedienstete, die schon mindestens ein Jahr lang Schaffnerdienst getan haben, etwa drei Monate lang Unterricht erhalten, damit sie zu Anwärtern für den Zugführer- oder Packmeisterdienst ausgebildet werden. In Italien bestehen zahlreiche Kurse zur Ausbildung von Lokomotivheizern. Die Schüler werden während dieser Zeit als Angestellte im Probedienst angesehen und arbeiten in den Lokomotivschuppen oder Betriebswerkmeistereien. Daneben nehmen sie an den theoretischen Kursen teil, die etwa 6 Monate lang von Ingenieuren des Betriebsdienstes erteilt werden. Nach dieser Zeit theoretischer und praktischer Ausbildung werden sie zum Heizerexamen zugelassen. Zur Fortbildung der unteren Beamten hat die preußische Staatseisenbahnverwaltung zahlreiche Unterrichtskurse eingerichtet, die den Zweck verfolgen, bei diesen Beamten nicht allein die für ihren Dienst erforderlichen Kenntnisse zu erweitern, sondern auch den Begabteren unter ihnen Gelegenheit zu geben, sich für einen späteren Übertritt in mittlere Beamtenstellungen fortzubilden. Dahin gehören: Die Unterrichtsstunden für untere Beamte und Arbeiter, die zweimal monatlich für das gesamte untere Personal des Stations-, Zugbegleitungs- und Abfertigungsdienstes auf sämtlichen Stationen und Haltestellen erteilt werden. Der Unterricht für Wagenmeister und Wagenwärter, der nach Festsetzung des Vorstandes des Maschinenamts von den Wagen- und Betriebswerkmeistern abgehalten wird. Die nicht am Stationsort befindlichen Beamten erhalten freie Fahrt behufs Teilnahme am Unterricht. Der Unterricht für das Lokomotivpersonal, der während des Winterhalbjahres monatlich zweimal von den Werkmeistern den Heizern und Hilfsheizern zur Vorbereitung für die Lokomotivführerprüfung erteilt wird. Der Unterricht für die in den Werkstätten auszubildenden Aushilfsbeamten u. s. w. Ferner verdienen noch Erwähnung die in Preußen in den einzelnen Eisenbahnvereinen eingerichteten Fortbildungskurse für Unterbeamte, Hilfsunterbeamte, Handwerker und Arbeiter. Während des Winterhalbjahres werden, je nach der Nachfrage, mehrere Kurse abgehalten. Die Lehrer sind mittlere Beamte der Amtsbureaus und der äußeren Dienststellen. Den Schülern wird zur Teilnahme an den Kursen freie Fahrt gewährt. Zur Deckung der entstehenden Kosten für die Lehrer zahlt jeder Teilnehmer für den etwa 50 Unterrichtsstunden umfassenden Kursus einen mäßigen Beitrag (etwa 3 M.). Die Lehrmittel liefert der Eisenbahnverein kostenlos. Schließlich soll noch auf die zahlreichen Lehrlingsschulen und Lehrlingswerkstätten hingewiesen werden, die von fast allen größeren Eisenbahnverwaltungen Europas und Amerikas auf geeigneten Maschinen-, Wagen-, Bau- und Reparaturwerkstätten zur Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses für den Werkstättendienst eingerichtet sind. Gewöhnlich dauert die Lehrzeit mehrere Jahre. Die Lehrlinge werden unter der Leitung zuverlässiger Meister in einem Handwerk ausgebildet und genießen in der Regel daneben Schulunterricht. Besonders zahlreich sind die Lehrlingsschulen in England. Die Pennsylvania-Eisenbahn hat mit der Ingenieurabteilung des "Pennsylvania durch kilometrische Zuschüsse der Eisenbahnverwaltungen gedeckt. Heute beträgt die Zahl dieser Schulen 41. Im Jahre 1910 wurden sie von 4021 Schülern besucht; im ganzen sind seit ihrem Bestehen 19300 Eisenbahnangestellte aus den Schulen hervorgegangen. Gegenwärtig wird eine Erweiterung dieses Schulsystems geplant. Das Ministerium der Verkehrswege hat der Reichsduma ein Projekt vorgelegt, nach dem neben den genannten technischen