Rilke, Rainer Maria: Advent. Leipzig, 1898.Baronin von Dickinson-Hennet. Ich sehne oft nach einer Mutter mich, Nach einer stillen Frau mit weissen Scheiteln.In ihrer Liebe blühte erst mein Ich; Sie könnte jenen wilden Hass vereiteln Der eisig sich in meine Seele schlich. Dann sässen wir wohl beieinander dicht, Ein Feuer surrte leise im Kamine.Ich lauschte, was die liebe Lippe spricht, Und Frieden schwebte ob der Theeterrine So wie ein Falter um das Lampenlicht. Baronin von Dickinson-Hennet. Ich sehne oft nach einer Mutter mich, Nach einer stillen Frau mit weissen Scheiteln.In ihrer Liebe blühte erst mein Ich; Sie könnte jenen wilden Hass vereiteln Der eisig sich in meine Seele schlich. Dann sässen wir wohl beieinander dicht, Ein Feuer surrte leise im Kamine.Ich lauschte, was die liebe Lippe spricht, Und Frieden schwebte ob der Theeterrine So wie ein Falter um das Lampenlicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0080" n="80"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#right">Baronin von Dickinson-Hennet.<lb/></hi> </head> <lg n="1"> <l rendition="#et">Ich sehne oft nach einer Mutter mich,<lb/></l> <l>Nach einer stillen Frau mit weissen Scheiteln.<lb/></l> <l>In ihrer Liebe blühte erst mein Ich;<lb/></l> <l>Sie könnte jenen wilden Hass vereiteln<lb/></l> <l>Der eisig sich in meine Seele schlich.<lb/></l> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">Dann sässen wir wohl beieinander dicht,<lb/></l> <l>Ein Feuer surrte leise im Kamine.<lb/></l> <l>Ich lauschte, was die liebe Lippe spricht,<lb/></l> <l>Und Frieden schwebte ob der Theeterrine<lb/></l> <l>So wie ein Falter um das Lampenlicht. </l> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0080]
Baronin von Dickinson-Hennet.
Ich sehne oft nach einer Mutter mich,
Nach einer stillen Frau mit weissen Scheiteln.
In ihrer Liebe blühte erst mein Ich;
Sie könnte jenen wilden Hass vereiteln
Der eisig sich in meine Seele schlich.
Dann sässen wir wohl beieinander dicht,
Ein Feuer surrte leise im Kamine.
Ich lauschte, was die liebe Lippe spricht,
Und Frieden schwebte ob der Theeterrine
So wie ein Falter um das Lampenlicht.
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Zitationshilfe: | Rilke, Rainer Maria: Advent. Leipzig, 1898, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rilke_advent_1898/80>, abgerufen am 16.07.2024. |