Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

Bei diesem Schieber ist die Stegstärke ziemlich groß zu nehmen, damit der Kanal k nie mit der Ausströmung in Verbindung tritt.

Wenn der Trickkanal so erweitert wird, daß er in der Mittellage des Schiebers beide Zylinderkanäle miteinander verbindet, so wirkt er als Oberströmkanal des Dampfes, aus dem Zylinderraum vor dem Kolben zu dem Zylinderraum hinter dem Kolben und kann hierdurch bei Kondensationsmaschinen die Kompression erhöht und die Ausströmung verbessert, bei Auspuffmaschinen dagegen die Kompression ermäßigt werden.

Bei Stabilmaschinen mit kleinen Füllungen wird eine Abart des Trickschen Schiebers, der Trick-Weißsche Schieber (Abb. 192) verwendet, der außer dem Überströmkanal auch noch eine doppelte Eröffnung des Auslaßkanales gestattet.

Eine für größere Dampfzylinder verhältnismäßig kleine Schieberbewegungsarbeit gibt der Hochwaldschieber (Abb. 193) mit drei Einströmungs- und drei Ausströmungsdurchgängen, sowie zwei Durchlässen für die Überströmung, die die Kompression durch Spannungsausgleich regelt.

Mehrfache Eröffnungen gestatten auch die Rahmenschieber (Abb. 194) durch Anwendung der Gegenplatte P.

Um gleichzeitig je zwei Einströmungskanäle mit dem Schieberkasten zu verbinden, verwendet man Gitterschieber, wodurch der Schieberweg auf die Hälfte gebracht wird. Hierher gehört (Abb. 195) der Schieber von Borsig.

Für die Dampfverteilung in zwei Dampfzylindern durch einen gemeinschaftlichen Schieber eignet sich der Hicksche Schieber (Abb. 196). Der Kanal dient hierbei zur Überführung des Dampfes von der Einströmung des einen Zylinders in jene des andern Zylinders.

Der bei großen und schnellgehenden Dampfmaschinen mit hoher Eintrittsspannung aus den Schiebern sich ergebenden bedeutenden Reibungsarbeit kann durch möglichst weit getriebene Entlastung begegnet werden. Die Entlastung geschieht sowohl bei Flachschiebern mit einfacher Ein- und Ausströmung, als auch bei solchen mit mehrfacher Ein- und Ausströmung dadurch, daß der Schieberrücken gegen den von Dampf erfüllten Raum des Schieberkastens abgeschlossen wird. Dabei wird der Schieberrücken oft mit der Atmosphäre oder dem Kondensator in Verbindung gebracht, damit sich über ihm nicht infolge von Undichtheiten der volle Schieberkastendruck herstellen könne. Abb. 197 zeigt einen Entlastungsschieber nach Borries, der bei Lokomotiven zur Anwendung kommt. P ist die genau zum Schieberspiegel parallel gestellte Gegenplatte, auf der der innen aufgeschnittene Ring r (Abb. 198) schleift. Der Ring wird von einem vollen äußeren auf 4 Federn ruhenden Ring r1 umschlossen und durch diesen nach oben gedrückt. Die 4 Federn sind in 4 Ansätze des Schieberkörpers eingesetzt.

Eine ähnliche Art der Entlastung zeigt der Entlastungsring der amerikanischen "Balance- Valve"-Gesellschaft (s. Eisenbahntechnik der Gegenwart, I. Band: Die Lokomotiven, 2. Aufl. S. 289, Abb. 342) und der Richardsonsche Leistenrahmen (Abb. 199 a-c).

Der in Abb. 194 dargestellte Schieber ist durch eine mit dem Schiebergesicht fest verbundene Gegenplatte entlastet, aber schwer dicht zu halten.

In Abb. 200 ist als Beispiel einer Kombination von Schieberentlastung und doppelter Eröffnung für Ein- und Auslaß zum Zwecke geringen Kraftverbrauches der bei Schiffsmaschinen angewendete Rennschieber dargestellt.

