Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

zuweilen mit abnehmbaren oder umlegbaren Bordwänden ausgeführt.

Die Verbindungslinie der Drehschemelmitten zweier durch eine Ladung verbundener D. (gleichzeitig die Längsachse der Ladung) ist bei Fahrt in einer Krümmung die Sehne des Gleisbogens von Mitte zu Mitte der Drehschemel. Die Pfeilhöhe dieser Sehne wird um so größer, je größer der Abstand der D. von Mitte zu Mitte und je kleiner der Krümmungshalbmesser ist. Damit in diesen Fällen die Ladung zwischen den Wagen und auch an den überhängenden Teilen noch genügend Spiel gegen das Lichtraumprofil oder gegenüber den Seitenwänden etwa eingestellter Zwischen- oder Schutz wagen habe, sind betreffend zulässiger Breite der Ladung besondere Vorschriften aufgestellt worden:

1. Übereinkommen betreffend die gegenseitige Wagenbenutzung, Anlage VI;

2. Technische Einheit im Eisenbahnwesen. Bern 1907, Art. IV.

In den TV. enthält § 134 Vorschriften über den Bau der D.

Cimonetti.


Drehweichen (sector turntables; plaques turnantes a rotation limitee; piattaforme girevole a rotazione limitata), Drehscheiben in Kreissektorenform, die zuweilen Anwendung finden, wenn der Platz zur Anlage einer vollständigen Scheibe nicht vorhanden ist (s. Drehscheiben).


Dreischienenbahnen, Bannen, deren Gleise aus bestimmten Gründen drei Schienen erhalten.

Durch Zufügung einer dritten Schiene kann zunächst ein zweischieniges Gleis auf ungeändertem Bahnkörper für Fahrzeuge verschiedener Spurweiten brauchbar gemacht werden.

Bei Anschluß gleichgerichteter Schmalspurbahnen an Vollbahnen, die zumeist nur auf kürzere Strecken erfolgt, können durch Einlegung einer dritten Schiene in das Vollbahngleis nennenswerte Ersparnisse an Baukosten erzielt werden.

Zur Vermeidung großer Schwellenlängen und Bahnbreiten wird die dritte Schiene vielfach innerhalb der Schienen der Vollspurbahn verlegt, was aber zwei Durchschneidungen und Unterbrechungen des einen Schienenstranges der Vollbahn bedingt; um diese Übelstände zu vermeiden, werden auch für die Schmalbahn zwei Schienen verlegt und eine vierschienige Bahn gebildet, die immer noch den Vorteil der gemeinsamen Benutzung eines Körpers durch beide Bahnen hat, was namentlich bei kostspieligen Tunnel- und Brückenbauten zu großen Ersparnissen führen kann.

D. entstehen auch durch Einlegung einer Mittelschiene zwischen die beiden die Räder der Fahrzeuge tragenden Schienen.

Die Mittelschiene hat den Zweck, entweder die Reibungszugkräfte der Lokomotiven vergrößern zu können oder sie ist als Zahnstange ausgebildet, in die Zahnräder der Lokomotive eingreifen.

Die Mittelschiene der D. hat daher verschiedene Formen.

Sie besteht aus Holz, um die Reibung zu vergrößern, wie bei der sog. Superfizialbauart von Köstlin, die allerdings zu nennenswert praktischer Verwendung nicht gekommen ist, oder aus Eisen, in welchem Falle zur Vermehrung der Reibung wagrechte Triebräder der Lokomotiven gegen die Eisenschienen gepreßt werden, wie bei den Bauarten von Kraus, Fell und Hanscotte. Bei der Feilschen Bahnart liegt in der Mitte zwischen den für die senkrechten Räder bestimmten Schienen eine Doppelkopfschiene wagrecht, gegen die wagrechte Triebräder der Lokomotive mittels Federn angepreßt werden, wodurch die Reibung verstärkt und auch in stärkeren Steigungen die erforderliche Zugkraft erreicht wird. Die Lokomotiven dieser Bauart wurden mit zwei oder vier Dampfzylindern erbaut; im letzteren Falle hatten sie zwei voneinander unabhängig wirkende Einrichtungen, u. zw. zwei außenliegende Dampfzylinder, zur Bewegung der zwei Paare senkrechter, und zwei innenliegende zur Bewegung der vier symmetrisch zur Mittelschiene liegenden wagrechten Triebräder, die an die vom Führer der Lokomotive nach Bedürfnis mehr oder weniger angepreßt werden können. Die wagrechten Triebräder sind zylindrisch und ohne Spurkränze, um das Schwingen der Lokomotive im senkrechten Sinne zu ermöglichen. Um starke Abnutzungen zu vermeiden, sollen die senkrechten und wagrechten Triebräder annähernd gleich stark belastet werden, was schwierig zu erreichen ist. Die Bahnart Fell kam mit einer Spurweite von 1·1 m mit größten Steigungen von 90%0 oder 1 : 11 und kleinsten Krümmungen von 40 m Halbmesser in Neuseeland, Brasilien (Cantagallo), am Mont Cenis und 1895 auch in England (Laxey-Sneafell) zur Anwendung. Die Bahn über den Mont Cenis (St. Michel-Susa) war nur bis zur Eröffnung des Mont-Cenis-Tunnels im Betrieb.

