Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Dritte Handlung. Meister Ratio Status. Sie heissen eigentlich Pillulae Hypocriticae. Teutschland. Pillulae Hypocriticae? Jch meinete wahrlich anfangs daß Jhr Pillulae Hypochondriacae gesaget hättet/ die müch- ten vielleicht zu vertreibung meiner überaus grossen Melankolei und Hertzens Traurigkeit etwas nützen: Aber/ wie Jch verstehe/ so sind es Pillulae Hypocriticae. Aber/ saget mir Meister Ratio Status, heissen dieselbe nicht in meiner/ das ist/ der rechten Teutschen Sprache Heuchelpillen? M. Ratio Status. Ja Teutschland/ eben dieselbe sind es/ und ist der Heuchelpillen Wür- kung so trefflich/ daß sie mit keinem Golde zu bezahlen. Siehe da/ Jch habe sie dir schon in einen Apfel verstekket/ denselben iß nur ge- schwinde und laß dir diese köstliche Artznei wol bekommen. Teutschland. Auff Eür Wohrt Herr Dok- tor/ wil Jch den Apfel geniessen/ es mag mir so viel nützen als es wil und kan/ angesehen Jch ohne daß kaum mehr lebe/ Jch muß dennoch erfahren/ wie Teutschland die Heuchelpillen wollen bekommen. M. Ratio Status. Ohne allen zweiffel sehr wol. L ij
Dritte Handlung. Meiſter Ratio Status. Sie heiſſen eigentlich Pillulæ Hypocriticæ. Teutſchland. Pillulæ Hypocriticæ? Jch meinete wahrlich anfangs daß Jhr Pillulæ Hypochondriacæ geſaget haͤttet/ die muͤch- ten vielleicht zu vertreibung meiner uͤberaus groſſen Melankolei und Hertzens Traurigkeit etwas nuͤtzen: Aber/ wie Jch verſtehe/ ſo ſind es Pillulæ Hypocriticæ. Aber/ ſaget mir Meiſter Ratio Status, heiſſen dieſelbe nicht in meiner/ das iſt/ der rechten Teutſchen Sprache Heuchelpillen? M. Ratio Status. Ja Teutſchland/ eben dieſelbe ſind es/ und iſt der Heuchelpillen Wuͤr- kung ſo trefflich/ daß ſie mit keinem Golde zu bezahlen. Siehe da/ Jch habe ſie dir ſchon in einen Apfel verſtekket/ denſelben iß nur ge- ſchwinde und laß dir dieſe koͤſtliche Artznei wol bekommen. Teutſchland. Auff Euͤr Wohrt Herr Dok- tor/ wil Jch den Apfel genieſſen/ es mag mir ſo viel nuͤtzen als es wil und kan/ angeſehen Jch ohne daß kaum mehr lebe/ Jch muß dennoch erfahren/ wie Teutſchland die Heuchelpillen wollen bekommen. M. Ratio Status. Ohne allen zweiffel ſehr wol. L ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0229" n="162[161]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Dritte Handlung.</hi> </fw><lb/> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Meiſter</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ratio Status.</hi> </hi> </speaker> <p>Sie heiſſen eigentlich<lb/><hi rendition="#aq">Pillulæ Hypocriticæ.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#TEU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Teutſchland.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#aq">Pillulæ Hypocriticæ</hi>? Jch<lb/> meinete wahrlich anfangs daß Jhr <hi rendition="#aq">Pillulæ<lb/> Hypochondriacæ</hi> geſaget haͤttet/ die muͤch-<lb/> ten vielleicht zu vertreibung meiner uͤberaus<lb/> groſſen Melankolei und Hertzens Traurigkeit<lb/> etwas nuͤtzen: Aber/ wie Jch verſtehe/ ſo ſind<lb/> es <hi rendition="#aq">Pillulæ Hypocriticæ.</hi> Aber/ ſaget mir<lb/> Meiſter <hi rendition="#aq">Ratio Status,</hi> heiſſen dieſelbe nicht in<lb/> meiner/ das iſt/ der rechten Teutſchen Sprache<lb/><hi rendition="#fr">Heuchelpillen?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#fr">M.</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ratio Status.</hi> </hi> </speaker> <p>Ja Teutſchland/ eben<lb/> dieſelbe ſind es/ und iſt der Heuchelpillen Wuͤr-<lb/> kung ſo trefflich/ daß ſie mit keinem Golde zu<lb/> bezahlen. Siehe da/ Jch habe ſie dir ſchon in<lb/> einen Apfel verſtekket/ denſelben iß nur ge-<lb/> ſchwinde und laß dir dieſe koͤſtliche Artznei wol<lb/> bekommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Teutſchland.</hi> </speaker> <p>Auff Euͤr Wohrt Herr Dok-<lb/> tor/ wil Jch den Apfel genieſſen/ es mag mir ſo<lb/> viel nuͤtzen als es wil und kan/ angeſehen Jch<lb/> ohne daß kaum mehr lebe/ Jch muß dennoch<lb/> erfahren/ wie Teutſchland die Heuchelpillen<lb/> wollen bekommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#STA"> <speaker> <hi rendition="#fr">M.</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ratio Status.</hi> </hi> </speaker> <p>Ohne allen zweiffel ſehr<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">L ij</hi></fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wol.</hi></fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162[161]/0229]
Dritte Handlung.
Meiſter Ratio Status. Sie heiſſen eigentlich
Pillulæ Hypocriticæ.
Teutſchland. Pillulæ Hypocriticæ? Jch
meinete wahrlich anfangs daß Jhr Pillulæ
Hypochondriacæ geſaget haͤttet/ die muͤch-
ten vielleicht zu vertreibung meiner uͤberaus
groſſen Melankolei und Hertzens Traurigkeit
etwas nuͤtzen: Aber/ wie Jch verſtehe/ ſo ſind
es Pillulæ Hypocriticæ. Aber/ ſaget mir
Meiſter Ratio Status, heiſſen dieſelbe nicht in
meiner/ das iſt/ der rechten Teutſchen Sprache
Heuchelpillen?
M. Ratio Status. Ja Teutſchland/ eben
dieſelbe ſind es/ und iſt der Heuchelpillen Wuͤr-
kung ſo trefflich/ daß ſie mit keinem Golde zu
bezahlen. Siehe da/ Jch habe ſie dir ſchon in
einen Apfel verſtekket/ denſelben iß nur ge-
ſchwinde und laß dir dieſe koͤſtliche Artznei wol
bekommen.
Teutſchland. Auff Euͤr Wohrt Herr Dok-
tor/ wil Jch den Apfel genieſſen/ es mag mir ſo
viel nuͤtzen als es wil und kan/ angeſehen Jch
ohne daß kaum mehr lebe/ Jch muß dennoch
erfahren/ wie Teutſchland die Heuchelpillen
wollen bekommen.
M. Ratio Status. Ohne allen zweiffel ſehr
wol.
L ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |