Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.einmal im vollen Glanze seines Heldentums zeigen, was nur 45) Vgl. Overbeck Arch. Zeit. 1851 S. 346. "In Memnon nämlich tritt Achill zuerst ein völlig und in alle Wege ebenbürtiger Feind entgegen. Memnon ist, wie Achill, Sohn einer Göttin, Memnon in vollständiger hephai- stischer Rüstung, wie sie auch Achill trägt, kurz der Kampf mit Memnon und seine Besiegung ist so sehr der Glanz- und Höhepunkt aller achilleischer Grossthaten, dass auf sie, da Troia einzunehmen, dem Sohne der Thetis nicht vergönnt war, nur noch sein tragischer Tod folgen konnte". Philolog. Untersuchungen V. 8
einmal im vollen Glanze seines Heldentums zeigen, was nur 45) Vgl. Overbeck Arch. Zeit. 1851 S. 346. „In Memnon nämlich tritt Achill zuerst ein völlig und in alle Wege ebenbürtiger Feind entgegen. Memnon ist, wie Achill, Sohn einer Göttin, Memnon in vollständiger hephai- stischer Rüstung, wie sie auch Achill trägt, kurz der Kampf mit Memnon und seine Besiegung ist so sehr der Glanz- und Höhepunkt aller achilleischer Groſsthaten, daſs auf sie, da Troia einzunehmen, dem Sohne der Thetis nicht vergönnt war, nur noch sein tragischer Tod folgen konnte“. Philolog. Untersuchungen V. 8
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0127" n="113"/> einmal im vollen Glanze seines Heldentums zeigen, was nur<lb/> dadurch erreicht werde, daſs ihm ein an Geburt, Rang und<lb/> Tapferkeit durchaus ebenbürtiger Gegner gegenüberstehe.<note place="foot" n="45)">Vgl. Overbeck Arch. Zeit. 1851 S. 346. „In Memnon nämlich tritt<lb/> Achill zuerst ein völlig und in alle Wege ebenbürtiger Feind entgegen.<lb/> Memnon ist, wie Achill, Sohn einer Göttin, Memnon in vollständiger hephai-<lb/> stischer Rüstung, wie sie auch Achill trägt, kurz der Kampf mit Memnon<lb/> und seine Besiegung ist so sehr der Glanz- und Höhepunkt aller achilleischer<lb/> Groſsthaten, daſs auf sie, da Troia einzunehmen, dem Sohne der Thetis nicht<lb/> vergönnt war, nur noch sein tragischer Tod folgen konnte“.</note><lb/> Unter diesem Gesichtspunkte sei denn auch die Memnonsage in<lb/> ihren verschiedenen Phasen, besonders von der Vasenmalerei,<lb/> seit früher Zeit behandelt und reich entwickelt worden. Wenn<lb/> es nur nicht auch hier wieder möglich wäre, Brunns Behauptun-<lb/> gen einfach umzukehren und zu sagen: das Auftreten des Memnon<lb/> sei „eine rein poetische epische Episode“, nur bestimmt, Achilleus’<lb/> Geschick für einen Augenblick aufzuhalten, aber ohne entscheidende<lb/> Bedeutung für den Fortschritt der Handlung, der Kampf gegen<lb/> Sarpedon hingegen solle Patroklos vor seinem nahen Ende noch<lb/> einmal im vollen Glanze seines Heldentums zeigen, indem ihm der<lb/> an Geburt und Rang weitaus vornehmste Held, der auf dem<lb/> Schlachtfeld von Troia kämpft, der Sohn des höchsten Gottes<lb/> selbst, unterliege. Gerade wenn man eine Betrachtungsweise, wie<lb/> die Brunnsche, anwendet, wird man eigentlich mit unerbittlicher<lb/> Notwendigkeit zu dieser Konsequenz gedrängt. Denn giebt die<lb/> nähere oder weitere Beziehung, in welcher die Ereignisse zu dem<lb/> Haupthelden