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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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dass hinsichtlich des hölzernen Pferdes die Meinung der Troer
dreifach geteilt war:

ee diaplexai koilon doru nelei khalko,
e kata petraon baleein erusantas ep akres,
e eaan meg agalma theon thelkterion einai.

Arktinos wich nur in dem ersten Vorschlag ab; Proklos sagt:
kai tois men dokei katakremnisai auton, tois de kataphlegein,
oi de ieron auton ephasan dein te Athena anatethenai. Beide
Versionen combiniert Vergil, so dass bei ihm im Ganzen vier
Vorschläge gemacht werden, und zwar der unbesonnene duci
intra muros ... et arce locari
durch Thymoetes, die drei übrigen
durch Capys und seine Sinnesgenossen:

aut pelago Danaum insidias suspectaque dona
praecipitare iubent subiectisque urere flammis
aut terebrare cavas uteri et temptare latebras.

Aber Vergil geht noch einen Schritt weiter und lässt das an
dritter Stelle vorgeschlagene Experiment auch wirklich durch
Laokoon ausführen. Indem nun diese That aufgefasst und dar-
gestellt wird als eine Entweihung des von Pallas selbst er-
sonnenen und ihr geweihten Pferdes, also als ein Verbrechen,
gewinnt Vergil eine Motivierung für die über Laokoon herein-
brechende Katastrophe; und in äusserst geschickter Weise wird
diese Katastrophe wieder benützt, um die endgültige Entschliessung
der Troianer über das hölzerne Pferd herbeizuführen und zu
bestimmen; sie wird von den Troianern aufgefasst als eine gött-
liche Beglaubigung für die Heiligkeit des Pferdes.

Um dies zu erreichen, ist jedoch Vergil genötigt, in seiner
Dichtung mit der Laokoonsage noch einige weitere Änderungen
vorzunehmen. Zunächst kann es bei ihm nicht mehr Apollo sein,
der die Schlangen sendet, denn weder ist dieser bei Vergil durch
Laokoon beleidigt, noch will es sich für den energischsten gött-
lichen Schützer Troias ziemen, wenn auch nur indirekt durch
Erweckung einer falschen Vorstellung, zur Aufnahme des hölzer-
nen Pferdes innerhalb der Mauern und somit zum Fall von Ilion

daſs hinsichtlich des hölzernen Pferdes die Meinung der Troer
dreifach geteilt war:

ἠὲ διαπλῆξαι κόϊλον δόρυ νηλέϊ χαλκῷ,
ἢ κατὰ πετράων βαλέειν ἐρύσαντας ἐπ̕ ἄκρης,
ἢ ἐάαν μέγ̕ ἄγαλμα ϑεῶν ϑελκτήριον εἶναι.

Arktinos wich nur in dem ersten Vorschlag ab; Proklos sagt:
καὶ τοῖς μὲν δοκεῖ κατακρημνίσαι αὐτόν, τοῖς δὲ καταφλέγειν,
οἱ δὲ ἱερὸν αὐτὸν ἔφασαν δεῖν τῇ Ἀϑηνᾷ ἀνατεϑῆναι. Beide
Versionen combiniert Vergil, so daſs bei ihm im Ganzen vier
Vorschläge gemacht werden, und zwar der unbesonnene duci
intra muros … et arce locari
durch Thymoetes, die drei übrigen
durch Capys und seine Sinnesgenossen:

aut pelago Danaum insidias suspectaque dona
praecipitare iubent subiectisque urere flammis
aut terebrare cavas uteri et temptare latebras.

Aber Vergil geht noch einen Schritt weiter und läſst das an
dritter Stelle vorgeschlagene Experiment auch wirklich durch
Laokoon ausführen. Indem nun diese That aufgefaſst und dar-
gestellt wird als eine Entweihung des von Pallas selbst er-
sonnenen und ihr geweihten Pferdes, also als ein Verbrechen,
gewinnt Vergil eine Motivierung für die über Laokoon herein-
brechende Katastrophe; und in äuſserst geschickter Weise wird
diese Katastrophe wieder benützt, um die endgültige Entschlieſsung
der Troianer über das hölzerne Pferd herbeizuführen und zu
bestimmen; sie wird von den Troianern aufgefaſst als eine gött-
liche Beglaubigung für die Heiligkeit des Pferdes.

Um dies zu erreichen, ist jedoch Vergil genötigt, in seiner
Dichtung mit der Laokoonsage noch einige weitere Änderungen
vorzunehmen. Zunächst kann es bei ihm nicht mehr Apollo sein,
der die Schlangen sendet, denn weder ist dieser bei Vergil durch
Laokoon beleidigt, noch will es sich für den energischsten gött-
lichen Schützer Troias ziemen, wenn auch nur indirekt durch
Erweckung einer falschen Vorstellung, zur Aufnahme des hölzer-
nen Pferdes innerhalb der Mauern und somit zum Fall von Ilion

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[203/0217] daſs hinsichtlich des hölzernen Pferdes die Meinung der Troer dreifach geteilt war: ἠὲ διαπλῆξαι κόϊλον δόρυ νηλέϊ χαλκῷ, ἢ κατὰ πετράων βαλέειν ἐρύσαντας ἐπ̕ ἄκρης, ἢ ἐάαν μέγ̕ ἄγαλμα ϑεῶν ϑελκτήριον εἶναι. Arktinos wich nur in dem ersten Vorschlag ab; Proklos sagt: καὶ τοῖς μὲν δοκεῖ κατακρημνίσαι αὐτόν, τοῖς δὲ καταφλέγειν, οἱ δὲ ἱερὸν αὐτὸν ἔφασαν δεῖν τῇ Ἀϑηνᾷ ἀνατεϑῆναι. Beide Versionen combiniert Vergil, so daſs bei ihm im Ganzen vier Vorschläge gemacht werden, und zwar der unbesonnene duci intra muros … et arce locari durch Thymoetes, die drei übrigen durch Capys und seine Sinnesgenossen: aut pelago Danaum insidias suspectaque dona praecipitare iubent subiectisque urere flammis aut terebrare cavas uteri et temptare latebras. Aber Vergil geht noch einen Schritt weiter und läſst das an dritter Stelle vorgeschlagene Experiment auch wirklich durch Laokoon ausführen. Indem nun diese That aufgefaſst und dar- gestellt wird als eine Entweihung des von Pallas selbst er- sonnenen und ihr geweihten Pferdes, also als ein Verbrechen, gewinnt Vergil eine Motivierung für die über Laokoon herein- brechende Katastrophe; und in äuſserst geschickter Weise wird diese Katastrophe wieder benützt, um die endgültige Entschlieſsung der Troianer über das hölzerne Pferd herbeizuführen und zu bestimmen; sie wird von den Troianern aufgefaſst als eine gött- liche Beglaubigung für die Heiligkeit des Pferdes. Um dies zu erreichen, ist jedoch Vergil genötigt, in seiner Dichtung mit der Laokoonsage noch einige weitere Änderungen vorzunehmen. Zunächst kann es bei ihm nicht mehr Apollo sein, der die Schlangen sendet, denn weder ist dieser bei Vergil durch Laokoon beleidigt, noch will es sich für den energischsten gött- lichen Schützer Troias ziemen, wenn auch nur indirekt durch Erweckung einer falschen Vorstellung, zur Aufnahme des hölzer- nen Pferdes innerhalb der Mauern und somit zum Fall von Ilion

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/217>, abgerufen am 22.11.2024.