abgiebt, und die Wirthschaft geht gemeinig- lich dabey zu Grunde.
In einem Dorfe nahe bey der Stadt, war einmal ein Bauer, der hielt sich vier starke Pferde, und hatte ein treflich Ackergut. Da kamen die Leute aus der Stadt, häufig hin, und handelten mit ihm, daß er Lohnfuhren thun sollte, sie boten ihm viel Geld, und er fieng an zu fahren. Dem Knecht gaben sie Biergeld, und schenkten ihm manch Glas Branntewein, daß er geschwind zufahren sollte. Dem Knecht gefiel das beßer, als die Acker- arbeit. Wrnn nun nöthig zu pflügen, zu eggen, Heu zu fahren etc. war, und es kam eine Lohnfuhre, so rieth der Knecht immer zu: Der Herr sollte das schöne Geld mitnehmen, es würde wohl Wet- ter bleiben; zum Pflügen wäre immer Zeit genug etc. Der Herr hatte schon auf hun- dert Thaler verdient, und das gefiel ihm: Er ließ sichs also ferner gefallen. Die Pfer- de waren oft überjagt worden, wenn der Knecht zu viel gesoffen hatte, nun sollten sie auch noch alle versäumte Ackerarbeit nach- thun. Aber es fiel Regenwetter ein, das Heu verdarb; es kam ein früher Winter, der Acker blieb unbesäet, oder eilig und schlecht bestellt. Als der Winter kam, fielen die
Pfer-
abgiebt, und die Wirthſchaft geht gemeinig- lich dabey zu Grunde.
In einem Dorfe nahe bey der Stadt, war einmal ein Bauer, der hielt ſich vier ſtarke Pferde, und hatte ein treflich Ackergut. Da kamen die Leute aus der Stadt, haͤufig hin, und handelten mit ihm, daß er Lohnfuhren thun ſollte, ſie boten ihm viel Geld, und er fieng an zu fahren. Dem Knecht gaben ſie Biergeld, und ſchenkten ihm manch Glas Branntewein, daß er geſchwind zufahren ſollte. Dem Knecht gefiel das beßer, als die Acker- arbeit. Wrnn nun noͤthig zu pfluͤgen, zu eggen, Heu zu fahren ꝛc. war, und es kam eine Lohnfuhre, ſo rieth der Knecht immer zu: Der Herr ſollte das ſchoͤne Geld mitnehmen, es wuͤrde wohl Wet- ter bleiben; zum Pfluͤgen waͤre immer Zeit genug ꝛc. Der Herr hatte ſchon auf hun- dert Thaler verdient, und das gefiel ihm: Er ließ ſichs alſo ferner gefallen. Die Pfer- de waren oft uͤberjagt worden, wenn der Knecht zu viel geſoffen hatte, nun ſollten ſie auch noch alle verſaͤumte Ackerarbeit nach- thun. Aber es fiel Regenwetter ein, das Heu verdarb; es kam ein fruͤher Winter, der Acker blieb unbeſaͤet, oder eilig und ſchlecht beſtellt. Als der Winter kam, fielen die
Pfer-
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abgiebt, und die Wirthſchaft geht gemeinig-
lich dabey zu Grunde.
In einem Dorfe nahe bey der Stadt, war
einmal ein Bauer, der hielt ſich vier ſtarke
Pferde, und hatte ein treflich Ackergut. Da
kamen die Leute aus der Stadt, haͤufig hin,
und handelten mit ihm, daß er Lohnfuhren
thun ſollte, ſie boten ihm viel Geld, und er
fieng an zu fahren. Dem Knecht gaben ſie
Biergeld, und ſchenkten ihm manch Glas
Branntewein, daß er geſchwind zufahren ſollte.
Dem Knecht gefiel das beßer, als die Acker-
arbeit. Wrnn nun noͤthig zu pfluͤgen, zu
eggen, Heu zu fahren ꝛc. war, und es
kam eine Lohnfuhre, ſo rieth der Knecht
immer zu: Der Herr ſollte das ſchoͤne
Geld mitnehmen, es wuͤrde wohl Wet-
ter bleiben; zum Pfluͤgen waͤre immer Zeit
genug ꝛc. Der Herr hatte ſchon auf hun-
dert Thaler verdient, und das gefiel ihm:
Er ließ ſichs alſo ferner gefallen. Die Pfer-
de waren oft uͤberjagt worden, wenn der
Knecht zu viel geſoffen hatte, nun ſollten ſie
auch noch alle verſaͤumte Ackerarbeit nach-
thun. Aber es fiel Regenwetter ein, das
Heu verdarb; es kam ein fruͤher Winter, der
Acker blieb unbeſaͤet, oder eilig und ſchlecht
beſtellt. Als der Winter kam, fielen die
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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/162>, abgerufen am 16.07.2024.
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