Schulen, die vorwiegend die Ausbildung von Beamten des Bau- und Beförderungsdienstes zum Zwecke haben, eine größere Zahl von Anstalten mit gleicher Organisation zum Zwecke der Ausbildung von Beamten des Betriebsdienstes ins Leben gerufen werden soll. Ihr Lehrplan soll folgende Fächer umfassen: Russische Sprache, Arithmetik, Geometrie, Physik, Chemie, Zeichnen, kommerzielle Geographie, Signalwesen, Betrieb, Telegraphie, Handelsfächer, Eisenbahnrecht, Wagendienst, Warenkunde, Eisenbahnökonomie, Eisenbahnhygiene, Buchführung, Abrechnungs- und Kassenwesen u. s. w. Endlich sind neben diesen besonderen E. noch die zahlreichen, den Ministerien für Volksaufklärung und für Handel und Industrie unterstellten staatlichen und privaten technischen Lehranstalten, Gewerbeschulen und Schulen für Handwerker zu erwähnen, die auch vielfach zur Ausbildung für mittlere und untere Eisenbahnangestellte dienen. Speziell zur Fortbildung tüchtiger Schaffner wurde im Januar 1907 eine besondere Schaffnerschule in Charkow eingerichtet, auf der junge Bedienstete, die schon mindestens ein Jahr lang Schaffnerdienst getan haben, etwa drei Monate lang Unterricht erhalten, damit sie zu Anwärtern für den Zugführer- oder Packmeisterdienst ausgebildet werden. In Italien bestehen zahlreiche Kurse zur Ausbildung von Lokomotivheizern. Die Schüler werden während dieser Zeit als Angestellte im Probedienst angesehen und arbeiten in den Lokomotivschuppen oder Betriebswerkmeistereien. Daneben nehmen sie an den theoretischen Kursen teil, die etwa 6 Monate lang von Ingenieuren des Betriebsdienstes erteilt werden. Nach dieser Zeit theoretischer und praktischer Ausbildung werden sie zum Heizerexamen zugelassen. Zur Fortbildung der unteren Beamten hat die preußische Staatseisenbahnverwaltung zahlreiche Unterrichtskurse eingerichtet, die den Zweck verfolgen, bei diesen Beamten nicht allein die für ihren Dienst erforderlichen Kenntnisse zu erweitern, sondern auch den Begabteren unter ihnen Gelegenheit zu geben, sich für einen späteren Übertritt in mittlere Beamtenstellungen fortzubilden. Dahin gehören: Die Unterrichtsstunden für untere Beamte und Arbeiter, die zweimal monatlich für das gesamte untere Personal des Stations-, Zugbegleitungs- und Abfertigungsdienstes auf sämtlichen Stationen und Haltestellen erteilt werden. Der Unterricht für Wagenmeister und Wagenwärter, der nach Festsetzung des Vorstandes des Maschinenamts von den Wagen- und Betriebswerkmeistern abgehalten wird. Die nicht am Stationsort befindlichen Beamten erhalten freie Fahrt behufs Teilnahme am Unterricht. Der Unterricht für das Lokomotivpersonal, der während des Winterhalbjahres monatlich zweimal von den Werkmeistern den Heizern und Hilfsheizern zur Vorbereitung für die Lokomotivführerprüfung erteilt wird. Der Unterricht für die in den Werkstätten auszubildenden Aushilfsbeamten u. s. w. Ferner verdienen noch Erwähnung die in Preußen in den einzelnen Eisenbahnvereinen eingerichteten Fortbildungskurse für Unterbeamte, Hilfsunterbeamte, Handwerker und Arbeiter. Während des Winterhalbjahres werden, je nach der Nachfrage, mehrere Kurse abgehalten. Die Lehrer sind mittlere Beamte der Amtsbureaus und der äußeren Dienststellen. Den Schülern wird zur Teilnahme an den Kursen freie Fahrt gewährt. Zur Deckung der entstehenden Kosten für die Lehrer zahlt jeder Teilnehmer für den etwa 50 Unterrichtsstunden umfassenden Kursus einen mäßigen Beitrag (etwa 3 M.). Die Lehrmittel liefert der Eisenbahnverein kostenlos. Schließlich soll noch auf die zahlreichen Lehrlingsschulen und Lehrlingswerkstätten hingewiesen werden, die von fast allen größeren Eisenbahnverwaltungen Europas und Amerikas auf geeigneten Maschinen-, Wagen-, Bau- und Reparaturwerkstätten zur Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses für den Werkstättendienst eingerichtet sind. Gewöhnlich dauert die Lehrzeit mehrere Jahre. Die Lehrlinge werden unter der Leitung zuverlässiger Meister in einem Handwerk ausgebildet und genießen in der Regel daneben Schulunterricht. 