Hanscotte hat die Bauweise Fell verbessert, indem er die wagrechten Reibungsräder mit Preßluft an die Mittelschiene andrücken und die Stärke der Reibung der wagrechten Räder mit der Neigung der Bahn

zuweilen mit abnehmbaren oder umlegbaren Bordwänden ausgeführt.

Die Verbindungslinie der Drehschemelmitten zweier durch eine Ladung verbundener D. (gleichzeitig die Längsachse der Ladung) ist bei Fahrt in einer Krümmung die Sehne des Gleisbogens von Mitte zu Mitte der Drehschemel. Die Pfeilhöhe dieser Sehne wird um so größer, je größer der Abstand der D. von Mitte zu Mitte und je kleiner der Krümmungshalbmesser ist. Damit in diesen Fällen die Ladung zwischen den Wagen und auch an den überhängenden Teilen noch genügend Spiel gegen das Lichtraumprofil oder gegenüber den Seitenwänden etwa eingestellter Zwischen- oder Schutz wagen habe, sind betreffend zulässiger Breite der Ladung besondere Vorschriften aufgestellt worden:

1. Übereinkommen betreffend die gegenseitige Wagenbenutzung, Anlage VI;

2. Technische Einheit im Eisenbahnwesen. Bern 1907, Art. IV.

In den TV. enthält § 134 Vorschriften über den Bau der D.

Cimonetti.


Drehweichen (sector turntables; plaques turnantes à rotation limitée; piattaforme girevole a rotazione limitata), Drehscheiben in Kreissektorenform, die zuweilen Anwendung finden, wenn der Platz zur Anlage einer vollständigen Scheibe nicht vorhanden ist (s. Drehscheiben).


Dreischienenbahnen, Bannen, deren Gleise aus bestimmten Gründen drei Schienen erhalten.

Durch Zufügung einer dritten Schiene kann zunächst ein zweischieniges Gleis auf ungeändertem Bahnkörper für Fahrzeuge verschiedener Spurweiten brauchbar gemacht werden.

Bei Anschluß gleichgerichteter Schmalspurbahnen an Vollbahnen, die zumeist nur auf kürzere Strecken erfolgt, können durch Einlegung einer dritten Schiene in das Vollbahngleis nennenswerte Ersparnisse an Baukosten erzielt werden.

Zur Vermeidung großer Schwellenlängen und Bahnbreiten wird die dritte Schiene vielfach innerhalb der Schienen der Vollspurbahn verlegt, was aber zwei Durchschneidungen und Unterbrechungen des einen Schienenstranges der Vollbahn bedingt; um diese Übelstände zu vermeiden, werden auch für die Schmalbahn zwei Schienen verlegt und eine vierschienige Bahn gebildet, die immer noch den Vorteil der gemeinsamen Benutzung eines Körpers durch beide Bahnen hat, was namentlich bei kostspieligen Tunnel- und Brückenbauten zu großen Ersparnissen führen kann.

D. entstehen auch durch Einlegung einer Mittelschiene zwischen die beiden die Räder der Fahrzeuge tragenden Schienen.

Die Mittelschiene hat den Zweck, entweder die Reibungszugkräfte der Lokomotiven vergrößern zu können oder sie ist als Zahnstange ausgebildet, in die Zahnräder der Lokomotive eingreifen.

Die Mittelschiene der D. hat daher verschiedene Formen.

