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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.

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außer durch den Grunderwerb noch beeinflußt durch die Rücksicht auf den Lehrter Bahnhof und auf den Tiergarten, der von der Bahn nicht durchschnitten werden durfte.

Die zur Ausführung gelangte Linie ist das Ergebnis vieler sorgfältiger Versuche und langjähriger Verhandlungen, bei denen das Erreichbare oft an die Stelle des technisch Besseren treten mußte. Nachdem die ganze Linie endgültig festgestellt war, wurde die Bauausführung mit Eifer betrieben. Bereits gegen Ende des Jahres 1881 waren die Arbeiten so weit gefördert, daß der Betrieb auf den Stadtgleisen am 7. Februar 1882 und der Betrieb auf den Ferngleisen am 15. Mai desselben Jahres eröffnet werden konnte.

Die wirkliche Länge der Stadtbahn vom östlichen Ende des schlesischen Bahnhofs bis zum Bahnhof Charlottenburg beträgt 12·145 km, von der Gesamtlänge liegen nur 7·22 km in der Geraden. Die Halbmesser der Krümmungen schwanken im allgemeinen zwischen 280 und 500 m, ausnahmsweise, wenn es z. B. galt, ein wertvolles Gebäude zu schonen, sind auch Halbmesser von 250 m angewendet worden. Die Neigungsverhältnisse der Bahn sind günstig, nur 2·27 km liegen in der Neigung, davon 0·95 km in den Geraden und 1·32 km in Krümmungen. Die Neigungsverhältnisse schwanken zwischen 2%0 und 8%0.

Die Bahn ist durchweg als Hochbahn ausgebildet. Die Schienenoberkante der Bahn liegt etwa 6 m über Gelände. Sämtliche Straßen und Verkehrswege sind unterführt, die lichte Durchfahrhöhe in den Unterführungen beträgt mindestens 4·4 m. Am östlichen Ende der Bahn liegen die Gleise auf einer von Futtermauern eingefaßten Erdschüttung. Innerhalb der eigentlichen Stadt ist die Hochbahn als Viadukt ausgebildet, am westlichen Ende, wo die Bahn durch unbebautes Gelände führte, wählte man Dammschüttung.

Ausgeführt sind:


1. als gewölbter Viadukt7.964 m
2. als Viadukt mit eisernem Überbau,
einschließlich der eisernen Brücken1.823 m
3. als Erdschüttung zwischen Futtermauern675 m
4. als Dammschüttung 1.683 m
zusammen12.145 m

Die Viadukte erhielten im allgemeinen eine Breite von 15·5 m zwischen den Stirnen gemessen. Dieses Maß erwies sich als zu gering. Die vielen Unfälle, die die bei den Unterhaltungsarbeiten beschäftigten Beamten und Arbeiter erlitten, veranlaßten die Verwaltung, die Geländer mit künstlichen Hilfsmitteln so weit hinauszurücken, daß sie mindestens 2·35 m von der Achse des nächstliegenden Gleises entfernt waren.

Die Bahn kreuzt dreimal die Spree, ferner fünf andere Wasserläufe und 55 Straßen oder Verkehrswege. Von den Brücken haben zwei Spreebrücken, ferner die Brücke über den Kupfergraben und die Brücke über den Humboldthafen eiserne Überbauten, die übrigen Brücken sind gewölbt. Die Straßenunterführungen haben mit wenigen Ausnahmen eiserne Überbauten, deren Hauptträger in der Regel als Balkenträger ausgebildet sind; nur vereinzelt ist die Bogenform gewählt worden.

Die Entfernung der beiden Gleispaare beträgt auf den Viaduktstrecken nur 4·0 m zwischen den Achsen der beiden sich zunächst liegenden Gleise gemessen, auf den übrigen Strecken und auf den Bahnhöfen ist dieses Maß auf 4·50 m vergrößert.

Von den beiden Gleispaaren wurde das nördliche, die sog. "Stadtgleise", für den Nahverkehr, das südliche, die sog. "Ferngleise", für den Fernverkehr bestimmt. Die Stadtgleise erhielten am östlichen und westlichen Ende je zwei gabelförmige Anschlußkurven an die Ringbahn, außerdem auf beiden Endbahnhöfen noch Verbindungen mit den Ferngleisen, die das Überleiten der Stadtzüge auf die verschiedenen Fernbahnen gestatteten. Die letzteren Verbindungen sind später wieder aufgegeben worden. Die Ferngleise erhielten im Osten Anschluß an die Ostbahn und die niederschlesisch-märkische Bahn, außerdem durch Vermittlung der Ringbahn einen später wieder aufgegebenen Anschluß an die Görlitzer Bahn. Im Westen erhielten die Ferngleise Anschluß an die Wetzlarer Bahn und mittelbar über Wannsee auch an die Potsdamer Bahn, ferner über Spandau Anschluß an die Lehrter und Hamburger Bahn.