2. Einzelschieber mit zylindrischem Spiegel (Kolbenschieber).

Die im vorstehenden besprochenen Entlastungen dürfen nur 50-60% des auf die Schieber wirkenden Dampfdruckes erreichen, da bei größerer Entlastung ein Abklappen der Schieber in den Endstellungen bei ausgelegter Steuerung eintreten würde; sie beseitigen die Schieberreibung nur teilweise. Es finden daher die eine völlige Entlastung zulassenden, nicht abklappenden, auch sonst sehr dauerhaften, billig zu unterhaltenden Kolbenschieber immer mehr Anwendung.

Abb. 201 stellt einen Kolbenschieber für Vierzylinder-Naßdampflokomotiven nach Borries dar, der sich durch seine Einfachheit auszeichnet.

Bei Heißdampfmaschinen, bei denen beinahe ausschließlich Kolbenschieber angewendet werden, sind oft die Ringe weggelassen worden. Ein solcher Kolbenschieber ohne Ringe (sog. schwimmender Kolben) ist in Abb. 202 dargestellt. Die Schwierigkeit, diesen so herzustellen, daß er weder der Verreibung ausgesetzt ist, noch in zu hohem Maße dampfdurchlässig wird (welche Schwierigkeit nur von besonders erfahrenen Werkstätten überwunden wird), hat Dr. Schmidt zum Entwurf eines Kolbenschiebers geführt, bei dem ein breiter federnder Ring in Verwendung kommt (Abb. 203 und 204), dessen abgestufte Seitenflächen einerseits an den gleichliegenden Ringflächen des Kolbenkörpers K, anderseits an dem Kolbendeckel D anliegen

Bei diesem Schieber ist die Stegstärke ziemlich groß zu nehmen, damit der Kanal k nie mit der Ausströmung in Verbindung tritt.

Wenn der Trickkanal so erweitert wird, daß er in der Mittellage des Schiebers beide Zylinderkanäle miteinander verbindet, so wirkt er als Oberströmkanal des Dampfes, aus dem Zylinderraum vor dem Kolben zu dem Zylinderraum hinter dem Kolben und kann hierdurch bei Kondensationsmaschinen die Kompression erhöht und die Ausströmung verbessert, bei Auspuffmaschinen dagegen die Kompression ermäßigt werden.

Bei Stabilmaschinen mit kleinen Füllungen wird eine Abart des Trickschen Schiebers, der Trick-Weißsche Schieber (Abb. 192) verwendet, der außer dem Überströmkanal auch noch eine doppelte Eröffnung des Auslaßkanales gestattet.

Eine für größere Dampfzylinder verhältnismäßig kleine Schieberbewegungsarbeit gibt der Hochwaldschieber (Abb. 193) mit drei Einströmungs- und drei Ausströmungsdurchgängen, sowie zwei Durchlässen für die Überströmung, die die Kompression durch Spannungsausgleich regelt.

Mehrfache Eröffnungen gestatten auch die Rahmenschieber (Abb. 194) durch Anwendung der Gegenplatte P.

Um gleichzeitig je zwei Einströmungskanäle mit dem Schieberkasten zu verbinden, verwendet man Gitterschieber, wodurch der Schieberweg auf die Hälfte gebracht wird. Hierher gehört (Abb. 195) der Schieber von Borsig.

Für die Dampfverteilung in zwei Dampfzylindern durch einen gemeinschaftlichen Schieber eignet sich der Hicksche Schieber (Abb. 196). Der Kanal dient hierbei zur Überführung des Dampfes von der Einströmung des einen Zylinders in jene des andern Zylinders.