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Ihr Lehrplan soll folgende Fächer umfassen: Russische Sprache, Arithmetik, Geometrie, Physik, Chemie, Zeichnen, kommerzielle Geographie, Signalwesen, Betrieb, Telegraphie, Handelsfächer, Eisenbahnrecht, Wagendienst, Warenkunde, Eisenbahnökonomie, Eisenbahnhygiene, Buchführung, Abrechnungs- und Kassenwesen u. s. w.</p><lb/> <p>Endlich sind neben diesen besonderen E. noch die zahlreichen, den Ministerien für Volksaufklärung und für Handel und Industrie unterstellten staatlichen und privaten technischen Lehranstalten, Gewerbeschulen und Schulen für Handwerker zu erwähnen, die auch vielfach zur Ausbildung für mittlere und untere Eisenbahnangestellte dienen.</p><lb/> <p>Speziell zur Fortbildung tüchtiger Schaffner wurde im Januar 1907 eine besondere Schaffnerschule in <hi rendition="#g">Charkow</hi> eingerichtet, auf der junge Bedienstete, die schon mindestens ein Jahr lang Schaffnerdienst getan haben, etwa drei Monate lang Unterricht erhalten, damit sie zu Anwärtern für den Zugführer- oder Packmeisterdienst ausgebildet werden.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Italien</hi> bestehen zahlreiche Kurse zur Ausbildung von Lokomotivheizern. Die Schüler werden während dieser Zeit als Angestellte im Probedienst angesehen und arbeiten in den Lokomotivschuppen oder Betriebswerkmeistereien. Daneben nehmen sie an den theoretischen Kursen teil, die etwa 6 Monate lang von Ingenieuren des Betriebsdienstes erteilt werden. Nach dieser Zeit theoretischer und praktischer Ausbildung werden sie zum Heizerexamen zugelassen.</p><lb/> <p>Zur Fortbildung der unteren Beamten hat die <hi rendition="#g">preußische Staatseisenbahnverwaltung</hi> zahlreiche Unterrichtskurse eingerichtet, die den Zweck verfolgen, bei diesen Beamten nicht allein die für ihren Dienst erforderlichen Kenntnisse zu erweitern, sondern auch den Begabteren unter ihnen Gelegenheit zu geben, sich für einen späteren Übertritt in mittlere Beamtenstellungen fortzubilden. 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durch kilometrische Zuschüsse der Eisenbahnverwaltungen gedeckt.
Heute beträgt die Zahl dieser Schulen 41. Im Jahre 1910 wurden sie von 4021 Schülern besucht; im ganzen sind seit ihrem Bestehen 19300 Eisenbahnangestellte aus den Schulen hervorgegangen. Gegenwärtig wird eine Erweiterung dieses Schulsystems geplant. Das Ministerium der Verkehrswege hat der Reichsduma ein Projekt vorgelegt, nach dem neben den genannten technischen Schulen, die vorwiegend die Ausbildung von Beamten des Bau- und Beförderungsdienstes zum Zwecke haben, eine größere Zahl von Anstalten mit gleicher Organisation zum Zwecke der Ausbildung von Beamten des Betriebsdienstes ins Leben gerufen werden soll. Ihr Lehrplan soll folgende Fächer umfassen: Russische Sprache, Arithmetik, Geometrie, Physik, Chemie, Zeichnen, kommerzielle Geographie, Signalwesen, Betrieb, Telegraphie, Handelsfächer, Eisenbahnrecht, Wagendienst, Warenkunde, Eisenbahnökonomie, Eisenbahnhygiene, Buchführung, Abrechnungs- und Kassenwesen u. s. w.
