ein dritter Mann, gleichfalls mit einem rundlichen Gegenstand zwischen den Fingern; ihm entspricht auf der linken Seite ein Mann mit Chiton, Himation und Speer -- also in der Gewandung dem Agamemnon der Vorderseite ähnlich -- welcher sich eiligen Schrittes von der Basis entfernt, aber den Kopf nach ihr zurück- wendet. An den beiden Enden der Darstellung finden wir rechts einen Mann, der in tiefster Betrübnis sich abgewant hat, während er zugleich die Stirne in die Hand stützt und sich das Gesicht verhüllt, links hingegen einen Mann, der starr auf die Basis hinblickt und voll Freude beide Arme erhebt. Nach Klein haben wir in den beiden an der Basis stehenden Figuren Aias und Odysseus zu erkennen. "Beide Helden", so sagt er, "sind vor der Athena mit dem Würfeln der Loose beschäftigt, jener Art von Orakel, von der wir nur zwei, aber hier sehr passende Punkte wissen: dass es das spezielle Orakel dieser Göttin war (?) und dass es nicht immer die Wahrheit sprach (?); der Künstler hat die Ent- scheidung schon durch die verschiedene Anzahl der Würfel auf beiden Seiten, noch mehr aber durch die Haltung der Athena ausgedrückt; die Spannung macht an den Enden auf der Seite des Aias dem Schmerze, auf der des Odysseus der Freude Platz." Es ist mir nicht gelungen zu ermitteln, wie Klein sich den Vorgang bei dem Würfelorakel denkt, namentlich in welchem Zusammenhang die verschiedene Zahl der Würfel mit dem Ausgang stehen soll. Doch sei dem wie ihm wolle; mir däucht, es ist klar, dass die Männer nicht würfeln, sondern die "Würfel" niederlegen; da nun überdiess auch noch ein dritter einen Würfel in der Hand hält, so ist die Deutung Kleins unhaltbar. Kein Würfelorakel, sondern eine Abstimmung ist dargestellt; links liegen die für Odysseus, rechts die für Aias abgegebenen Stimmsteine; einer nach dem andern treten die Achaier zur Basis, um unter Athenas Aufsicht abzustimmen. Schon hat Odysseus die entschiedene Majorität, Aias, -- denn so dürfen wir jetzt unbedenklich die rechte Eck- figur benennen -- wendet sich traurig ab und verhüllt sein Gesicht; Odysseus -- das ist der Mann an dem linken Ende der Darstellung -- erhebt freudig die Hände. Auf ihn eilt Agamemnon, der eben für ihn gestimmt hat, zu. In scharfer Erfassung des
ein dritter Mann, gleichfalls mit einem rundlichen Gegenstand zwischen den Fingern; ihm entspricht auf der linken Seite ein Mann mit Chiton, Himation und Speer — also in der Gewandung dem Agamemnon der Vorderseite ähnlich — welcher sich eiligen Schrittes von der Basis entfernt, aber den Kopf nach ihr zurück- wendet. An den beiden Enden der Darstellung finden wir rechts einen Mann, der in tiefster Betrübnis sich abgewant hat, während er zugleich die Stirne in die Hand stützt und sich das Gesicht verhüllt, links hingegen einen Mann, der starr auf die Basis hinblickt und voll Freude beide Arme erhebt. Nach Klein haben wir in den beiden an der Basis stehenden Figuren Aias und Odysseus zu erkennen. „Beide Helden“, so sagt er, „sind vor der Athena mit dem Würfeln der Loose beschäftigt, jener Art von Orakel, von der wir nur zwei, aber hier sehr passende Punkte wissen: daſs es das spezielle Orakel dieser Göttin war (?) und daſs es nicht immer die Wahrheit sprach (?); der Künstler hat die Ent- scheidung schon durch die verschiedene Anzahl der Würfel auf beiden Seiten, noch mehr aber durch die Haltung der Athena ausgedrückt; die Spannung macht an den Enden auf der Seite des Aias dem Schmerze, auf der des Odysseus der Freude Platz.