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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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von der Iliupersis des Lescheos, wie er sich den Nominativ zu
dem in seiner Quelle vorgefundenen Genetiv Leskheo gebildet hat 2).
Der Verdacht, dass dieser Lescheos derselbe Verfasser ist, den er
vorher III 26, 9 als ton ta epe poiesanta ten mikran Iliada aus
einer anderen Quelle citiert hat, scheint ihm nicht gekommen zu
sein. Dieser Lesches nun begegnet uns zum ersten Mal bei dem
Peripatetiker Phanias von Eresos. Die überaus wichtige Angabe
ist uns bei Clemens Alexandrinus I 21 erhalten, wo derselbe über
die Lebenszeit des Terpandros spricht. Sie lautet: Ellanikos
goun touton (den Terpandros) istorei kata Midan gegonenai,
Phanias de pro Terpandrou titheis Leskhen ton Lesbion Arkhilokhou
neoteron pherei ton Terpandron, diemillesthai de ton Leskhen Ar-
ktino kai nenikekenai. Wenn man nun auch den Wettkampf mit
Arktinos sofort in das Reich der litterarhistorischen Mythenbildung,
der auch der Wettkampf desselben Dichters mit Hesiod (Plut.
conviv. VII sap. 153 F. vgl. Wilamowitz im Hermes XIV S. 161)
angehört, verweisen und in dem Sieg des Lesbiers über den Mi-
lesier einen Ausdruck des Lokalpatriotismus erkennen wird, so
scheint doch dies Zeugnis zu beweisen, dass eine alte auf Lesbos
bestehende Überlieferung, der zu misstrauen kein Grund ist und
der denn auch das ganze spätere Altertum Glauben schenkte, die
kleine Ilias für das Werk eines Lesbiers Namens Lesches er-
klärte; die genauen Angaben, dass dieser Mann aus Pyrrha ge-
wesen und sein Vater Aischylinos geheissen habe, hat zwar Cle-
mens Alexandrinus nicht; aber man wird sie an sich unbedenklich
gleichfalls für alte Tradition halten dürfen.

Leider aber tritt dem Zeugnis des Phanias das eines
anderen Lesbiers entgegen. Wir lesen in den Scholien zu
Eurip. Troad. 821, dass der Tragiker in der Angabe über die
Abstammung des Ganymedes übereinstimme mit to ten mikran
Iliada pepoiekoti, on oi men Thestoriden Phokea phasin, oi de
Kinaithona Lakedaimonion, os Ellanikos
, oi de Diodoron
Eruthraion. Also Hellanikos, der doch selbst aus Mytilene war,
erklärt die kleine Ilias nicht für das Werk seines Landsmannes,

2) Dies hat zuerst Wilamowitz bemerkt.

von der Iliupersis des Lescheos, wie er sich den Nominativ zu
dem in seiner Quelle vorgefundenen Genetiv Λέσχεω gebildet hat 2).
Der Verdacht, daſs dieser Lescheos derselbe Verfasser ist, den er
vorher III 26, 9 als τὸν τὰ ἔπη ποιήσαντα τὴν μικρὰν Ἰλιάδα aus
einer anderen Quelle citiert hat, scheint ihm nicht gekommen zu
sein. Dieser Lesches nun begegnet uns zum ersten Mal bei dem
Peripatetiker Phanias von Eresos. Die überaus wichtige Angabe
ist uns bei Clemens Alexandrinus I 21 erhalten, wo derselbe über
die Lebenszeit des Terpandros spricht. Sie lautet: Ἑλλάνικος
γοῦν τοῦτον (den Terpandros) ἱστορεῖ κατὰ Μίδαν γεγονέναι,
Φανίας δὲ πρὸ Τερπάνδρου τιϑεὶς Λέσχην τὸν Λέσβιον̕ Αρχιλόχου
νεώτερον φέρει τὸν Τέρπανδρον, διημιλλῆσϑαι δὲ τὸν Λέσχην Ἀρ-
κτίνῳ καὶ νενικηκέναι. Wenn man nun auch den Wettkampf mit
Arktinos sofort in das Reich der litterarhistorischen Mythenbildung,
der auch der Wettkampf desselben Dichters mit Hesiod (Plut.
conviv. VII sap. 153 F. vgl. Wilamowitz im Hermes XIV S. 161)
angehört, verweisen und in dem Sieg des Lesbiers über den Mi-
lesier einen Ausdruck des Lokalpatriotismus erkennen wird, so
scheint doch dies Zeugnis zu beweisen, daſs eine alte auf Lesbos
bestehende Überlieferung, der zu miſstrauen kein Grund ist und
der denn auch das ganze spätere Altertum Glauben schenkte, die
kleine Ilias für das Werk eines Lesbiers Namens Lesches er-
klärte; die genauen Angaben, daſs dieser Mann aus Pyrrha ge-
wesen und sein Vater Aischylinos geheiſsen habe, hat zwar Cle-
mens Alexandrinus nicht; aber man wird sie an sich unbedenklich
gleichfalls für alte Tradition halten dürfen.

