Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806. Almansor (gerührt.) Das fragt mein Vater mich? Osmar. Nun, so befehl' ich dir bei dieser Liebe, Die deinem Stammhaus erblich möge seyn, Mir deine Angst, dein Schrecken zu verbergen, Wenn ich mit eigner Lippe Mein graues Schicksal dir verkünden muß. Almansor. Jch kenne keine Furcht, ihr seyd mein Vater; Allein die Sorge nahet meiner Brust, Wenn ihr so feyerlich, so seltsam seyd. Osmar. Es wird, mein Sohn, dir keine Sorge frommen. Pause. Erfahre schnell das Unvermeidliche -- Dein Vater muß hier sterben. Nie kehr ich wieder in mein Reich zurück. -- Almansor (erschreckt.) Gerechter Gott! welch unglückseel'ge Reden. Was werd' ich hören müssen! Osmar (ihn bei der Hand nehmend.) Auf, fasse dich, mein Sohn! Es ziemt dem künft'gen Herrscher nicht Ver- zweiflung, Er lerne früh das liebste sich versagen, Das theuerste verlieren. Almansor (gerührt.) Das fragt mein Vater mich? Osmar. Nun, so befehl' ich dir bei dieser Liebe, Die deinem Stammhaus erblich möge seyn, Mir deine Angst, dein Schrecken zu verbergen, Wenn ich mit eigner Lippe Mein graues Schicksal dir verkünden muß. Almansor. Jch kenne keine Furcht, ihr seyd mein Vater; Allein die Sorge nahet meiner Brust, Wenn ihr so feyerlich, so seltsam seyd. Osmar. Es wird, mein Sohn, dir keine Sorge frommen. Pause. Erfahre schnell das Unvermeidliche — Dein Vater muß hier sterben. Nie kehr ich wieder in mein Reich zurück. — Almansor (erschreckt.) Gerechter Gott! welch unglückseel'ge Reden. Was werd' ich hören müssen! Osmar (ihn bei der Hand nehmend.) Auf, fasse dich, mein Sohn! Es ziemt dem künft'gen Herrscher nicht Ver- zweiflung, Er lerne früh das liebste sich versagen, Das theuerste verlieren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0054" n="50"/> <sp who="#ALM"> <speaker>Almansor</speaker> <stage>(gerührt.)</stage><lb/> <p>Das fragt mein Vater mich?</p> </sp><lb/> <sp who="#OSM"> <speaker>Osmar.</speaker><lb/> <p>Nun, so befehl' ich dir bei dieser Liebe,<lb/> Die deinem Stammhaus erblich möge seyn,<lb/> Mir deine Angst, dein Schrecken zu verbergen,<lb/> Wenn ich mit eigner Lippe<lb/> Mein graues Schicksal dir verkünden muß.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALM"> <speaker>Almansor.</speaker><lb/> <p>Jch kenne keine Furcht, ihr seyd mein Vater;<lb/> Allein die Sorge nahet meiner Brust,<lb/> Wenn ihr so feyerlich, so seltsam seyd.</p> </sp><lb/> <sp who="#OSM"> <speaker>Osmar.</speaker><lb/> <p>Es wird, mein Sohn, dir keine Sorge frommen.</p><lb/> <stage>Pause.</stage><lb/> <p>Erfahre schnell das Unvermeidliche —<lb/> Dein Vater muß hier sterben.<lb/> Nie kehr ich wieder in mein Reich zurück. —</p> </sp><lb/> <sp who="#ALM"> <speaker>Almansor</speaker> <stage>(erschreckt.)</stage><lb/> <p>Gerechter Gott! welch unglückseel'ge Reden.<lb/> Was werd' ich hören müssen!</p> </sp><lb/> <sp who="#OSM"> <speaker>Osmar</speaker><lb/> <stage>(ihn bei der Hand nehmend.)</stage><lb/> <p>Auf, fasse dich, mein Sohn!<lb/> Es ziemt dem künft'gen Herrscher nicht Ver-<lb/> zweiflung,</p><lb/> <p>Er lerne früh das liebste sich versagen,<lb/> Das theuerste verlieren.</p><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0054]
Almansor (gerührt.)
Das fragt mein Vater mich?
Osmar.
Nun, so befehl' ich dir bei dieser Liebe,
Die deinem Stammhaus erblich möge seyn,
Mir deine Angst, dein Schrecken zu verbergen,
Wenn ich mit eigner Lippe
Mein graues Schicksal dir verkünden muß.
Almansor.
Jch kenne keine Furcht, ihr seyd mein Vater;
Allein die Sorge nahet meiner Brust,
Wenn ihr so feyerlich, so seltsam seyd.
Osmar.
Es wird, mein Sohn, dir keine Sorge frommen.
Pause.
Erfahre schnell das Unvermeidliche —
Dein Vater muß hier sterben.
Nie kehr ich wieder in mein Reich zurück. —
Almansor (erschreckt.)
Gerechter Gott! welch unglückseel'ge Reden.
Was werd' ich hören müssen!
Osmar
(ihn bei der Hand nehmend.)
Auf, fasse dich, mein Sohn!
Es ziemt dem künft'gen Herrscher nicht Ver-
zweiflung,
Er lerne früh das liebste sich versagen,
Das theuerste verlieren.
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