Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

tität Pulver erzeuget wird, je kleiner muß noth-
wendig der Ueberrest, welcher die gröbere Ma-
terie ausmacht, seyn. Dahero hat man von
einem solchen Pulver, worinne eine grössere
Menge zusammen gedruckter Luft enthalten ist,
einen doppelten Vortheil zu gewarten; indem
daraus nicht nur eine stärkere Ausdehnungs-
Kraft entstehet, sondern auch die Menge der
gröberen Materie, welche zugleich in Bewe-
gung gesetzt werden muß, um so viel geringer ist.
Hiernechst kommt es aber insonderheit auf die
Plötzlichkeit der Entzündung an, als wodurch
die eingeschlossene Luft von ihren Banden be-
freyet, und in Stand gesetzet wird, ihre Kraft
auszuüben. Je geschwinder sich also die Ent-
zündung durch das gantze Wesen des Pulvers
ausbreitet, je grösser wird auch die Kraft, so dar-
aus entsteht, indem gleich im ersten Augenblick
eine grössere Gewalt vorhanden ist, welche auf
die Kugel würket, und auch nachgehends
darauf zu würken fortfährt. Durch die Plötz-
lichkeit der Entzündung wird aber auch die aus-
breitende Gewalt noch aus einem andern Grun-
de vermehret; denn je schneller das Pulver
Feuer fängt, je grösser ist auch die Hitze, so dabey
hervorgebracht wird. Da nun durch die Hitze,
wie wir oben gesehen, die Elasticität der Luft
sehr merklich vermehret wird, so entspringt da-
her auch ein sehr grosser Zuwachs in der Ge-
walt des Pulvers. Um also von der Stärke

einer

titaͤt Pulver erzeuget wird, je kleiner muß noth-
wendig der Ueberreſt, welcher die groͤbere Ma-
terie ausmacht, ſeyn. Dahero hat man von
einem ſolchen Pulver, worinne eine groͤſſere
Menge zuſammen gedruckter Luft enthalten iſt,
einen doppelten Vortheil zu gewarten; indem
daraus nicht nur eine ſtaͤrkere Ausdehnungs-
Kraft entſtehet, ſondern auch die Menge der
groͤberen Materie, welche zugleich in Bewe-
gung geſetzt werden muß, um ſo viel geringer iſt.
Hiernechſt kommt es aber inſonderheit auf die
Ploͤtzlichkeit der Entzuͤndung an, als wodurch
die eingeſchloſſene Luft von ihren Banden be-
freyet, und in Stand geſetzet wird, ihre Kraft
auszuuͤben. Je geſchwinder ſich alſo die Ent-
zuͤndung durch das gantze Weſen des Pulvers
ausbreitet, je groͤſſer wird auch die Kraft, ſo dar-
aus entſteht, indem gleich im erſten Augenblick
eine groͤſſere Gewalt vorhanden iſt, welche auf
die Kugel wuͤrket, und auch nachgehends
darauf zu wuͤrken fortfaͤhrt. Durch die Ploͤtz-
lichkeit der Entzuͤndung wird aber auch die aus-
breitende Gewalt noch aus einem andern Grun-
de vermehret; denn je ſchneller das Pulver
Feuer faͤngt, je groͤſſer iſt auch die Hitze, ſo dabey
hervorgebracht wird. Da nun durch die Hitze,
wie wir oben geſehen, die Elaſticitaͤt der Luft
ſehr merklich vermehret wird, ſo entſpringt da-
her auch ein ſehr groſſer Zuwachs in der Ge-
walt des Pulvers. Um alſo von der Staͤrke

