Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.sich/ machte sich des Nachts zu der Mülle/ nahm doe Tochter ihrem armen Vater aus den Armen / schwang sie auf ein Pferd/ und führete sie in seiner Landgüter eines: Daselbst ward ihr das Ehrenkräntzlein abgenommen. Der arme Vater begad sich stracks auf den Weg den Florentz: Und folgendes Tages wartete er auf den Hertzog/ wenn er aus der Messe käme: Klagte ihm seine Noht / und begehrte Recht und Gerechtigkeit. Der Hertzog hielte seine Gedancken heimlich/ hieß ihn wieder heimgehen/ und sagte/ er wolte die Sache wohl beohachten. Bald nach gehaltener Tafel begab er sich zu Pferde/ als wolte er auf die Jagt ziehen: Nahere sich gegen der Wohnung des Edelmannes/ und hielte an einem lustigen Ort stille. Als der Edelman vermerckte/ daß der Hertzog so nahe war/ und aus Trunckenheit seiner bösen Begierde nicht vermeinete/ daß der Müller wäre so kühn gewesen / ihn zu verklagen/ verließ sich auch auf seine Gunst: Verschloß er die Jungfer in einen abgelegenen und bequehmen Ohrt seines Hauses: Darnach gieng er hin zu dem Hertzoge/ praesentirte seine Dienste/ und seinen Pallast zu einem Logiment: Welches der Hertzog annahm/ und stellete sich/ als hätte er grosse Beliebung an diesem Lusthause/ durch suchte und betrachtete sehr fleissig alle Winckel/ Oerter/ und Zimmer dessel sich/ machte sich des Nachts zu der Mülle/ nahm doe Tochter ihrem armen Vater aus den Armen / schwang sie auf ein Pferd/ und führete sie in seiner Landgüter eines: Daselbst ward ihr das Ehrenkräntzlein abgenommen. Der arme Vater begad sich stracks auf den Weg den Florentz: Und folgendes Tages wartete er auf den Hertzog/ wenn er aus der Messe käme: Klagte ihm seine Noht / und begehrte Recht und Gerechtigkeit. Der Hertzog hielte seine Gedancken heimlich/ hieß ihn wieder heimgehen/ und sagte/ er wolte die Sache wohl beohachten. Bald nach gehaltener Tafel begab er sich zu Pferde/ als wolte er auf die Jagt ziehen: Nahere sich gegen der Wohnung des Edelmannes/ und hielte an einem lustigen Ort stille. Als der Edelman vermerckte/ daß der Hertzog so nahe war/ und aus Trunckenheit seiner bösen Begierde nicht vermeinete/ daß der Müller wäre so kühn gewesen / ihn zu verklagen/ verließ sich auch auf seine Gunst: Verschloß er die Jungfer in einen abgelegenen und bequehmen Ohrt seines Hauses: Darnach gieng er hin zu dem Hertzoge/ praesentirte seine Dienste/ und seinen Pallast zu einem Logiment: Welches der Hertzog annahm/ und stellete sich/ als hätte er grosse Beliebung an diesem Lusthause/ durch suchte und betrachtete sehr fleissig alle Winckel/ Oerter/ und Zimmer dessel <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0095" n="75"/> sich/ machte sich des Nachts zu der Mülle/ nahm doe Tochter ihrem armen Vater aus den Armen / schwang sie auf ein Pferd/ und führete sie in seiner Landgüter eines: Daselbst ward ihr das Ehrenkräntzlein abgenommen.</p> <p>Der arme Vater begad sich stracks auf den Weg den Florentz: Und folgendes Tages wartete er auf den Hertzog/ wenn er aus der Messe käme: Klagte ihm seine Noht / und begehrte Recht und Gerechtigkeit.</p> <p>Der Hertzog hielte seine Gedancken heimlich/ hieß ihn wieder heimgehen/ und sagte/ er wolte die Sache wohl beohachten.</p> <p>Bald nach gehaltener Tafel begab er sich zu Pferde/ als wolte er auf die Jagt ziehen: Nahere sich gegen der Wohnung des Edelmannes/ und hielte an einem lustigen Ort stille.</p> <p>Als der Edelman vermerckte/ daß der Hertzog so nahe war/ und aus Trunckenheit seiner bösen Begierde nicht vermeinete/ daß der Müller wäre so kühn gewesen / ihn zu verklagen/ verließ sich auch auf seine Gunst: Verschloß er die Jungfer in einen abgelegenen und bequehmen Ohrt seines Hauses: Darnach gieng er hin zu dem Hertzoge/ praesentirte seine Dienste/ und seinen Pallast zu einem Logiment: Welches der Hertzog annahm/ und stellete sich/ als hätte er grosse Beliebung an diesem Lusthause/ durch suchte und betrachtete sehr fleissig alle Winckel/ Oerter/ und Zimmer dessel </p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0095]
sich/ machte sich des Nachts zu der Mülle/ nahm doe Tochter ihrem armen Vater aus den Armen / schwang sie auf ein Pferd/ und führete sie in seiner Landgüter eines: Daselbst ward ihr das Ehrenkräntzlein abgenommen.
Der arme Vater begad sich stracks auf den Weg den Florentz: Und folgendes Tages wartete er auf den Hertzog/ wenn er aus der Messe käme: Klagte ihm seine Noht / und begehrte Recht und Gerechtigkeit.
Der Hertzog hielte seine Gedancken heimlich/ hieß ihn wieder heimgehen/ und sagte/ er wolte die Sache wohl beohachten.
Bald nach gehaltener Tafel begab er sich zu Pferde/ als wolte er auf die Jagt ziehen: Nahere sich gegen der Wohnung des Edelmannes/ und hielte an einem lustigen Ort stille.
Als der Edelman vermerckte/ daß der Hertzog so nahe war/ und aus Trunckenheit seiner bösen Begierde nicht vermeinete/ daß der Müller wäre so kühn gewesen / ihn zu verklagen/ verließ sich auch auf seine Gunst: Verschloß er die Jungfer in einen abgelegenen und bequehmen Ohrt seines Hauses: Darnach gieng er hin zu dem Hertzoge/ praesentirte seine Dienste/ und seinen Pallast zu einem Logiment: Welches der Hertzog annahm/ und stellete sich/ als hätte er grosse Beliebung an diesem Lusthause/ durch suchte und betrachtete sehr fleissig alle Winckel/ Oerter/ und Zimmer dessel
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/95>, abgerufen am 17.07.2024. |