Sie besteht aus Holz, um die Reibung zu vergrößern, wie bei der sog. Superfizialbauart von Köstlin, die allerdings zu nennenswert praktischer Verwendung nicht gekommen ist, oder aus Eisen, in welchem Falle zur Vermehrung der Reibung wagrechte Triebräder der Lokomotiven gegen die Eisenschienen gepreßt werden, wie bei den Bauarten von Kraus, Fell und Hanscotte. Bei der Feilschen Bahnart liegt in der Mitte zwischen den für die senkrechten Räder bestimmten Schienen eine Doppelkopfschiene wagrecht, gegen die wagrechte Triebräder der Lokomotive mittels Federn angepreßt werden, wodurch die Reibung verstärkt und auch in stärkeren Steigungen die erforderliche Zugkraft erreicht wird. Die Lokomotiven dieser Bauart wurden mit zwei oder vier Dampfzylindern erbaut; im letzteren Falle hatten sie zwei voneinander unabhängig wirkende Einrichtungen, u. zw. zwei außenliegende Dampfzylinder, zur Bewegung der zwei Paare senkrechter, und zwei innenliegende zur Bewegung der vier symmetrisch zur Mittelschiene liegenden wagrechten Triebräder, die an die vom Führer der Lokomotive nach Bedürfnis mehr oder weniger angepreßt werden können. Die wagrechten Triebräder sind zylindrisch und ohne Spurkränze, um das Schwingen der Lokomotive im senkrechten Sinne zu ermöglichen. Um starke Abnutzungen zu vermeiden, sollen die senkrechten und wagrechten Triebräder annähernd gleich stark belastet werden, was schwierig zu erreichen ist. Die Bahnart Fell kam mit einer Spurweite von 1·1 m mit größten Steigungen von 90 oder 1 : 11 und kleinsten Krümmungen von 40 m Halbmesser in Neuseeland, Brasilien (Cantagallo), am Mont Cenis und 1895 auch in England (Laxey-Sneafell) zur Anwendung. Die Bahn über den Mont Cenis (St. Michel-Susa) war nur bis zur Eröffnung des Mont-Cenis-Tunnels im Betrieb.

