Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Sie war des Sylphen-Königs einz'ges Kind.
Er überraschte uns,
Verstieß die Tochter aus dem Reich der Geister,
Und fluchte mir ob solcher grausen That.
Noch tönt die Rede schaurig in mein Ohr.
Hör' ihn, mein Sohn, den fürchterlichen Fluch:

Die dich innig heiß geliebt,
Die hast du zum Tod betrübt,
Schwere Sünde ausgeübt.--
Drum wird Liebe dich verderben,
Drum, durch deiner Liebe Erben,
Sollst du unerhört einst sterben.--
Fern von deinem Vaterland,
Mordet dich,dir unbekannt,
Eine schwarze Rettungshand.

So sprach der König drohend, und ich fühl' es:
Nie kehr' ich wieder in mein Reich zurück.
Almansor.
Mein Vater, reizt die Götter nicht! verscheuchet
Aus eurer Brust den grausenden Gedanken!
Wie leicht könnt euch ein Unglück wider-
fahren;
Jch bitt euch, theurer Vater, tröstet euch! --
Osmar.
Jch bin getröstet; denn ich sterbe gern,
Der Tod söhnt mich mit meinem Leben aus.
Du aber schwöre mir:
Sie war des Sylphen-Königs einz'ges Kind.
Er überraschte uns,
Verstieß die Tochter aus dem Reich der Geister,
Und fluchte mir ob solcher grausen That.
Noch tönt die Rede schaurig in mein Ohr.
Hör' ihn, mein Sohn, den fürchterlichen Fluch:

Die dich innig heiß geliebt,
Die hast du zum Tod betrübt,
Schwere Sünde ausgeübt.—
Drum wird Liebe dich verderben,
Drum, durch deiner Liebe Erben,
Sollst du unerhört einst sterben.—
Fern von deinem Vaterland,
Mordet dich,dir unbekannt,
Eine schwarze Rettungshand.

So sprach der König drohend, und ich fühl' es:
Nie kehr' ich wieder in mein Reich zurück.
Almansor.
Mein Vater, reizt die Götter nicht! verscheuchet
Aus eurer Brust den grausenden Gedanken!
Wie leicht könnt euch ein Unglück wider-
fahren;
Jch bitt euch, theurer Vater, tröstet euch! —
Osmar.
Jch bin getröstet; denn ich sterbe gern,
Der Tod söhnt mich mit meinem Leben aus.
Du aber schwöre mir:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#OSM">
            <pb facs="#f0056" n="52"/>
            <p>Sie war des Sylphen-Königs einz'ges Kind.<lb/>
Er überraschte uns,<lb/>
Verstieß die Tochter aus dem Reich der Geister,<lb/>
Und fluchte mir ob solcher grausen That.<lb/>
Noch tönt die Rede schaurig in mein Ohr.<lb/>
Hör' ihn, mein Sohn, den fürchterlichen Fluch:</p><lb/>
            <p>Die dich innig heiß geliebt,<lb/>
Die hast du zum Tod betrübt,<lb/>
Schwere Sünde ausgeübt.&#x2014;<lb/>
Drum wird Liebe dich verderben,<lb/>
Drum, durch deiner Liebe Erben,<lb/>
Sollst du unerhört einst sterben.&#x2014;<lb/>
Fern von deinem Vaterland,<lb/>
Mordet dich,dir unbekannt,<lb/>
Eine schwarze Rettungshand.</p><lb/>
            <p>So sprach der König drohend, und ich fühl' es:<lb/>
Nie kehr' ich wieder in mein Reich zurück.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ALM">
            <speaker>Almansor.</speaker><lb/>
            <p>Mein Vater, reizt die Götter nicht! verscheuchet<lb/>
Aus eurer Brust den grausenden Gedanken!<lb/>
Wie leicht könnt euch ein Unglück wider-<lb/>
fahren;<lb/>
Jch bitt euch, theurer Vater, tröstet euch! &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OSM">
            <speaker>Osmar.</speaker><lb/>
            <p>Jch bin getröstet; denn ich sterbe gern,<lb/>
Der Tod söhnt mich mit meinem Leben aus.<lb/>
Du aber schwöre mir:<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0056] Sie war des Sylphen-Königs einz'ges Kind. Er überraschte uns, Verstieß die Tochter aus dem Reich der Geister, Und fluchte mir ob solcher grausen That. Noch tönt die Rede schaurig in mein Ohr. Hör' ihn, mein Sohn, den fürchterlichen Fluch: Die dich innig heiß geliebt, Die hast du zum Tod betrübt, Schwere Sünde ausgeübt.— Drum wird Liebe dich verderben, Drum, durch deiner Liebe Erben, Sollst du unerhört einst sterben.— Fern von deinem Vaterland, Mordet dich,dir unbekannt, Eine schwarze Rettungshand. So sprach der König drohend, und ich fühl' es: Nie kehr' ich wieder in mein Reich zurück. Almansor. Mein Vater, reizt die Götter nicht! verscheuchet Aus eurer Brust den grausenden Gedanken! Wie leicht könnt euch ein Unglück wider- fahren; Jch bitt euch, theurer Vater, tröstet euch! — Osmar. Jch bin getröstet; denn ich sterbe gern, Der Tod söhnt mich mit meinem Leben aus. Du aber schwöre mir:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/56
Zitationshilfe: Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/56>, abgerufen am 25.11.2024.