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Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.

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2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
motive (Voll- und Halbpalmetten) den saracenischen Charakter ver-
rathen. Fig. 192 bietet ein solches Beispiel (nach Bourgoin, Precis de
l'art arabe I. 32), wozu ich in Fig. 192a eine Uebersetzung ins Grie-
chische gebe.

Einzelne bestimmte Techniken scheinen es somit gewesen zu sein,
an denen sich das feine klassische Palmettenranken-Ornament bis in

[Abbildung] Fig. 192.

Arabesken-Füllung, aus Kairo.

das spätere saracenische Mittelalter erhalten konnte. An Holz-
schnitzereien ist es z. B. auf den berühmt gewordenen Füllungen vom
Moristan des Sultans Kalaun vom Ende des 13. Jahrh. noch nachzu-
weisen87). Dass aber an den Schnitzereien der Kanzel von Kus das
griechische Palmettenrankenornament gerade dazu bestimmt war, die
grossen abstrakt umrissenen Halbpalmettenmotive auszufüllen, das
[Abbildung] Fig. 192a.

Uebersetzung von Fig 192 ins Griechische.

scheint mir ein nicht zu unterschätzender Fingerzeig dafür zu sein,
dass die saracenischen Künstler sich des engen sachlichen
Zusammenhanges ihrer Arabeskenornamentik mit der

87) Am Leibrock des Centauren, worauf ich schon anderwärts (Altorien-
talische Teppiche 161 ff.) hingewiesen habe; ebendas. reproducirt nach Prisse
d'Avennes; ebenso bei Lane Poole, Art of the Saracens of Egypt 125.

2. Frühsaracenische Rankenornamentik.
motive (Voll- und Halbpalmetten) den saracenischen Charakter ver-
rathen. Fig. 192 bietet ein solches Beispiel (nach Bourgoin, Précis de
l’art arabe I. 32), wozu ich in Fig. 192a eine Uebersetzung ins Grie-
chische gebe.

Einzelne bestimmte Techniken scheinen es somit gewesen zu sein,
an denen sich das feine klassische Palmettenranken-Ornament bis in

[Abbildung] Fig. 192.

Arabesken-Füllung, aus Kairo.

das spätere saracenische Mittelalter erhalten konnte. An Holz-
schnitzereien ist es z. B. auf den berühmt gewordenen Füllungen vom
Moristan des Sultans Kalaun vom Ende des 13. Jahrh. noch nachzu-
weisen87). Dass aber an den Schnitzereien der Kanzel von Kus das
griechische Palmettenrankenornament gerade dazu bestimmt war, die
grossen abstrakt umrissenen Halbpalmettenmotive auszufüllen, das
[Abbildung] Fig. 192a.

Uebersetzung von Fig 192 ins Griechische.

scheint mir ein nicht zu unterschätzender Fingerzeig dafür zu sein,
dass die saracenischen Künstler sich des engen sachlichen
Zusammenhanges ihrer Arabeskenornamentik mit der

87) Am Leibrock des Centauren, worauf ich schon anderwärts (Altorien-
talische Teppiche 161 ff.) hingewiesen habe; ebendas. reproducirt nach Prisse
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[335/0361] 2. Frühsaracenische Rankenornamentik. motive (Voll- und Halbpalmetten) den saracenischen Charakter ver- rathen. Fig. 192 bietet ein solches Beispiel (nach Bourgoin, Précis de l’art arabe I. 32), wozu ich in Fig. 192a eine Uebersetzung ins Grie- chische gebe. Einzelne bestimmte Techniken scheinen es somit gewesen zu sein, an denen sich das feine klassische Palmettenranken-Ornament bis in [Abbildung Fig. 192. Arabesken-Füllung, aus Kairo.] das spätere saracenische Mittelalter erhalten konnte. An Holz- schnitzereien ist es z. B. auf den berühmt gewordenen Füllungen vom Moristan des Sultans Kalaun vom Ende des 13. Jahrh. noch nachzu- weisen 87). Dass aber an den Schnitzereien der Kanzel von Kus das griechische Palmettenrankenornament gerade dazu bestimmt war, die grossen abstrakt umrissenen Halbpalmettenmotive auszufüllen, das [Abbildung Fig. 192a. Uebersetzung von Fig 192 ins Griechische.] scheint mir ein nicht zu unterschätzender Fingerzeig dafür zu sein, dass die saracenischen Künstler sich des engen sachlichen Zusammenhanges ihrer Arabeskenornamentik mit der 87) Am Leibrock des Centauren, worauf ich schon anderwärts (Altorien- talische Teppiche 161 ff.) hingewiesen habe; ebendas. reproducirt nach Prisse d’Avennes; ebenso bei Lane Poole, Art of the Saracens of Egypt 125.

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Zitationshilfe: Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/361>, abgerufen am 12.12.2024.