Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
Das dir die Götter sendeten, gewahren, Dies biete deinem Feinde Zum bittern Trunke dar. Wenn du ihn wahrhaft, unaussöhnbar hassest, So hat er keine Macht mehr über dich, Und muß den Becher des Verderbens leeren; Du aber wirf indeß, anstatt zu trinken, Das blinkende Geschirr, daß er dir reichet, Stillschweigend in den Springquell neben dir. Zobea. Und mehr ist mir zu thun nicht aufgelegt? Zelu. Nicht mehr; doch schwer ist es, des Bösen Zauber Durch unauslöschbar heißen Haß zu tilgen. Zobea. Wie leicht wird es, wenn man das schöne liebt: O man hat zu jedem Werke Muth und Stärke, Wenn man liebt. Lieblich nahen unserm Herzen, Selbst die Schmerzen, Wenn man liebt. Liebe kann und wird nicht scheiden Lust von Leiden, Schmerz von Lust;
Das dir die Götter sendeten, gewahren, Dies biete deinem Feinde Zum bittern Trunke dar. Wenn du ihn wahrhaft, unaussöhnbar hassest, So hat er keine Macht mehr über dich, Und muß den Becher des Verderbens leeren; Du aber wirf indeß, anstatt zu trinken, Das blinkende Geschirr, daß er dir reichet, Stillschweigend in den Springquell neben dir. Zobea. Und mehr ist mir zu thun nicht aufgelegt? Zelu. Nicht mehr; doch schwer ist es, des Bösen Zauber Durch unauslöschbar heißen Haß zu tilgen. Zobea. Wie leicht wird es, wenn man das schöne liebt: O man hat zu jedem Werke Muth und Stärke, Wenn man liebt. Lieblich nahen unserm Herzen, Selbst die Schmerzen, Wenn man liebt. Liebe kann und wird nicht scheiden Lust von Leiden, Schmerz von Lust; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ZEL"> <p><pb facs="#f0135" n="131"/> Das dir die Götter sendeten, gewahren,<lb/> Dies biete deinem Feinde<lb/> Zum bittern Trunke dar.<lb/> Wenn du ihn wahrhaft, unaussöhnbar hassest,<lb/> So hat er keine Macht mehr über dich,<lb/> Und muß den Becher des Verderbens leeren;<lb/> Du aber wirf indeß, anstatt zu trinken,<lb/> Das blinkende Geschirr, daß er dir reichet,<lb/> Stillschweigend in den Springquell neben dir.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZOBE"> <speaker>Zobea.</speaker><lb/> <p>Und mehr ist mir zu thun nicht aufgelegt?</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker>Zelu.</speaker><lb/> <p>Nicht mehr; doch schwer ist es, des Bösen<lb/> Zauber<lb/> Durch unauslöschbar heißen Haß zu tilgen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZOBE"> <speaker>Zobea.</speaker><lb/> <p>Wie leicht wird es, wenn man das schöne<lb/> liebt:</p><lb/> <p>O man hat zu jedem Werke<lb/> Muth und Stärke,<lb/> Wenn man liebt.<lb/> Lieblich nahen unserm Herzen,<lb/> Selbst die Schmerzen,<lb/> Wenn man liebt.</p><lb/> <p>Liebe kann und wird nicht scheiden<lb/> Lust von Leiden,<lb/> Schmerz von Lust;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0135]
Das dir die Götter sendeten, gewahren,
Dies biete deinem Feinde
Zum bittern Trunke dar.
Wenn du ihn wahrhaft, unaussöhnbar hassest,
So hat er keine Macht mehr über dich,
Und muß den Becher des Verderbens leeren;
Du aber wirf indeß, anstatt zu trinken,
Das blinkende Geschirr, daß er dir reichet,
Stillschweigend in den Springquell neben dir.
Zobea.
Und mehr ist mir zu thun nicht aufgelegt?
Zelu.
Nicht mehr; doch schwer ist es, des Bösen
Zauber
Durch unauslöschbar heißen Haß zu tilgen.
Zobea.
Wie leicht wird es, wenn man das schöne
liebt:
O man hat zu jedem Werke
Muth und Stärke,
Wenn man liebt.
Lieblich nahen unserm Herzen,
Selbst die Schmerzen,
Wenn man liebt.
Liebe kann und wird nicht scheiden
Lust von Leiden,
Schmerz von Lust;
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Zitationshilfe: | Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/135>, abgerufen am 28.07.2024. |