Hanscotte hat die Bauweise Fell verbessert, indem er die wagrechten Reibungsräder mit Preßluft an die Mittelschiene andrücken und die Stärke der Reibung der wagrechten Räder mit der Neigung der Bahn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0459" n="441"/>
zuweilen mit abnehmbaren oder umlegbaren Bordwänden ausgeführt.</p><lb/>
          <p>Die Verbindungslinie der Drehschemelmitten zweier durch eine Ladung verbundener D. (gleichzeitig die Längsachse der Ladung) ist bei Fahrt in einer Krümmung die Sehne des Gleisbogens von Mitte zu Mitte der Drehschemel. Die Pfeilhöhe dieser Sehne wird um so größer, je größer der Abstand der D. von Mitte zu Mitte und je kleiner der Krümmungshalbmesser ist. Damit in diesen Fällen die Ladung zwischen den Wagen und auch an den überhängenden Teilen noch genügend Spiel gegen das Lichtraumprofil oder gegenüber den Seitenwänden etwa eingestellter Zwischen- oder Schutz wagen habe, sind betreffend zulässiger Breite der Ladung besondere Vorschriften aufgestellt worden:</p><lb/>
          <p>1. Übereinkommen betreffend die gegenseitige Wagenbenutzung, Anlage VI;</p><lb/>
          <p>2. Technische Einheit im Eisenbahnwesen. Bern 1907, Art. IV.</p><lb/>
          <p>In den TV. enthält § 134 Vorschriften über den Bau der D.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Cimonetti.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Drehweichen</hi><hi rendition="#i">(sector turntables; plaques turnantes à rotation limitée; piattaforme girevole a rotazione limitata),</hi> Drehscheiben in Kreissektorenform, die zuweilen Anwendung finden, wenn der Platz zur Anlage einer vollständigen Scheibe nicht vorhanden ist (s. Drehscheiben).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Dreischienenbahnen,</hi> Bannen, deren Gleise aus bestimmten Gründen drei Schienen erhalten.</p><lb/>
          <p>Durch Zufügung einer dritten Schiene kann zunächst ein zweischieniges Gleis auf ungeändertem Bahnkörper für Fahrzeuge verschiedener Spurweiten brauchbar gemacht werden.</p><lb/>
          <p>Bei Anschluß gleichgerichteter Schmalspurbahnen an Vollbahnen, die zumeist nur auf kürzere Strecken erfolgt, können durch Einlegung einer dritten Schiene in das Vollbahngleis nennenswerte Ersparnisse an Baukosten erzielt werden.</p><lb/>
          <p>Zur Vermeidung großer Schwellenlängen und Bahnbreiten wird die dritte Schiene vielfach innerhalb der Schienen der Vollspurbahn verlegt, was aber zwei Durchschneidungen und Unterbrechungen des einen Schienenstranges der Vollbahn bedingt; um diese Übelstände zu vermeiden, werden auch für die Schmalbahn zwei Schienen verlegt und eine vierschienige Bahn gebildet, die immer noch den Vorteil der gemeinsamen Benutzung eines Körpers durch beide Bahnen hat, was namentlich bei kostspieligen Tunnel- und Brückenbauten zu großen Ersparnissen führen kann.</p><lb/>
          <p>D. entstehen auch durch Einlegung einer Mittelschiene zwischen die beiden die Räder der Fahrzeuge tragenden Schienen.</p><lb/>
          <p>Die Mittelschiene hat den Zweck, entweder die Reibungszugkräfte der Lokomotiven vergrößern zu können oder sie ist als Zahnstange ausgebildet, in die Zahnräder der Lokomotive eingreifen.</p><lb/>
          <p>Die Mittelschiene der D. hat daher verschiedene Formen.</p><lb/>
          <p>Sie besteht aus Holz, um die Reibung zu vergrößern, wie bei der sog. Superfizialbauart von <hi rendition="#g">Köstlin</hi>, die allerdings zu nennenswert praktischer Verwendung nicht gekommen ist, oder aus Eisen, in welchem Falle zur Vermehrung der Reibung wagrechte Triebräder der Lokomotiven gegen die Eisenschienen gepreßt werden, wie bei den Bauarten von <hi rendition="#g">Kraus, Fell</hi> und <hi rendition="#g">Hanscotte</hi>. Bei der Feilschen Bahnart liegt in der Mitte zwischen den für die senkrechten Räder bestimmten Schienen eine Doppelkopfschiene wagrecht, gegen die wagrechte Triebräder der Lokomotive mittels Federn angepreßt werden, wodurch die Reibung verstärkt und auch in stärkeren Steigungen die erforderliche Zugkraft erreicht wird. Die Lokomotiven dieser Bauart wurden mit zwei oder vier Dampfzylindern erbaut; im letzteren Falle hatten sie zwei voneinander unabhängig wirkende Einrichtungen, u. zw. zwei außenliegende Dampfzylinder, zur Bewegung der zwei Paare senkrechter, und zwei innenliegende zur Bewegung der vier symmetrisch zur Mittelschiene liegenden wagrechten Triebräder, die an die vom Führer der Lokomotive nach Bedürfnis mehr oder weniger angepreßt werden können. Die wagrechten Triebräder sind zylindrisch und ohne Spurkränze, um das Schwingen der Lokomotive im senkrechten Sinne zu ermöglichen. Um starke Abnutzungen zu vermeiden, sollen die senkrechten und wagrechten Triebräder annähernd gleich stark belastet werden, was schwierig zu erreichen ist. Die Bahnart Fell kam mit einer Spurweite von 1·1 <hi rendition="#i">m</hi> mit größten Steigungen von 90<hi rendition="#i">&#x2030;</hi> oder 1 : 11 und kleinsten Krümmungen von 40 <hi rendition="#i">m</hi> Halbmesser in Neuseeland, Brasilien (Cantagallo), am Mont Cenis und 1895 auch in England (Laxey-Sneafell) zur Anwendung. Die Bahn über den Mont Cenis (St. Michel-Susa) war nur bis zur Eröffnung des Mont-Cenis-Tunnels im Betrieb.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Hanscotte</hi> hat die Bauweise Fell verbessert, indem er die wagrechten Reibungsräder mit Preßluft an die Mittelschiene andrücken und die Stärke der Reibung der wagrechten Räder mit der Neigung der Bahn
