Rilke, Rainer Maria: Advent. Leipzig, 1898.Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Aus Deinem Haar vergessnen Sonnenschein.Falten Schau, ich will nichts, als Deine Hände halten Und still und gut und voller Frieden sein. Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben Den Alltag sprengt. Sie wird so wunderweit:An ihren morgenroten Molen sterben Die ersten Wellen der Unendlichkeit. Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Aus Deinem Haar vergessnen Sonnenschein.Falten Schau, ich will nichts, als Deine Hände halten Und still und gut und voller Frieden sein. Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben Den Alltag sprengt. Sie wird so wunderweit:An ihren morgenroten Molen sterben Die ersten Wellen der Unendlichkeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0055" n="55"/> <lg n="13"> <l rendition="#et">Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs<lb/><hi rendition="#et">Falten<lb/></hi></l> <l>Aus Deinem Haar vergessnen Sonnenschein.<lb/></l> <l>Schau, ich will nichts, als Deine Hände halten<lb/></l> <l>Und still und gut und voller Frieden sein.<lb/></l> </lg> <lg n="14"> <l rendition="#et">Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben<lb/></l> <l>Den Alltag sprengt. Sie wird so wunderweit:<lb/></l> <l>An ihren morgenroten Molen sterben<lb/></l> <l>Die ersten Wellen der Unendlichkeit.<lb/></l> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0055]
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs
Falten
Aus Deinem Haar vergessnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als Deine Hände halten
Und still und gut und voller Frieden sein.
Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben
Den Alltag sprengt. Sie wird so wunderweit:
An ihren morgenroten Molen sterben
Die ersten Wellen der Unendlichkeit.
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