Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.B. Das Pflanzenornament in der griechischen Kunst. der Mitte zwischen beiden Ansatzpunkten: so auf Böhlau's "frühattischer"Vase, Arch. Jahrb. 1887, Taf. 4. Allerdings fehlt es aus schwarzfiguriger (und rothfiguriger) Zeit auch nicht an Beispielen, wo die Palmette that- sächlich als ornamentale Verkleidung der Ansatzpunkte des Henkels gelten darf14). An der "kyrenischen" Schale Fig. 89 sind die Pal- metten von den Henkeln horizontal seitwärts gerichtet. Sei dem aber wie immer: das Entscheidende für uns ist, dass man bei der isolirten Palmette nicht stehen geblieben ist, sondern die Pflanzenranke dazu in Verwendung gezogen hat. Hierfür war bereits ein geeignetes Motiv vorgebildet, das nicht in [Abbildung]
Fig. 100. Fig. 88 diskutirt haben. Und in der That hat dieses Motiv in seinerHenkel-Ornament von einer korinthischen Schale. Grundcomposition den Ausgangspunkt wenigstens für eine, allerdings sehr verbreitete und maassgebende Art der Rankenverzierung gebildet, wie sie sich unter und über den Vasenhenkeln in schwarzfiguriger Zeit entfaltet und in rothfiguriger Zeit die freieste Ausbildung erlangt hat. Fig. 100 ist entlehnt von einer korinthischen Schale im Oesterrei- Schwarzfigurig ist auch No. 227 im Oesterr. Museum, wovon Fig. 101 14) Die Sammlung antiker Vasen etc. im k. k. österr. Museum No. 217,
Taf. II an den Horizontalhenkeln anstatt der Palmetten Rosetten. B. Das Pflanzenornament in der griechischen Kunst. der Mitte zwischen beiden Ansatzpunkten: so auf Böhlau’s „frühattischer“Vase, Arch. Jahrb. 1887, Taf. 4. Allerdings fehlt es aus schwarzfiguriger (und rothfiguriger) Zeit auch nicht an Beispielen, wo die Palmette that- sächlich als ornamentale Verkleidung der Ansatzpunkte des Henkels gelten darf14). An der „kyrenischen“ Schale Fig. 89 sind die Pal- metten von den Henkeln horizontal seitwärts gerichtet. Sei dem aber wie immer: das Entscheidende für uns ist, dass man bei der isolirten Palmette nicht stehen geblieben ist, sondern die Pflanzenranke dazu in Verwendung gezogen hat. Hierfür war bereits ein geeignetes Motiv vorgebildet, das nicht in [Abbildung]
Fig. 100. Fig. 88 diskutirt haben. Und in der That hat dieses Motiv in seinerHenkel-Ornament von einer korinthischen Schale. Grundcomposition den Ausgangspunkt wenigstens für eine, allerdings sehr verbreitete und maassgebende Art der Rankenverzierung gebildet, wie sie sich unter und über den Vasenhenkeln in schwarzfiguriger Zeit entfaltet und in rothfiguriger Zeit die freieste Ausbildung erlangt hat. Fig. 100 ist entlehnt von einer korinthischen Schale im Oesterrei- Schwarzfigurig ist auch No. 227 im Oesterr. Museum, wovon Fig. 101 14) Die Sammlung antiker Vasen etc. im k. k. österr. Museum No. 217,
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B. Das Pflanzenornament in der griechischen Kunst.
der Mitte zwischen beiden Ansatzpunkten: so auf Böhlau’s „frühattischer“
Vase, Arch. Jahrb. 1887, Taf. 4. Allerdings fehlt es aus schwarzfiguriger
(und rothfiguriger) Zeit auch nicht an Beispielen, wo die Palmette that-
sächlich als ornamentale Verkleidung der Ansatzpunkte des Henkels
gelten darf 14). An der „kyrenischen“ Schale Fig. 89 sind die Pal-
metten von den Henkeln horizontal seitwärts gerichtet. Sei dem aber
wie immer: das Entscheidende für uns ist, dass man bei der isolirten
Palmette nicht stehen geblieben ist, sondern die Pflanzenranke dazu in
Verwendung gezogen hat.
Hierfür war bereits ein geeignetes Motiv vorgebildet, das nicht in
gestreckter Längenrichtung zu verlaufen brauchte, sondern in centralem
Sinne für sich abgeschlossen werden konnte. Es war dies das Ranken-
geschlinge, das wir auf S. 187 f. an der Hand des chalkidischen Beispiels
[Abbildung Fig. 100.
Henkel-Ornament von einer korinthischen Schale.]
Fig. 88 diskutirt haben. Und in der That hat dieses Motiv in seiner
Grundcomposition den Ausgangspunkt wenigstens für eine, allerdings
sehr verbreitete und maassgebende Art der Rankenverzierung gebildet,
wie sie sich unter und über den Vasenhenkeln in schwarzfiguriger Zeit
entfaltet und in rothfiguriger Zeit die freieste Ausbildung erlangt hat.
Fig. 100 ist entlehnt von einer korinthischen Schale im Oesterrei-
chischen Museum (Kat. No. 107). Das Rankengeschlinge ist hier unter
dem Henkel auf eine sehr einfache Form reducirt. Es ist eine Ranke
mit „gegenständigem“ Lotus und Palmette, der Lotus durchzogen von
einem zweiten Rankenbande, das sich mit dem ersten verschlingt; die
Enden der Ranken sind spiralig eingerollt.
Schwarzfigurig ist auch No. 227 im Oesterr. Museum, wovon Fig. 101
entlehnt ist. Deutlich tritt noch die centrale Anordnung hervor, streng
nach symmetrischer Vertheilung, völlig im Geiste des chalkidischen
14) Die Sammlung antiker Vasen etc. im k. k. österr. Museum No. 217,
Taf. II an den Horizontalhenkeln anstatt der Palmetten Rosetten.
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