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0459] zuweilen mit abnehmbaren oder umlegbaren Bordwänden ausgeführt. Die Verbindungslinie der Drehschemelmitten zweier durch eine Ladung verbundener D. (gleichzeitig die Längsachse der Ladung) ist bei Fahrt in einer Krümmung die Sehne des Gleisbogens von Mitte zu Mitte der Drehschemel. Die Pfeilhöhe dieser Sehne wird um so größer, je größer der Abstand der D. von Mitte zu Mitte und je kleiner der Krümmungshalbmesser ist. Damit in diesen Fällen die Ladung zwischen den Wagen und auch an den überhängenden Teilen noch genügend Spiel gegen das Lichtraumprofil oder gegenüber den Seitenwänden etwa eingestellter Zwischen- oder Schutz wagen habe, sind betreffend zulässiger Breite der Ladung besondere Vorschriften aufgestellt worden: 1. Übereinkommen betreffend die gegenseitige Wagenbenutzung, Anlage VI; 2. Technische Einheit im Eisenbahnwesen. Bern 1907, Art. IV. In den TV. enthält § 134 Vorschriften über den Bau der D. Cimonetti. Drehweichen (sector turntables; plaques turnantes à rotation limitée; piattaforme girevole a rotazione limitata), Drehscheiben in Kreissektorenform, die zuweilen Anwendung finden, wenn der Platz zur Anlage einer vollständigen Scheibe nicht vorhanden ist (s. Drehscheiben). Dreischienenbahnen, Bannen, deren Gleise aus bestimmten Gründen drei Schienen erhalten. Durch Zufügung einer dritten Schiene kann zunächst ein zweischieniges Gleis auf ungeändertem Bahnkörper für Fahrzeuge verschiedener Spurweiten brauchbar gemacht werden. Bei Anschluß gleichgerichteter Schmalspurbahnen an Vollbahnen, die zumeist nur auf kürzere Strecken erfolgt, können durch Einlegung einer dritten Schiene in das Vollbahngleis nennenswerte Ersparnisse an Baukosten erzielt werden. Zur Vermeidung großer Schwellenlängen und Bahnbreiten wird die dritte Schiene vielfach innerhalb der Schienen der Vollspurbahn verlegt, was aber zwei Durchschneidungen und Unterbrechungen des einen Schienenstranges der Vollbahn bedingt; um diese Übelstände zu vermeiden, werden auch für die Schmalbahn zwei Schienen verlegt und eine vierschienige Bahn gebildet, die immer noch den Vorteil der gemeinsamen Benutzung eines Körpers durch beide Bahnen hat, was namentlich bei kostspieligen Tunnel- und Brückenbauten zu großen Ersparnissen führen kann. D. entstehen auch durch Einlegung einer Mittelschiene zwischen die beiden die Räder der Fahrzeuge tragenden Schienen. Die Mittelschiene hat den Zweck, entweder die Reibungszugkräfte der Lokomotiven vergrößern zu können oder sie ist als Zahnstange ausgebildet, in die Zahnräder der Lokomotive eingreifen. Die Mittelschiene der D. hat daher verschiedene Formen. Sie besteht aus Holz, um die Reibung zu vergrößern, wie bei der sog. Superfizialbauart von Köstlin, die allerdings zu nennenswert praktischer Verwendung nicht gekommen ist, oder aus Eisen, in welchem Falle zur Vermehrung der Reibung wagrechte Triebräder der Lokomotiven gegen die Eisenschienen gepreßt werden, wie bei den Bauarten von Kraus, Fell und Hanscotte. Bei der Feilschen Bahnart liegt in der Mitte zwischen den für die senkrechten Räder bestimmten Schienen eine Doppelkopfschiene wagrecht, gegen die wagrechte Triebräder der Lokomotive mittels Federn angepreßt werden, wodurch die Reibung verstärkt und auch in stärkeren Steigungen die erforderliche Zugkraft erreicht wird. Die Lokomotiven dieser Bauart wurden mit zwei oder vier Dampfzylindern erbaut; im letzteren Falle hatten sie zwei voneinander unabhängig wirkende Einrichtungen, u. zw. zwei außenliegende Dampfzylinder, zur Bewegung der zwei Paare senkrechter, und zwei innenliegende zur Bewegung der vier symmetrisch zur Mittelschiene liegenden wagrechten Triebräder, die an die vom Führer der Lokomotive nach Bedürfnis mehr oder weniger angepreßt werden können. Die wagrechten Triebräder sind zylindrisch und ohne Spurkränze, um das Schwingen der Lokomotive im senkrechten Sinne zu ermöglichen. Um starke Abnutzungen zu vermeiden, sollen die senkrechten und wagrechten Triebräder annähernd gleich stark belastet werden, was schwierig zu erreichen ist. Die Bahnart Fell kam mit einer Spurweite von 1·1 m mit größten Steigungen von 90‰ oder 1 : 11 und kleinsten Krümmungen von 40 m Halbmesser in Neuseeland, Brasilien (Cantagallo), am Mont Cenis und 1895 auch in England (Laxey-Sneafell) zur Anwendung. Die Bahn über den Mont Cenis (St. Michel-Susa) war nur bis zur Eröffnung des Mont-Cenis-Tunnels im Betrieb. Hanscotte hat die Bauweise Fell verbessert, indem er die wagrechten Reibungsräder mit Preßluft an die Mittelschiene andrücken und die Stärke der Reibung der wagrechten Räder mit der Neigung der Bahn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:54Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:54Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/459
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/459>, abgerufen am 22.11.2024.