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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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setzen. Die älteste Erwähnung derselben wäre die bei dem
Meliker Xanthos, wenn Aelians Quelle Glauben verdiente; nach
Xanthos hätte, so erzählt Aelian V. H. IV 26, Elektra ursprünglich
Laodike geheissen d. h. sie wäre identisch gewesen mit der
zweiten bei Homer erwähnten Tochter; erst als sie unvermählt
nach der Ermordung ihres Vaters im Hause des Aigisth ein
traurig Dasein dahingeschleppt habe, sei ihr der Name Elektra
oder Alektra gegeben worden, eine Etymologie, die augenschein-
lich von einem dorischen oder wenigstens dorisch schreibenden
Manne herrühren muss21). Es ist klar, dass dies bereits ein
Versuch ist, die Elektra, die bereits in der poetischen Tradition
festen Fuss gefasst hat, mit dem Homervers in Einklang zu
setzen; die Elektra müsste also schon in einem vor Xanthos
entstandenen Gedicht eine gewisse Rolle gespielt haben. Aber
wie steht es überhaupt mit diesem Xanthos? Ausser Aelian
thut seiner nur noch Megakleides, wahrscheinlich ein Peripatetiker,
Erwähnung, aus dem ein längeres Excerpt bei Athen. XII 513
steht. Da lesen wir denn unter Anderem, dass Herakles ein
grosser Weichling gewesen sei, dem das Vergnügen am Essen,
Trinken und schönen Frauen über Alles gegangen sei; erst Stesi-
choros von Himera habe ihn zu dem wilden Gesellen gemacht,
der wie ein Strassenräuber mit einem Löwenfell bekleidet und
mit Keule und Bogen bewaffnet die Welt durchziehe. Noch der
Dichter Xanthos, der doch älter als Stesichoros sei, wie dieser
selbst bezeuge, habe ihm das homerische Gewand gegeben. Die-
sen Xanthos habe übrigens Stesichoros vielfach ausgeschrieben.
So sei auch die Oresteia ein Plagiat an Xanthos22). Nun dieses

21) In Wahrheit hängt der Name natürlich mit Elektrone zusammen;
s. Wilamowitz im Hermes XIV S. 457.
22) Mit Unrecht hat Westermann gegen Jonsius in Abrede gestellt, dass
diese Bruchstücke in das Werk des Peripatetikers Megakleides peri Omerou
gehören, das in den Iliasscholien wiederholt und in den Odysseescholien ein-
mal citiert wird. Es lassen sich noch deutlich die Stellen der Ilias und
Odyssee nachweisen, auf welche sich die Fragmente beziehen. Das Fragment
bei Aelian stammt aus einer Besprechung von I 145, das grosse Fragment
über die Weichlichkeit des Herakles bezieht sich auf E 640, wo in den

setzen. Die älteste Erwähnung derselben wäre die bei dem
Meliker Xanthos, wenn Aelians Quelle Glauben verdiente; nach
Xanthos hätte, so erzählt Aelian V. H. IV 26, Elektra ursprünglich
Laodike geheiſsen d. h. sie wäre identisch gewesen mit der
zweiten bei Homer erwähnten Tochter; erst als sie unvermählt
nach der Ermordung ihres Vaters im Hause des Aigisth ein
traurig Dasein dahingeschleppt habe, sei ihr der Name Ἠλέκτρα
oder Ἀλέκτρα gegeben worden, eine Etymologie, die augenschein-
lich von einem dorischen oder wenigstens dorisch schreibenden
Manne herrühren muſs21). Es ist klar, daſs dies bereits ein
Versuch ist, die Elektra, die bereits in der poetischen Tradition
festen Fuſs gefaſst hat, mit dem Homervers in Einklang zu
setzen; die Elektra müſste also schon in einem vor Xanthos
entstandenen Gedicht eine gewisse Rolle gespielt haben. Aber
wie steht es überhaupt mit diesem Xanthos? Auſser Aelian
thut seiner nur noch Megakleides, wahrscheinlich ein Peripatetiker,
Erwähnung, aus dem ein längeres Excerpt bei Athen. XII 513
steht. Da lesen wir denn unter Anderem, daſs Herakles ein
groſser Weichling gewesen sei, dem das Vergnügen am Essen,
Trinken und schönen Frauen über Alles gegangen sei; erst Stesi-
choros von Himera habe ihn zu dem wilden Gesellen gemacht,
der wie ein Straſsenräuber mit einem Löwenfell bekleidet und
mit Keule und Bogen bewaffnet die Welt durchziehe. Noch der
Dichter Xanthos, der doch älter als Stesichoros sei, wie dieser
selbst bezeuge, habe ihm das homerische Gewand gegeben. Die-
sen Xanthos habe übrigens Stesichoros vielfach ausgeschrieben.
So sei auch die Oresteia ein Plagiat an Xanthos22). Nun dieses