Die Stadtbahn hatte zunächst nur 9 Stationen, deren Entfernung voneinander zwischen 0·69 und 2·26 km schwankt. Die Stationen Schlesischer Bahnhof, Alexanderplatz, Friedrichstraße und Charlottenburg waren für den Fern- und Nahverkehr eingerichtet, die Stationen Jannowitzbrücke, Börse, Lehrter Bahnhof, Bellevue und Zoologischer Garten nur für den Nahverkehr. Wenige Jahre nach Eröffnung des Betriebs wurde auch der Bahnhof Zoologischer Garten für den Fernverkehr eingerichtet; ferner wurden zwei neue Stationen, Tiergarten und Savignyplatz, im Zuge der Stadtbahngleise eingeschaltet. Es sind somit 11 Stationen vorhanden, darunter 5 für den Fern- und Nahverkehr und 6 nur für den Nahverkehr.

Die beiden Endbahnhöfe (Schlesischer Bahnhof und Bahnhof Charlottenburg) haben die

außer durch den Grunderwerb noch beeinflußt durch die Rücksicht auf den Lehrter Bahnhof und auf den Tiergarten, der von der Bahn nicht durchschnitten werden durfte.

Die zur Ausführung gelangte Linie ist das Ergebnis vieler sorgfältiger Versuche und langjähriger Verhandlungen, bei denen das Erreichbare oft an die Stelle des technisch Besseren treten mußte. Nachdem die ganze Linie endgültig festgestellt war, wurde die Bauausführung mit Eifer betrieben. Bereits gegen Ende des Jahres 1881 waren die Arbeiten so weit gefördert, daß der Betrieb auf den Stadtgleisen am 7. Februar 1882 und der Betrieb auf den Ferngleisen am 15. Mai desselben Jahres eröffnet werden konnte.

Die wirkliche Länge der Stadtbahn vom östlichen Ende des schlesischen Bahnhofs bis zum Bahnhof Charlottenburg beträgt 12·145 km, von der Gesamtlänge liegen nur 7·22 km in der Geraden. Die Halbmesser der Krümmungen schwanken im allgemeinen zwischen 280 und 500 m, ausnahmsweise, wenn es z. B. galt, ein wertvolles Gebäude zu schonen, sind auch Halbmesser von 250 m angewendet worden. Die Neigungsverhältnisse der Bahn sind günstig, nur 2·27 km liegen in der Neigung, davon 0·95 km in den Geraden und 1·32 km in Krümmungen. Die Neigungsverhältnisse schwanken zwischen 2 und 8‰.

Die Bahn ist durchweg als Hochbahn ausgebildet. Die Schienenoberkante der Bahn liegt etwa 6 m über Gelände. Sämtliche Straßen und Verkehrswege sind unterführt, die lichte Durchfahrhöhe in den Unterführungen beträgt mindestens 4·4 m. Am östlichen Ende der Bahn liegen die Gleise auf einer von Futtermauern eingefaßten Erdschüttung. Innerhalb der eigentlichen Stadt ist die Hochbahn als Viadukt ausgebildet, am westlichen Ende, wo die Bahn durch unbebautes Gelände führte, wählte man Dammschüttung.

Ausgeführt sind:


1. als gewölbter Viadukt7.964 m
2. als Viadukt mit eisernem Überbau,
einschließlich der eisernen Brücken1.823 m
3. als Erdschüttung zwischen Futtermauern675 m
4. als Dammschüttung 1.683 m
zusammen12.145 m

Die Viadukte erhielten im allgemeinen eine Breite von 15·5 m zwischen den Stirnen gemessen. Dieses Maß erwies sich als zu gering. Die vielen Unfälle, die die bei den Unterhaltungsarbeiten beschäftigten Beamten und Arbeiter erlitten, veranlaßten die Verwaltung, die Geländer mit künstlichen Hilfsmitteln so weit hinauszurücken, daß sie mindestens 2·35 m von der Achse des nächstliegenden Gleises entfernt waren.