“ Es ist mir nicht gelungen zu ermitteln, wie Klein sich den Vorgang bei dem Würfelorakel denkt, namentlich in welchem Zusammenhang die verschiedene Zahl der Würfel mit dem Ausgang stehen soll. Doch sei dem wie ihm wolle; mir däucht, es ist klar, daſs die Männer nicht würfeln, sondern die „Würfel“ niederlegen; da nun überdieſs auch noch ein dritter einen Würfel in der Hand hält, so ist die Deutung Kleins unhaltbar. Kein Würfelorakel, sondern eine Abstimmung ist dargestellt; links liegen die für Odysseus, rechts die für Aias abgegebenen Stimmsteine; einer nach dem andern treten die Achaier zur Basis, um unter Athenas Aufsicht abzustimmen. Schon hat Odysseus die entschiedene Majorität, Aias, — denn so dürfen wir jetzt unbedenklich die rechte Eck- figur benennen — wendet sich traurig ab und verhüllt sein Gesicht; Odysseus — das ist der Mann an dem linken Ende der Darstellung — erhebt freudig die Hände. Auf ihn eilt Agamemnon, der eben für ihn gestimmt hat, zu. In scharfer Erfassung des
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ein dritter Mann, gleichfalls mit einem rundlichen Gegenstand
zwischen den Fingern; ihm entspricht auf der linken Seite ein
Mann mit Chiton, Himation und Speer — also in der Gewandung
dem Agamemnon der Vorderseite ähnlich — welcher sich eiligen
Schrittes von der Basis entfernt, aber den Kopf nach ihr zurück-
wendet. An den beiden Enden der Darstellung finden wir
rechts einen Mann, der in tiefster Betrübnis sich abgewant hat,
während er zugleich die Stirne in die Hand stützt und sich das
Gesicht verhüllt, links hingegen einen Mann, der starr auf die
Basis hinblickt und voll Freude beide Arme erhebt. Nach Klein
haben wir in den beiden an der Basis stehenden Figuren Aias
und Odysseus zu erkennen. „Beide Helden“, so sagt er, „sind
vor der Athena mit dem Würfeln der Loose beschäftigt, jener Art
von Orakel, von der wir nur zwei, aber hier sehr passende Punkte
wissen: daſs es das spezielle Orakel dieser Göttin war (?) und daſs
es nicht immer die Wahrheit sprach (?); der Künstler hat die Ent-
scheidung schon durch die verschiedene Anzahl der Würfel auf
beiden Seiten, noch mehr aber durch die Haltung der Athena
ausgedrückt; die Spannung macht an den Enden auf der Seite
des Aias dem Schmerze, auf der des Odysseus der Freude Platz.“
Es ist mir nicht gelungen zu ermitteln, wie Klein sich den Vorgang
bei dem Würfelorakel denkt, namentlich in welchem Zusammenhang
die verschiedene Zahl der Würfel mit dem Ausgang stehen soll.
Doch sei dem wie ihm wolle; mir däucht, es ist klar, daſs die
Männer nicht würfeln, sondern die „Würfel“ niederlegen; da nun
überdieſs auch noch ein dritter einen Würfel in der Hand hält,
so ist die Deutung Kleins unhaltbar. Kein Würfelorakel, sondern
eine Abstimmung ist dargestellt; links liegen die für Odysseus,
rechts die für Aias abgegebenen Stimmsteine; einer nach dem
andern treten die Achaier zur Basis, um unter Athenas Aufsicht
abzustimmen. Schon hat Odysseus die entschiedene Majorität,
Aias, — denn so dürfen wir jetzt unbedenklich die rechte Eck-
figur benennen — wendet sich traurig ab und verhüllt sein
Gesicht; Odysseus — das ist der Mann an dem linken Ende der
Darstellung — erhebt freudig die Hände. Auf ihn eilt Agamemnon,
der eben für ihn gestimmt hat, zu. In scharfer Erfassung des
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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/233>, abgerufen am 28.11.2024.
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