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Riehl, Wilhelm Heinrich: Jörg Muckenbuber. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 67–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sichter und wollten sich aufs Ueberreden legen, wußten aber schon von früher, daß bei dieser Frau Ueberreden nicht viel verfange.

Da sah die Alte, daß der Eisenmeister dem Muckenhuber schwere Ketten anlegte, um ihn in festeren Gewahrsam zurück zu bringen, und der gebrochene Blick, mit welchem er zu ihr herüberschaute, fiel ihr schwer aufs Herz. Nach kurzem Besinnen sprach sie zu den Richtern: Ihr Herren habt euch bei mir aufs Unterhandeln gelegt, ihr seid also gar keine ordentlichen Richter mehr; denn Richter unterhandeln nicht. Seid ihr aber keine Richter, so könnt ihr mir auch kein Recht mehr schaffen. Wohlan, auch ich lege mich aufs Unterhandeln: gebt mir dort den bösen Buben frei, ich will ihn an Kindesstatt annehmen und mit mir nach Ulm führen und sehen, ob ich ihn besser erziehen kann, als ihr. Mein Vermögen hat todt gelegen während der elf Monate, da ich im Thurme saß, ihr solltet mir wohl die Zinsen vergüten, die ich inzwischen verloren habe: gebt mir diesen bösen Buben mit, ich will ihn als den Zins nehmen, welchen Gott während meines Leidens meinem Besitzthum hat zuwachsen lassen. Unter dieser Bedingung beschwöre und unterzeichne ich Eure Schrift.

Schon stürmten drohende Volkshaufen in die Vorhalle des Hauses. Dem Rath wäre keine Wahl geblieben, auch wenn die Hollin ganz andere Dinge begehrt hätte.

sichter und wollten sich aufs Ueberreden legen, wußten aber schon von früher, daß bei dieser Frau Ueberreden nicht viel verfange.

Da sah die Alte, daß der Eisenmeister dem Muckenhuber schwere Ketten anlegte, um ihn in festeren Gewahrsam zurück zu bringen, und der gebrochene Blick, mit welchem er zu ihr herüberschaute, fiel ihr schwer aufs Herz. Nach kurzem Besinnen sprach sie zu den Richtern: Ihr Herren habt euch bei mir aufs Unterhandeln gelegt, ihr seid also gar keine ordentlichen Richter mehr; denn Richter unterhandeln nicht. Seid ihr aber keine Richter, so könnt ihr mir auch kein Recht mehr schaffen. Wohlan, auch ich lege mich aufs Unterhandeln: gebt mir dort den bösen Buben frei, ich will ihn an Kindesstatt annehmen und mit mir nach Ulm führen und sehen, ob ich ihn besser erziehen kann, als ihr. Mein Vermögen hat todt gelegen während der elf Monate, da ich im Thurme saß, ihr solltet mir wohl die Zinsen vergüten, die ich inzwischen verloren habe: gebt mir diesen bösen Buben mit, ich will ihn als den Zins nehmen, welchen Gott während meines Leidens meinem Besitzthum hat zuwachsen lassen. Unter dieser Bedingung beschwöre und unterzeichne ich Eure Schrift.

Schon stürmten drohende Volkshaufen in die Vorhalle des Hauses. Dem Rath wäre keine Wahl geblieben, auch wenn die Hollin ganz andere Dinge begehrt hätte.

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[0028] sichter und wollten sich aufs Ueberreden legen, wußten aber schon von früher, daß bei dieser Frau Ueberreden nicht viel verfange. Da sah die Alte, daß der Eisenmeister dem Muckenhuber schwere Ketten anlegte, um ihn in festeren Gewahrsam zurück zu bringen, und der gebrochene Blick, mit welchem er zu ihr herüberschaute, fiel ihr schwer aufs Herz. Nach kurzem Besinnen sprach sie zu den Richtern: Ihr Herren habt euch bei mir aufs Unterhandeln gelegt, ihr seid also gar keine ordentlichen Richter mehr; denn Richter unterhandeln nicht. Seid ihr aber keine Richter, so könnt ihr mir auch kein Recht mehr schaffen. Wohlan, auch ich lege mich aufs Unterhandeln: gebt mir dort den bösen Buben frei, ich will ihn an Kindesstatt annehmen und mit mir nach Ulm führen und sehen, ob ich ihn besser erziehen kann, als ihr. Mein Vermögen hat todt gelegen während der elf Monate, da ich im Thurme saß, ihr solltet mir wohl die Zinsen vergüten, die ich inzwischen verloren habe: gebt mir diesen bösen Buben mit, ich will ihn als den Zins nehmen, welchen Gott während meines Leidens meinem Besitzthum hat zuwachsen lassen. Unter dieser Bedingung beschwöre und unterzeichne ich Eure Schrift. Schon stürmten drohende Volkshaufen in die Vorhalle des Hauses. Dem Rath wäre keine Wahl geblieben, auch wenn die Hollin ganz andere Dinge begehrt hätte.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:09:41Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:09:41Z)

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Zitationshilfe: Riehl, Wilhelm Heinrich: Jörg Muckenbuber. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 67–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riehl_muckenhuber_1910/28>, abgerufen am 21.11.2024.