einer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0420" n="400"/>
tita&#x0364;t Pulver erzeuget wird, je kleiner muß noth-<lb/>
wendig der Ueberre&#x017F;t, welcher die gro&#x0364;bere Ma-<lb/>
terie ausmacht, &#x017F;eyn. Dahero hat man von<lb/>
einem &#x017F;olchen Pulver, worinne eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Menge zu&#x017F;ammen gedruckter Luft enthalten i&#x017F;t,<lb/>
einen doppelten Vortheil zu gewarten; indem<lb/>
daraus nicht nur eine &#x017F;ta&#x0364;rkere Ausdehnungs-<lb/>
Kraft ent&#x017F;tehet, &#x017F;ondern auch die Menge der<lb/>
gro&#x0364;beren Materie, welche zugleich in Bewe-<lb/>
gung ge&#x017F;etzt werden muß, um &#x017F;o viel geringer i&#x017F;t.<lb/>
Hiernech&#x017F;t kommt es aber in&#x017F;onderheit auf die<lb/>
Plo&#x0364;tzlichkeit der Entzu&#x0364;ndung an, als wodurch<lb/>
die einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Luft von ihren Banden be-<lb/>
freyet, und in Stand ge&#x017F;etzet wird, ihre Kraft<lb/>
auszuu&#x0364;ben. Je ge&#x017F;chwinder &#x017F;ich al&#x017F;o die Ent-<lb/>
zu&#x0364;ndung durch das gantze We&#x017F;en des Pulvers<lb/>
ausbreitet, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wird auch die Kraft, &#x017F;o dar-<lb/>
aus ent&#x017F;teht, indem gleich im er&#x017F;ten Augenblick<lb/>
eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gewalt vorhanden i&#x017F;t, welche auf<lb/>
die Kugel wu&#x0364;rket, und auch nachgehends<lb/>
darauf zu wu&#x0364;rken fortfa&#x0364;hrt. Durch die Plo&#x0364;tz-<lb/>
lichkeit der Entzu&#x0364;ndung wird aber auch die aus-<lb/>
breitende Gewalt noch aus einem andern Grun-<lb/>
de vermehret; denn je &#x017F;chneller das Pulver<lb/>
Feuer fa&#x0364;ngt, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t auch die Hitze, &#x017F;o dabey<lb/>
hervorgebracht wird. Da nun durch die Hitze,<lb/>
wie wir oben ge&#x017F;ehen, die <hi rendition="#aq">Ela&#x017F;tici</hi>ta&#x0364;t der Luft<lb/>
&#x017F;ehr merklich vermehret wird, &#x017F;o ent&#x017F;pringt da-<lb/>
her auch ein &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er Zuwachs in der Ge-<lb/>
walt des Pulvers. Um al&#x017F;o von der Sta&#x0364;rke<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0420] titaͤt Pulver erzeuget wird, je kleiner muß noth- wendig der Ueberreſt, welcher die groͤbere Ma- terie ausmacht, ſeyn. Dahero hat man von einem ſolchen Pulver, worinne eine groͤſſere Menge zuſammen gedruckter Luft enthalten iſt, einen doppelten Vortheil zu gewarten; indem daraus nicht nur eine ſtaͤrkere Ausdehnungs- Kraft entſtehet, ſondern auch die Menge der groͤberen Materie, welche zugleich in Bewe- gung geſetzt werden muß, um ſo viel geringer iſt. Hiernechſt kommt es aber inſonderheit auf die Ploͤtzlichkeit der Entzuͤndung an, als wodurch die eingeſchloſſene Luft von ihren Banden be- freyet, und in Stand geſetzet wird, ihre Kraft auszuuͤben. Je geſchwinder ſich alſo die Ent- zuͤndung durch das gantze Weſen des Pulvers ausbreitet, je groͤſſer wird auch die Kraft, ſo dar- aus entſteht, indem gleich im erſten Augenblick eine groͤſſere Gewalt vorhanden iſt, welche auf die Kugel wuͤrket, und auch nachgehends darauf zu wuͤrken fortfaͤhrt. Durch die Ploͤtz- lichkeit der Entzuͤndung wird aber auch die aus- breitende Gewalt noch aus einem andern Grun- de vermehret; denn je ſchneller das Pulver Feuer faͤngt, je groͤſſer iſt auch die Hitze, ſo dabey hervorgebracht wird. Da nun durch die Hitze, wie wir oben geſehen, die Elaſticitaͤt der Luft ſehr merklich vermehret wird, ſo entſpringt da- her auch ein ſehr groſſer Zuwachs in der Ge- walt des Pulvers. Um alſo von der Staͤrke einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/420
Zitationshilfe: Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/420>, abgerufen am 25.11.2024.