Der bei großen und schnellgehenden Dampfmaschinen mit hoher Eintrittsspannung aus den Schiebern sich ergebenden bedeutenden Reibungsarbeit kann durch möglichst weit getriebene Entlastung begegnet werden. Die Entlastung geschieht sowohl bei Flachschiebern mit einfacher Ein- und Ausströmung, als auch bei solchen mit mehrfacher Ein- und Ausströmung dadurch, daß der Schieberrücken gegen den von Dampf erfüllten Raum des Schieberkastens abgeschlossen wird. Dabei wird der Schieberrücken oft mit der Atmosphäre oder dem Kondensator in Verbindung gebracht, damit sich über ihm nicht infolge von Undichtheiten der volle Schieberkastendruck herstellen könne. Abb. 197 zeigt einen Entlastungsschieber nach Borries, der bei Lokomotiven zur Anwendung kommt. P ist die genau zum Schieberspiegel parallel gestellte Gegenplatte, auf der der innen aufgeschnittene Ring r (Abb. 198) schleift. Der Ring wird von einem vollen äußeren auf 4 Federn ruhenden Ring r1 umschlossen und durch diesen nach oben gedrückt. Die 4 Federn sind in 4 Ansätze des Schieberkörpers eingesetzt.

Eine ähnliche Art der Entlastung zeigt der Entlastungsring der amerikanischen „Balance- Valve“-Gesellschaft (s. Eisenbahntechnik der Gegenwart, I. Band: Die Lokomotiven, 2. Aufl. S. 289, Abb. 342) und der Richardsonsche Leistenrahmen (Abb. 199 a–c).

Der in Abb. 194 dargestellte Schieber ist durch eine mit dem Schiebergesicht fest verbundene Gegenplatte entlastet, aber schwer dicht zu halten.

In Abb. 200 ist als Beispiel einer Kombination von Schieberentlastung und doppelter Eröffnung für Ein- und Auslaß zum Zwecke geringen Kraftverbrauches der bei Schiffsmaschinen angewendete Rennschieber dargestellt.

2. Einzelschieber mit zylindrischem Spiegel (Kolbenschieber).

Die im vorstehenden besprochenen Entlastungen dürfen nur 50–60% des auf die Schieber wirkenden Dampfdruckes erreichen, da bei größerer Entlastung ein Abklappen der Schieber in den Endstellungen bei ausgelegter Steuerung eintreten würde; sie beseitigen die Schieberreibung nur teilweise. Es finden daher die eine völlige Entlastung zulassenden, nicht abklappenden, auch sonst sehr dauerhaften, billig zu unterhaltenden Kolbenschieber immer mehr Anwendung.

Abb. 201 stellt einen Kolbenschieber für Vierzylinder-Naßdampflokomotiven nach Borries dar, der sich durch seine Einfachheit auszeichnet.

