Das schlechte Pulver hält gemeiniglich, weil der Salpeter nicht genugsam gereiniget worden, noch etwas von gemeinem Saltz in sich. Da nun das gemeine Saltz die Feuchtig- keit weit stärker an sich zieht, als der Salpeter; so ist leicht zu begreiffen, daß bey feuchtem Wetter das schlechte Pulver vielmehr Feuch- tigkeit annehmen müsse, als das gute, dahero dasselbe auch um so vielmehr von seiner Kraft verlieret.
Die Unbeständigkeit, welche sich in den Wür- kungen des feuchten Pulvers äussert, rühret, wie ich vermuthe, von den verschiedenen Gra- den der Trockne her, zu welcher dasselbe in dem Stücke gebracht wird. Denn da nach dem ersten und zweyten Schuß der Lauf schon etwas erwärmet wird, so verlieret sich auch desto eher ein Theil der Feuchtigkeit, womit das Pulver behaftet gewesen, durch die Aus- dünstung, wenn nehmlich dasselbe einige Zeit in dem Lauf gelassen wird. Weil nun so- wohl die Erhitzung des Schieß-Gewehrs, als die Zeit, so lange das Pulver darinne verbleibt, sehr ungewisse Umstände sind; so hat man sich nicht zu verwundern, daß die Ausdünstung und die daher rührende Gewalt des Pulvers eben so wenig zu einiger Gewißheit gebracht werden könne. Hiebey ist noch zu erinnern, daß öfters in dem trockensten Wetter die Stär- ke des Pulvers bey dem ersten Schuß durch
die
Das ſchlechte Pulver haͤlt gemeiniglich, weil der Salpeter nicht genugſam gereiniget worden, noch etwas von gemeinem Saltz in ſich. Da nun das gemeine Saltz die Feuchtig- keit weit ſtaͤrker an ſich zieht, als der Salpeter; ſo iſt leicht zu begreiffen, daß bey feuchtem Wetter das ſchlechte Pulver vielmehr Feuch- tigkeit annehmen muͤſſe, als das gute, dahero daſſelbe auch um ſo vielmehr von ſeiner Kraft verlieret.
Die Unbeſtaͤndigkeit, welche ſich in den Wuͤr- kungen des feuchten Pulvers aͤuſſert, ruͤhret, wie ich vermuthe, von den verſchiedenen Gra- den der Trockne her, zu welcher daſſelbe in dem Stuͤcke gebracht wird. Denn da nach dem erſten und zweyten Schuß der Lauf ſchon etwas erwaͤrmet wird, ſo verlieret ſich auch deſto eher ein Theil der Feuchtigkeit, womit das Pulver behaftet geweſen, durch die Aus- duͤnſtung, wenn nehmlich daſſelbe einige Zeit in dem Lauf gelaſſen wird. Weil nun ſo- wohl die Erhitzung des Schieß-Gewehrs, als die Zeit, ſo lange das Pulver darinne verbleibt, ſehr ungewiſſe Umſtaͤnde ſind; ſo hat man ſich nicht zu verwundern, daß die Ausduͤnſtung und die daher ruͤhrende Gewalt des Pulvers eben ſo wenig zu einiger Gewißheit gebracht werden koͤnne. Hiebey iſt noch zu erinnern, daß oͤfters in dem trockenſten Wetter die Staͤr- ke des Pulvers bey dem erſten Schuß durch
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Das ſchlechte Pulver haͤlt gemeiniglich,
weil der Salpeter nicht genugſam gereiniget
worden, noch etwas von gemeinem Saltz in
ſich. Da nun das gemeine Saltz die Feuchtig-
keit weit ſtaͤrker an ſich zieht, als der Salpeter;
ſo iſt leicht zu begreiffen, daß bey feuchtem
Wetter das ſchlechte Pulver vielmehr Feuch-
tigkeit annehmen muͤſſe, als das gute, dahero
daſſelbe auch um ſo vielmehr von ſeiner Kraft
verlieret.
Die Unbeſtaͤndigkeit, welche ſich in den Wuͤr-
kungen des feuchten Pulvers aͤuſſert, ruͤhret,
wie ich vermuthe, von den verſchiedenen Gra-
den der Trockne her, zu welcher daſſelbe in
dem Stuͤcke gebracht wird. Denn da nach
dem erſten und zweyten Schuß der Lauf ſchon
etwas erwaͤrmet wird, ſo verlieret ſich auch
deſto eher ein Theil der Feuchtigkeit, womit
das Pulver behaftet geweſen, durch die Aus-
duͤnſtung, wenn nehmlich daſſelbe einige Zeit
in dem Lauf gelaſſen wird. Weil nun ſo-
wohl die Erhitzung des Schieß-Gewehrs, als
die Zeit, ſo lange das Pulver darinne verbleibt,
ſehr ungewiſſe Umſtaͤnde ſind; ſo hat man ſich
nicht zu verwundern, daß die Ausduͤnſtung
und die daher ruͤhrende Gewalt des Pulvers
eben ſo wenig zu einiger Gewißheit gebracht
werden koͤnne. Hiebey iſt noch zu erinnern,
daß oͤfters in dem trockenſten Wetter die Staͤr-
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Robins, Benjamin: Neue Grundsätze der Artillerie. Übers. v. Leonhard Euler. Berlin, 1745, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robins_artillerie_1745/276>, abgerufen am 25.11.2024.
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