Zustand bestimmet wird, unverändert zu er- halten. Wenn also ein Körper einmahl in Bewegung gesetzet worden, und keine äußer- liche Kraft auf denselben würket, so behält derselbe beständig so wohl einerley Geschwin- digkeit, als auch einerley Richtung. Wenn man aber wahrnehmen solte, daß entweder die Ge- schwindigkeit oder die Richtung desselben, oder beyde Stücke zugleich geändert würden: so kan man daraus den sichern Schluß ziehen, daß eine solche Veränderung von einer frem- den Kraft verursachet worden. Da nun in der Welt alle Augenblicke dergleichen Ver- änderungen vorgehen, und darinnen weder eine beständige Ruhe, noch eine gleichförmi- ge Bewegung angetroffen wird, so wird hier billig die Frage aufgeworfen, woher alle dieje- nigen Kräfte kommen, von welcher diese Ver- änderungen entspringen. Um diese Frage zu beantworten, haben verschiedene Weltweise behauptet, daß die Körper noch außer dem Vermögen in ihrem Zustande unverändert zu verharren, mit einer Kraft begabet seyn, ihren Zustand immerfort zu verändern. Ausser dem aber, daß auf diese Weise der Materie zwey ganz wiederwärtige Eigenschaften zuge- schrieben werden, so wird man dadurch auch nicht einmahl in Stand gesetzt, die geringste Veränderung, welche in der Welt vorgehet, zu erklären. Die Natur hat auch zu diesem En-
de
Zuſtand beſtimmet wird, unveraͤndert zu er- halten. Wenn alſo ein Koͤrper einmahl in Bewegung geſetzet worden, und keine aͤußer- liche Kraft auf denſelben wuͤrket, ſo behaͤlt derſelbe beſtaͤndig ſo wohl einerley Geſchwin- digkeit, als auch einerley Richtung. Wenn man aber wahrnehmen ſolte, daß entweder die Ge- ſchwindigkeit oder die Richtung deſſelben, oder beyde Stuͤcke zugleich geaͤndert wuͤrden: ſo kan man daraus den ſichern Schluß ziehen, daß eine ſolche Veraͤnderung von einer frem- den Kraft verurſachet worden. Da nun in der Welt alle Augenblicke dergleichen Ver- aͤnderungen vorgehen, und darinnen weder eine beſtaͤndige Ruhe, noch eine gleichfoͤrmi- ge Bewegung angetroffen wird, ſo wird hier billig die Frage aufgeworfen, woher alle dieje- nigen Kraͤfte kommen, von welcher dieſe Ver- aͤnderungen entſpringen. Um dieſe Frage zu beantworten, haben verſchiedene Weltweiſe behauptet, daß die Koͤrper noch außer dem Vermoͤgen in ihrem Zuſtande unveraͤndert zu verharren, mit einer Kraft begabet ſeyn, ihren Zuſtand immerfort zu veraͤndern. Auſſer dem aber, daß auf dieſe Weiſe der Materie zwey ganz wiederwaͤrtige Eigenſchaften zuge- ſchrieben werden, ſo wird man dadurch auch nicht einmahl in Stand geſetzt, die geringſte Veraͤnderung, welche in der Welt vorgehet, zu erklaͤren. Die Natur hat auch zu dieſem En-
de
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0450"n="430"/>
Zuſtand beſtimmet wird, unveraͤndert zu er-<lb/>
halten. Wenn alſo ein Koͤrper einmahl in<lb/>
Bewegung geſetzet worden, und keine aͤußer-<lb/>
liche Kraft auf denſelben wuͤrket, ſo behaͤlt<lb/>
derſelbe beſtaͤndig ſo wohl einerley Geſchwin-<lb/>
digkeit, als auch einerley Richtung. Wenn man<lb/>
aber wahrnehmen ſolte, daß entweder die Ge-<lb/>ſchwindigkeit oder die Richtung deſſelben, oder<lb/>
beyde Stuͤcke zugleich geaͤndert wuͤrden: ſo<lb/>
kan man daraus den ſichern Schluß ziehen,<lb/>
daß eine ſolche Veraͤnderung von einer frem-<lb/>
den Kraft verurſachet worden. Da nun in<lb/>
der Welt alle Augenblicke dergleichen Ver-<lb/>
aͤnderungen vorgehen, und darinnen weder<lb/>
eine beſtaͤndige Ruhe, noch eine gleichfoͤrmi-<lb/>
ge Bewegung angetroffen wird, ſo wird hier<lb/>
billig die Frage aufgeworfen, woher alle dieje-<lb/>
nigen Kraͤfte kommen, von welcher dieſe Ver-<lb/>
aͤnderungen entſpringen. Um dieſe Frage zu<lb/>
beantworten, haben verſchiedene Weltweiſe<lb/>
behauptet, daß die Koͤrper noch außer dem<lb/>
Vermoͤgen in ihrem Zuſtande unveraͤndert zu<lb/>
verharren, mit einer Kraft begabet ſeyn, ihren<lb/>
Zuſtand immerfort zu veraͤndern. Auſſer<lb/>
dem aber, daß auf dieſe Weiſe der Materie<lb/>
zwey ganz wiederwaͤrtige Eigenſchaften zuge-<lb/>ſchrieben werden, ſo wird man dadurch auch<lb/>
nicht einmahl in Stand geſetzt, die geringſte<lb/>
Veraͤnderung, welche in der Welt vorgehet, zu<lb/>
erklaͤren. Die Natur hat auch zu dieſem En-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">de</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[430/0450]
Zuſtand beſtimmet wird, unveraͤndert zu er-
halten. Wenn alſo ein Koͤrper einmahl in
Bewegung geſetzet worden, und keine aͤußer-
liche Kraft auf denſelben wuͤrket, ſo behaͤlt
derſelbe beſtaͤndig ſo wohl einerley Geſchwin-
digkeit, als auch einerley Richtung. Wenn man
aber wahrnehmen ſolte, daß entweder die Ge-
ſchwindigkeit oder die Richtung deſſelben, oder
beyde Stuͤcke zugleich geaͤndert wuͤrden: ſo
kan man daraus den ſichern Schluß ziehen,
daß eine ſolche Veraͤnderung von einer frem-
den Kraft verurſachet worden. Da nun in
der Welt alle Augenblicke dergleichen Ver-
aͤnderungen vorgehen, und darinnen weder
eine beſtaͤndige Ruhe, noch eine gleichfoͤrmi-
ge Bewegung angetroffen wird, ſo wird hier
billig die Frage aufgeworfen, woher alle dieje-
nigen Kraͤfte kommen, von welcher dieſe Ver-
aͤnderungen entſpringen. Um dieſe Frage zu
beantworten, haben verſchiedene Weltweiſe
behauptet, daß die Koͤrper noch außer dem
Vermoͤgen in ihrem Zuſtande unveraͤndert zu
verharren, mit einer Kraft begabet ſeyn, ihren
Zuſtand immerfort zu veraͤndern. Auſſer
dem aber, daß auf dieſe Weiſe der Materie
zwey ganz wiederwaͤrtige Eigenſchaften zuge-
ſchrieben werden, ſo wird man dadurch auch
nicht einmahl in Stand geſetzt, die geringſte
Veraͤnderung, welche in der Welt vorgehet, zu
erklaͤren. Die Natur hat auch zu dieſem En-
de
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/450>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.