Bei Heißdampfmaschinen, bei denen beinahe ausschließlich Kolbenschieber angewendet werden, sind oft die Ringe weggelassen worden. Ein solcher Kolbenschieber ohne Ringe (sog. schwimmender Kolben) ist in Abb. 202 dargestellt. Die Schwierigkeit, diesen so herzustellen, daß er weder der Verreibung ausgesetzt ist, noch in zu hohem Maße dampfdurchlässig wird (welche Schwierigkeit nur von besonders erfahrenen Werkstätten überwunden wird), hat Dr. Schmidt zum Entwurf eines Kolbenschiebers geführt, bei dem ein breiter federnder Ring in Verwendung kommt (Abb. 203 und 204), dessen abgestufte Seitenflächen einerseits an den gleichliegenden Ringflächen des Kolbenkörpers K, anderseits an dem Kolbendeckel D anliegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0256" n="242"/>
          </p><lb/>
          <p>Bei diesem Schieber ist die Stegstärke ziemlich groß zu nehmen, damit der Kanal <hi rendition="#i">k</hi> nie mit der Ausströmung in Verbindung tritt.</p><lb/>
          <p>Wenn der Trickkanal so erweitert wird, daß er in der Mittellage des Schiebers beide Zylinderkanäle miteinander verbindet, so wirkt er als Oberströmkanal des Dampfes, aus dem Zylinderraum vor dem Kolben zu dem Zylinderraum hinter dem Kolben und kann hierdurch bei Kondensationsmaschinen die Kompression erhöht und die Ausströmung verbessert, bei Auspuffmaschinen dagegen die Kompression ermäßigt werden.</p><lb/>
          <p>Bei Stabilmaschinen mit kleinen Füllungen wird eine Abart des Trickschen Schiebers, der <hi rendition="#g">Trick-Weißsche</hi> Schieber (Abb. 192) verwendet, der außer dem Überströmkanal auch noch eine doppelte Eröffnung des Auslaßkanales gestattet.</p><lb/>
          <p>Eine für größere Dampfzylinder verhältnismäßig kleine Schieberbewegungsarbeit gibt der <hi rendition="#g">Hochwaldschieber</hi> (Abb. 193) mit drei Einströmungs- und drei Ausströmungsdurchgängen, sowie zwei Durchlässen für die Überströmung, die die Kompression durch Spannungsausgleich regelt.</p><lb/>
          <p>Mehrfache Eröffnungen gestatten auch die <hi rendition="#g">Rahmenschieber</hi> (Abb. 194) durch Anwendung der Gegenplatte <hi rendition="#i">P.</hi></p><lb/>
          <p>Um gleichzeitig je zwei Einströmungskanäle mit dem Schieberkasten zu verbinden, verwendet man <hi rendition="#g">Gitterschieber</hi>, wodurch der Schieberweg auf die Hälfte gebracht wird. Hierher gehört (Abb. 195) der Schieber von <hi rendition="#g">Borsig</hi>.</p><lb/>
          <p>Für die Dampfverteilung in zwei Dampfzylindern durch einen gemeinschaftlichen Schieber eignet sich der <hi rendition="#g">Hicksche Schieber</hi> (Abb. 196). Der Kanal dient hierbei zur Überführung des Dampfes von der Einströmung des einen Zylinders in jene des andern Zylinders.</p><lb/>
          <p>Der bei großen und schnellgehenden Dampfmaschinen mit hoher Eintrittsspannung aus den Schiebern sich ergebenden bedeutenden Reibungsarbeit kann durch möglichst weit getriebene <hi rendition="#g">Entlastung</hi> begegnet werden. Die Entlastung geschieht sowohl bei Flachschiebern mit einfacher Ein- und Ausströmung, als auch bei solchen mit mehrfacher Ein- und Ausströmung dadurch, daß der Schieberrücken gegen den von Dampf erfüllten Raum des Schieberkastens abgeschlossen wird. Dabei wird der Schieberrücken oft mit der Atmosphäre oder dem Kondensator in Verbindung gebracht, damit sich über ihm nicht infolge von Undichtheiten der volle Schieberkastendruck herstellen könne. Abb. 197 zeigt einen Entlastungsschieber nach <hi rendition="#g">Borries</hi>, der bei Lokomotiven zur Anwendung kommt. <hi rendition="#i">P</hi> ist die genau zum Schieberspiegel parallel gestellte Gegenplatte, auf der der innen aufgeschnittene Ring <hi rendition="#i">r</hi> (Abb. 198) schleift. Der Ring wird von einem vollen äußeren auf 4 Federn ruhenden Ring <hi rendition="#i">r</hi><hi rendition="#sub">1</hi> umschlossen und durch diesen nach oben gedrückt. Die 4 Federn sind in 4 Ansätze des Schieberkörpers eingesetzt.</p><lb/>
