Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

glauben, so bald glauben, oder für wahr
annehmen, als ihr von der Religion werdet
unterrichtet seyn.

Ihr seyd zu diesem Endzweck vorberei-
tet worden. Erstlich: daß ihr die Hülfsmit-
tel zu aller Erkenntniß, nemlich Aufmerk-
samkeit und Wißbegierde, kennen gelernt,
und euch, in deren Anwendung, geübet habt.

Zweytens: Ihr habt gehört, daß alle
Dinge, die wir sehen, und empfinden, aus
Ursach und Wirkung bestehen, und daß Gott
die erste Ursach aller Dinge sey, oder daß
alles seinen Anfang, Gott zu danken habe.

Drittens: Daß ber Mensch zwar, seinen
von Gott erhaltenen Verstand, dazu brau-
chen müße, so viel Ursachen und Wirkun-
gen, als möglich, einzusehen, und also weise
und klug zu werden. Daß aber doch sich
nicht alles, durch eignes Nachdenken, oder
Belehrung von andern, ergründen laße.

Viertens: Ihr wißt, was Wahrheit ist,
und habt, die Zeichen derselben zu kennen,
eure Fähigkeit geübt.

Fünftens: Ihr seyd belehret, daß man sich
nach der erkannten Wahrheit auch richten müße,
oder der Wahrheit glauben; sowohl der Wahrheit,
die man, aus eignen Nachdenken, für Wahrheit
erkennt, als auch der Wahrheit, die man, auf das

Zeug-

glauben, ſo bald glauben, oder fuͤr wahr
annehmen, als ihr von der Religion werdet
unterrichtet ſeyn.

Ihr ſeyd zu dieſem Endzweck vorberei-
tet worden. Erſtlich: daß ihr die Huͤlfsmit-
tel zu aller Erkenntniß, nemlich Aufmerk-
ſamkeit und Wißbegierde, kennen gelernt,
und euch, in deren Anwendung, geuͤbet habt.

Zweytens: Ihr habt gehoͤrt, daß alle
Dinge, die wir ſehen, und empfinden, aus
Urſach und Wirkung beſtehen, und daß Gott
die erſte Urſach aller Dinge ſey, oder daß
alles ſeinen Anfang, Gott zu danken habe.

Drittens: Daß ber Menſch zwar, ſeinen
von Gott erhaltenen Verſtand, dazu brau-
chen muͤße, ſo viel Urſachen und Wirkun-
gen, als moͤglich, einzuſehen, und alſo weiſe
und klug zu werden. Daß aber doch ſich
nicht alles, durch eignes Nachdenken, oder
Belehrung von andern, ergruͤnden laße.

Viertens: Ihr wißt, was Wahrheit iſt,
und habt, die Zeichen derſelben zu kennen,
eure Faͤhigkeit geuͤbt.

Fuͤnftens: Ihr ſeyd belehret, daß man ſich
nach der erkannten Wahrheit auch richten muͤße,
oder der Wahrheit glauben; ſowohl der Wahrheit,
die man, aus eignen Nachdenken, fuͤr Wahrheit
erkennt, als auch der Wahrheit, die man, auf das

Zeug-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0058" n="36"/>
glauben, &#x017F;o bald glauben, oder fu&#x0364;r wahr<lb/>
annehmen, als ihr von der Religion werdet<lb/>
unterrichtet &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Ihr &#x017F;eyd zu die&#x017F;em Endzweck vorberei-<lb/>
tet worden. Er&#x017F;tlich: daß ihr die Hu&#x0364;lfsmit-<lb/>
tel zu aller Erkenntniß, nemlich Aufmerk-<lb/>
&#x017F;amkeit und Wißbegierde, kennen gelernt,<lb/>
und euch, in deren Anwendung, geu&#x0364;bet habt.</p><lb/>
          <p>Zweytens: Ihr habt geho&#x0364;rt, daß alle<lb/>
Dinge, die wir &#x017F;ehen, und empfinden, aus<lb/>
Ur&#x017F;ach und Wirkung be&#x017F;tehen, und daß Gott<lb/>
die er&#x017F;te Ur&#x017F;ach aller Dinge &#x017F;ey, oder daß<lb/>
alles &#x017F;einen Anfang, Gott zu danken habe.</p><lb/>
          <p>Drittens: Daß ber Men&#x017F;ch zwar, &#x017F;einen<lb/>
von Gott erhaltenen Ver&#x017F;tand, dazu brau-<lb/>
chen mu&#x0364;ße, &#x017F;o viel Ur&#x017F;achen und Wirkun-<lb/>
gen, als mo&#x0364;glich, einzu&#x017F;ehen, und al&#x017F;o wei&#x017F;e<lb/>
und klug zu werden. Daß aber doch &#x017F;ich<lb/>
nicht alles, durch eignes Nachdenken, oder<lb/>
Belehrung von andern, ergru&#x0364;nden laße.</p><lb/>
          <p>Viertens: Ihr wißt, was Wahrheit i&#x017F;t,<lb/>
und habt, die Zeichen der&#x017F;elben zu kennen,<lb/>
eure Fa&#x0364;higkeit geu&#x0364;bt.</p><lb/>
          <p>Fu&#x0364;nftens: Ihr &#x017F;eyd belehret, daß man &#x017F;ich<lb/>
nach der <choice><sic>erkann ten</sic><corr>erkannten</corr></choice> Wahrheit auch richten mu&#x0364;ße,<lb/>
oder der Wahrheit glauben; &#x017F;owohl der Wahrheit,<lb/>
die man, aus eignen Nachdenken, fu&#x0364;r Wahrheit<lb/>
erkennt, als auch der Wahrheit, die man, auf das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zeug-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0058] glauben, ſo bald glauben, oder fuͤr wahr annehmen, als ihr von der Religion werdet unterrichtet ſeyn. Ihr ſeyd zu dieſem Endzweck vorberei- tet worden. Erſtlich: daß ihr die Huͤlfsmit- tel zu aller Erkenntniß, nemlich Aufmerk- ſamkeit und Wißbegierde, kennen gelernt, und euch, in deren Anwendung, geuͤbet habt. Zweytens: Ihr habt gehoͤrt, daß alle Dinge, die wir ſehen, und empfinden, aus Urſach und Wirkung beſtehen, und daß Gott die erſte Urſach aller Dinge ſey, oder daß alles ſeinen Anfang, Gott zu danken habe. Drittens: Daß ber Menſch zwar, ſeinen von Gott erhaltenen Verſtand, dazu brau- chen muͤße, ſo viel Urſachen und Wirkun- gen, als moͤglich, einzuſehen, und alſo weiſe und klug zu werden. Daß aber doch ſich nicht alles, durch eignes Nachdenken, oder Belehrung von andern, ergruͤnden laße. Viertens: Ihr wißt, was Wahrheit iſt, und habt, die Zeichen derſelben zu kennen, eure Faͤhigkeit geuͤbt. Fuͤnftens: Ihr ſeyd belehret, daß man ſich nach der erkannten Wahrheit auch richten muͤße, oder der Wahrheit glauben; ſowohl der Wahrheit, die man, aus eignen Nachdenken, fuͤr Wahrheit erkennt, als auch der Wahrheit, die man, auf das Zeug-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/58
Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/58>, abgerufen am 05.12.2024.