Endlich sind neben diesen besonderen E. noch die zahlreichen, den Ministerien für Volksaufklärung und für Handel und Industrie unterstellten staatlichen und privaten technischen Lehranstalten, Gewerbeschulen und Schulen für Handwerker zu erwähnen, die auch vielfach zur Ausbildung für mittlere und untere Eisenbahnangestellte dienen.
Speziell zur Fortbildung tüchtiger Schaffner wurde im Januar 1907 eine besondere Schaffnerschule in Charkow eingerichtet, auf der junge Bedienstete, die schon mindestens ein Jahr lang Schaffnerdienst getan haben, etwa drei Monate lang Unterricht erhalten, damit sie zu Anwärtern für den Zugführer- oder Packmeisterdienst ausgebildet werden.
In Italien bestehen zahlreiche Kurse zur Ausbildung von Lokomotivheizern. Die Schüler werden während dieser Zeit als Angestellte im Probedienst angesehen und arbeiten in den Lokomotivschuppen oder Betriebswerkmeistereien. Daneben nehmen sie an den theoretischen Kursen teil, die etwa 6 Monate lang von Ingenieuren des Betriebsdienstes erteilt werden. Nach dieser Zeit theoretischer und praktischer Ausbildung werden sie zum Heizerexamen zugelassen.
Zur Fortbildung der unteren Beamten hat die preußische Staatseisenbahnverwaltung zahlreiche Unterrichtskurse eingerichtet, die den Zweck verfolgen, bei diesen Beamten nicht allein die für ihren Dienst erforderlichen Kenntnisse zu erweitern, sondern auch den Begabteren unter ihnen Gelegenheit zu geben, sich für einen späteren Übertritt in mittlere Beamtenstellungen fortzubilden. Dahin gehören:
Die Unterrichtsstunden für untere Beamte und Arbeiter, die zweimal monatlich für das gesamte untere Personal des Stations-, Zugbegleitungs- und Abfertigungsdienstes auf sämtlichen Stationen und Haltestellen erteilt werden.
Der Unterricht für Wagenmeister und Wagenwärter, der nach Festsetzung des Vorstandes des Maschinenamts von den Wagen- und Betriebswerkmeistern abgehalten wird. Die nicht am Stationsort befindlichen Beamten erhalten freie Fahrt behufs Teilnahme am Unterricht.
Der Unterricht für das Lokomotivpersonal, der während des Winterhalbjahres monatlich zweimal von den Werkmeistern den Heizern und Hilfsheizern zur Vorbereitung für die Lokomotivführerprüfung erteilt wird.
Der Unterricht für die in den Werkstätten auszubildenden Aushilfsbeamten u. s. w.
Ferner verdienen noch Erwähnung die in Preußen in den einzelnen Eisenbahnvereinen eingerichteten Fortbildungskurse für Unterbeamte, Hilfsunterbeamte, Handwerker und Arbeiter. Während des Winterhalbjahres werden, je nach der Nachfrage, mehrere Kurse abgehalten. Die Lehrer sind mittlere Beamte der Amtsbureaus und der äußeren Dienststellen. Den Schülern wird zur Teilnahme an den Kursen freie Fahrt gewährt. Zur Deckung der entstehenden Kosten für die Lehrer zahlt jeder Teilnehmer für den etwa 50 Unterrichtsstunden umfassenden Kursus einen mäßigen Beitrag (etwa 3 M.). Die Lehrmittel liefert der Eisenbahnverein kostenlos.
Schließlich soll noch auf die zahlreichen Lehrlingsschulen und Lehrlingswerkstätten hingewiesen werden, die von fast allen größeren Eisenbahnverwaltungen Europas und Amerikas auf geeigneten Maschinen-, Wagen-, Bau- und Reparaturwerkstätten zur Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses für den Werkstättendienst eingerichtet sind. Gewöhnlich dauert die Lehrzeit mehrere Jahre. Die Lehrlinge werden unter der Leitung zuverlässiger Meister in einem Handwerk ausgebildet und genießen in der Regel daneben Schulunterricht.
Besonders zahlreich sind die Lehrlingsschulen in England. Die Pennsylvania-Eisenbahn hat mit der Ingenieurabteilung des „Pennsylvania
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 4. Berlin, Wien, 1913, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen04_1913/139>, abgerufen am 16.02.2025. |