          <p>Eine ähnliche Art der Entlastung zeigt der Entlastungsring der amerikanischen &#x201E;<hi rendition="#g">Balance- Valve</hi>&#x201C;-Gesellschaft (s. Eisenbahntechnik der Gegenwart, I. Band: Die Lokomotiven, 2. Aufl. S. 289, Abb. 342) und der <hi rendition="#g">Richardsonsche Leistenrahmen</hi> (Abb. 199 a&#x2013;c).</p><lb/>
          <p>Der in Abb. 194 dargestellte Schieber ist durch eine mit dem Schiebergesicht fest verbundene Gegenplatte entlastet, aber schwer dicht zu halten.</p><lb/>
          <p>In Abb. 200 ist als Beispiel einer Kombination von Schieberentlastung und doppelter Eröffnung für Ein- und Auslaß zum Zwecke geringen Kraftverbrauches der bei Schiffsmaschinen angewendete <hi rendition="#g">Rennschieber</hi> dargestellt.</p><lb/>
          <p>2. <hi rendition="#g">Einzelschieber mit zylindrischem Spiegel (Kolbenschieber</hi>).</p><lb/>
          <p>Die im vorstehenden besprochenen Entlastungen dürfen nur 50&#x2013;60<hi rendition="#i">%</hi> des auf die Schieber wirkenden Dampfdruckes erreichen, da bei größerer Entlastung ein Abklappen der Schieber in den Endstellungen bei ausgelegter Steuerung eintreten würde; sie beseitigen die Schieberreibung nur teilweise. Es finden daher die eine völlige Entlastung zulassenden, nicht abklappenden, auch sonst sehr dauerhaften, billig zu unterhaltenden <hi rendition="#g">Kolbenschieber</hi> immer mehr Anwendung.</p><lb/>
          <p>Abb. 201 stellt einen Kolbenschieber für Vierzylinder-Naßdampflokomotiven nach <hi rendition="#g">Borries</hi> dar, der sich durch seine Einfachheit auszeichnet.</p><lb/>
          <p>Bei Heißdampfmaschinen, bei denen beinahe ausschließlich Kolbenschieber angewendet werden, sind oft die Ringe weggelassen worden. Ein solcher Kolbenschieber ohne Ringe (sog. <hi rendition="#g">schwimmender</hi> Kolben) ist in Abb. 202 dargestellt. Die Schwierigkeit, diesen so herzustellen, daß er weder der Verreibung ausgesetzt ist, noch in zu hohem Maße dampfdurchlässig wird (welche Schwierigkeit nur von besonders erfahrenen Werkstätten überwunden wird), hat <hi rendition="#g">Dr. Schmidt</hi> zum Entwurf eines Kolbenschiebers geführt, bei dem ein breiter federnder Ring in Verwendung kommt (Abb. 203 und 204), dessen abgestufte Seitenflächen einerseits an den gleichliegenden Ringflächen des Kolbenkörpers <hi rendition="#i">K,</hi> anderseits an dem Kolbendeckel <hi rendition="#i">D</hi> anliegen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0256] Bei diesem Schieber ist die Stegstärke ziemlich groß zu nehmen, damit der Kanal k nie mit der Ausströmung in Verbindung tritt. Wenn der Trickkanal so erweitert wird, daß er in der Mittellage des Schiebers beide Zylinderkanäle miteinander verbindet, so wirkt er als Oberströmkanal des Dampfes, aus dem Zylinderraum vor dem Kolben zu dem Zylinderraum hinter dem Kolben und kann hierdurch bei Kondensationsmaschinen die Kompression erhöht und die Ausströmung verbessert, bei Auspuffmaschinen dagegen die Kompression ermäßigt werden. Bei Stabilmaschinen mit kleinen Füllungen wird eine Abart des Trickschen Schiebers, der Trick-Weißsche Schieber (Abb. 192) verwendet, der außer dem Überströmkanal auch noch eine doppelte Eröffnung des Auslaßkanales gestattet. Eine für größere Dampfzylinder verhältnismäßig kleine Schieberbewegungsarbeit gibt der Hochwaldschieber (Abb. 193) mit drei Einströmungs- und drei Ausströmungsdurchgängen, sowie zwei Durchlässen für die Überströmung, die die Kompression durch Spannungsausgleich regelt. Mehrfache Eröffnungen gestatten auch die Rahmenschieber (Abb. 194) durch Anwendung