Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

in gewachsenem Fels hergestellt worden, weil die vorgelagerte Schutthalde, in der die Bahn hier zuerst angelegt war, kurz vor der Bahneröffnung ins Rutschen geriet und die sonst von Erfolg begleiteten Befestigungsarbeiten


Abb. 133.
infolge von andauerndem Regenwetter in der zweiten Sommerhälfte in ihrer Wirkung wieder stark bedroht worden waren (Abb. 131).


Abb. 134.

Zwischen Bergün und dem Albulatunnel (Abb. 132) beträgt das Talgefälle 77%, das Bahngefälle von 35%0 erforderte daher eine starke Längenentwicklung. Diese beträgt 12·5 km; die künstliche Entwicklung mußte 6 km lang sein. Die Entwicklungsschleifen konnten so gelegt werden, daß Lawinen und Steinschlägen tunlichst ausgewichen wurde. Diese Schleifen bilden zwei Gruppen. Die erste befindet sich gleich oberhalb Bergün und besteht in einer Doppelschleife, indem die Linie zuerst dem Haupttal folgt, dann in den 486 m langen Godtunnel zurückführt, bis sie an die Hänge des Val Tuors gelangt und nun in dem Platztunnel von 262 m Länge neuerdings kehrend sich am Hange des Albulatales hoch hinaufzieht(Abb. 133 u. 134). In dieser Strecke liegen 3 Viadukte von 42,72 und 70 m Länge. Die zweite Entwicklungsgruppe beginnt 3·3 km nach dem Platzkehrtunnel.

Zwischen den beiden Entwicklungsgruppen liegt zunächst der Tischbachviadukt, 100 m lang und 40 m hoch, ein kleiner Tunnel von 34·5 m Länge und die 117 m lange gemauerte Chanelettagalerie. In dem Zwischenraum zwischen diesen beiden Strecken liegen oberhalb der Bahn, bis zur Höhe von 2300 m hinauf, sehr umfangreiche Schutzbauten gegen die in dieser Gegend alljährlich abgehenden zahlreichen Lawinen (Abb. 135). Die Schutzbauten sind wegen ihres allgemeinen Nutzens mit Unterstützung der Eidgenossenschaft ausgeführt und übertreffen an Ausdehnung alle anderen Lawinenabbauten der Schweiz.

Nach der Chanelettagalerie folgt die Ausweichstelle Muot, darauf ein 53 m langer Tunnel, der später durch eine 12·7 m lange

in gewachsenem Fels hergestellt worden, weil die vorgelagerte Schutthalde, in der die Bahn hier zuerst angelegt war, kurz vor der Bahneröffnung ins Rutschen geriet und die sonst von Erfolg begleiteten Befestigungsarbeiten


Abb. 133.
infolge von andauerndem Regenwetter in der zweiten Sommerhälfte in ihrer Wirkung wieder stark bedroht worden waren (Abb. 131).


Abb. 134.

Zwischen Bergün und dem Albulatunnel (Abb. 132) beträgt das Talgefälle 77%, das Bahngefälle von 35 erforderte daher eine starke Längenentwicklung. Diese beträgt 12·5 km; die künstliche Entwicklung mußte 6 km lang sein. Die Entwicklungsschleifen konnten so gelegt werden, daß Lawinen und Steinschlägen tunlichst ausgewichen wurde. Diese Schleifen bilden zwei Gruppen. Die erste befindet sich gleich oberhalb Bergün und besteht in einer Doppelschleife, indem die Linie zuerst dem Haupttal folgt, dann in den 486 m langen Godtunnel zurückführt, bis sie an die Hänge des Val Tuors gelangt und nun in dem Platztunnel von 262 m Länge neuerdings kehrend sich am Hange des Albulatales hoch hinaufzieht(Abb. 133 u. 134). In dieser Strecke liegen 3 Viadukte von 42,72 und 70 m Länge. Die zweite Entwicklungsgruppe beginnt 3·3 km nach dem Platzkehrtunnel.

Zwischen den beiden Entwicklungsgruppen liegt zunächst der Tischbachviadukt, 100 m lang und 40 m hoch, ein kleiner Tunnel von 34·5 m Länge und die 117 m lange gemauerte Chanelettagalerie. In dem Zwischenraum zwischen diesen beiden Strecken liegen oberhalb der Bahn, bis zur Höhe von 2300 m hinauf, sehr umfangreiche Schutzbauten gegen die in dieser Gegend alljährlich abgehenden zahlreichen Lawinen (Abb. 135). Die Schutzbauten sind wegen ihres allgemeinen Nutzens mit Unterstützung der Eidgenossenschaft ausgeführt und übertreffen an Ausdehnung alle anderen Lawinenabbauten der Schweiz.