21) In Wahrheit hängt der Name natürlich mit Ἠλεκτρώνη zusammen;
s. Wilamowitz im Hermes XIV S. 457.
22) Mit Unrecht hat Westermann gegen Jonsius in Abrede gestellt, daſs
diese Bruchstücke in das Werk des Peripatetikers Megakleides περὶ Ὁμήρου
gehören, das in den Iliasscholien wiederholt und in den Odysseescholien ein-
mal citiert wird. Es lassen sich noch deutlich die Stellen der Ilias und
Odyssee nachweisen, auf welche sich die Fragmente beziehen. Das Fragment
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[173/0187] setzen. Die älteste Erwähnung derselben wäre die bei dem Meliker Xanthos, wenn Aelians Quelle Glauben verdiente; nach Xanthos hätte, so erzählt Aelian V. H. IV 26, Elektra ursprünglich Laodike geheiſsen d. h. sie wäre identisch gewesen mit der zweiten bei Homer erwähnten Tochter; erst als sie unvermählt nach der Ermordung ihres Vaters im Hause des Aigisth ein traurig Dasein dahingeschleppt habe, sei ihr der Name Ἠλέκτρα oder Ἀλέκτρα gegeben worden, eine Etymologie, die augenschein- lich von einem dorischen oder wenigstens dorisch schreibenden Manne herrühren muſs 21). Es ist klar, daſs dies bereits ein Versuch ist, die Elektra, die bereits in der poetischen Tradition festen Fuſs gefaſst hat, mit dem Homervers in Einklang zu setzen; die Elektra müſste also schon in einem vor Xanthos entstandenen Gedicht eine gewisse Rolle gespielt haben. Aber wie steht es überhaupt mit diesem Xanthos? Auſser Aelian thut seiner nur noch Megakleides, wahrscheinlich ein Peripatetiker, Erwähnung, aus dem ein längeres Excerpt bei Athen. XII 513 steht. Da lesen wir denn unter Anderem, daſs Herakles ein groſser Weichling gewesen sei, dem das Vergnügen am Essen, Trinken und schönen Frauen über Alles gegangen sei; erst Stesi- choros von Himera habe ihn zu dem wilden Gesellen gemacht, der wie ein Straſsenräuber mit einem Löwenfell bekleidet und mit Keule und Bogen bewaffnet die Welt durchziehe. Noch der Dichter Xanthos, der doch älter als Stesichoros sei, wie dieser selbst bezeuge, habe ihm das homerische Gewand gegeben. Die- sen Xanthos habe übrigens Stesichoros vielfach ausgeschrieben. So sei auch die Oresteia ein Plagiat an Xanthos 22). Nun dieses 21) In Wahrheit hängt der Name natürlich mit Ἠλεκτρώνη zusammen; s. Wilamowitz im Hermes XIV S. 457. 22) Mit Unrecht hat Westermann gegen Jonsius in Abrede gestellt, daſs diese Bruchstücke in das Werk des Peripatetikers Megakleides περὶ Ὁμήρου gehören, das in den Iliasscholien wiederholt und in den Odysseescholien ein- mal citiert wird. Es lassen sich noch deutlich die Stellen der Ilias und Odyssee nachweisen, auf welche sich die Fragmente beziehen. Das Fragment bei Aelian stammt aus einer Besprechung von Ι 145, das groſse Fragment über die Weichlichkeit des Herakles bezieht sich auf Ε 640, wo in den

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/187>, abgerufen am 24.11.2024.