Achilleus stehen, den Maſsstab für ihre Geltung<lb/> als „Kern- und Knotenpunkte der Sage“ ab, wie das doch offen-<lb/> bar Brunns Anschauung ist, welcher Abschnitt der Ilias hat<lb/> dann mehr Anspruch auf diesen Titel, als die gröſste Heldenthat<lb/> seines Freundes Patroklos, die dieser in den Waffen des Achilleus<lb/> verrichtet, bei der Zeus selbst nicht hindernd einzuschreiten<lb/> wagt, die seinem Tod unmittelbar vorhergeht und das Wieder-<lb/> eingreifen des Achilleus in den Kampf sowie seine Versöhnung<lb/> mit Agamemnon vorbereitet? Ohne Sarpedon würde das ganze<lb/> Auftreten des Patroklos ohne eigentliche Wirkung sein; schon<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Philolog. Untersuchungen V. 8</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [113/0127]
einmal im vollen Glanze seines Heldentums zeigen, was nur
dadurch erreicht werde, daſs ihm ein an Geburt, Rang und
Tapferkeit durchaus ebenbürtiger Gegner gegenüberstehe. 45)
Unter diesem Gesichtspunkte sei denn auch die Memnonsage in
ihren verschiedenen Phasen, besonders von der Vasenmalerei,
seit früher Zeit behandelt und reich entwickelt worden. Wenn
es nur nicht auch hier wieder möglich wäre, Brunns Behauptun-
gen einfach umzukehren und zu sagen: das Auftreten des Memnon
sei „eine rein poetische epische Episode“, nur bestimmt, Achilleus’
Geschick für einen Augenblick aufzuhalten, aber ohne entscheidende
Bedeutung für den Fortschritt der Handlung, der Kampf gegen
Sarpedon hingegen solle Patroklos vor seinem nahen Ende noch
einmal im vollen Glanze seines Heldentums zeigen, indem ihm der
an Geburt und Rang weitaus vornehmste Held, der auf dem
Schlachtfeld von Troia kämpft, der Sohn des höchsten Gottes
selbst, unterliege. Gerade wenn man eine Betrachtungsweise, wie
die Brunnsche, anwendet, wird man eigentlich mit unerbittlicher
Notwendigkeit zu dieser Konsequenz gedrängt. Denn giebt die
nähere oder weitere Beziehung, in welcher die Ereignisse zu dem
Haupthelden Achilleus stehen, den Maſsstab für ihre Geltung
als „Kern- und Knotenpunkte der Sage“ ab, wie das doch offen-
bar Brunns Anschauung ist, welcher Abschnitt der Ilias hat
dann mehr Anspruch auf diesen Titel, als die gröſste Heldenthat
seines Freundes Patroklos, die dieser in den Waffen des Achilleus
verrichtet, bei der Zeus selbst nicht hindernd einzuschreiten
wagt, die seinem Tod unmittelbar vorhergeht und das Wieder-
eingreifen des Achilleus in den Kampf sowie seine Versöhnung
mit Agamemnon vorbereitet? Ohne Sarpedon würde das ganze
Auftreten des Patroklos ohne eigentliche Wirkung sein; schon
45) Vgl. Overbeck Arch. Zeit. 1851 S. 346. „In Memnon nämlich tritt
Achill zuerst ein völlig und in alle Wege ebenbürtiger Feind entgegen.
Memnon ist, wie Achill, Sohn einer Göttin, Memnon in vollständiger hephai-
stischer Rüstung, wie sie auch Achill trägt, kurz der Kampf mit Memnon
und seine Besiegung ist so sehr der Glanz- und Höhepunkt aller achilleischer
Groſsthaten, daſs auf sie, da Troia einzunehmen, dem Sohne der Thetis nicht
vergönnt war, nur noch sein tragischer Tod folgen konnte“.
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