de keine befondern Kräfte nöthig, sondern wie dieselbe in allen ihren Würkungen beständig den einfältigsten und kürzesten Weg erwehlet, also bedienet sich dieselbe zu Hervorbringung aller Veränderungen keiner andern Kräfte, als eben des vorhergemeldten Vermögens, womit alle Körper begabt sind, in ihrem Zustande zu verharren. Dieses scheinet zwar dem ersten Anblick nach etwas wiedersprechendes in sich zu enthalten, indem man schwerlich begreifen kan, wie eine Kraft, welche die Körper in ih- rem Zustande zu erhalten bestimmet ist, zugleich auch alle Veränderungen hervor bringen könne. Wenn man aber diese Sache in reifere Erwe- gung zieht, so sieht man bald, daß diese wesent- liche Eigenschaft aller Körper, wodurch sie sich in ihrem Zustand zu erhalten bemühet sind, nicht nur vermögend seyn könne, Verände- rungen zu verursachen, sondern daß auch in der That alle Veränderungen, welche wir zu erklä- ren im Stande sind, von nichts anders, als die- ser allgemeinen Eigenschaft herrühren. Um diese Würkung begreiflich zu machen, so darf man sich nur zwey Körper vorstellen, deren einer stille steht, der andere aber mit einem gewissen Grad der Geschwindigkeit auf den erstern loß- gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil- len den erstern Körper, welcher stille steht, mit dem Buchstaben A, den andern aber, welcher gegen diesen läuft, mit dem Buchstaben B be-
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de keine befondern Kraͤfte noͤthig, ſondern wie dieſelbe in allen ihren Wuͤrkungen beſtaͤndig den einfaͤltigſten und kuͤrzeſten Weg erwehlet, alſo bedienet ſich dieſelbe zu Hervorbringung aller Veraͤnderungen keiner andern Kraͤfte, als eben des vorhergemeldten Vermoͤgens, womit alle Koͤrper begabt ſind, in ihrem Zuſtande zu verharren. Dieſes ſcheinet zwar dem erſten Anblick nach etwas wiederſprechendes in ſich zu enthalten, indem man ſchwerlich begreifen kan, wie eine Kraft, welche die Koͤrper in ih- rem Zuſtande zu erhalten beſtimmet iſt, zugleich auch alle Veraͤnderungen hervor bringen koͤnne. Wenn man aber dieſe Sache in reifere Erwe- gung zieht, ſo ſieht man bald, daß dieſe weſent- liche Eigenſchaft aller Koͤrper, wodurch ſie ſich in ihrem Zuſtand zu erhalten bemuͤhet ſind, nicht nur vermoͤgend ſeyn koͤnne, Veraͤnde- rungen zu verurſachen, ſondern daß auch in der That alle Veraͤnderungen, welche wir zu erklaͤ- ren im Stande ſind, von nichts anders, als die- ſer allgemeinen Eigenſchaft herruͤhren. Um dieſe Wuͤrkung begreiflich zu machen, ſo darf man ſich nur zwey Koͤrper vorſtellen, deren einer ſtille ſteht, der andere aber mit einem gewiſſen Grad der Geſchwindigkeit auf den erſtern loß- gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil- len den erſtern Koͤrper, welcher ſtille ſteht, mit dem Buchſtaben A, den andern aber, welcher gegen dieſen laͤuft, mit dem Buchſtaben B be-
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de keine befondern Kraͤfte noͤthig, ſondern wie
dieſelbe in allen ihren Wuͤrkungen beſtaͤndig
den einfaͤltigſten und kuͤrzeſten Weg erwehlet,
alſo bedienet ſich dieſelbe zu Hervorbringung
aller Veraͤnderungen keiner andern Kraͤfte, als
eben des vorhergemeldten Vermoͤgens, womit
alle Koͤrper begabt ſind, in ihrem Zuſtande zu
verharren. Dieſes ſcheinet zwar dem erſten
Anblick nach etwas wiederſprechendes in ſich
zu enthalten, indem man ſchwerlich begreifen
kan, wie eine Kraft, welche die Koͤrper in ih-
rem Zuſtande zu erhalten beſtimmet iſt, zugleich
auch alle Veraͤnderungen hervor bringen koͤnne.
Wenn man aber dieſe Sache in reifere Erwe-
gung zieht, ſo ſieht man bald, daß dieſe weſent-
liche Eigenſchaft aller Koͤrper, wodurch ſie
ſich in ihrem Zuſtand zu erhalten bemuͤhet ſind,
nicht nur vermoͤgend ſeyn koͤnne, Veraͤnde-
rungen zu verurſachen, ſondern daß auch in der
That alle Veraͤnderungen, welche wir zu erklaͤ-
ren im Stande ſind, von nichts anders, als die-
ſer allgemeinen Eigenſchaft herruͤhren. Um
dieſe Wuͤrkung begreiflich zu machen, ſo darf
man ſich nur zwey Koͤrper vorſtellen, deren einer
ſtille ſteht, der andere aber mit einem gewiſſen
Grad der Geſchwindigkeit auf den erſtern loß-
gehet. Wir wollen um der Deutlichkeit wil-
len den erſtern Koͤrper, welcher ſtille ſteht, mit
dem Buchſtaben A, den andern aber, welcher
gegen dieſen laͤuft, mit dem Buchſtaben B be-
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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