Die Bahn kreuzt dreimal die Spree, ferner fünf andere Wasserläufe und 55 Straßen oder Verkehrswege. Von den Brücken haben zwei Spreebrücken, ferner die Brücke über den Kupfergraben und die Brücke über den Humboldthafen eiserne Überbauten, die übrigen Brücken sind gewölbt. Die Straßenunterführungen haben mit wenigen Ausnahmen eiserne Überbauten, deren Hauptträger in der Regel als Balkenträger ausgebildet sind; nur vereinzelt ist die Bogenform gewählt worden.

Die Entfernung der beiden Gleispaare beträgt auf den Viaduktstrecken nur 4·0 m zwischen den Achsen der beiden sich zunächst liegenden Gleise gemessen, auf den übrigen Strecken und auf den Bahnhöfen ist dieses Maß auf 4·50 m vergrößert.

Von den beiden Gleispaaren wurde das nördliche, die sog. „Stadtgleise“, für den Nahverkehr, das südliche, die sog. „Ferngleise“, für den Fernverkehr bestimmt. Die Stadtgleise erhielten am östlichen und westlichen Ende je zwei gabelförmige Anschlußkurven an die Ringbahn, außerdem auf beiden Endbahnhöfen noch Verbindungen mit den Ferngleisen, die das Überleiten der Stadtzüge auf die verschiedenen Fernbahnen gestatteten. Die letzteren Verbindungen sind später wieder aufgegeben worden. Die Ferngleise erhielten im Osten Anschluß an die Ostbahn und die niederschlesisch-märkische Bahn, außerdem durch Vermittlung der Ringbahn einen später wieder aufgegebenen Anschluß an die Görlitzer Bahn. Im Westen erhielten die Ferngleise Anschluß an die Wetzlarer Bahn und mittelbar über Wannsee auch an die Potsdamer Bahn, ferner über Spandau Anschluß an die Lehrter und Hamburger Bahn.

Die Stadtbahn hatte zunächst nur 9 Stationen, deren Entfernung voneinander zwischen 0·69 und 2·26 km schwankt. Die Stationen Schlesischer Bahnhof, Alexanderplatz, Friedrichstraße und Charlottenburg waren für den Fern- und Nahverkehr eingerichtet, die Stationen Jannowitzbrücke, Börse, Lehrter Bahnhof, Bellevue und Zoologischer Garten nur für den Nahverkehr. Wenige Jahre nach Eröffnung des Betriebs wurde auch der Bahnhof Zoologischer Garten für den Fernverkehr eingerichtet; ferner wurden zwei neue Stationen, Tiergarten und Savignyplatz, im Zuge der Stadtbahngleise eingeschaltet. Es sind somit 11 Stationen vorhanden, darunter 5 für den Fern- und Nahverkehr und 6 nur für den Nahverkehr.

