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Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.

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Die Arabeske.
ist das gleiche Schema bereichert um eine Halbpalmette (oder ein
Akanthushalbblatt), die mit ihrer Spitze unmittelbar in die Vollpalmette
übergeht, somit die Wellenranke unzweideutig durchsetzt. Die beiden
Gabelranken von Fig. 165 sind hier zu flankirenden, einrahmenden und
zugleich raumfüllenden Elementen geworden; man beachte auch, wie
dieselben für die fünfspältige Vollpalmette eine glatte äussere Um-
[Abbildung] Fig. 166.

Stuckborde von der Moschee des Ibn Tulun zu Kairo.

risslinie ergeben, und in der gleichen Weise besorgen dies die
äusseren Blätter der dreispältigen Lotusblüthe gegenüber den vier Aus-
zackungen der rankendurchsetzenden Halbpalmetten.

Eine fortlaufende Wellenranke enthält Fig. 167 51). Von jeder
Wellenbewegung der Hauptranke zweigt ein Schössling ab, und zwar
zuerst in kreisförmigem, antikem Schwunge. Anstatt aber mit der Pal-
mette zu endigen, setzt sich das äusserste Blatt 52) dieser letzteren

[Abbildung] Fig. 167.

Stuckborde von der Moschee des Ibn Tulun
zu Kairo.

[Abbildung] Fig. 167

a.
Uebersetzung von Fig. 167
in's Griechische.

wiederum in einem Rankenstengel fort, der in entgegengesetzter Rich-
tung zur ursprünglichen Kreiseinrollung verläuft und sich noch einmal
gabelt. Zweierlei unterscheidet diese frühsaracenische Wellenranke auf
den ersten Blick von einer klassisch-antiken: 1. das Umschlagen des

51) Prisse a. a. O. 33.
52) Wenn eine Halbpalmette gemeint ist; wenn aber eine Vollpalmette,
dann setzt die fortlaufende Ranke an das mit dem vorhandenen einen Kelch-
blatt korrespondirende zweite Kelchblatt an.

Die Arabeske.
ist das gleiche Schema bereichert um eine Halbpalmette (oder ein
Akanthushalbblatt), die mit ihrer Spitze unmittelbar in die Vollpalmette
übergeht, somit die Wellenranke unzweideutig durchsetzt. Die beiden
Gabelranken von Fig. 165 sind hier zu flankirenden, einrahmenden und
zugleich raumfüllenden Elementen geworden; man beachte auch, wie
dieselben für die fünfspältige Vollpalmette eine glatte äussere Um-
[Abbildung] Fig. 166.

Stuckborde von der Moschee des Ibn Tulun zu Kairo.

risslinie ergeben, und in der gleichen Weise besorgen dies die
äusseren Blätter der dreispältigen Lotusblüthe gegenüber den vier Aus-
zackungen der rankendurchsetzenden Halbpalmetten.

Eine fortlaufende Wellenranke enthält Fig. 167 51). Von jeder
Wellenbewegung der Hauptranke zweigt ein Schössling ab, und zwar
zuerst in kreisförmigem, antikem Schwunge. Anstatt aber mit der Pal-
mette zu endigen, setzt sich das äusserste Blatt 52) dieser letzteren

[Abbildung] Fig. 167.

Stuckborde von der Moschee des Ibn Tulun
zu Kairo.

[Abbildung] Fig. 167

a.
Uebersetzung von Fig. 167
in’s Griechische.

wiederum in einem Rankenstengel fort, der in entgegengesetzter Rich-
tung zur ursprünglichen Kreiseinrollung verläuft und sich noch einmal
gabelt. Zweierlei unterscheidet diese frühsaracenische Wellenranke auf
den ersten Blick von einer klassisch-antiken: 1. das Umschlagen des

51) Prisse a. a. O. 33.
52) Wenn eine Halbpalmette gemeint ist; wenn aber eine Vollpalmette,
dann setzt die fortlaufende Ranke an das mit dem vorhandenen einen Kelch-
blatt korrespondirende zweite Kelchblatt an.
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[304/0330] Die Arabeske. ist das gleiche Schema bereichert um eine Halbpalmette (oder ein Akanthushalbblatt), die mit ihrer Spitze unmittelbar in die Vollpalmette übergeht, somit die Wellenranke unzweideutig durchsetzt. Die beiden Gabelranken von Fig. 165 sind hier zu flankirenden, einrahmenden und zugleich raumfüllenden Elementen geworden; man beachte auch, wie dieselben für die fünfspältige Vollpalmette eine glatte äussere Um- [Abbildung Fig. 166. Stuckborde von der Moschee des Ibn Tulun zu Kairo.] risslinie ergeben, und in der gleichen Weise besorgen dies die äusseren Blätter der dreispältigen Lotusblüthe gegenüber den vier Aus- zackungen der rankendurchsetzenden Halbpalmetten. Eine fortlaufende Wellenranke enthält Fig. 167 51). Von jeder Wellenbewegung der Hauptranke zweigt ein Schössling ab, und zwar zuerst in kreisförmigem, antikem Schwunge. Anstatt aber mit der Pal- mette zu endigen, setzt sich das äusserste Blatt 52) dieser letzteren [Abbildung Fig. 167. Stuckborde von der Moschee des Ibn Tulun zu Kairo.] [Abbildung Fig. 167 a. Uebersetzung von Fig. 167 in’s Griechische.] wiederum in einem Rankenstengel fort, der in entgegengesetzter Rich- tung zur ursprünglichen Kreiseinrollung verläuft und sich noch einmal gabelt. Zweierlei unterscheidet diese frühsaracenische Wellenranke auf den ersten Blick von einer klassisch-antiken: 1. das Umschlagen des 51) Prisse a. a. O. 33. 52) Wenn eine Halbpalmette gemeint ist; wenn aber eine Vollpalmette, dann setzt die fortlaufende Ranke an das mit dem vorhandenen einen Kelch- blatt korrespondirende zweite Kelchblatt an.

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Zitationshilfe: Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/330>, abgerufen am 12.12.2024.