Ein Damm besteht aber auf gleiche Weise, wie andere Körper, aus mehreren Stücken und schwe- ren Theilen, die zusammengesetzt und zu einem großen Ganzen verbunden sind. Man kann ihn also füglich als ein Stück ansehn, das mit der Summe der Gewichte seiner Theile den Grund, auf dem er aufruht, niederwärts drückt. Das Wasser muß also Gewalt anwenden, um einen sol- chen ihm entgegen gestellten schweren Körper aus dem Wege zu schaffen; das ist: die Schwere eines solchen entgegengesetzten Körpers raubt dem Wasser Kraft, und vermindert sie. Da nun die Schwere so mächtig ist und beständig niederwärts wirkt, so sollte man beim ersten Augenschein glau- ben, eine Kraft, die einen Damm seitwärts fortzu- schieben trachten wolle, müsse äußerst groß seyn, und das gesammte Gewicht des Dammes weit über- steigen, zumal wenn die Materialien, aus denen der Damm erbauet worden, sehr specifisch oder ei- genthümlich schwer wären. Die Erfahrung hat aber gerade das Gegentheil gelehrt, und gezeigt, daß man gewöhnlich weit weniger Kraft braucht, selbst solche große Lasten, dergleichen Dämme sind, seitwärts fortzuschieben, als man vermuthen möch- te. Soll aber eine solche große Last, wie z. E. ein Damm, seitwärts fortgeschoben werden, so kann dieß nicht ohne eine Klemmung und Reiben ge- schehen, welche die Schwere verursacht. Dieß führt daher auf das Reiben, oder auf die Friction der Dämme.
§. 33.
Ein Damm beſteht aber auf gleiche Weiſe, wie andere Koͤrper, aus mehreren Stuͤcken und ſchwe- ren Theilen, die zuſammengeſetzt und zu einem großen Ganzen verbunden ſind. Man kann ihn alſo fuͤglich als ein Stuͤck anſehn, das mit der Summe der Gewichte ſeiner Theile den Grund, auf dem er aufruht, niederwaͤrts druͤckt. Das Waſſer muß alſo Gewalt anwenden, um einen ſol- chen ihm entgegen geſtellten ſchweren Koͤrper aus dem Wege zu ſchaffen; das iſt: die Schwere eines ſolchen entgegengeſetzten Koͤrpers raubt dem Waſſer Kraft, und vermindert ſie. Da nun die Schwere ſo maͤchtig iſt und beſtaͤndig niederwaͤrts wirkt, ſo ſollte man beim erſten Augenſchein glau- ben, eine Kraft, die einen Damm ſeitwaͤrts fortzu- ſchieben trachten wolle, muͤſſe aͤußerſt groß ſeyn, und das geſammte Gewicht des Dammes weit uͤber- ſteigen, zumal wenn die Materialien, aus denen der Damm erbauet worden, ſehr ſpecifiſch oder ei- genthuͤmlich ſchwer waͤren. Die Erfahrung hat aber gerade das Gegentheil gelehrt, und gezeigt, daß man gewoͤhnlich weit weniger Kraft braucht, ſelbſt ſolche große Laſten, dergleichen Daͤmme ſind, ſeitwaͤrts fortzuſchieben, als man vermuthen moͤch- te. Soll aber eine ſolche große Laſt, wie z. E. ein Damm, ſeitwaͤrts fortgeſchoben werden, ſo kann dieß nicht ohne eine Klemmung und Reiben ge- ſchehen, welche die Schwere verurſacht. Dieß fuͤhrt daher auf das Reiben, oder auf die Friction der Daͤmme.