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[247/0257] außer durch den Grunderwerb noch beeinflußt durch die Rücksicht auf den Lehrter Bahnhof und auf den Tiergarten, der von der Bahn nicht durchschnitten werden durfte. Die zur Ausführung gelangte Linie ist das Ergebnis vieler sorgfältiger Versuche und langjähriger Verhandlungen, bei denen das Erreichbare oft an die Stelle des technisch Besseren treten mußte. Nachdem die ganze Linie endgültig festgestellt war, wurde die Bauausführung mit Eifer betrieben. Bereits gegen Ende des Jahres 1881 waren die Arbeiten so weit gefördert, daß der Betrieb auf den Stadtgleisen am 7. Februar 1882 und der Betrieb auf den Ferngleisen am 15. Mai desselben Jahres eröffnet werden konnte. Die wirkliche Länge der Stadtbahn vom östlichen Ende des schlesischen Bahnhofs bis zum Bahnhof Charlottenburg beträgt 12·145 km, von der Gesamtlänge liegen nur 7·22 km in der Geraden. Die Halbmesser der Krümmungen schwanken im allgemeinen zwischen 280 und 500 m, ausnahmsweise, wenn es z. B. galt, ein wertvolles Gebäude zu schonen, sind auch Halbmesser von 250 m angewendet worden. Die Neigungsverhältnisse der Bahn sind günstig, nur 2·27 km liegen in der Neigung, davon 0·95 km in den Geraden und 1·32 km in Krümmungen. Die Neigungsverhältnisse schwanken zwischen 2‰ und 8‰. Die Bahn ist durchweg als Hochbahn ausgebildet. Die Schienenoberkante der Bahn liegt etwa 6 m über Gelände. Sämtliche Straßen und Verkehrswege sind unterführt, die lichte Durchfahrhöhe in den Unterführungen beträgt mindestens 4·4 m. Am östlichen Ende der Bahn liegen die Gleise auf einer von Futtermauern eingefaßten Erdschüttung. Innerhalb der eigentlichen Stadt ist die Hochbahn als Viadukt ausgebildet, am westlichen Ende, wo die Bahn durch unbebautes Gelände führte, wählte man Dammschüttung. Ausgeführt sind: 1. als gewölbter Viadukt 7.964 m 2. als Viadukt mit eisernem Überbau, einschließlich der eisernen Brücken 1.823 m 3. als Erdschüttung zwischen Futtermauern 675 m 4. als Dammschüttung 1.683 m zusammen 12.145 m Die Viadukte erhielten im allgemeinen eine Breite von 15·5 m zwischen den Stirnen gemessen. Dieses Maß erwies sich als zu gering. Die vielen Unfälle, die die bei den Unterhaltungsarbeiten beschäftigten Beamten und Arbeiter erlitten, veranlaßten die Verwaltung, die Geländer mit künstlichen Hilfsmitteln so weit hinauszurücken, daß sie mindestens 2·35 m von der Achse des nächstliegenden Gleises entfernt waren. Die Bahn kreuzt dreimal die Spree, ferner fünf andere Wasserläufe und 55 Straßen oder Verkehrswege. Von den Brücken haben zwei Spreebrücken, ferner die Brücke über den Kupfergraben und die Brücke über den Humboldthafen eiserne Überbauten, die übrigen Brücken sind gewölbt. Die Straßenunterführungen haben mit wenigen Ausnahmen eiserne Überbauten, deren Hauptträger in der Regel als Balkenträger ausgebildet sind; nur vereinzelt ist die Bogenform gewählt worden. Die Entfernung der beiden Gleispaare beträgt auf den Viaduktstrecken nur 4·0 m zwischen den Achsen der beiden sich zunächst liegenden Gleise gemessen, auf den übrigen Strecken und auf den Bahnhöfen ist dieses Maß auf 4·50 m vergrößert. Von den beiden Gleispaaren wurde das nördliche, die sog. „Stadtgleise“, für den Nahverkehr, das südliche, die sog. „Ferngleise“, für den Fernverkehr bestimmt. Die Stadtgleise erhielten am östlichen und westlichen Ende je zwei gabelförmige Anschlußkurven an die Ringbahn, außerdem auf beiden Endbahnhöfen noch Verbindungen mit den Ferngleisen, die das Überleiten der Stadtzüge auf die verschiedenen Fernbahnen gestatteten. Die letzteren Verbindungen sind später wieder aufgegeben worden. Die Ferngleise erhielten im Osten Anschluß an die Ostbahn und die niederschlesisch-märkische Bahn, außerdem durch Vermittlung der Ringbahn einen später wieder aufgegebenen Anschluß an die Görlitzer Bahn. Im Westen erhielten die Ferngleise Anschluß an die Wetzlarer Bahn und mittelbar über Wannsee auch an die Potsdamer Bahn, ferner über Spandau Anschluß an die Lehrter und Hamburger Bahn. Die Stadtbahn hatte zunächst nur 9 Stationen, deren Entfernung voneinander zwischen 0·69 und 2·26 km schwankt. Die Stationen Schlesischer Bahnhof, Alexanderplatz, Friedrichstraße und Charlottenburg waren für den Fern- und Nahverkehr eingerichtet, die Stationen Jannowitzbrücke, Börse, Lehrter Bahnhof, Bellevue und Zoologischer Garten nur für den Nahverkehr. Wenige Jahre nach Eröffnung des Betriebs wurde auch der Bahnhof Zoologischer Garten für den Fernverkehr eingerichtet; ferner wurden zwei neue Stationen, Tiergarten und Savignyplatz, im Zuge der Stadtbahngleise eingeschaltet. Es sind somit 11 Stationen vorhanden, darunter 5 für den Fern- und Nahverkehr und 6 nur für den Nahverkehr. Die beiden Endbahnhöfe (Schlesischer Bahnhof und Bahnhof Charlottenburg) haben die

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/257>, abgerufen am 16.07.2024.