Nach der Chanelettagalerie folgt die Ausweichstelle Muot, darauf ein 53 m langer Tunnel, der später durch eine 12·7 m lange

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="129"/>
in gewachsenem Fels hergestellt worden, weil die vorgelagerte Schutthalde, in der die Bahn hier zuerst angelegt war, kurz vor der Bahneröffnung ins Rutschen geriet und die sonst von Erfolg begleiteten Befestigungsarbeiten<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen01_1912/figures/roell_eisenbahnwesen01_1912_figure-0153.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 133.</head><lb/></figure><lb/>
infolge von andauerndem Regenwetter in der zweiten Sommerhälfte in ihrer Wirkung wieder stark bedroht worden waren (Abb. 131).</p><lb/>
          <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen01_1912/figures/roell_eisenbahnwesen01_1912_figure-0154.jpg" rendition="#c">
            <head>Abb. 134.</head><lb/>
          </figure><lb/>
          <p>Zwischen Bergün und dem Albulatunnel (Abb. 132) beträgt das Talgefälle 77<hi rendition="#i">%</hi>, das Bahngefälle von 35<hi rendition="#i">&#x2030;</hi> erforderte daher eine starke Längenentwicklung. Diese beträgt 12·5 <hi rendition="#i">km;</hi> die künstliche Entwicklung mußte 6 <hi rendition="#i">km</hi> lang sein. Die Entwicklungsschleifen konnten so gelegt werden, daß Lawinen und Steinschlägen tunlichst ausgewichen wurde. Diese Schleifen bilden zwei Gruppen. Die erste befindet sich gleich oberhalb Bergün und besteht in einer Doppelschleife, indem die Linie zuerst dem Haupttal folgt, dann in den 486 <hi rendition="#i">m</hi> langen Godtunnel zurückführt, bis sie an die Hänge des Val Tuors gelangt und nun in dem Platztunnel von 262 <hi rendition="#i">m</hi> Länge neuerdings kehrend sich am Hange des Albulatales hoch hinaufzieht(Abb. 133 u. 134). In dieser Strecke liegen 3 Viadukte von 42,72 und 70 <hi rendition="#i">m</hi> Länge. Die zweite Entwicklungsgruppe beginnt 3·3 <hi rendition="#i">km</hi> nach dem Platzkehrtunnel.</p><lb/>
          <p>Zwischen den beiden Entwicklungsgruppen liegt zunächst der Tischbachviadukt, 100 <hi rendition="#i">m</hi> lang und 40 <hi rendition="#i">m</hi> hoch, ein kleiner Tunnel von 34·5 <hi rendition="#i">m</hi> Länge und die 117 <hi rendition="#i">m</hi> lange gemauerte Chanelettagalerie. In dem Zwischenraum zwischen diesen beiden Strecken liegen oberhalb der Bahn, bis zur Höhe von 2300 <hi rendition="#i">m</hi> hinauf, sehr umfangreiche Schutzbauten gegen die in dieser Gegend alljährlich abgehenden zahlreichen Lawinen (Abb. 135). Die Schutzbauten sind wegen ihres allgemeinen Nutzens mit Unterstützung der Eidgenossenschaft ausgeführt und übertreffen an Ausdehnung alle anderen Lawinenabbauten der Schweiz.</p><lb/>
          <p>Nach der Chanelettagalerie folgt die Ausweichstelle Muot, darauf ein 53 <hi rendition="#i">m</hi> langer Tunnel, der später durch eine 12·7 <hi rendition="#i">m</hi> lange
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0137] in gewachsenem Fels hergestellt worden, weil die vorgelagerte Schutthalde, in der die Bahn hier zuerst angelegt war, kurz vor der Bahneröffnung ins Rutschen geriet und die sonst von Erfolg begleiteten Befestigungsarbeiten [Abbildung Abb. 133. ] infolge von andauerndem Regenwetter in der zweiten Sommerhälfte in ihrer Wirkung wieder stark bedroht worden waren (Abb. 131). [Abbildung Abb. 134. ] Zwischen Bergün und dem Albulatunnel (Abb. 132) beträgt das Talgefälle 77%, das Bahngefälle von 35‰ erforderte daher eine starke Längenentwicklung. Diese beträgt 12·5 km; die künstliche Entwicklung mußte 6 km lang sein. Die Entwicklungsschleifen konnten so gelegt werden, daß Lawinen und Steinschlägen tunlichst ausgewichen wurde. Diese Schleifen bilden zwei Gruppen. Die erste befindet sich gleich oberhalb Bergün und besteht in einer Doppelschleife, indem die Linie zuerst dem Haupttal folgt, dann in den 486 m langen Godtunnel zurückführt, bis sie an die Hänge des Val Tuors gelangt und nun in dem Platztunnel von 262 m Länge neuerdings kehrend sich am Hange des Albulatales hoch hinaufzieht(Abb. 133 u. 134). In dieser Strecke liegen 3 Viadukte von 42,72 und 70 m Länge. Die zweite Entwicklungsgruppe beginnt 3·3 km nach dem Platzkehrtunnel. Zwischen den beiden Entwicklungsgruppen liegt zunächst der Tischbachviadukt, 100 m lang und 40 m hoch, ein kleiner Tunnel von 34·5 m Länge und die 117 m lange gemauerte Chanelettagalerie. In dem Zwischenraum zwischen diesen beiden Strecken liegen oberhalb der Bahn, bis zur Höhe von 2300 m hinauf, sehr umfangreiche Schutzbauten gegen die in dieser Gegend alljährlich abgehenden zahlreichen Lawinen (Abb. 135). Die Schutzbauten sind wegen ihres allgemeinen Nutzens mit Unterstützung der Eidgenossenschaft ausgeführt und übertreffen an Ausdehnung alle anderen Lawinenabbauten der Schweiz. Nach der Chanelettagalerie folgt die Ausweichstelle Muot, darauf ein 53 m langer Tunnel, der später durch eine 12·7 m lange

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:39Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912/137
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912/137>, abgerufen am 25.11.2024.