der Gegenplatte P. Um gleichzeitig je zwei Einströmungskanäle mit dem Schieberkasten zu verbinden, verwendet man Gitterschieber, wodurch der Schieberweg auf die Hälfte gebracht wird. Hierher gehört (Abb. 195) der Schieber von Borsig. Für die Dampfverteilung in zwei Dampfzylindern durch einen gemeinschaftlichen Schieber eignet sich der Hicksche Schieber (Abb. 196). Der Kanal dient hierbei zur Überführung des Dampfes von der Einströmung des einen Zylinders in jene des andern Zylinders. Der bei großen und schnellgehenden Dampfmaschinen mit hoher Eintrittsspannung aus den Schiebern sich ergebenden bedeutenden Reibungsarbeit kann durch möglichst weit getriebene Entlastung begegnet werden. Die Entlastung geschieht sowohl bei Flachschiebern mit einfacher Ein- und Ausströmung, als auch bei solchen mit mehrfacher Ein- und Ausströmung dadurch, daß der Schieberrücken gegen den von Dampf erfüllten Raum des Schieberkastens abgeschlossen wird. Dabei wird der Schieberrücken oft mit der Atmosphäre oder dem Kondensator in Verbindung gebracht, damit sich über ihm nicht infolge von Undichtheiten der volle Schieberkastendruck herstellen könne. Abb. 197 zeigt einen Entlastungsschieber nach Borries, der bei Lokomotiven zur Anwendung kommt. P ist die genau zum Schieberspiegel parallel gestellte Gegenplatte, auf der der innen aufgeschnittene Ring r (Abb. 198) schleift. Der Ring wird von einem vollen äußeren auf 4 Federn ruhenden Ring r1 umschlossen und durch diesen nach oben gedrückt. Die 4 Federn sind in 4 Ansätze des Schieberkörpers eingesetzt. Eine ähnliche Art der Entlastung zeigt der Entlastungsring der amerikanischen „Balance- Valve“-Gesellschaft (s. Eisenbahntechnik der Gegenwart, I. Band: Die Lokomotiven, 2. Aufl. S. 289, Abb. 342) und der Richardsonsche Leistenrahmen (Abb. 199 a–c). Der in Abb. 194 dargestellte Schieber ist durch eine mit dem Schiebergesicht fest verbundene Gegenplatte entlastet, aber schwer dicht zu halten. In Abb. 200 ist als Beispiel einer Kombination von Schieberentlastung und doppelter Eröffnung für Ein- und Auslaß zum Zwecke geringen Kraftverbrauches der bei Schiffsmaschinen angewendete Rennschieber dargestellt. 2. Einzelschieber mit zylindrischem Spiegel (Kolbenschieber). Die im vorstehenden besprochenen Entlastungen dürfen nur 50–60% des auf die Schieber wirkenden Dampfdruckes erreichen, da bei größerer Entlastung ein Abklappen der Schieber in den Endstellungen bei ausgelegter Steuerung eintreten würde; sie beseitigen die Schieberreibung nur teilweise. Es finden daher die eine völlige Entlastung zulassenden, nicht abklappenden, auch sonst sehr dauerhaften, billig zu unterhaltenden Kolbenschieber immer mehr Anwendung. Abb. 201 stellt einen Kolbenschieber für Vierzylinder-Naßdampflokomotiven nach Borries dar, der sich durch seine Einfachheit auszeichnet. Bei Heißdampfmaschinen, bei denen beinahe ausschließlich Kolbenschieber angewendet werden, sind oft die Ringe weggelassen worden. Ein solcher Kolbenschieber ohne Ringe (sog. schwimmender Kolben) ist in Abb. 202 dargestellt. Die Schwierigkeit, diesen so herzustellen, daß er weder der Verreibung ausgesetzt ist, noch in zu hohem Maße dampfdurchlässig wird (welche Schwierigkeit nur von besonders erfahrenen Werkstätten überwunden wird), hat Dr. Schmidt zum Entwurf eines Kolbenschiebers geführt, bei dem ein breiter federnder Ring in Verwendung kommt (Abb. 203 und 204), dessen abgestufte Seitenflächen einerseits an den gleichliegenden Ringflächen des Kolbenkörpers K, anderseits an dem Kolbendeckel D anliegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:54Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:54Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/256
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/256>, abgerufen am 24.11.2024.