Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.8. Die Ausbildung der Ranken-Füllung. solche Entwicklung hinarbeiteten, -- Tendenzen, die im Wesen dergriechischen Dekorationskunst seit mykenischer Zeit begründet lagen. Soweit das einseitige Material, das uns zur Beurtheilung des [Abbildung]
Fig. 108. Allgemeinen bestand. Daneben waren kleine Abweichungen von derSchulterornament von einer attischen Lekythos. strengen Symmetrie nicht bloss gestattet, sondern sogar gern angebracht, weil sie den Reiz erhöhten, das Gefühl der Langeweile nicht aufkommen liessen, und dennoch den harmonischen dekorativen Gesammteffekt, der eben die Symmetrie im Allgemeinen forderte, nicht beeinträchtigten. Immerhin blieb der Raum, auf dem sich das Rankenornament in voller Freiheit hätte entfalten können, noch ein sehr beschränkter. An den Vasen war es, wie wir gesehen haben, die Umgebung der Henkel, um die sich das Rankenwerk herumschlängelte. Die grossen Flächen blieben noch immer den figürlichen Darstellungen vorbehalten. So lange der Process der aufsteigenden Entwicklung insbesondere in der Plastik 8. Die Ausbildung der Ranken-Füllung. solche Entwicklung hinarbeiteten, — Tendenzen, die im Wesen dergriechischen Dekorationskunst seit mykenischer Zeit begründet lagen. Soweit das einseitige Material, das uns zur Beurtheilung des [Abbildung]
Fig. 108. Allgemeinen bestand. Daneben waren kleine Abweichungen von derSchulterornament von einer attischen Lekythos. strengen Symmetrie nicht bloss gestattet, sondern sogar gern angebracht, weil sie den Reiz erhöhten, das Gefühl der Langeweile nicht aufkommen liessen, und dennoch den harmonischen dekorativen Gesammteffekt, der eben die Symmetrie im Allgemeinen forderte, nicht beeinträchtigten. Immerhin blieb der Raum, auf dem sich das Rankenornament in voller Freiheit hätte entfalten können, noch ein sehr beschränkter. An den Vasen war es, wie wir gesehen haben, die Umgebung der Henkel, um die sich das Rankenwerk herumschlängelte. Die grossen Flächen blieben noch immer den figürlichen Darstellungen vorbehalten. So lange der Process der aufsteigenden Entwicklung insbesondere in der Plastik <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0233" n="207"/><fw place="top" type="header">8. Die Ausbildung der Ranken-Füllung.</fw><lb/> solche Entwicklung hinarbeiteten, — Tendenzen, die im Wesen der<lb/> griechischen Dekorationskunst seit mykenischer Zeit begründet lagen.</p><lb/> <p>Soweit das einseitige Material, das uns zur Beurtheilung des<lb/> Ganges der älteren griechischen Ornamentik zur Verfügung steht, einen<lb/> allgemeineren Schluss zulässt, war man in der Beherrschung des<lb/> Pflanzenrankenornaments etwa in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts an<lb/> das erstrebte Ziel gekommen: man war im Stande, eine jede gegebene<lb/> Fläche mit dem Rankenornament in gefälliger Weise zu überziehen,<lb/> wobei die einzige Schranke in der Beobachtung der Symmetrie im<lb/><figure><head>Fig. 108.</head><lb/><p>Schulterornament von einer attischen Lekythos.</p></figure><lb/> Allgemeinen bestand. Daneben waren kleine Abweichungen von der<lb/> strengen Symmetrie nicht bloss gestattet, sondern sogar gern angebracht,<lb/> weil sie den Reiz erhöhten, das Gefühl der Langeweile nicht aufkommen<lb/> liessen, und dennoch den harmonischen dekorativen Gesammteffekt,<lb/> der eben die Symmetrie im Allgemeinen forderte, nicht beeinträchtigten.<lb/> Immerhin blieb der Raum, auf dem sich das Rankenornament in voller<lb/> Freiheit hätte entfalten können, noch ein sehr beschränkter. An den<lb/> Vasen war es, wie wir gesehen haben, die Umgebung der Henkel, um<lb/> die sich das Rankenwerk herumschlängelte. Die grossen Flächen blieben<lb/> noch immer den figürlichen Darstellungen vorbehalten. So lange der<lb/> Process der aufsteigenden Entwicklung insbesondere in der Plastik<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0233]
8. Die Ausbildung der Ranken-Füllung.
solche Entwicklung hinarbeiteten, — Tendenzen, die im Wesen der
griechischen Dekorationskunst seit mykenischer Zeit begründet lagen.
Soweit das einseitige Material, das uns zur Beurtheilung des
Ganges der älteren griechischen Ornamentik zur Verfügung steht, einen
allgemeineren Schluss zulässt, war man in der Beherrschung des
Pflanzenrankenornaments etwa in der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts an
das erstrebte Ziel gekommen: man war im Stande, eine jede gegebene
Fläche mit dem Rankenornament in gefälliger Weise zu überziehen,
wobei die einzige Schranke in der Beobachtung der Symmetrie im
[Abbildung Fig. 108.
Schulterornament von einer attischen Lekythos.]
Allgemeinen bestand. Daneben waren kleine Abweichungen von der
strengen Symmetrie nicht bloss gestattet, sondern sogar gern angebracht,
weil sie den Reiz erhöhten, das Gefühl der Langeweile nicht aufkommen
liessen, und dennoch den harmonischen dekorativen Gesammteffekt,
der eben die Symmetrie im Allgemeinen forderte, nicht beeinträchtigten.
Immerhin blieb der Raum, auf dem sich das Rankenornament in voller
Freiheit hätte entfalten können, noch ein sehr beschränkter. An den
Vasen war es, wie wir gesehen haben, die Umgebung der Henkel, um
die sich das Rankenwerk herumschlängelte. Die grossen Flächen blieben
noch immer den figürlichen Darstellungen vorbehalten. So lange der
Process der aufsteigenden Entwicklung insbesondere in der Plastik
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