§. 33.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0070"n="60"/><p>Ein Damm beſteht aber auf gleiche Weiſe, wie<lb/>
andere Koͤrper, aus mehreren Stuͤcken und ſchwe-<lb/>
ren Theilen, die zuſammengeſetzt und zu einem<lb/>
großen Ganzen verbunden ſind. Man kann ihn<lb/>
alſo fuͤglich als ein Stuͤck anſehn, das mit der<lb/>
Summe der Gewichte ſeiner Theile den Grund,<lb/>
auf dem er aufruht, niederwaͤrts druͤckt. Das<lb/>
Waſſer muß alſo Gewalt anwenden, um einen ſol-<lb/>
chen ihm entgegen geſtellten ſchweren Koͤrper aus<lb/>
dem Wege zu ſchaffen; das iſt: die <hirendition="#g">Schwere</hi><lb/>
eines ſolchen entgegengeſetzten Koͤrpers raubt dem<lb/>
Waſſer Kraft, und vermindert ſie. Da nun die<lb/>
Schwere ſo maͤchtig iſt und beſtaͤndig niederwaͤrts<lb/>
wirkt, ſo ſollte man beim erſten Augenſchein glau-<lb/>
ben, eine Kraft, die einen Damm ſeitwaͤrts fortzu-<lb/>ſchieben trachten wolle, muͤſſe aͤußerſt groß ſeyn,<lb/>
und das geſammte Gewicht des Dammes weit uͤber-<lb/>ſteigen, zumal wenn die Materialien, aus denen<lb/>
der Damm erbauet worden, ſehr ſpecifiſch oder ei-<lb/>
genthuͤmlich ſchwer waͤren. Die Erfahrung hat<lb/>
aber gerade das Gegentheil gelehrt, und gezeigt,<lb/>
daß man gewoͤhnlich weit weniger Kraft braucht,<lb/>ſelbſt ſolche große Laſten, dergleichen Daͤmme ſind,<lb/>ſeitwaͤrts fortzuſchieben, als man vermuthen moͤch-<lb/>
te. Soll aber eine ſolche große Laſt, wie z. E. ein<lb/>
Damm, ſeitwaͤrts fortgeſchoben werden, ſo kann<lb/>
dieß nicht ohne eine Klemmung und Reiben ge-<lb/>ſchehen, welche die Schwere verurſacht. Dieß<lb/>
fuͤhrt daher auf das Reiben, oder auf die Friction<lb/>
der Daͤmme.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 33.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[60/0070]
Ein Damm beſteht aber auf gleiche Weiſe, wie
andere Koͤrper, aus mehreren Stuͤcken und ſchwe-
ren Theilen, die zuſammengeſetzt und zu einem
großen Ganzen verbunden ſind. Man kann ihn
alſo fuͤglich als ein Stuͤck anſehn, das mit der
Summe der Gewichte ſeiner Theile den Grund,
auf dem er aufruht, niederwaͤrts druͤckt. Das
Waſſer muß alſo Gewalt anwenden, um einen ſol-
chen ihm entgegen geſtellten ſchweren Koͤrper aus
dem Wege zu ſchaffen; das iſt: die Schwere
eines ſolchen entgegengeſetzten Koͤrpers raubt dem
Waſſer Kraft, und vermindert ſie. Da nun die
Schwere ſo maͤchtig iſt und beſtaͤndig niederwaͤrts
wirkt, ſo ſollte man beim erſten Augenſchein glau-
ben, eine Kraft, die einen Damm ſeitwaͤrts fortzu-
ſchieben trachten wolle, muͤſſe aͤußerſt groß ſeyn,
und das geſammte Gewicht des Dammes weit uͤber-
ſteigen, zumal wenn die Materialien, aus denen
der Damm erbauet worden, ſehr ſpecifiſch oder ei-
genthuͤmlich ſchwer waͤren. Die Erfahrung hat
aber gerade das Gegentheil gelehrt, und gezeigt,
daß man gewoͤhnlich weit weniger Kraft braucht,
ſelbſt ſolche große Laſten, dergleichen Daͤmme ſind,
ſeitwaͤrts fortzuſchieben, als man vermuthen moͤch-
te. Soll aber eine ſolche große Laſt, wie z. E. ein
Damm, ſeitwaͤrts fortgeſchoben werden, ſo kann
dieß nicht ohne eine Klemmung und Reiben ge-
ſchehen, welche die Schwere verurſacht. Dieß
fuͤhrt daher auf das Reiben, oder auf die Friction
der Daͤmme.
§. 33.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/70>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.