Leider aber tritt dem Zeugnis des Phanias das eines
anderen Lesbiers entgegen. Wir lesen in den Scholien zu
Eurip. Troad. 821, daſs der Tragiker in der Angabe über die
Abstammung des Ganymedes übereinstimme mit τῷ τὴν μικρὰν
Ιλιάδα πεποιηκότι, ὃν οἱ μὲν Θεστορίδην Φωκέα φασίν, οἱ δὲ
Κιναίϑωνα Λακεδαιμόνιον, ὡς Ἑλλάνικος
, οἱ δὲ Διόδωρον
Ἐρυϑραῖον. Also Hellanikos, der doch selbst aus Mytilene war,
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2) Dies hat zuerst Wilamowitz bemerkt.
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[226/0240] von der Iliupersis des Lescheos, wie er sich den Nominativ zu dem in seiner Quelle vorgefundenen Genetiv Λέσχεω gebildet hat 2). Der Verdacht, daſs dieser Lescheos derselbe Verfasser ist, den er vorher III 26, 9 als τὸν τὰ ἔπη ποιήσαντα τὴν μικρὰν Ἰλιάδα aus einer anderen Quelle citiert hat, scheint ihm nicht gekommen zu sein. Dieser Lesches nun begegnet uns zum ersten Mal bei dem Peripatetiker Phanias von Eresos. Die überaus wichtige Angabe ist uns bei Clemens Alexandrinus I 21 erhalten, wo derselbe über die Lebenszeit des Terpandros spricht. Sie lautet: Ἑλλάνικος γοῦν τοῦτον (den Terpandros) ἱστορεῖ κατὰ Μίδαν γεγονέναι, Φανίας δὲ πρὸ Τερπάνδρου τιϑεὶς Λέσχην τὸν Λέσβιον̕ Αρχιλόχου νεώτερον φέρει τὸν Τέρπανδρον, διημιλλῆσϑαι δὲ τὸν Λέσχην Ἀρ- κτίνῳ καὶ νενικηκέναι. Wenn man nun auch den Wettkampf mit Arktinos sofort in das Reich der litterarhistorischen Mythenbildung, der auch der Wettkampf desselben Dichters mit Hesiod (Plut. conviv. VII sap. 153 F. vgl. Wilamowitz im Hermes XIV S. 161) angehört, verweisen und in dem Sieg des Lesbiers über den Mi- lesier einen Ausdruck des Lokalpatriotismus erkennen wird, so scheint doch dies Zeugnis zu beweisen, daſs eine alte auf Lesbos bestehende Überlieferung, der zu miſstrauen kein Grund ist und der denn auch das ganze spätere Altertum Glauben schenkte, die kleine Ilias für das Werk eines Lesbiers Namens Lesches er- klärte; die genauen Angaben, daſs dieser Mann aus Pyrrha ge- wesen und sein Vater Aischylinos geheiſsen habe, hat zwar Cle- mens Alexandrinus nicht; aber man wird sie an sich unbedenklich gleichfalls für alte Tradition halten dürfen. Leider aber tritt dem Zeugnis des Phanias das eines anderen Lesbiers entgegen. Wir lesen in den Scholien zu Eurip. Troad. 821, daſs der Tragiker in der Angabe über die Abstammung des Ganymedes übereinstimme mit τῷ τὴν μικρὰν Ιλιάδα πεποιηκότι, ὃν οἱ μὲν Θεστορίδην Φωκέα φασίν, οἱ δὲ Κιναίϑωνα Λακεδαιμόνιον, ὡς Ἑλλάνικος, οἱ δὲ Διόδωρον Ἐρυϑραῖον. Also Hellanikos, der doch selbst aus Mytilene war, erklärt die kleine Ilias nicht für das Werk seines Landsmannes, 2) Dies hat zuerst Wilamowitz bemerkt.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/240>, abgerufen am 23.11.2024.